Trailer: Babylon A.D.

Gestern lief der Trailer vor “The Dark Knight” (den ich gerade noch ‘verdaue’), heute landet die englische Version hier: Babylon A.D., der bei uns am 11. September startet, ist so etwas wie der inoffizielle Versuch Vin Diesels Ehre als Actionheld zu retten.

Er tat jedenfalls gut daran, einen Film mit Mathieu Kassovitz (“La Haine”) zu drehen, denn selbst wenn die Story nichts hergibt, gut aussehen wird “Babylon A.D.” allemal. Die Co-Stars – denn neben Vin Diesel sind auch Schauspieler am Start – heißen Michelle Yeoh (Yay!), Gérard Depardieu (Autsch!) und Charlotte Rampling (Yay!).

Den Trailer des aktuellen Films von Vin “Der Babynator” Diesel kann man bei MovieMaze herunterladen oder hier anschauen:

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Neues von Ridley Scott und Fernando Mereilles

Vom schlechten Gewissen wegen der Vernachlässigung dieses Blogs übermannt, verweise ich an dieser Stelle mal auf zwei nicht ganz niegelnagelneue, aber gute Trailer:

body-of-lies

Nummer Eins bewirbt Der Mann, der niemals lebte (“Body of Lies”), den neuen Film von Ridley Scott.

Der auf einem Buch von David Ignatius basierende Spionagethriller mit Russel Crowe und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen erinnert an eine Kreuzung aus “American Gangster” und “Black Hawk Down.”

Anders gesagt: Ganz neues Terrain beschreitet Master Ridley hier nicht und sowohl seine Version von Robin Hood – “Nottingham” – als auch die geplante Verfilmung von “The Blood Meridian” nach Cormac McCarthy  (“No Country for Old Men”) klingen wesentlich vielversprechender.

Dafür hat Leo eine weitere Chance, der Welt mithilfe seiner zusammengekniffenen Augenbrauen zu beweisen, dass er ein Mann geworden ist. Da kann man nur hoffen, dass er diesmal besser abschneidet als in diesem komischen Remake von Infernal Affairs… wie hieß es noch? Achja, “The Jack Nicholson Show”.

Anyway, Russel Crowe ist glücklicherweise meistens sehenswert und war immerhin das beste an “American Gangster.” Was einem allerdings zu denken geben sollte: William Monahan (The Dep**ted) ist für das Drehbuch von “Der Mann, der niemals lebte” verantwortlich. Vielleicht verzichtet er diesmal auf den überbordenden Gebrauch des F-Wortes und schreibt zur Abwechslung mal gute Dialoge.

Am 23. Oktober können wir uns selbst davon überzeugen, dann startet “Der Mann, der niemals lebte” in Deutschland.

blindness

Am selben Tag kommt auch Die Stadt der Blinden (“Blindness”) von Fernando Mereilles (“City of God”, “Der Ewige Gärtner”) in die Kinos. Literaturnobelpreisträger José Saramago lieferte die Vorlage:

In einer nicht genannten Stadt verbreitet sich eine Epidemie, die Blindheit verursacht. Die Behörden lassen die Kranken in einer psychiatrischen Anstalt unterbringen. Zu den Internierten gehört der Arzt, der den ersten Kranken behandelt hat sowie seine Frau – die als einzige dieser Personen sehen kann. Es kommt zu Übergriffen zwischen verschiedenen Gruppen der Kranken wie auch zu Misshandlungen seitens der die Anstalt bewachenden Soldaten  (Quelle: Wikipedia)

Das Casting ist mit Mark Ruffalo, Julianne Moore (mit blonden Haaren!) und Gael Garcia Bernal exzellent. Sogar Sandra Oh ist mit von der Partie und die hat es immerhin geschafft, eine schreckliche Serie wie “Grey’s Anatomy” erträglich, wenn auch nicht sehenswert, zu machen.

Den Trailer für “Die Stadt der Blinden” kann man wie immer bei MovieMaze einsehen.

Ein fetter Smiley geht an denjenigen, der mir sagen kann, aus welchem Film (?) die Musik am Ende des zweiten Trailers von “Die Stadt der Blinden” stammt!

