Trailer: Red Cliff 2

Erstmal wünsche auch ich allen Lesern ein frohes neues Jahr mit möglichst wenigen Flops im Kinosaal und vor der Mattscheibe, sowie einen gigantischen Haufen erinnerungswürdiger Filmerlebnisse!

Eigentlicher Sinn dieses Posts ist aber ein kurzer Hinweis auf mehrere aktuelle Trailer für den zweiten Teil von John Woos Red Cliff-Megaschlachteneposcomeback. Es geht doch nichts über endlose Wortaneinanderreihungen…

Bei Twitch kann man drei asiatische Trailer anschauen und sich ein Bild vom Finale machen. Der folgende koreanische Trailer sähe gar nicht so schlecht aus, wäre da nicht der amerikanische Sprecher (!?) in der zweiten Hälfte, den man wohl schon aus hundert anderen Trailern kennt.

Red Cliff II: The Decisive Battle (Die Entscheidungsschlacht) feiert zu Zeit in China Premiere.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=6t-VDKX24-8]

Eine Kritik zum ersten Teil und ein paar Infos zur Veröffentlichung des Zweiteilers gibt es hier.

Kontrapunkt: Über Listen

Ja, eigentlich hatte ich nicht vor, auf den Zug aufzuspringen, da das am Ende eines Kinojahres jeder tut und die Deutsche Bahn dann wegen Überladung wieder Unglücke zu vermelden hat. Aber egal, ich bin wankelmütig, was das angeht und auch ich will mal wieder total subjektiv 10 Zahlen untereinander schreiben. Und da the gaffer mir mit der „Bestenliste 2008″ schon den undankbarsten Job abnahm, werde ich jetzt dem dankbarsten nachgehen und so richtig schön meckern.

Hier also das Pendant:

Meine Top Ten-Liste der schlechtesten Filme 2008.

10. Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (USA 2008)

Indiana Jones kämpft gegen Aliens. Das sagt eigentlich schon genug zum Verrat an der etablierten Film-Reihe, der hier passiert ist. Und Steven Spielberg kann noch so lange sagen, dass sein postmoderner Indy ein Zugeständnis an die Science-Fiction-Filme der 50er Jahre ist.

Meine Ausführungen zum Film findet man hier.

09. Der unglaubliche Hulk (USA 2008)

Keine Ahnung, warum alle Ang Lees Hulk von 2003 als so scheiße beurteilten. Ich fand Eric Bana seinerzeit in der Titelrolle als grünes Monster irgendwie glaubwürdiger als den stets harmlos wirkenden Edward Norton. Bezogen ist dieser 9. Platz übrigens in erster Linie auf die mies zusammen geschnippelte Kinofassung, die so echt nicht geht/ging.

08. Get Smart (USA 2008)

Der Steve Carrell-Film hat nur einen Pluspunkt: Steve Carrell. Ansonsten haben anscheinend kaum Leute gemerkt, dass es sich bei dieser Agentenfilmparodie um ein dümmliches, seelenloses Wiederaufbereiten der Kultserie aus den 60er Jahren mit einer hanebüchen konstruierten Story und omplett überkonstruierten Actionsequenzen handelt.

07. Shutter – Sie sehen dich (USA 2008)

Hollywood drehte mal wieder ein Remake eines Geisterfilms aus Fernost. Das ist mittlerweile eigentlich nicht mehr der Erwähnung wert – nur wenn es schlecht ausfällt.

So wie hier, als ein Fotograf (schlecht gespielt von Joshua Jackson) von einem Geist verfolgt wird. Unter anderem am Nacken… nun ja.

06. Wanted (USA/D 2008)

Ich mag diese seltsame Videoclip-schnell-schnell-düster-weils-geil-aussieht-Inszenierung von Timur Bekmambetov, für mich einer der meistüberschätzten Hollywoodimport-Regisseure der letzten Jahre, schlicht und einfach nicht. Warum? Weil schon die Wächter-Filme keine sinnvolle Handlung dazu aufwiesen und mich auch Angelina Jolies entblößter Arsch und die mäßigen Effekte nicht davon ablenken konnten. Weiteres dazu hier.

