Forbidden Kingdom (USA/VRC 2008)

Der lang ersehnte Messias des modernen Martial Arts-Films ist Rob Minkoff mit Forbidden Kingdom nicht gelungen, auch wenn hier zwei lebende Legenden des Genres zum ersten Mal aufeinander treffen. Vor zehn oder fünzehn Jahren hätte man den Film drehen sollen, denn im Gegensatz zu ihren kinematografischen Alter Egos leiden auch die Knochen der größten Kämpfer unter der fortschreitenden Zeit. Einen durch und durch gelungenen Abenteuerfilm der Marke “Hollywood macht sich auf nach Asien” hat Minkoff dennoch zustande gebracht.

Als eine Liebeserklärung an sein Genre konzipiert, erzählt er die fast schon klassische Geschichte eines Filmfans, der sich unverhofft an der Seite seiner verehrten Helden wiederfindet. Jason Tripitikas (Michael Angarano) ist ein Geek in Sachen Kung Fu-Film, der ganz wie Bastian Balthasar Bux von seinem Altersgenossen Lupo und dessen Bande drangsaliert wird. Eines Tages entdeckt er beim heruntergekommenen DVD-Händler seines Vertrauens einen geheimnisvollen Stab. Als Lupo den Laden ausrauben will, entkommt Jason mit dem Stab, doch nicht bevor der alte, weise und sehr nach Jackie Chan aussehende Händler ihn damit beauftragt hat, das gute Stück zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen. Den Stab in seinen Händen, findet sich Jason flugs im alten China wieder. Mit Hilfe des stets betrunkenen Lu Yan (Jackie Chan), eines wortkargen Mönchs (Jet Li) und der schönen Golden Sparrow (Liu Yifei) begibt er sich auf die gefährliche Reise.

Vom mit Kung Fu-Filmpostern bestückten Vorspann bis hin zur Geschichte, welche vom chinesischen Literaturklassiker Die Reise nach Westen inspiriert zu sein scheint, webt der Film ein Netz der Selbstreferenzialität um die eigentliche Attraktion: Das Aufeinandertreffen der Ikonen Jet Li und Jackie Chan. Für knapp sechs Minuten lässt der Film sie auch das machen, was die Fangemeinde wohl schon immer mal sehen wollte: Sie kämpfen gegeneinander. Spätestens in diesen filmhistorisch bedeutsamen Minuten kann man die Macher nur dafür loben, dass sie mit dem Action Director Yuen Woo-Ping (“Once Upon a Time in China”, “Tiger & Dragon”, uvm.) und dem Kameramann Peter Pau (“Tiger & Dragon”, “The Killer”) zwei Veteranen des Genres für den Film gewinnen konnten. Gerade auf Grund des Alters der beiden Helden verlässt sich der Film zwar allzu sehr auf Wire fu, doch dank des Personals hinter der Kamera sieht es ziemlich ansehnlich aus. Wer über die offensichtliche Künstlichkeit der Drahtseilakte hinweg zu sehen vermag und den Film als das erkennt, was er ist – eine Teenager-Fantasie im Wuxia-Stil – der wird mit einem überaus unterhaltsamen Actionfilm für die ganze Familie belohnt werden.

Die Stars wussten jedenfalls, für welchen Film sie da unterzeichnet hatten. Beide präsentieren sich in bester Spiellaune. Die Zusammenarbeit ihrer perfekt auf die jeweilige Filmpersona zugeschnittenen Figuren – Säufer (Chan) und Mönch (Li) – gestaltet sich naturgemäß nicht reibungslos, was dem komödiantischen Element des Films wiederum zu Gute kommt. So gut ist das ganze, dass gar ein Buddy Movie der beiden vorstellbar wäre. Gerade die Idee, die beiden Meister sozusagen als Mr. Miyagis für Jason aufzubauen, darf als Gewinn angesehen werden. Der Traum des Filmfans, seine Martial Arts-Heroen als Lehrer zu gewinnen, wird dadurch erst perfekt, schließlich könnten Jasons Bruce Lee-Poster ebenso gut die Herren Li und Chan zeigen.

Ob Bambuswald, Gebirge oder Wüste, wenngleich Forbidden Kingdom nicht ohne die obligatorischen Spezialeffekte auskommt, weiß Minkoff die bildgewaltige chinesische Kulisse seines Abenteuerfilms auch visuell einzufangen und liegt dabei ganz in der Tradition der chinesischen Wuxia-Filme der letzten Jahre. Überdurchschnittlich eingängig wird das ganze von David Buckleys Score untermalt.

Das Martial Arts-Rad neu erfunden hat Minkoff zwar nicht, an seinem Film gibt es dennoch nichts auszusetzen. Aus solch einer abgedroschenen Ausgangskonstellation (Teenager reist in die Vergangenheit) einen dermaßen detailverliebten, sympathischen Abenteuerstreifen zu basteln, das grenzt schon fast an Zauberei. Ein sehenswertes Denkmal für das Genre und seine Helden, erzählt aus der Sicht des Fans ist der Film auf jeden Fall. So bleibt einem am Ende nur, die befriedigte Einladung auszuprechen: Come drink with me!

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