Der Halbblutprinz kommt erst im Sommer

HPWenn man heute aus der Wohnung nebenan oder von benachbarten Kollegen im Büro, deren Namen man sich nicht merken kann, ein lautes Stöhnen ertönt, liegt es wohl nicht am neuesten YouPorn-Video. Wie Variety berichtet, wurde nämlich der weltweite Starttermin des sechsten Harry Potter-Abenteuers, Harry Potter und der Halbblutprinz, auf den 17. Juli 2009 verlegt. Ursprünglich war für Deutschland der 20.11. diesen Jahres vorgesehen gewesen.

Normalerweise sind schlecht verlaufende Testscreenings, daraus resultierende Nachdrehs und ähnliche Symptome von Produktionsschwierigkeiten für verschobene Starttermine verantwortlich.

In diesem Fall handelt es sich jedoch um die Spätfolgen des Streiks der Drehbuchautoren. Der hat dazu geführt, dass es Warner  Bros. für die Blockbustersaison im Sommer 2009 an Filmen mangelt. An Verzögerungen in der Post-Production liegt es also nicht.

Die Kinostarts der zwei letzten Filme der Reihe, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil I + II (Herbst 2010 und Sommer 2011), sind davon nicht betroffen.

Insgesamt ist die Pause zwischen dem “Orden des Phönix”, der auch im Sommer startete, und dem Halbblutprinzen auf zwei Jahre angestiegen. Und das ohne ein neues Buch, um die Zeit zu vertreiben. Wie soll ein Fan das nur überstehen?

Kurtz & Knapp III

Während das Sommerloch sich in seiner vollen langweiligen Blüte zeigt und die einzigen Lichter am Ende des Tunnels die deutschen Starttermine von “The Dark Knight” und “Tropic Thunder” sind, will ein Blog natürlich gepflegt werden. Um der drohenden Vernachlässigung entgegen zu wirken, erscheint hier daher eine weitere Folge von Kurtz & Knapp. Die bereits vierteilige Sonderauflage über die Filme des Festivals in Bologna ist  aber noch lange nicht an ihrem Ende angelangt, wird also noch fortgesetzt werden.


Once (IRL 2006):

Seinen Oscar für den besten Song hat “Once” zwar verdient, aber zu mehr als einen  85-minütigen Videoclip über zwei musikversessene Aussenseiter reicht es dann doch nicht. Gewisse Ermüdungserscheinungen setzten zumindest bei mir nach dem dritten oder vierten melancholischen Lied ein und wollten nicht mehr verschwinden. “Falling Slowly” bleibt aber wirklich ein tolles Lied.

Kung Fu Panda (USA 2008):

An Pixar kommen die Filme von Dreamworks Animation auch mit Kung Fu Panda noch lange nicht heran, dazu ist die Story zu konventionell; verlässt sich die (visuelle) Charakterisierung der Nebenfiguren noch zu sehr auf die Verwendung unterschiedlicher Tiere. Dafür begeistert die Geschichte des widerwilligen Kung Fu-Heroen Po mit farbenprächtigen Landschaftsanimationen und rasanter Action – der Ausbruch des Bösewichts Tai Lung aus seinem Hochsicherheitsgefängnis sei an dieser Stelle hervorgehoben. Es ist schon ein wenig traurig, wenn der Kampf des Pandas Po mit seinem Meister Shifu um eine Teigtasche nicht nur aufregender, sondern auch besser in Szene gesetzt ist als das ganze “Grabmal des Drachenkaisers”.

Ein Hauch von Zen (RC 1969):

Lange lag die DVD im Regal bis sie dank eiserner Überwindung  und etwas Kaffee endlich im Player landete. “Ein Hauch von Zen” ist ein, trotz anfänglicher Längen, unerreichter Wuxia-Klassiker, der am Ende – nach fast drei Stunden  – alle Genregrenzen hinter sich lässt und Kubrick’sche Größe erreicht. Wer die Inspiration  für Ang Lees “Tiger and Dragon” sehen will, wende sich bitte an den Film von King Hu. Poetisch und einfach nur schön. Wow!