05. Jumper (USA 2008)

Auch fähige Leute wie Doug Liman (“Mr. & Mrs. Smith”, “Die Bourne-Identität”) drehen einmal Crap wie diesen. Die blödsinnige Handlung um Teleportation usw. wird von Nebendarsteller Jamie Bell solide getragen, nicht jedoch von den öfter präsenten Hayden Christensen und Samuel L. Jackson, die bei ihrer Reise von einer zur nächsten Sehenswürdigkeit der Welt mal besser bei ihren Laserschwertern geblieben wären.

04. Ich weiß, wer mich getötet hat (USA 2007)

Lindsay Lohan ist über ein Jahr jünger als ich und hat schon ein paar mehr Höhe- und viel mehr Tiefpunkte inklusive Drogensumpf durchlebt als ich. Dieser Film, 8-facher Abräumer bei der Verleihung der „Goldenen Himbeere” 2008, gehört zweifelsohne auch in letztere Kategorie, wenn sie in einem hirnrissigen Plot um eineiige Zwillinge und einen ultrabrutalen Serienkiller der Gliedmaßen amputiert, erneut beweist, dass sie keine wirklich gute Schauspielerin ist.

03. Superhero Movie (USA 2008)

Ein Film, an den ich mich gerade nicht mehr wirklich erinnern kann. Aber Fakt ist: Ich war zu dieser Superheldenfilm-Parodie, die sich eher grob als subtil an der Story von “Spider-Man” orientiert, im Kino! Leslie Nielsen ist neben “Star Trek”-Data Brent Spiner einer der wenigen bekannten Namen im Cast und zeigt, dass er auch immer noch hin und wieder lustig sein kann. Zum Beispiel, wenn sein eher kleinerer Auftritt als komischer Onkel endlich vorüber ist.

02. Meine Frau, die Spartaner und ich (USA 2008)

… oder: „Wie parodiere ich in 62 Minuten Filmlaufzeit sämtliche Blockbuster des vergangenen Jahres auf extrem dümmlichem Wege”. Ja, der Schmu ist nach 62 Minuten vorbei, dann folgt noch ein Gag-Best Of, dass noch einmal die besten Gags des Films variiert: also zwei oder drei. Ja, man lacht darüber, aber nur, weil es so dumm ist. Ja, “300” liefert reichlich Verarsche-Potenzial, das hier aber nicht genutzt wird. Nein, ich höre jetzt auf mit „Ja, …” und verweise auf meine weiter ausufernden Ergüsse zum Film.

01. Saw IV (USA 2007)

Systematischer Verkauf der Intelligenz des Kinozuschauers, erste Runde. Bis “Saw III” waren die Morde des dahinsiechen Jigsaw wenigstens noch logisch, aber ab hier soll der geneigte Zuschauer mit einer endgültig extrem verärgernden Pointe zum Konsum vom bald anlaufenden Saw V animiert werden. Selten so einen extrem misanthropischen Dreck im Kino gesehen und selten einen Film, der so deutlich beim miesesten Filmmüll des Jahres vorne lag! Hier die ausführliche Kritik zum filmischen Untergang des Abendlandes.


Im “Verfolgerfeld”:

“Der rote Baron”
“The Eye” sowie
“Eagle Eye – Außer Kontrolle”
Noch ein paar Hinweise zur Liste: Sie bezieht sich nur auf die Filme, die 2008 einen deutschen Kinostart hatten und die ich selbst im Kino gesehen habe. Folgende potenzielle „Perlen” sind mir dabei leider (?) entgangen:

“Die wilden Kerle 5”
“Speed Racer”
“Prom Night”
“The Happening”
“Far Cry”

(Zumindest letzteren hätte ich gern im Kino gesehen, doch er kam in Jena leider nicht.)

Soviel dazu. Ich betone: Ein Teil der Filme lief in einer Sneak Preview, die ich bis Mitte vergangenen Jahres noch besuchen konnte, weswegen ich in den „Genuss” der Filme kam. Nicht dass jemand außer the gaffer noch auf den abwegigen Gedanken kommt, ich würde mein Geld freiwillig für irgendwelchen Crap ausgeben…

Übrigens: Gesundes Neues noch!

2008: Das Jahr, indem wir Top Ten-Listen erstellten

…wie in jedem anderen Jahr auch.

