Ebola Syndrome (HK 1996)

Ebola Syndrome

Kai ist schon ein widerlicher Typ. Seinem abstoßenden Verhalten mangelt es an Umgangsformen, er betrügt seinen Boss mit dessen Frau und zur Vergewaltigung sterbender Afrikanerinnen neigt er auch noch. Das Potenzial zum Heldentum besitzt dieser Loser nicht gerade. Im Gegenteil: Er ist ein Antiheld par excellence, ein unsympathischer Protagonist, dessen Anblick allen Sittenwächtern dieser Welt nicht nur die Schuhe ausziehen würde.

Denn als Kai (Anthony Wong), der sich naturgemäß nicht weiter darüber wundert, dass besagte Afrikanerin spuckend unter ihm dahin stirbt – als also unser “Held” unwissentlich zum Träger des Ebolavirus wird, dürfen wir mit ansehen, wie er munter das Virus in Südafrika und später in seiner Heimat verbreitet. Selbst als er, um seine Wirtseigenschaften wissend, von der Polizei verfolgt durch die Häuserschluchten Hongkongs hetzt, spukt er noch wild um sich, um einen möglichst großen Teil seiner tödlichen Fracht unters Volk zu bringen.

Ebola Syndrome

Die Ausgangslage des Films mag den ein oder anderen Leser bereits davon überzeugt haben, dass Ebola Syndrome kein Stoff für die Oscars oder irgend einen anderen geschmackvollen Preis auf dieser Erdkugel ist.

Herman Yaus Film ist stattdessen das so ziemlich ekelhafteste, abscheulichste und politisch unkorrekteste Filmwerk, dass einem jenseits enthusiastischer Amateurfilmerei begegnen kann. Dieses Cat III-Schmankerl, das hierzulande niemals auf DVD, geschweige denn ins Kino kommen könnte, ist aber auf eine recht kranke Art ziemlich lustig. Lustig im Sinne von Braindead, nicht Monster AG.

Während andere Filme dieses Genres, etwa Red to Kill, Dr. Lamb oder The Untold Story, die gezeigten Verbrechen mit einer ebenso mörderischen wie intensiven Schaulust beobachten, so dass jede komische Einlage unpassend wirken muss, ist Ebola Syndrome von vorherein die pure Anarchie.

Die alles durchdringende Auskostung der Beleidigung jedweder Moralvorstellungen erhebt Ebola Syndrome geradezu in den Status einer krönenden Parodie des Genres. Nicht zufällig werden hier ganz im Sinne der Wong-Yau Kollaboration The Untold Story infizierte Tote als Burger an hungrige Restaurantgäste verkauft.

Ebola Syndrome

Den Widerling Kai, dessen geringstes Vergehen das Spucken ins Essen seiner Gäste ist, spielt Genreveteran Wong mit derselben Hingabe und Intensität, die er auch seinen anspruchsvollen Rollen zuteil werden lässt. Die Tatsache, dass die einzige Hauptfigur des Films keine noch so winzige positive Charaktereigenschaft für sich verbuchen kann, wird hier nicht zum Stolperstein, vielmehr zum Ansporn, ein kultverdächtiges Schwein von einem Mann auf die Leinwand zu bannen.

Unser bescheuerter Held ist allerdings nur der Anlass der Macher, ihrem Film jeglichen Ernst zu entziehen, denn hier kriegt jede Partei ihr Fett weg. Ob nun Kai bei einer Pinkelpause von einem Leoparden gestört wird oder sich eines seiner früheren Opfer jedesmal übergeben muss, wenn er in der Nähe ist, sozusagen ein Äquivalent zum Spinnensinn Peter Parkers. Da ist es nur treffend, dass das zuckende Sterben der Ebolakranken zuallererst den Charme stümperhafter Todesszenen versprüht, nicht das schleichende Grauen von Wolfgang Petersens Outbreak.

Ebola Syndrome

Auf Grund dessen erreicht das Gezeigte zwar nur selten den Grad der Brutalität anderer Cat III-Filme – vor einer expliziten Obduktionsszene wird an dieser Stelle gewarnt – für den noch nicht zum gore hound mutierten, normalen Kinogänger ist ein solcher Film hingegen kaum zu empfehlen.