The Heroic Trio (HK 1993):

Dass gute Superheldenfilme nicht nur aus den USA kommen, bewies Johnnie To bereits 1993 mit seinem heroischen Trio. Invisible Woman (Michelle Yeoh), Thief Catcher (Maggie Cheung) und Wonder Woman (Anita Mui) tun sich hier erstmals im Kampf gegen einen machtgierigen Eunuchen, der reihenweise Säuglinge entführt, zusammen. Typisch Hongkong ist “Heroic Trio” dank der Actionchoreographie von Ching Siu Tung (“Hero,” “A Chinese Ghost Story”) und der unvermeidlichen Brutalität (mal wieder wird auch vor Kindern nicht halt gemacht), die in  ähnlichen Mainstreamfilmen aus Hollywood in dieser Form gar nicht auftauchen würde. Auch wenn die düstere Optik von Tim Burton inspiriert zu sein scheint, verkommt Johnnie Tos Heldinnensaga nicht zur bloßen Kopie von Batmans Abenteuern.

“The Heroic Trio” ist Kult und sehr lustig. Dieser einfachen Feststellung kann selbst das hin und wieder antiquiert wirkende Wire-Fu nichts anhaben. Und Anthony Wong darf als hirnlose Bestie Kau seine eigenen Finger verputzen. Lecker, lecker!

My Name is Fame (HK 2006):

In Anbetracht der Tatsache, dass HK-Edelmime Lau Ching Wan Ende der Neunziger in einen Knaller nach dem anderen zu sehen war – von einer Hauptrolle in Ringo Lams “Full Alert” bis hin zu Milkyway-Filmen wie “The Longest Nite” oder “Running out of Time” – ist die Dichte an mittelmäßigen Komödien, die seine Filmografie im neuen Jahrtausend übersät, doch recht überraschend. Da war der Hong Kong Film Award, den Lau für “My Name is Fame” gewann, schon so etwas wie ein dringend nötiges Comeback. Anders als sein Film Alter Ego Poon war Lau bis dahin unzählige Male für den HK-Oscar nominiert gewesen und am Ende immer leer ausgegangen. Dieser Poon, ein Charakterdarsteller mit einem leichten Hang zum Alkoholrausch, ist nach einem solchen Preis für seinen ersten Film als ewiges Talent abgestempelt wurden. Abgehalftert, ohne Aussicht auf gute Rollen, nimmt er die von einer Filmkarriere träumende Faye unter seine Fittiche und entdeckt ganz nebenbei seine Liebe zur Schauspielerei wieder.

Das in “My Name is Fame” von der Filmindustrie gezeichnete Bild einer großen Familie hat nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun. Alles ist in diesem Film nämlich ein bisschen rosa überzeichnet und weit von einer knallharten Satire entfernt. Der Weichzeichner stört nicht weiter, denn Lau sitzt die Rolle wie angegossen. Löblich ist sicher auch die Zeit, die der Film auf den eigentlichen Prozess des Spielens verwendet; von einfachen Aufwärmübungen über den Ideenaustausch mit dem Regisseur bis hin zum Variieren des Spiels von Take zu Take. So ist der Film am Ende v.a. eine Liebeserklärung an die in Hongkong seltene Spezies des Charakterdarstellers, die sich durchkämpft in einer Industrie, welche die Kinosäle mit untalentierten Models und Popsternchen zu füllen sucht.

Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers (USA/D/CDN 2008)

Eine Filmindustrie, deren Ertrag von ehemals 200 auf 50 Filme im Jahr geschrumpft ist, befindet sich wahrscheinlich in einer Krise. Das Kino der ehemaligen Kronkolonie Hongkong hat also ein Problem. Das Gros der eigenen Werke wird vom heimischen Publikum nicht beachtet, oft auch zurecht, schließlich sind viele dieser Low Budget-Filme einfach schlecht. Gegen die Millionen Dollar schweren amerikanischen Großproduktionen, welche nach der Übergabe Hongkongs an China zum Niedergang dieser einstmals blühenden Industrie beitrugen, kommen heutzutage nur noch Neujahrskomödien und Starvehikel an.