Wie auch schon bei der Top Ten 2007 werden hier nur Filme berücksichtigt, die a) ihren deutschen Starttermin oder b) ihre (deutsche) DVD-Premiere im Jahre 2008 gefeiert haben. Die Einschränkungen sind recht wirr und dienen allein als seriös wirkende Ausrede dafür, dass ich die vielleicht wichtigsten amerikanischen Filme des Jahres – potenzielle Oscar-Anwärter z.B. – noch gar nicht gesehen habe, da deren deutscher Starttermin meist im Januar oder Februar 2009 liegt.

Noch dazu sei hinzuzufügen, dass ich aus verständlichen Gründen nicht alle 2008 produzierten Filme sehen konnte, da sonst mein Kopf platzen würde. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Mit anderen Worten: Diese Liste ist ein persönliches Resümee des Filmjahres 2008. Intersubjektive Nachvollziehbarkeit wird nicht garantiert:

10. Tödliche Entscheidung (USA/GB 2007)

Kaum zu glauben, dass Sidney Lumet “Die Zwölf Geschworenen” vor 51 Jahren gedreht hat. Before The Devil Knows You’re Dead ist modern in seiner Form und unbarmherzig in seiner Schilderung menschlicher und familiärer Abgründe. Lumet hat wie schon vor einem halben Jahrhundert das beste aus seinem Ensemble herausgeholt, hier bestehend aus Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Marisa Tomei und Albert Finney.

09. WALL-E (USA 2008)

Letztes Jahr war es Ratatouille, dieses Jahr nimmt WALL-E den für Pixar reservierten Platz in meiner Top Ten ein. Die erste Hälfte des Films hätte ihn sogar auf Platz 1 katapultieren können. Da ist “WALL-E” der beste Animationsfilm, den Charlie Chaplin nie gedreht hat. Mit der recht konventionellen zweiten Hälfte landet der liebenswerte Roboter immerhin auf Rang 9. Mal sehen, wie Up abschneiden wird. Immerhin trägt der nächste Pixar den Namen des besten Albums von Peter Gabriel. [Soviel zu unnützen Trivia-Infos]

08. Sweeney Todd – Der teufliche Barbier aus der Fleet Street (USA/GB 2008)

Ein düsteres Gothic-Musical ist Sweeney Todd, dass dank der Vorlage von Stephen Sondheim die für Tim Burton typische Oberflächlichkeit vermissen lässt. Wer hätte gedacht, dass Kannibalismus zu dermaßen eingängigen Liedern inspirieren kann? Auch für Nicht-Musical-Fans ist der Film mit Burtons Stammpersonal Johnny Depp und Helena Bonham Carter ein Muss.

07. Der Mongole (RUS/KZ/MGL/D 2007)

Dschingis Khan hat einen großen Film schon lange verdient. Sergei Bodrovs Der Mongole will das sein und wird dem Mythos der Steppe gerecht, ohne auf billiges Pathos oder auch nur eine klassische Erzählweise zu verfallen. Tadanobu Asano (“Ichi the Killer”) gibt Temudjin auf seinem steinigen Weg zum Titel des Khan ein erhabenes Gesicht, während Sun Honglei (“Die Sieben Schwerter”) als sein Freund und späterer Widersacher Jamukha wiedereinmal zeigt, warum er einer der besten Schauspieler Chinas ist. Um von den wuchtigen Landschaftsaufnahmen gar nicht erst zu reden…

06. The Dark Knight (USA 2008)

Vielleicht ist es DER Film des Jahres, wenn auch nicht der beste, den Christopher Nolan mit The Dark Knight gedreht hat. Ein Denkmal für Heath Ledger, sicher eine der besten Comicverfilmungen aller Zeiten und v.a. ein spannender, aber nicht dummer Actionthriller, der beträchtliche Lust auf eine Fortsetzung macht. Die Comic-Konkurrenz war dieses Jahr nicht zu unterschätzen (u.a. “Hellboy II” und “Iron Man”), doch der Dunkle Ritter segelt souverän in die Top Ten.

05. There Will Be Blood (USA 2007)

Auch wenn “There Will Be Blood” gegen Ende Gefahr läuft, von seiner Hauptfigur erschlagen zu werden und Paul Thomas Anderson sich das Einfühlungsvermögen, welches er seinen geplagten Figuren in “Magnolia” noch in Hülle und Fülle hat zukommen lassen, in seinem aktuellen Film leider versagt, verdient die Geschichte um Daniel Plainview einen Platz in der Top Ten. Filme, die sich mit dem Klassischen Hollywoodkino messen können, gibt es eben viel zu selten. Die eigentliche Überraschung in There Will Be Blood heißt aber nicht Daniel Day-Lewis, sondern Paul Dano.

