Kontrapunkt: Charles Bronson und Michael Winner

Eine fruchtbare Zusammenarbeit über einen Zeitraum von 15 Jahren und sechs Filme weisen Charles Bronson und Regisseur Michael Winner vor und trotz ähnlicher Stories und Charaktere gibt es einige Unterschiede.

Kalter Hauch (USA 1972)

Nach „Chatos Land“ inszenierte Michael Winner hier zum zweiten Mal den skrupellosen Outlaw Charles Bronson. Allerdings noch nicht als Vigilant, sondern als eiskalten Profikiller mit Namen Arthur Bishop. Dieser bereitet seine Morde akribisch vor, lässt sie wie Unfälle aussehen. Eines Tages bekommt er Unterstützung von Steve (Jan-Michael Vincent), der schließlich den Auftrag bekommt, Arthur zu töten. Die Inszenierung von Winner wirkt sprunghaft und durch kurze Einstellungslängen verknappt, quetscht viele narrative Ellipsen wie Arthurs Verhältnis zu Frauen und Training/Taktik sowie eine überraschende Pointe in den dramaturgisch wie kameratechnisch (Zooms!!!) etwas holprigen Film, der das Potenzial des Konflikts zwischen den beiden Killern nicht ausschöpft. Inhaltlich lässt sich der erst im letzten Drittel Tempo entwickelnde Killerthriller als Allegorie auf den rechtsfreien Raum im Vietnamkrieg deuten, worauf ich auch in meiner bald beim MANIFEST erscheinenden Kritik hingewiesen habe.

Ein Mann sieht rot (USA 1974)

Der Klassiker des Revenge-Thrillers! Nachdem bei einem Überfall seine Frau stirbt und seine Tochter ein Fall für die Psychiatrie wird, greift der gewissenhafte Architekt und ehemalige Koreakrieg-Sanitäter Paul Kersey (Charles Bronson) notgedrungen selbst zur Waffe. Die Polizei erweist sich als ohnmächtig gegen das Verbrechen in New York. Ein Vigilant, der ganz in Sheriff-Manier für Ordnung in den Straßen sorgt, wird gebraucht. Die sich aufdrängende Western-Analogie wird durch einen Besuch Kerseys im ländlichen Arizona manifestiert, bei dem er Zeuge eines Waffenfetischs unter Viehzüchtern wird. Das Funktionieren des Staatssystems wird infrage gestellt, einer zynischen Moral der notwendigen Repression durch überbordende Waffengewalt, um Ordnung wieder herzustellen, gehuldigt. Diese Verherrlichung der Selbstjustiz ist in Reaktion auf „Watergate“ (die Fehlbarkeit des Staates und Rückbesinnung auf uramerikanische „Tugenden“) ebenso subversiv wie reaktionär, aber solide inszeniert. Insbesondere die nur schwer zu ertragende, drastische Überfall-Szene durch eine Bande von Vergewaltigern und Dieben (Jeff Goldblum in einer seiner frühen Rollen!) bleibt im Gedächtnis haften.

Death Wish 3 – Der Rächer von New York (USA 1985)

Die letzte Zusammenarbeit zwischen Bronson und Winner wärmt die Geschichte von Teil eins wieder auf, ohne ihr abseits von Brutalitäten etwas Nennenswertes hinzuzufügen. Kersey (Charles Bronson) kehrt nach New York zurück, will einem Freund im Kampf gegen eine marodierende Bande unterstützen, doch der stirbt vor seinen Augen, weswegen er und seine Nachbarn in dem heruntergekommenen Viertel Rache schwören. Selten wurden in den ersten fünf Filmminuten so viele Anteile der Filmhandlung schon erzählt wie in „Death Wish 3“, der danach mit einigen Morden, Shoot-Outs, und Prügeleien durchaus zu unterhalten, aber nicht in die Tiefe zu gehen vermag. Einige Male nahezu hektisch geschnitten, fällt die in ihren eruptiven Zügen beinahe exploitativ inszenierte Gewalt, die im actionreichen Finale bürgerkriegsähnlichen Zuständen ähnelt, negativ auf. Ein Vertrag mit Waffenherstellern ist aufgrund Bronsons phallischer Waffe (.475 Wildey Magnum) und der Entstehung unter Reagans Präsidentschaft allzu offensichtlich. Dabei durfte natürlich eine alberne, implementierte Affäre zwischen dem erstaunlich rüstigen Über-60-Jährigen und der kernigen Anwältin nicht fehlen – ein widerlicher, leidenschaftsloser Filmkuss inklusive.

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