Bestes Beispiel dafür ist die “Infernal Affairs”-Trilogie, deren Ansammlung an HK-Stars fast schon einem verzweifelten Betteln um Aufmerksamkeit gleich kommt. Gleiches gilt für die unzähligen Historienepen, meist koproduziert mit dem Festland, wie “The Warlords”, in dem Jet Li, Takeshi Kaneshiro und Andy Lau um die Gunst des Zuschauers werben. Das Kino der Sonderverwaltungszone hat seit dem Schicksalstag im Juli 1997 vieles von dem verloren, was es einst einzigartig im internationalen Wettbewerb gemacht hat. Wer körperbetonte Kampfsportfilme sehen will, wendet sich an Tony Jaa. Ist man auf gewagte Genremixe aus, sucht man sie ebenfalls in Thailand. Ungewöhnliche Storys jenseits der bekannten Hollywoodformeln findet man seit einigen Jahren auch in Korea, nur eben professioneller produziert auf gleicher Augenhöhe mit der amerikanischen Konkurrenz.

Sind diejenigen, welche Hongkongs Filmwunder in den 80er Jahren mitverantwortet und von diesem am meisten profitiert haben, nach dem Handover nicht nach Hollywood verschwunden (Tsui Hark, John Woo, Chow Yun-Fat), erfreuen sie sich an den Vorstufen der Frührente (Brigitte Lin, Maggie Cheung) oder haben diese Welt ganz verlassen (Leslie Cheung, Anita Mui). Seltsam nur, dass auf der internationalen Bühne kaum ein Hongkonger Star dauerhaftes Glück fand. Während Jackie Chan immerhin mit Buddy Movies einen Fuß in die Tür bekam, litten besonders die Filme der Martial Arts-Legende Jet Li unter der Unfähigkeit amerikanischer Regisseure, seine Talente zu nutzen. Wurde deren zerstückelnde Actioninszenierung doch an Hollywoodstars geprobt, die vom Kämpfen im wahren Leben nicht mal den Hauch einer Ahnung haben. Noch dazu geht “Romeo Must Die”, “Cradle 2 the Grave” und wie sie alle heißen der Einfallsreichtum eines Tsui Hark oder Ronny Yu ab.

Kein Wunder, dass der Erfolg ausblieb. Statt asiatische Stars mit gewagten Projekten dem amerikanischen Publikum zu verkaufen, geht man auf der anderen Seite des großen Teiches nun dazu über, gezielt den lukrativen Absatzmarkt in Fernost anzusprechen. So kommt es, dass der dritte Teil der Mumie-Reihe am Startwochenende in den USA den Dunklen Ritter nicht vom Sockel stürzen kann, sich dafür aber in Hongkong und Korea als Box Office-Gold erweist.

Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers beherbergt schließlich die chinesischen Superstars Jet Li, Michelle Yeoh und Isabella Leong. Die drei werden also letztendlich nach Hollywood gekarrt, um mit ihrer Besetzung in Nebenrollen ihr eigenes, längst erobertes Publikum in die Kinos zu locken. Am Ende verlassen die Stars des HK-Kinos ihre Heimat, um in teuren US-Blockbustern zu ihr zurück zu kehren, die Hongkongs Eigenproduktionen von den Leinwänden vertreiben. Verfolgen die großen Studios diese sich jetzt schon bewährende Taktik weiter, so bleibt nur die Hoffnung, dass die zukünftigen, international besetzten Filme qualitativ mehr aufzuweisen haben, als Rob Cohens Ausflug nach China. Dabei ist die Grundidee, die Abenteuer von Rick und Evey ins Reich der Mitte zu verlegen, noch das beste, was der Reihe passieren konnte. Schon in Die Mumie kehrt zurück erwies sich nämlich der ägyptische Hintergrund als reichlich verbraucht. Nicht zuletzt deshalb versank der Film in einem Meer schlechter Effekte, deren peinlichste Ausgeburt der Skorpionkönig war.

Problem nur, dass der bereits in diesem Teil nervige Sohn des Abenteurerpaares O’Connell nicht über Bord geworfen wurde, sondern im Grabmal noch mehr Platz einnimmt. Gespielt vom 27jährigen Australier Luke Ford, wird Alex O’Connell als überflüssiger zweiter männlicher Actionheld neben Brendan Fraser an den Start gebracht. Dass die beiden als Brüder wesentlich glaubhafter wären, sei mal dahingestellt.

