Jet Li vs. Jackie Chan: The Forbidden Kingdom

Eine Sichtung von Tsui Harks “Once upon a Time in China” hat es mal wieder bewiesen: Jet Li ist die coolste Kampfmaschine auf Erden. Im Angesicht des Meisters würde sich selbst Chuck Norris hinter seinem Bart verstecken. Gründe gibt es also genug, einen neuen Jet Li-Film anzukündigen, doch ein Aufeinandertreffen des Wushu-Champions mit Hongkong-Legende Jackie Chan auf der großen Leinwand verdient besondere Aufmerksamkeit.

The Forbidden Kingdom heißt nun ihr erstes gemeinsames Werk, ein amerikanischer Fantasyfamilienstreifen, der an seinem Startwochenende rund 20 Millionen Dollar eingespielt hat. Zielgruppengerecht ist die Hauptfigur der Teenager Jason, der mehr oder weniger aus Versehen eine Zeitreise ins mittelalterliche China macht (das passiert schließlich jeden Tag…) und dort auf Jet Li und Jackie Chan trifft, die ihm natürlich zum Kungfu-Kämpfer ausbilden. Zusammen müssen sie einen bösen Warlord zur Strecke bringen.

Für die Choreographie der Martial Arts-Szenen zeichnete Yuen Woo-Ping verantwortlich, der diese Tätigkeit auch schon bei “Matrix”, “Kill Bill I+II”, “Tiger and Dragon” und “Kung Fu Hustle” innegehabt hatte.

Ein deutscher Starttermin für The Forbidden Kingdom steht noch nicht fest. Am 16. April wird “The Forbidden Kingdom” in Deutschland starten.

UPDATE: Die Kritik zum Film gibt’s hier.

Einen Trailer gibt’s in einer sehr guten Qualität bei MovieMaze.de oder in der YouTube-Version:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=e66Og0lOCcE]

Frank Millers neuer Film: "The Spirit"

Man könnte glauben Graphic Novel Maestro Frank Miller (300) würde sich für seine zweite Regiearbeit nach Sin City wieder ein eigenes Comic als Vorlage nehmen. Doch falsch gedacht! The Spirit basiert auf den Comics des 2005 verstorbenen Zeichners Will Eisner.

1940 tauchte der maskierte Held “The Spirit” erstmals in den Blättern, die die Welt bedeuten, auf, um das organisierte Verbrechen zu bekämpfen.

Ganz in der Tradition des Film Noir scheint nun Miller seine Verfilmung angesiedelt zu haben. Gabriel Macht mimt den titelgebenden Helden, Samuel L. Jackson spielt The Octopus (nicht verwandt mit Doc Ock). Eva Mendes und Scarlett Johansson werden die Herren der Schöpfung zu erfreuen wissen.

Nun der Wermutstropfen: der Film wird erst im Januar 2009 in den USA starten.

Bis dahin kann man sich am Teaser und dem Sin City-esken Artwork (unten) satt sehen:

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Infernal Affairs III – Director's Cut (HK 2003)

[Wer Infernal Affairs I nicht gesehen hat und Wert auf ein ungespoilertes Filmerlebnis legt, sollte die folgende Kritik überspringen und stattdessen die letzten Sätze als Fazit ansehen. Alle anderen: Sport frei!]

Der Tod von 80% der Hauptfiguren könnte den ein oder anderen Produzenten abschrecken, ein Sequel zu drehen, nicht jedoch die gewitzten Filmschaffenden der Sonderverwaltungszone (SAR) Hongkong. Nachdem ein Prequel von Infernal Affairs dieses Problem bereits erfolgreich gelöst hatte, stand man erwartungsgemäß beim dritten Teil vor der Frage, bei der sich selbst Lenin schon den Kopf gekratzt hatte: Was tun?

Sollte man die Geschichte des Triadenspitzels Lau (Andy Lau) weitererzählen, der bekanntlich den ersten Teil überlebt hatte. Sollte man in einem Prequel auch noch die Kindheit der Helden inspizieren? Leider stellte man sich bei Media Asia nicht die Frage, ob überhaupt ein Sequel sinnvoll wäre, sonst hätte die Reihe in Form von Teil Zwei einen würdigen Abschluss erhalten.

