Trailer 4: Harry Potter und der Halbblutprinz

Beim Kaltduscher gefunden, nun gibt’s auch hier den aktuellen Trailer zum nächsten HP- Abenteuer, Harry Potter und der Halbblutprinz, das bei uns am 16. Juli starten wird. Das Filmhighlight des Sommers unter der Regie von David Yates lässt also noch einige Monate auf sich warten.  Mit dem knapp zwei Minuten, die man in guter Qualität auch bei MovieMaze anschauen und herunterladen kann, ist den Mannen von Warner Bros. meines Erachtens der bisher beste und düsterste Trailer gelungen. Stilistisch gesehen wirken die Bilder so, als hätte ein Dementor bei den Dreharbeiten hinter der Kamera gestanden.

Vor seiner großen Potter- Karriere inszenierte David Yates übrigens die Serie State of Play, die in Deutschland unter dem Titel “Mord auf Seite Eins” bei Arte lief und gerade in Hollywood für’s Kino geremaked wird und den Zweiteiler Sex Traffic, beide mit John Simm, beide absolut empfehlenswert.

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Teaser: Vengeance

Vengeance heißt der neue Film von Johnnie To (a.k.a. The God of Modern Hong Kong Cinema™), der wahrscheinlich auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes Premiere feiern wird. To’s bisher “internationalster” Film ist eine Koproduktion französischer und Hongkonger Firmen und daher mit einem interessanten Ensemble versehen: Rockstar Johnny Hallyday (“Das Zweite Leben des Monsieur Manesquier”) spielt an der Seite von Silvie Testud (“La vie en rose”) und den To- Veteranen Anthony Wong (Yay!), Simon Yam und Lam Ka-Tung, die zuletzt für “Exiled” gemeinsam vor der Kamera standen.

Wie der Titel schon andeutet, geht’s um einen ehemaligen Killer, der nun als Koch arbeitet und nach Hongkong kommt, um Rache an den Mördern seiner Familie zu nehmen. Unterstützt wird er dabei von drei örtlichen Killern.

Der kurze französische Teaser bietet schon mal alles, was man aus Filmen wie “Election”, “Exiled” und “Sparrow” kennt: Regenschirme,  Killer in Anzügen, Schießereien, ein Schiff und Gitarrenmucke.

Im Mai startet “Vengeance” in Frankreich. Den Teaser kann man sich unten ansehen oder in besserer Qualität hier.

(via)

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Intersession

Nach monatelanger Warterei und der Bewunderung wirklich seltsamer Marketingblüten habe ich mir gestern endlich Watchmen im Kino angeschaut und weiß nach langen Überlegungen noch immer nicht recht, was ich mit dem Film anfangen soll. Spontan führte die Sichtung jedenfalls nicht zu einem knallharten Verriss, aber eine uneingeschränkte Lobpreisung ist auch nicht drin. Wie schon im Sommer bei The Dark Knight fürchte ich, dass diesmal ein zweiter Kinobesuch notwendig ist, um dem Film eine ordentliche Kritik zu widmen, jenseits von dem verwirrtem Gestammel, welches mir derzeit so im Kopf herumschwirrt.

Soviel als Fazit vorweg: Zack Snyder hätte gut daran getan, sich Peter Jackson oder Alfonso Cuarón zum Vorbild zu nehmen und eine vergleichsweise freie Adaption der Vorlage  auf die Leinwand zu bringen. Mehr dazu aber in wenigen Tagen. Im Idealfall steht nämlich schon heute oder morgen die Zweitsichtung an.

Kontrapunkt: Mord im Orient-Express, Blow Up & Vorbilder?!

Einmal mehr eine illustre Zusammenstellung zwischen einem Klassiker, einen missverstanden Kunst- und einem aktuellen Kinofilm. Ich sage es vorweg: Wer mich wegen meiner Meinung zu „Blow Up” steinigen möchte, sollte es jetzt tun – oder für immer schweigen.