Dieser Alex gräbt im China der späten Vierziger den in Terrakotta versteinerten Drachenkaiser (Jet Li) aus, der dummerweise vom fiesen General Yang (Anthony Wong) zum Leben erweckt wird, um die Herrschaft über China zu erringen. Rick (Fraser) und Evey (Maria Bello) kommen zu Hilfe, John Hannah als Jonathan ist natürlich mit von der Partie. Gemeinsam geht’s nach Shangri-La, um zu verhindern, dass Kaiser Han, der eigentlich dem ersten Kaiser Qin Shi Huang nachempfunden ist, also demjenigen Herrscher, den Jet Li in “Hero” umbringen will – aber das nur am Rande – dass also dieser Tyrann ewiges Leben und was sonst so dazu gehört, erringt.

Der grobe Plot entspricht also dem des ersten Teils. Es gibt einen mörderischen Untoten samt Helfer, zwielichtige Museumsmitarbeiter, geheimnisvolle Wächter des Grabes (Isabella Leong und Michelle Yeoh), sogar einen alten Kumpel, der die O’Connells irgendwo hin fliegt. Da muss man sich unweigerlich fragen, wie Rob Cohen es geschafft hat, seine Mumie sprichwörtlich dermaßen gegen die Wand zu fahren.

Vielleicht kann man den alles durchdringenden Mangel dieses Films an Hand eines Beispiels erklären: Die Helden landen beim sagenumwobenen Tor nach Shangri-La und rüsten sich mit allerhand Maschinenpistolen für den Kampf gegen die Soldaten Yangs. Ganz vielversprechend geht es auch los mit handfesten Schießereien, die Indiana Jones und seine Kristallschädel vor Neid erblassen lassen. Irgendwann kommt Isabella Leongs Figur Lin auf die Idee, in den Bergen des Himalayas nach Hilfe zu rufen. Und was kommt? Yetis! Nicht einer, nicht zwei, sondern drei (!) zottelige Yetis zermalmen die bösen Soldaten.

Die Action hat ein Ende, das C.G.I.-Fest beginnt, denn Cohen versteht es ganz offensichtlich nicht, zwischen Unterhaltung und Maßlosigkeit zu unterscheiden. Dass er das sagenumwobene Shangri-La, das Paradies auf Erden, in genau einer Einstellung zeigt, bestätigt seine Unfähigkeit. Jeder andere Abenteuerfilm würde sich diesen legendären Ort wohl für das Finale aufsparen, für Cohen ist er nur ein Effekt unter vielen.

Natürlich kann man nicht alle Schuld auf den Regisseur abladen, denn die Schwächen des Films sind in all seinen Bereichen zu finden. Das Drehbuch von Alfred Gough und Miles Millar muss als erstes an den Pranger gestellt werden. Schon der Prolog, der erzählt, wie die Hexe Zi Juan (Yeoh) den Kaiser einst verfluchte, vertreibt durch seine platte Schwerfälligkeit jedes Mysterium. Alles, was gezeigt wird, muss aus dem Off noch mal erklärt werden, als handle es sich hier um die Hörfilmfassung. So ergeht es den ganzen 112 Minuten.

Werden die Dialoge nicht gerade durch einen einfallslosen, schon in Dutzenden anderen Filmen gehörten, Oneliner aufgelockert, muss irgendeine (meist chinesische) Figur die Rolle des Basil Exposition übernehmen und uns alle Hintergründe erklären. Selbst wenn die Yetis auftauchen, muss Maria Bello wie eine Führerin im Naturkundemuseum erklären, dass die Viecher in Tibet als Yetis bezeichnet werden.

Dabei hat Bello als Nachfolgerin von Rachel Weisz in der Rolle der Evey schon genug mit der eigenen Fehlbesetzung zu kämpfen. Ein Großteil der Chemie zwischen Fraser und Weisz entstand aus deren Gegensätzen, aus der Kombination des rauen Abenteurers Rick mit dem rehäugigen, naiven Bücherwurm Evey. Bello, beileibe keine schlechte Schauspielerin, verliert im Kampf mit dem britischen Dialekt jede Natürlichkeit und wirkt mit ihrer kühlen, erotischen Ausstrahlung wie eine dem Film Noir entsprungene Femme fatale, die sich unversehens als Mutter eines erwachsenen Sohnes in einem Abenteuerfilm wiederfindet; mit einem Wort: deplatziert.