04. Brügge sehen… und sterben? (GB/USA 2008)

Politisch inkorrekt, brutal, komisch, traurig und gesegnet mit einer Ansammlung menschlicher Matschepampe. All das trifft auf Brügge sehen.. und sterben? zu. Es deutet möglicherweise auch darauf hin, dass das Debüt von Martin McDonagh nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Wer Genrefilmen nicht abgeneigt ist, wird freilich schnell erkennen, dass McDonagh den (britischen) Gangsterfilm zu neuen Höhen geführt hat. Noch dazu ist ihm aufgegangen, dass Colin Farrell kleine besoffene Loser viel besser spielen kann als große makedonische Könige.

03. Michael Clayton (USA 2007)

Dass Anwaltsthrillern nach all den langweiligen John Grisham-Verfilmungen noch etwas neues abzugewinnen ist, das hatte zumindest ich kaum noch zu hoffen gewagt. Michael Clayton war daher ein leicht zu unterschätzender Oscaranwärter, dem das Label Epos dank des Mangels an weiten Landschaften, Pferden und Ölbaronen offensichtlich nicht zugeschrieben werden kann. Tony Gilroys Film verdient den dritten Platz, weil er mit einfachen Mitteln die dunklen Seiten großstädtischer Arbeitsexistenzen, die unschönen Seiten unserer Dienstleistungsgesellschaft aufdeckt.

02. No Country for Old Men (USA 2007)

Was “Michael Clayton” an vordergründigen Eposqualitäten fehlt, findet sich in der Cormac McCarthy-Verfilmung der Coen Brüder. “Mitleidlos” ist wohl das Wort, das am ehesten auf No Country for Old Men zutrifft. Verkörperung des kaltblütigen Zufalls ist Anton Chigurh (Javier Bardem), ein Killer, der in seiner soziopathischen Vorgehensweise einer Naturgewalt ähnelt. Tommy Lee Jones und Josh Brolin geben dem Film das dringend nötige menschliche Antlitz, was alles eigentlich noch unangenehmer macht.

01. Waltz With Bashir (IL/D/F/USA 2008)

Animierte Dokumentation, dokumentarischer Animationsfilm… Wie auch immer man Ari Folmans Film bezeichnen will, Waltz With Bashir landet hier auf Platz 1. Das verbildlichte Trauma des Regisseurs ist von allen hier genannten Filmen der innovativste. Innovation allein berechtigt aber noch nicht zur Spitzenposition. “Waltz With Bashir” schafft genau das, was das sogenannte “Betroffenheitskino” gerne sein möchte. Er greift Verdrängungsmechanismen auf, zehrt das Grauen aus einer subjektiven Sicht an die Oberfläche und zwingt zur Auseinandersetzung. Vergangenheitsbewältigung auf der großen Leinwand.


Im Verfolgerfeld:

“All the Boys love Mandy Lane”

“Hellboy II: Die Goldene Armee”

“Mamma Mia!”

“The King of Ping Pong”

“Tropic Thunder”

Der Beste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe und auch nach der dritten Sichtung nicht kapiere:
The Sun Also Rises

Die größte Enttäuschung des Jahres:

“Ein Quantum Trost”.

Und Britney Spears, die immer noch “Musik” macht.

Heißer Anwärter auf die Kategorie “Filme, die die Welt nicht braucht”:

“Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”

Der beste Trailer des Jahres mit überbordendem Zeitlupeneinsatz:

Watchmen – unterlegt mit “The End Is The Beginning Is The End” von den Smashing Pumpkins.

Der beste Song, der sowohl im Trailer als auch im Film auftaucht:

Bedroom Walls – “In Anticipation of Your Suicide” (“All The Boys Love Mandy Lane” O.S.T.)

Unglaubwürdigste Gesichtsbehaarung des Jahres:

Leonardo DiCaprio in “Der Mann, der niemals lebte”.