Andy Lau in Infernal Affairs III

Infernal Affairs III ist ein Zeugnis der Unentschiedenheit, der großen Ambitionen und des Wunsches nach viel, viel Geld. Um noch einmal alles aus der geplagten Box Office der Heimat herauszuholen, haben die Drehbuchautoren Alan Mak und Felix Chong ein für einen Thriller viel zu kompliziertes Mischmasch aus Prequel und Sequel entworfen.

Der Grund: Irgendwie mussten die Superstars Andy Lau (House of Flying Daggers) und Tony Leung (Gefahr und Begierde) ein weiteres Mal in einen Film gequetscht werden, obwohl die Figur des letzteren bereits verschieden war. Folglich erzählt der dritte Teil der infernalischen Saga den weiteren Werdegang Laus in den Reihen der Polizei und schneidet diesen munter mit dem Geschehen in den Monaten vor Yans (Leung) Tod zusammen.

Die Geschichte des Triaden Lau, der – in die Polizei eingeschleust – eigentlich nur ein guter Cop und Mensch sein will, gibt noch am ehesten die Story für ein Sequel her, schließlich ist sein weiterer Weg nach dem ersten Teil offen. Die Regisseure Andrew Lau und Alan Mak gestalten diese Zeitebene in unterkühlten, abweisenden Interieurs, die Laus in die Brüche gehenden Geisteszustand entsprechen.

Leon Lai in Infernal Affairs III

Von Schuldgefühlen für Yans Tod getrieben, stürzt er sich in die Suche nach weiteren Spitzeln in den Reihen der Polizei und stößt auf den zwielichtigen Yeung (Leon Lai, neben Andy Lau einer der erfolgreichsten Cantopopsänger). Bald liefern sich beide ein Katz und Maus- Spiel ausgeklügelter Überwachung.

Auf psychologischer Ebene gehen die Macher einen nachvollziehbaren Weg. Je länger er Yeung überwacht, desto mehr identifiziert sich Lau mit dem toten Yan, darauf hoffend, dass auch er durch seine Taten Vergebung finden kann. Eine spannende Atmosphäre kommt deswegen nur schwer auf, schließlich nehmen wir die meiste Zeit Platz in Laus Kopf, in seiner Psyche und beobachten deren Kollaps in Zeitlupe.

Leon Lai bringt eine akzeptable Mischung aus Berechnung und Undurchsichtigkeit in seine Rolle des geheimnisvollen Gegenspielers. Sein stets mit einem überlegenen Lächeln verziertes Spiel ruft Francis Ng aus Infernal Affairs II in Erinnerung, doch Lais Methode ist oft nur schwer vom hölzernen Spiel eines ganz einfach schlechten Schauspielers zu unterscheiden. Die Persönlichkeit einer Figur, die Ng durch ein paar Blicke präsent zu machen in der Lage war, bleibt bei Lais Polizist nur ein blasser Schatten.

Andy Lau in Infernal Affairs III

Andy Lau dagegen hat selten so überzeugen können, ist bei vielen seiner Rollen doch der Vorwurf gerechtfertigt, er sei mehr Steinblock als Mime. Schade nur, dass die Macher sich nicht auf sein Starcharisma allein verlassen haben und die bedrückende Stimmung dieser Zeitebene immer wieder aufbrechen durch Rückblicke in das Leben des toten Yan. Würden interessante Facetten zu Yans Persönlichkeit durch einen ansprechenden Plot hinzugefügt werden, so wäre das noch akzeptabel. Ein Großteil des Films wird aber durch seine Flirts mit einer Psychologin (Kelly Chen) verplempert.

Chen übertrifft leider selbst Lai in der Kunst, einen flachen Charakter schlecht gespielt auf die Leinwand zu klatschen, so dass am Ende nur der Schluss bleibt, dass die Autoren verzweifelt versucht haben, ein Romantic Interest in den Film einzubauen. Bedenkt man, dass die zwei ersten Teile Aktricen, wie Carina Lau und Sammi Cheng, präsentieren konnten, kann man sich im Grunde nur noch an der eigenen Enttäuschung erfreuen.