Mord im Orient-Express (GB 1974)

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mit Ausnahme von “Tödliche Entscheidung” noch keinen weiteren Film von Altmeister Sidney Lumet gesehen habe. Wohl aber meine ich konstatieren zu können, dass er ein eher gemächlicher, denn aufgeregter, eher subtiler, denn grober Regisseur ist. Und dies fällt auch bei Mord im Orient-Express auf: Im Zentrum steht die titelgebende Geschichte nach Vorlage von Agatha Christie und die potenziellen Täter (u. a. Sean Connery und die oscarprämierte Ingrid Bergman), allesamt Passagiere an Bord.

Albert Finney ermittelt als spleeniger Detektiv Hercule Poirot im Mordfall an dem Hauptbeteiligten einer Kindesentführung, die eine ganze Familie in den Tod trieb. Stets in edle Bilder getaucht und mit geschliffenen Dialogen gesegnet sowie mit Wendungen und Pointen zum Miträtseln animierend, fällt einzig das gemächliche Tempo der Inszenierung etwas auf. Aber was soll’s: Mord im Orient-Express ist großes Schauspielerkino.

Blow Up (GB/I/USA 1966)

… ist ziemlich aufgeblasenes und überschätztes Kunstkino. Meine Empfindung mag vielleicht auch daran liegen, dass dies mein erster Film von Michelangelo Antonioni ist und sich mir der tiefere Sinn um die – wie ich las – Verschmelzung der Künste, Intension und Extension sowie Realität und Fiktion im London der Swinging Sixties nicht wirklich erschlossen und ratlos zurückgelassen hat. Schön, wie Antonioni mit der filmischen Raumkonstruktion und Wahrnehmung von Tiefe und Fläche spielt. Schade nur, dass er dabei seine Story um einen arroganten Fotografen (David Hemmings), der zufällig einen Mord knipst und später die Leiche entdeckt, welche noch später spurlos verschwunden ist, vollkommen kleineren Nebenhandlungen preisgibt und sie am mit Symbolen regelrecht überfrachteten Ende scheinbar ad acta gelegt hat.

Genre? Keine Ahnung… Cineasten nennen das auch manchmal „Kunst”, wenn sie es nicht einordnen können. Ich nenne es im Sinne Kracauers „unfilmisch” und kann noch nicht einmal genau sagen, ob Blow Up narrativ oder assoziativ, Spielfilm oder Experimentalfilm ist. Am ehesten wohl noch ein Zwitter aus beiden, aber auf jeden Fall enorm prätentiöses Kopfkino. Kommt aber auf jeden Fall auf meine „Muss ich irgendwann nochmal sehen, um es vielleicht zu verstehen”-Liste.

Vorbilder?! (USA/D 2008)

Die Karrieren von Seann William Scott und Paul Rudd kann man nun wirklich nicht mehr kometenhaft nennen. Beide haben scheinbar ihre großen Zeiten schon hinter sich: Scott als „Stiffler” in American Pie und ähnlich gelagerten Sex-Klamotten um die Jahrtausendwende, Paul Rudd war ohnehin meist nie mehr als Nebendarsteller in Komödien wie in „Jungfrau (40), männlich, sucht…” oder „Beim ersten Mal”. Was also bei Vorbilder?! für ein Humor heraus kommen würde, kann man schon anhand dieser Filme erahnen: ein ziemlich tief gelegter. Scott spielt einmal mehr den dauergeilen Womanizer, der stets lustlos wirkende Rudd hingegen einen zynischen Loser. Beide arbeiten als Promoter für einen Energy Drink und verursachen eines Tages soviel Chaos, dass sie bei einer Organisation die sich um Problemkinder während ihrer Freizeit kümmert, Sozialstunden ableisten müssen.