Preisverdächtigste Gesichtsbehaarung des Jahres:

Robert Downey Jr. in “Iron Man” und “Tropic Thunder”.
Peinlichster Auftritt einer Gruppe Yetis in der Geschichte der Menschheit:
“Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers”
Bestes Festivalerlebnis des Jahres:
“Sparrow” von Johnnie To in der Caligari-Filmbühne zu Wiesbaden zu genießen.
Ein Autogramm von David Bordwell in Bologna zu ergattern.

Die gehypten Filme, die wahrscheinlich einen Platz in der Top Ten verdienen, ihn aber nicht bekommen, weil ich sie noch nicht gesehen habe:

“Schmetterling und Taucherglocke”

“So finster die Nacht”

Trailer Update: The Fall und Wolverine

Während ich noch an der Top Ten 2008 herumbastele, gibt es hier erstmal zwei Hinweise auf sehr unterschiedliche Filme mitsamt ihrer Trailer:

Brett Ratners Versuch, die X-Men aus dem Kino zu verbannen, ist gescheitert. Ob X-Men Origines: Wolverine den bitteren Nachgeschmack von Ratners “X-Men: Der letzte Widerstand” beseitigen kann, das muss Gavin Hoods Film ab dem 30. April in den deutschen Kinos beweisen.

Neben Hugh Jackman werden u.a. Liev Schreiber (als Sabretooth) und Ryan Reynolds (als Deadpool) die Comicverfilmung unsicher machen. Eins ist sicher: Schlechter als “X-Men 3” kann der Film kaum ausfallen.

Bei MovieMaze oder unten gibt es den Trailer.

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Vielleicht nicht das genaue Gegenteil, aber doch nicht unbedingt zum Vergleich mit Wolverine anregend ist der neue Film von Tarsem Singh (“The Cell”), der die Bezeichnung “visionär” tatsächlich verdient. The Fall heißt das Werk, am 5. März 2009 wird der Film, der bereits 2007 auf der Berlinale lief, in den Arthouse-Kinos der deutschen Lande zu sehen sein.

Was ist inhaltlich zu erwarten?

In einem Sanatorium im Los Angeles der 1920er Jahre erfindet der verletzte Hollywood-Stuntman Roy Walker (Lee Pace, “Pushing Daisies“) für die achtjährige Alexandria (Catinca Untaru) eine mystische Geschichte um fünf sehr unterschiedliche Helden auf einem Rachefeldzug. [Quelle: Filmstarts.de]

Selbst wenn das ganze nur ein inhaltslose Videoclip wird, es wird ein prachtvoller, visuell atemberaubender, inhaltsloser Videoclip werden. Die Bilder des Trailers versprechen offen stehende Münder.

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Red Cliff I (VRC 2008)

Um die wichtigste Frage gleich vorweg zu beantworten: Ja, in John Woos neuem Film Red Cliff tauchen strahlend weiße Tauben auf. Es sind mindestens vier oder fünf, um genau zu sein. Die Entwicklung von Woos Filmografie könnte man glatt mit der hochinteressanten Evolution seines Taubeneinsatzes gleichsetzen. Aus dem spirituellen (christlichen) Symbol  (etwa in The Killer) wurde noch zu Hongkonger Zeiten das Markenzeichen des Regisseurs; gleichberechtigt neben dem Mexican Standoff und Chow Yun-Fat, der in Zeitlupe mit zwei Knarren über den Boden schlittert oder durch die Luft fliegt. Schießend natürlich.

In Hollywood schließlich wandelte sich das von Woo in Interviews so oft verteidigte Symbol zum rein ästhetischen Beiwerk. So mögen in Face/Off, seinem einzigen US-“Klassiker”, die umher flatternden Tauben in einer (katholischen) Kirche auftauchen, doch letztendlich wird ihre Funktion darauf reduziert, Nicolas Cage zum Sterben cool aussehen zu lassen. Anders als noch Chow Yun-Fat darf Cage in diesem Film aber nicht das Zeitliche segnen. Er ist der (amerikanische) Held, auch wenn er das falsche Gesicht trägt. Die Emotionalität, der Fatalismus und die damit verbundene latente Homoerotik, die in beträchtlichem Maße zum Kultstatus seiner Hongkonger Filme beigetragen hatten, mussten in einem anderen kulturellen Kontext zwangsläufig reduziert werden. Woos stilbildende Symbolwelt litt darunter, wurde ausgehöhlt und bedeutungslos.