Die vielfältige Tötung unschuldiger Tiere (vom Hahn bis zur Maus) macht aus Ebola Syndrome auch nicht gerade einen Werbefilm für Vegetarismus. Ausgesprochen tolerante Cineasten, die das extreme Kino aus Fernost nicht scheuen, können die Anthologie der Eskapaden Kais als eines der erträglicheren Cat III-Exponate ansehen.

Den Unterhaltungswert der Frühwerke eines Peter Jackson erreicht Ebola Syndrome eher selten, denn ein paar Längen gegen Ende und die sich in unzähligen Hongkonger Filmen findende Vorstellung, gute Comedy gehe einher mit unkontrolliertem Over-Acting, behindern die komischen Aspekte des Films bei ihrer vollen Entfaltung. Zumeist schüttelt man einfach nur den Kopf über den derangierten Geist, der das absurde Drehbuch zusammengezimmert hat. Freunden trashigen Extremkinos kann man daher begeistert zurufen: “Let’s spread Ebola together!”

Ebola Syndrome


Zum Weiterlesen:

Herman Yaus anderer Cat III-Klassiker The Untold Story.

Weiteres zum Kino aus Fernost in diesem Blog.

Eine Review zu Ebola Syndrome samt der Beschreibung der hervorragenden DVD-Veröffentlichung von Discotek Media, die auch auf RC 2 Playern läuft.

W. = Dub-ya

Nachdem mich ein durch die französische Nationalmannschaft verursachtes Wachkoma gestern davon abgehalten hat, gibt es hier nun endlich das erste Teaser Poster für Oliver Stones W. Richard Nixon hatte 1995 schon dran glauben müssen, nun ist unser aller Lieblingspräsident George Walker Bush an der Reihe für ein natürlich höchst sachliches Biopic. Oliver Stone ist schließlich für seine Objektivität bekannt…

Den W. oder Dub-ya, wie es auf dem Poster heißt, spielt Josh Brolin (No Country for Old Men), der den texanischen Look des scheidenden Präsidenten sicher problemlos auf die Leinwand bringen wird.

Auch die Bush-Administration ist vielversprechend besetzt: Jeffrey Wright ist Colin Powell (da freut man sich schon auf eine gewisse Szene im Weltsicherheitsrat), Thandie Newton ist Condoleezza Rice und Richard Dreyfuss spielt das neokonservative Mastermind Dick Cheney. Mama und Papa Bush werden von Ellen Burstyn und James Cromwell verkörpert.

Während George W. Bush also seine Abschiedsreise durch Europa genießt, können wir uns noch einmal über ein Best Of seiner Bonmots freuen, welches das Teaser Poster präsentiert. Da kann man nur hoffen, dass das nächste Präsidentenbiopic von Stone “Obama” heißen wird.

Dubya, George W. Bush

Quelle: IONCINEMA.com

Johnnie To mag Hongkong und dessen Taschendiebe

Johnnie To Ein Regiewerk kann nicht nur aus genialen Film Noir-Experimenten und modernen Heroic Bloodshed-Opern bestehen. Das dachte sich wohl Johnnie To, als er seinen Film Sparrow fertigstellte, der immerhin schon seit drei Jahren in Arbeit gewesen war. Drei Jahre, die die Veröffentlichung von Election I und II, Exiled, Triangle und Mad Detective sahen, allesamt Krimis und Thriller unterschiedlicher Couleur. Sparrow, neben Linger der zweite eher “leichte” Film des Neo Noir-Maestros in diesem Olympiajahr, vereinigt sein Stammpersonal (Simon Yam, Gordon Lam, Kelly Lin, Lam Suet) in einem spielerischen Liebesbrief an Hongkong. Das zumindest suggeriert der leichtfüßig geschnittene Retro-Trailer, dessen Look eher Jacques Demy als Johnnie To vermuten lässt.

Als Sparrows werden übrigens die professionellen Taschendiebe Hongkongs bezeichnet.