Tony Leung in Infernal Affairs III

Sind die letzten Bilder des Films zwar ein treffender Abschluss der Saga, können diese leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass die 100 Minuten davor schlicht zu konfus, um zu unterhalten, zwei Geschichten präsentieren, die zwanghaft in das Infernal Affairs-Schema gepresst wurden und an keiner Stelle die perfekt konstruierte Brillanz der Vorgänger erreichen. Die großen dramatischen Gesten, die in diesen Teilen dank der routiniert gezeichneten Figuren noch die Tränendrüse in Anspruch nehmen konnten, verdampfen in Infernal Affairs III durch ihre unglaubwürdige Künstlichkeit in kürzester Zeit.

In den Extras der deutschen DVD hat Schauspieler Anthony Wong das zentrale Problem von Infernal Affairs III mit gewohnter Ehrlichkeit formuliert:

“Müde bin ich. Da wird ständig nachgeschoben. Was soll das noch? Ohne würde es auch gehen. Ich verstehe wirklich nicht, was das alles soll. Das wäre auch ohne meinen Charakter gegangen.”

Was soll man da noch sagen?

Chen Daoming in Infernal Affairs III


Zum Weiterlesen:
Infernal Affairs
Infernal Affairs II
The Departed

Michael Clayton (USA 2007)

Michael ClaytonAus George Clooney ist ein Schauspieler geworden!” Das war meine erste Reaktion auf Michael Clayton, das mehrfach für den Oscar nominierte Regiedebüt von Tony Gilroy, der u.a. die Drehbücher der Bourne-Filme geliefert hat.

Als treuer Emergency Room-Zuschauer war mir der Charme des Herrn Clooney geläufig gewesen, doch bisher hatten sich seine überzeugenden Rollen auf (Gauner-)Komödien á la Out of Sight und Ein Unmöglicher Härtefall beschränkt.

Mit Cary Grant und Clark Gable wurde er nicht zuletzt auf Basis dieser Filme in Verbindung gebracht. Sein Spiel scheint gerade von Grants Screwball-Komödien und dessen späte Rollen, wie neben Audrey Hepburn in Charade, geprägt zu sein. Entspannte Womanizer im feinen Zwirn, die durch ihre Selbstironie die Herzen der weiblichen Hauptfiguren und hingerissenen Zuschauerinnen im Sturm gewinnen.

Die größten Rollen von Cary Grant waren untrennbar mit seinem Starimage verbunden, man fordert es noch heute beim Ansehen seiner Filme geradezu ein. Ein Cary Grant-Film wird nicht auf dieselbe Weise geschaut, wie ein Robert DeNiro-Film. Man will das eigene Bild von Cary Grant wieder und wieder in Variationen bestätigt sehen, nicht den detailgenauen Method Actor, der hinter seiner Figur verschwindet. Dank Grants komödiantischem Vermögen bleibt das auch interessant, egal wie viele seiner Filme man nun sieht.

Clooney hätte sich eine veritable Karriere auf ähnliche Weise aufbauen können, doch schon einer seiner “frühen” großen Kinofilme, Robert Rodriguez‘ Roadmovie-Vampir-Slasher From Dusk Till Dawn, bewies seinen Hang zu Filmen abseits ausgetretener Blockbusterpfade. Mit den eigenen Regiearbeiten (Confessions of a Dangerous Mind, Good Night and Good Luck) und seiner Zusammenarbeit mit Steven Soderbergh bestätigte er diese Tendenz auch im neuen Jahrtausend. Hinter der Kamera hatte er so sein – für viele überraschendes – Können bewiesen. Dass er auch vor der Kamera souverän als Schauspieler – nicht Star – agieren kann, hätte zumindest ich nicht gedacht. Soviel zur Lobdudelei im voraus.

Michael Clayton ist ein Anwaltsthriller. Das ist ein ausglutschtes Genre, denkt man. Bitte nicht noch eine Grisham-Verfilmung/Kopie, denkt man. Gute Einwände gegen weitere Leinwandabenteuer im Gerichtssaal gibt es zuhauf, sie alle haben ihre Berechtigung. Tony Gilroy jedenfalls tat einen ersten lobenswerten Schritt, indem er einen Film über Anwälte gedreht hat, der ohne einen Gerichtssaal auskommt. Regisseur und Autor Gilroy hat einen zweiten, vorteilhaften Schritt dadurch unternommen, dass er seine Erzählung nicht auf das Ankurbeln des Plots beschränkt.