Was in “Face/Off” noch den Coolness-Faktor wie ein explodierendes Motorboot in die Höhe schießen lässt, verdeutlicht  wenig später die Traurigkeit der Selbstparodie, die sich Mission: Impossible II nennt. Als hätte Tom Cruise als der auf dieser Erdkugel am wenigsten für eine Woo-Zeitlupe geeignete Schauspieler nicht gereicht. Die Fans wandten sich gepeinigt ab. Und recht bald auch das amerikanische Publikum.

Woo war anders als seine Regiekollegen, die sich ebenfalls auf amerikanischem Parkett versucht haben, dort zumindest zeitweise künstlerisch und kommerziell erfolgreich. Tsui Hark (“Once upon a Time in China”) dagegen gab nur ein kurzes Gastspiel für zwei Van Damme-Filme (u.a. “Knock Off”), hat seitdem allerdings selbst in seiner Heimat nicht mehr zu alter Form oder auch nur Kohärenz zurück gefunden. Ringo Lam (“City on Fire”) entkam der Van Damme-Falle nicht so schnell und vergeudete sein Talent in diversen Direct-To-Video-Produktionen.

Anno 2008 befand sich die Hongkonger Actiontrias der glorreichen 80er Jahre offensichtlich in einem erbärmlichen Zustand. Fünf Jahre nach seinem letzten Spielfilm packte Woo entweder diese Erkenntnis oder die pure Nostalgie. Den wirtschaftlichen Bedingungen der Gegenwart entsprechend, zog es ihn in die Volksrepublik China, um sein gigantisches  zweiteiliges Epos Red Cliff zu drehen. Mit Chow Yun-Fat wollte er wieder arbeiten und mit Tony Leung Chiu-Wai; das Hard-Boiled-Dream Team wieder vereint. Ersterer sagte kurz vor Drehbeginn ab. Leung wollte zunächst nicht, übernahm in letzter Minute jedoch die für seinen Kollegen vorgesehene Rolle.

Um v.a. das ostasiatische Publikum endgültig für das teuerste chinesische Filmprojekt aller Zeiten zu gewinnen, wurden außerdem Kassenmagneten wie Takeshi Kaneshiro (“Chungking Express”), Chang Chen (“Tiger and Dragon”) und Vicki Zhao Wei (“Shaolin Soccer”) verpflichtet. Red Cliff ist allein dank der Besetzung der feuchte Traum aller Asia-Film-Fans. Schöne Gesichter in schönen Kostümen dabei zu beobachten, wie sie sich durch tragische historische Stoffe quälen – das kommt zur Zeit auch sehr gut an in den stetig zunehmenden Kinos der Volksrepublik.

Wie andere chinesische Historienepen der letzten Jahre dreht sich Woos Ausflug in die Geschichte um ein in der Bevölkerung höchst populäres, reichlich sagenumwobenes Ereignis: Der Schlacht am Roten Felsen. Im Jahr 208 (das riecht nach einem Jubiläum) hatte diese stattgefunden und für allerhand Wirbel in der chinesischen Geschichtsschreibung gesorgt. Für den in fernöstlicher Historiographie unbewanderten Cineasten genügt eine kurze Zusammenfassung:

Der mächtige Premierminister der Han, Cao Cao (Zhang Fengyi), überredet den schwächlichen Kaiser zu einem Kriegszug gegen zwei Kriegsherren im Süden, um China zu vereinigen. Davon Nachricht erhaltend verbünden sich die beiden Widerständler Liu Bei und Sun Quan dank der Vermittlungversuche von Liu Beis taktischem Berater (Takeshi Kaneshiro) und Sun Quans General (Tony Leung). Mit mehreren hunderttausend Mann bestückt, segelt Cao Caos Flotte auf dem Jangtse südwärts, um die zahlenmäßig unterlegenen Kriegsherren zu zermalmen.

Da ein Film nicht nur aus einer Schlacht bestehen sollte (siehe “300”), aber die vielen in die Vorgeschichte verstrickten Figuren den Zuschauer innerhalb der Laufzeit von zwei Stunden womöglich überfordern würden, entschied sich Woo für eine Zweiteilung des Films. Vielleicht wollte er auch nur sicher gehen, dass die Produktionskosten unabhängig von der Vermarktung im Westen wieder eingespielt werden. Wie dem auch sei, den Figuren – eigentlich nicht gerade die Stärke des Regisseurs – konnte es nur zu Gute kommen.