Kei (Simon Yam) is an experienced “sparrow”. He enjoys a carefree lifestyle taking photos with his vintage Rolleiflex. One day a dashing beauty, Chun Lei (Kelly Lin), suddenly appears in Kei’s viewfinder. The sparrow is mesmerized… But behind Chun Lei’s attractive facade lies a mysterious past and a mission to set herself free… [Quelle: Milkywayimage.com]

Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, gibt es sogar einen deutschen Starttermin für Sparrow. Zumindest die IMDB nennt den 31. Juli.

Der offizielle Trailer für diesen Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale ist unten zu sehen oder bei Twitch.

Johnnie Tos nächstes Projekt bewegt sich wieder in düsteren Gefilden. Er wird ein Remake von Jean-Pierre Melvilles Klassiker Vier im Roten Kreis (Le Cercle Rouge) drehen mit Orlando Bloom, Liam Neeson, Chow Yun-Fat und Alain Delon.

Dass To nicht den John Woo machen wird, verspricht zumindest die Wahl Hongkongs als Schauplatz des Films. Ein To ohne Hongkong ist wie Helmut Schmidt ohne Zigarette: Einfach unvorstellbar.

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=3_YucG8-7Fw]


Zum Weiterlesen:

Beiträge zum Hongkonger Kino, einschließlich anderer Filme von Johnnie To.

Was LoveHKFilm.com über Sparrow zu sagen hat.

Baz Luhrmanns Australia

Baz Luhrmanns Australia

Der Welt größte Nicole Kidman-Anhängerin bin ich nicht gerade und auch Moulin Rouge habe ich noch nie bis zum Ende durchgehalten, doch der neueste Streich des australischen Regisseurs Baz Luhrmann (Romeo + Julia, Moulin Rouge) wirkt entgegen aller Befürchtungen seiner typischen Stakkato-Schnitt-Torturen recht vielversprechend. Ein Epos im Gefolge David Leans, inklusive Krieg, Sonnenuntergängen im Outback und einen kantigen Viehtreiber. Ein Aussie muss man nicht sein, um diese Inhaltsstoffe interessant zu finden.

Neben Frau Kidman wird in Australia ihr Landsmann Hugh Jackman, der die ursprünglich für Russel Crowe vorgesehene Rolle des Leading Man übernommen hat, zu sehen sein. Der Trailer sieht zwar irgendwie nach Oscar und Flop zugleich aus. Doch ungeachtet aller Box Office-Ergebnisse und vergoldeten Statuetten – man kann bei Luhrmann davon ausgehen, dass sein erster Film seit sieben Jahren alles sein wird, nur nicht gewöhnlich.

Der Inhalt des Abenteuerepos’ sieht laut Filmstarts.de wie folgt aus:

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reist die britische Aristokratin Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) nach Australien. Dort muss sie sich mit einem raubeinigen Viehtreiber (Hugh Jackman) verbünden, um die Farm ihres Mannes, die sie geerbt hat, zu retten. Sie begeben sich auf eine Reise, die ihr Leben für immer verändern wird. […] Die Lage spitzt sich zu, als sie die Bombardierung der Stadt Darwin durch die japanischen Streitkräfte erleben müssen, die zuvor Pearl Harbor angegriffen haben.

In Deutschland wird Australia am 25. Dezember 2008 starten. Was will man am ersten Weihnachtsfeiertag auch anderes tun, als Nicole Kidman durch die australische Steppe irren zu sehen?

Den Trailer (oder ist es ein Teaser?) gibt es bei Apple in mehreren Größen oder in der Flash-Version unten:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=EB8hBwl4jyk]

Der neue Film der Gebrüder Coen: Burn After Reading

George Clooney und Frances McDormand lieben Kino

Brad Pitt, George Clooney, Tilda Swinton, Frances McDormand und John Malkovich in einer Komödie der Coen Brüder. Need I say more?

Der Red Band Trailer für Burn After Reading ist mithilfe von iTunes hier zu sehen oder ohne Apple Unterstützung bei slashfilm.com.

Ein deutscher Starttermin für den Nachfolgefilm von No Country For Old Men steht noch nicht fest.

Dafür haben die Coens mein Eintrittsgeld schon sicher (wenn sie es wollen…).