Wie es ausgeht, ist klar: Alle raufen sich nach der ein oder anderen Zote wie Sex unter Schlaftabletten beim Campen zusammen und werden glücklich. Das ist zwar nett und gelegentlich aufgrund des speziellen „Stiffmeister”-Humors brüllkomisch, aber nicht tiefgründig oder originell, sondern nur guter Durchschnitt. Der Einfall mit dem Real-Rollenspiel am Ende, als sich alle Beteiligten als KISS verkleiden, ist aber ganz witzig.

Frau ohne Gewissen – Double Indemnity (USA 1944)

Da nicht jeder Mensch in seiner Jugend mit den Cahiers du Cinéma aufgepäppelt wird, verläuft die Entwicklung zum Cineasten meist auf einem holprigen, selbst auserkorenen Weg durch die Filmgeschichte. Bei mir läuft und lief das immer über Umwege, d.h. über die Verästelungen der Produktionsmachinerie, über Regisseure, SchauspielerInnen, Kameraleute usw. Ich habe z.B. irgendwann zum zweiten mal in meinem Leben “Dr. Seltsam” gesehen und war plötzlich arg begeistert. Daraufhin wühlte ich mich durch die umfangreiche künstlerische Hinterlassenschaft von Peter Sellers, entwickelte einen Faible für britische Filme der Fünfziger und Sechziger, entdeckte auf diesem Wege Michael Powell und Emeric Pressburger, David Lean, und schließlich Hal Ashby, um am Ende nach einer weiteren Sichtung von “Dr. Seltsam” die Stanley Kubrick -Box im örtlichen Müller zu erstehen. Umwege, wie gesagt. Alles aus dem Wunsch heraus nach einem  tiefgreifenden Kick die Sucht nach der Droge zu stillen, um es einmal reißerisch auszudrücken.

Mit Billy Wilder ging es nach dem gleichen Prinzip vonstatten. Nach der obligatorischen Sichtung von “Ein seltsames Paar” mussten natürlich Jack Lemmon und Neil Simon dran glauben und wer ersteren kennt, weiß, Wilder ist da nicht weit. Nur blieb die Reaktion… Ich sage es einmal so: Mehr als drei Filme habe ich mir von Wilder nicht angesehen und relativ schnell mit dem “China-Syndrom” weitergemacht. Womöglich sollte ich seinen (Tragik-)Komödien noch eine Chance geben, schließlich bleibt kaum ein Filmgeschmack über Jahre hinweg gleich. Das hoffe ich zumindest. Bis auf Manche mögen’s heiß hatte es mir Wilder jedenfalls nicht angetan, so dass sich seine Präsenz in meinem imaginären Filmtagebuch auf eine Fußnote belief. Später dann, aus einem längst vergessenen Grund, landete Sunset Boulevard in meiner Sammlung und irgendwie sah der ganz und gar nicht nach dem Wilder aus, der Lemmon und Tony Curtis in Frauenkleider stecken würde. Vielleicht lag es an der Geschichte über einen Drehbuchautor, der auf eine alternde Filmdiva trifft, die gerade dabei ist, die Beerdigung ihres Schimpansen vorzubereiten. Mit “Zeugin der Anklage” verhielt es sich – trotz der wesentlich konventionelleren Story – ähnlich und nun reiht sich Frau ohne Gewissen (OT: “Double Indemnity”) ein in die vorwiegend düsteren Werke des Wilder-Kanons, welche mich wenigstens belehrt haben, warum er als großer Regisseur gefeiert wird.