Im hier besprochenen ersten Teil wird die Vorgeschichte der berühmten Schlacht erzählt. Von der Kriegserklärung Cao Caos über die Verhandlungen zwischen den Verbündeten und einer ersten Schlacht zu Lande. Die große Dramatik ist also noch nicht zu erwarten. Dennoch ist der Film mehr als nur ein fader Prolog.

Wie bei Woo nicht anders zu erwarten, ist der Auftakt von “Red Cliff” eine Schlacht, die hier sozusagen den Shootout ersetzt. Eine handfeste sogar mit reichlich Dreck und fetten Blutspritzern. Sofort fühlt man sich an seine ganz und gar nicht zahmen Heroic Bloodshed-Filme erinnert, die ihrer Genrebezeichnung ja in jeder Hinsicht gerecht werden. Wenn Hu Jun (“Infernal Affairs II”) zuerst mit einer Lanze dutzende gegnerische Kämpfer durchbohrt, während sein ehemals weißer, nun blutbespritzter Mantel in Zeitlupe durch das Bild flattert und er wenig später selbst mit einem Baby im Arm die Body Count in die Höhe treibt, ist das John Woo-Action in ihrer Reinform.

In den Achtzigern wurden die Kung Fu-Helden der Shaw-Filme durch Regisseure wie Woo mitsamt ihrer Ehrenkodizes in moderne Großstädte verfrachtet, um fortan ihre blutigen Tänze mit Schusswaffen und Armani-Anzügen auszuüben. Nun, nachdem die heimische Zuschauergunst für das Gangstergenre geschwunden ist, katapultiert Woo seine heroischen Kämpfer in die frühe chinesische Geschichte. Und sich selbst zurück in die erste Riege internationaler Actionregisseure.

In dem hierzulande eher unbekannten Hu Jun, der nicht einmal zu den Protagonisten gehört, hat Woo gleich noch einen hochkarätigen Ersatz für Chow Yun-Fat gefunden. Nach dieser ersten Schlacht keimt schon die Hoffnung auf, dass Hu, dem Chows Bodenständigkeit und physische Präsenz zu eigen sind, eine größere Rolle im Film spielen wird. Sehr bald wendet sich Woo allerdings den eigentlichen Stars des Films zu: Tony Leung und Takeshi Kaneshiro. Dass ausgerechnet diese beiden im Vergleich zum Rest der Schauspielergarde etwas enttäuschen, bleibt ein unbedeutender Wermutstropfen, da ihre “Chemie” durchaus genügt, wenn auch ihr Auftritt nicht gerade nach Preisen schreit.

Woos Vorliebe für die komplizierte Freundschaft zweier ehrenvoller Männer findet in der Beziehung Leungs und Kaneshiros ihren Ausdruck. Teil 1 von Red Cliff erzählt daher vom Entstehen ihrer Freundschaft mit Hilfe einer ausgedehnten “Musiziersequenz”, in der beide einander die Meisterschaft in ihrem Hobby beweisen (das sieht genauso homoerotisch aus, wie es klingt). Einigermaßen selbstverliebt ist das alles und der Charakterisierung der Figuren fügt  das Duell an der Zither nichts neues hinzu. Es ist aber auch typisch für den Regisseur, das Anbändeln der beiden Helden dermaßen offensichtlich auszubreiten, weshalb es ihm an dieser Stelle nachgesehen wird. Was tut man nicht alles, um einen 100%igen John Woo-Film zu bewundern?

“Red Cliff” ist genau das und noch vielmehr. Auch wenn die Freundschaft noch durch eine extrem kitschige Pferdegeburt (!) gefestigt werden muss, Tony Leung erschöpft und gelangweilt daher kommt und Takeshi Kaneshiro zweieinhalb Stunden lang nur amüsiert lächelt oder konzentriert nachdenkt. Vielmehr drücken seine hübschen Gesichtszüge in diesem Film leider nicht aus.