Wie will man sonst die Existenzberechtigung einer Sequenz erklären, in der Karen Crowder (Tilda Swinton) vor dem Spiegel steht, um wieder und wieder die vorbereiteten Sätze für ein Fernsehinterview von sich zu geben? Sie ist eine Perfektionistin, sagen uns die Bilder. Sie ist unsicher, nervös und würde wohl alles dafür tun, ihre Karriere in Gang zu halten. Der Film baut einige solcher zeitlichen Nullpunkte ein, um seine Figuren und die verkommene, urbane Geschäftswelt, in der sie leben, näher zu beleuchten.

Angefangen bei den Monologen des verrückt gewordenen Staranwalts Arthur Edens (Tom Wilkinson), der in seinem Wahn die amoralische, dunkle Seite seiner Profession durchschaut, bis hin zur Schilderung der privaten Katastrophen des Ausputzers Michael Clayton (Clooney) selbst, verfolgt Gilroy in der ersten Hälfte des Films, um es übertrieben auszudrücken, die Schilderung der Krankheit Zivilisation. Deren schlimmste Auswüchse scheinen die großen Anwaltskanzleien zu sein, die Milllionen mit der Verteidigung über Leichen gehender Chemiekonzerne verdienen. Einzig die Natur und die Geborgenheit des Familienverbandes scheinen den geplagten Großstädter Clayton die Freiheit verheißen zu können.

Denn er ist am Ende, ist ausgebrannt, müde, durch seinen Job, in dem er reiche Klienten als juristischer Expressdienst in den ersten Minuten nach ihrem Vergehen berät, sie vor dem Gefängnis bewahrt. Vom Glamour des Danny Ocean sieht man in Clooneys Spiel nichts. Der ehemals Spielsüchtige (was für eine Ironie im Hinblick auf die Filmografie des Hauptdarstellers!) scheint sich in einem aus Glas und Stahlbeton bestehendem Gefängnis zu befinden. Erst als sein Freund Arthur sich während einer Vorverhandlung vor aller Augen nackt auszieht, damit die Verteidigung des Chemiegiganten U-North in Gefahr bringt und Clayton die Kohlen aus dem Feuer holen soll, keimt der Zweifel an seiner Profession gemächlich in ihm auf.

Der Verdienst des Drehbuchs ist die ausgeklügelte Figurenzeichnung, die Clayton nicht zum Heiligen ausstaffiert und Swintons Figur (eine U-North-Anwältin) nicht zur alles kontrollierenden Antagonistin. Für Zuschauer, die einen konventionellen Thriller erwarten, könnte das in ein paar Längen resultieren, doch Gilroy weiß durch so manchen Schock zu überraschen. Oft schlägt hierbei weniger der Plot die Haken, stattdessen geht die Inszenierung Wege, die man als Kenner des Genres schlicht und einfach nicht antizipiert. Selbst das etwas formelhafte Ende wird uns glaubhaft verkauft, weil der Film nie die Entwicklung seiner in der Grauzone der Moral agierenden Figuren vernachlässigt und eine der befriedigensten letzten Einstellungen des Jahres enthält.

Als ein weiteres großes Glück muss man die Tatsache betrachten, dass Tony Gilroy sich in seinem Debüt nicht an der Handkamera-Ästhetik der Bourne-Regisseure orientiert hat. Michael Clayton ist mehr The Insider, mehr Michael Mann oder Sidney Pollack (der auch mitspielt), als Paul Greengrass und erbringt den Beweis, das ein Realismuseffekt auch ohne die intensified continuity, wie David Bordwell den Trend bezeichnet, zu erreichen ist.

Michael Clayton war der Oscar-Film mit den meisten Schauspieler-Nominierungen (insgesamt drei), was nicht unbegründet geschah. Die ausgeglichenen Leistungen des Ensembles, in dem ein Clooney auch nicht gegenüber der großartigen Swinton verblasst, machen den Anwaltsthriller am Ende zu einem überzeugenderen Beitrag als das unter seine angestrebte Größe zu ersticken drohende Ölepos There Will Be Blood.