Ein Glück, dass der Film Jet Li und Michelle Yeoh zusammenbringt, könnte man meinen. Doch Cohen, der es, man weiß nicht wie, geschafft hat, sich als Actionregisseur einen Namen zu machen, versagt selbst, wenn es darum geht, den lang erwarteten Kampf zweier Martial Arts-Haudegen entsprechend mit der Kamera einzufangen. Sicher, der Kampf zwischen Li und Yeoh ist einer der wenigen Höhepunkte des enttäuschenden Films, doch Cohen verwässert die eigenen Schauwerte durch den hastigen Schnitt und die Wackelkamera, die für den Genuss eines Martial Arts-Setpieces nicht geeignet sind. Damit krankt auch dieser Film am bereits oben erwähnten falschen Einsatz der Ikone Jet Li.

Dieser ist als Bösewicht allemal sehenswert, taucht aber im Vergleich zu Arnold Vosloo viel zu selten auf, um ähnlich bedrohlich zu wirken. Meist sehen wir vom Gestaltwandler Han nur sein Terrakotta-C.G.I.-Alter Ego, einen dreiköpfigen Drachen (ein Kopf reicht mal wieder nicht) oder irgendein behaartes Viech, dass den Film auch nicht gerade besser macht.

Yeoh, deren Rolle insgesamt mehr hergibt, besticht durch ihre gewohnte Erhabenheit, der auch schreckliche Dialoge nichts anhaben können. Ohne mit der Wimper zu zucken, spielt sie ihre Filmtochter Isabella Leong an die Wand, deren Hollywood-Debüt im großen und ganzen blass bleibt. Hongkong-Veteran Anthony Wong hat auch schon in besseren (und vielen noch schlechteren) Filmen mitgespielt. Da sich seine erstaunlich große Rolle auf das Schreien von Befehlen, die Darlegung des Plots und eine erinnerungswürdige Todesszene beschränkt, die einem durch Mark und Bein geht, kann auch er seinen bereits in unzähligen Variationen gespielten Bösewichten keine neue Facette hinzufügen.

So bleibt einem am Ende anscheinend nur die Aufzählung von Mängeln, denen Cohen kaum etwas positives entgegen zu setzen hat. Immerhin erreicht der Film einen mäßigen Unterhaltungswert, der immer dann zum Halten kommt, wenn Rick und Co. irgendwie anfangen zu reden und man nur noch mit einem gepflegten Zusammenzucken reagieren kann.

Als großer Sommerblockbuster wird Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers sicher auch in Deutschland seine Zuschauer finden und das nötige Geld für einen vierten Teil einspielen. Wer dagegen Jet Li und Michelle Yeoh kämpfen sehen will, sollte sich “The Tai-Chi Master” besorgen. Um den von der dritten Mumie verursachten Augenkrebs zu kurieren, nehme man des Weiteren eine Dosis Li zu sich (vielleicht “Once Upon a Time in China” oder “Fist of Legend”) gepaart mit etwas Yeoh (“Tiger and Dragon” oder sogar “The Heroic Trio”) und einem gut aufgelegten bösen Wong (“Big Bullet” und für Hartgesottene: “Love to Kill”).

Mit anderen Worten: So ziemlich alles ist ansehnlicher als diese eklatante Verschwendung asiatischer Talente durch einen miserablen amerikanischen Film. Die genannten Empfehlungen vereinigen in sich genau das, was das Hongkong-Kino einmal ausgemacht hat. Und dieses wusste immerhin, wie man das Actionpotenzial eines Jet Li ertragreich nutzt. Ist man unbedingt auf einen Trip amerikanischer Produzenten ins chinesische Milieu aus, so ist Kung Fu Panda garantiert die lohnendere Wahl. Der ist übrigens auch ein Hit in China.

(Erstmals veröffentlicht in der Online-Filmdatenbank am 07.08.2008 )


Zum Weiterlesen:
Kritiken ausgewählter Filme aus der Sonderverwaltungszone Hongkong.
Ein lesenswerter Artikel des Time Magazine über den Zustand der Hongkonger Filmindustrie.
Was ist eigentlich Shangri-La?
Wiki hat die Antwort
– und die BBC auch.