Über das Zitat seiner eigenen Markenzeichen in der Figureneinführung hinaus, fesselt Woo den Zuschauer durch das, was er am besten kann: Die extrem abwechslungsreiche Inszenierung komplizierter Actionsequenzen. Ein Film, der mit einer Schlacht beginnt, mit einer Schlacht endet und nur die Vorgeschichte eines Filmes erzählt, der sich um eine Schlacht drehen wird, könnte auf Dauer langweilig sein. Was Woo in “Red Cliff” abzieht ist glücklicherweise alles andere als das.

Vorbereitet durch eine brillante Parallelmontage der taktischen Diskussionen auf beiden Seiten, welche die Spannungsschraube noch einmal anzieht, schafft der Film es durch die Betonung einzelner Elemente der Taktik, einer fast zwanzigminütigen Schlachtensequenz die drohende Routine zu nehmen. Schon die Idee, drei große Krieger (einer davon Hu Jun) nacheinander allein auf die feindliche Armee loszulassen, um ihre Kampfkraft unter Beweis zu stellen macht Spaß. Ein wenig erinnert es an den Wettkampf des Zwergen Gimli mit dem Elben Legolas in Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme. Eine humoristische Auflockerung des Geschehens ist es in jedem Fall.

Dass die geschilderte Schlacht den Handlungsverlauf nicht weiter beeinflusst und eher wie ein erzwungener Klimax wirkt, ist völlig egal. Schließlich reißt Tony Leung mit einem Pfeil einen gegnerischen Soldat vom Pferd. Mit einem Pfeil, den er sich gerade aus der Schulter gezogen hat. Ohne Bogen! Das Bild sollte man sich nochmal auf der Zunge zergehen lassen (sofern das physisch möglich ist).

Wie diese nicht enden wollende Kritik schon andeutet, hat Woo in Red Cliff auf bekanntem Terrain zu alter Stärke zurück gefunden. Die Selbstsicherheit merkt man ihm auch in den unblutigen Handlungsabschnitten an, etwa bei der Einführung von Tony Leungs Figur. Ganze drei Minuten lang neckt Woo den Zuschauer mit Leungs Hinterkopf, seiner Hand, seinen Augen, bevor er endlich das Gesicht seines Stars präsentiert und alle weiblichen Fans verzückt aufseufzen.

Überraschend ist Woos Sicherheit bei der Inszenierung des wichtigsten Elementes der Vorgeschichte: der Figurencharakterisierung. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass er sich auf die hochkarätige Riege der Nebendarsteller verlassen kann. Andererseits ist die vielleicht beste Szene des Films gerade nicht blutgetränkt. Der durchaus charismatische “Bösewicht” Cao Cao lässt sich Tee servieren. Das war es auch schon. Trotzdem genügen die wenigen Minuten, um dem Geisteszustand und den damit verbundenen Motiven der von Zhang Fengyi porträtierten Figur habhaft zu werden. Zhang (“Der Kaiser und sein Attentäter”) sticht deutlich, aber auf eine erfreulich subtile Weise aus dem an Konkurrenz nicht armen Ensemble heraus.

Bei all den positiven Worten, bleibt abzuwarten, ob Woo seiner gereiften Herangehensweise auch im zweiten “Red Cliff”-Teil treu bleibt. Ob seine Rückkehr nach China auch eine Rückkehr zur Hyperemotionalität seiner Hongkonger Tage bedeutet, die Filme wie “The Killer” unfreiwillig komisch wirken ließ. Ob Takeshi Kaneshiro seinen verlorenen dritten Gesichtsausdruck wiederentdeckt. Ob eine weiße Taube das zu erwartende Flammenmeer zieren wird. Nach Sichtung der ersten Hälfte von Red Cliff darf äußerst befriedigt festgestellt werden: Willkommen zurück, Herr Woo!


Weitere Infos:

Red Cliff, der gewaltigen Schlacht erster Teil, ist in Hongkong als 2-Disc Edition im Mandarin-Original mit englischen Untertiteln erschienen. U.a. bei YesAsia.com kann man diese All Region-DVD bestellen.

Ob “Red Cliff” als Zweiteiler oder in einer zusammengeschnittenen, kürzeren Version in Deutschland anlaufen wird, scheint bisher nicht klar zu sein. Ich prophezeie schon mal letzteres. Laut Constantin wird der Film im ersten Quartal 2009 hierzulande die Kinos erobern.

In China startet der zweite Teil im Januar.