There Will Be Blood (USA 2007)

There will be bloodKlirrende Streicher, als stoße jeder einzelne Sonnenstrahl seinen langgezogenen Klagelaut aus, während er sich in den Nacken dreckverschmierter Arbeiter einbrennt. Die karge Wüstenlandschaft mit ihren welligen Hügeln. Einer Mondlandschaft gleich verbieten ihre trockenen Steine jedes menschliche Leben.

Und doch wird stetig gegraben, ringt Daniel Plainview in der Tiefe seines persönlichen schwarzen Loches der Erde Zentimeter für Zentimeter ein paar Unzen Gold ab, als gäbe es nichts anderes auf dieser Welt als die Suche nach mehr.

Saturiert ist er nie, auch nicht wenn er mit schwarzem Gold das große Geld macht. Plainview ist auf das Gewinnen aus, nicht das Leben mit dem Gewinn. Ein Misanthrop ist er, ein Scheusal, das geradezu stolz zugibt, es hasse die meisten Menschen. Daniel Plainview ist der kapitalistische Raubbau in seiner Reinform.

Er ist der Held in Paul Thomas Andersons There Will Be Blood. Sein vermeintlicher Gegenspieler, der junge Reverend Eli Sunday (Paul Dano), begegnet ihm mit dem christlich moralischen Zeigefinger, doch im Grunde seines Wesens ist der Mann Gottes dem Ölmagnat ähnlicher als ihm lieb sein sollte.

“EPOS” steht auf jedem Zelluloidstreifen von Paul Thomas Andersons aktuellem Werk in fetten öligen Buchstaben geschrieben. Alles ist groß an diesem Werk, gerade die Figuren der beiden Hauptdarsteller, deren Widerstreit von Amerikas zwiespältigem Gründungsmythos erzählt. Teil von God’s Own Country ist auch diese Wüste, bei deren Antlitz man sich unwillkürlich fragt, welches Siedlerhirn sich diesen Ort als Wohnstätte ausgesucht hat. In der Tiefe verborgen liegen die kostbaren Ressourcen, deren Herr Daniel Plainview sein muss, koste es was es wolle, wie auch sein Land stetig seine Wirtschaft durch Öl in Gang hält, selbst wenn ein Krieg im Wege steht.

Ein Spiel von Erpressung und Gegenerpressung liefern sich Plainview und Sunday, als die freiwillige Kooperation von religiösem Sendungsbewusstsein und Kapital nicht funktioniert. There Will Be Blood spielt zu Beginn unseres Jahrhunderts, könnte in seiner Thematik aber kaum aktueller sein. Ist Daniel Plainview eine Version des amerikanischen Kapitalismus, so sollte uns bange sein. Würde man Eli Sunday vor eine TV-Kamera stellen, so hätte er wohl auch heute genügend Zuhörer. Paul Dano (Little Miss Sunshine) bietet dem überdimensional bösen Daniel Day Lewis überraschend gekonnt Paroli. Ohne seine Präsenz würde der Film wohl durch Day Lewis’ gegen Ende karikaturhaft anmutende Grimassen erschlagen werden.

Eine Kritik über einen Film von Paul Thomas Anderson braucht die technische Perfektion wohl kaum noch zu erwähnen. Bei diesem Regisseur wäre alles andere eine Enttäuschung, doch herauszuheben sei an dieser Stelle die Musik von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood. Die Songs von Aimee Mann waren in Magnolia die perfekte Untermalung gewesen, nun hat Anderson seinen eigenen György Ligeti gefunden. Die Musik ähnelt den Soundtracks von Kubrick-Werken, die Hauptfigur würde selbst einem gewissen Charles Foster Kane Angst einjagen, auch an John Ford fühlt man sich zuweilen erinnert.

Noch ist Paul Thomas Anderson künstlerisch nicht auf einer Stufe mit Welles und Co. angelangt. Er will dorthin, das merkt man. Das ist bewundernswert. There Will Be Blood ist auf Grund seiner reichlich übertriebenen Hauptfigur nicht der beste Film des Jahres 2007. Schuld daran trägt jedoch die starke Konkurrenz, weniger Andersons überbordender Wille, ein amerikanisches Meisterwerk zu schaffen.