Dem Zuschauer sei es verziehen, wenn er bei Double Indemnity im nachhinein v.a. an drei Dinge denkt: Schatten. Eine Fußkette. Und Barbara Stanwycks blonde, schrecklich billig aussehende Perücke. Stanwyck ist die Femme Fatale  und an ihrer offensichtlich falschen Haarpracht kann man ihre zwielichtige Motivation, ihr doppeltes Spiel leicht ablesen. Der Versicherungsverkäufer Walter Neff (Fred MacMurray) verfällt der schönen Kundin und auch ihrem Fußbändchen, so dass die beiden schon bald den Mord an Phyllis’ (Stanwyck) reichem Ehemann planen, um die Versicherungsprämie abzukassieren. Wie ein Unfall soll es aussehen, doch bald nach der Tat meldet sich nicht nur Walters Gewissen zu Wort, sondern auch sein Kollege Barton Keyes (Edward G. Robinson), der Zweifel an der Unschuld der Ehefrau hegt, einen Versicherungsbetrug wittert. Erzählt wird die auf einem Roman von James M. Cain (“Wenn der Postmann zweimal klingelt”) basierende Geschichte in Flashback- Form von einem angeschossenen Walter, der sein für Keyes gedachtes Geständnis aufzeichnet.

Eine Femme Fatale. Eine auffällige Licht- und Schattengestaltung. Vom Verlangen nach Geld/Sex in den Abgrund getriebene Figuren, statt klassische Helden. Ein Erzähler. Klingt nach Film Noir und ist es auch. “Double Indemnity” gilt als eines der ersten Meisterwerke dieser sagenumwobenen (und mal wieder von französischen Kritikern erdachten) Stilrichtung und erfüllt den Tatbestand weitestgehend. Mal abgesehen davon, dass die Geschichte hier verständlich, der Plot dank des Drehbuchs von Wilder und Raymond Chandler ziemlich geradlinig ist. Ihre Grundzüge kennt man heutzutage wohl aus jeder zweiten “C.S.I.”-, “Columbo”- oder “Monk”-Folge, doch zu Zeiten als in Hollywood dank des Hayes- Codes noch eine strenge Zensur herrschte,  war die in “Double Indemnity” aufzufindende moralische Verwerflichkeit der Hauptfiguren äußerst gewagt. Auch wenn er nicht an die morbide Dichte von “Sunset Boulevard” herankommt, beeindruckt der Film v.a. durch einzelne, aussagekräftige Momente, die noch einmal auf das Können der Drehbuchautoren verweisen und eben den guten Noir von all den schlechten Kopien (Hallo Brian DePalma) unterscheiden.

Mit äußerster Effizienz schildert der Film etwa, wie Walter seiner neuen Bekanntschaft Phyllis verfällt. Es ist das glitzernde Fußkettchen, als sie die Treppe herabsteigt, welches sein Verhängnis – die Gier nach der Frau und dem Geld – vorwegnimmt, noch ehe wir den Rest seiner Geschichte gehört haben. Es ist Barbara Stanwycks kaltes, zufriedenes Lächeln, während ihr Liebhaber den Ehemann umbringt, das mehr Brutalität in sich birgt, als es eine offenherzig gefilmte Mordszene je könnte. Psychologische Finessen, wie Walters wachsender Verfolgungswahn  ganz im Sinne Edgar Allan Poes, stellen in Double Indemnity trotz aller stilistischer Auffälligkeiten an den Figuren orientierte Bedeutungsebenen her.

Billy Wilders erste große Regiearbeit profitiert allerdings nicht nur von einem erstklassigen Drehbuch, das einiges aus dem nicht gerade neuen Plot  herausholt. Einen Film mit Barbara Stanwyck und Edward G. Robinson gegen die Wand zu fahren, müsste auch als Verbrechen gegen die Menschlichkeit vergolten werden. Stanwyck mit ihrem geradezu surrealem Äußeren ist die Sirene, die Walter ins Verderben lockt und uns als Zuschauer gleich mit ihm. Robinson ist der Gute und darf einige geistreiche Reden von sich geben, die ihm wie auf den Leib geschrieben scheinen. Als ausgebuffter Veteran im Versicherungsgeschäft und Freund von Walter nimmt er aber auch die Rolle der Moral ein, des strafenden Gewissens, an das Walter in seinem Geständnis appelliert. Nur ist es nicht das Gewissen, das mit langweiligen Predigten die Filmzeit verschwendet. Eines des enttäuschten Freundes ist’s, ein hochgradig wirkungsvolles noch dazu.