Oscar Buzz: Die Golden Globes

Anstatt meine Zeit mit lästigen Vortragsvorbereitungen zu verbringen, habe ich vorgestern live die Bekanntgabe der Golden Globe-Nominierungen dieses Jahres dank CNN.com am Bildschirm verfolgt.

Wen interessiert schon die Geschichte des DDR-Fernsehens, wenn Quentin Tarantino eine Nominiertenliste herunterrasselt?

So wenig die Globes als Veranstaltung ansehnlich sind (und ich steh normalerweise auf seelenlose Awardsshows!), so wichtig ist doch ihre Existenz, auch jenseits des Oscar Buzzes, in dessen Zusammenhang sie zumeist genannt werden.

Im Gegensatz zu den alterwürdigen, von Mitgliedern der Filmindustrie gewählten Academy Awards werden die Globes vom Verband der Auslandsjournalisten verliehen. Ich wage mal zu behaupten, dass sich Kritiker bei der Auswahl der Besten des Jahres weniger nach Einspielergebnissen richten, als beispielsweise Produzenten.

Wichtige technische Kategorien fehlen zwar deswegen – man denke an Kamera, Schnitt u.ä. – doch welche andere große Awardsshow macht schon einen Unterschied zwischen Best Musical/Comedy und Best Drama? Bei den Oscars kann man generell davon ausgehen, dass eine herausragende schauspielerische Leistung in einer Komödie maximal durch eine läppische Nominierung gewürdigt wird.

Die Golden Globes hingegen liefern zumindest in diesem Punkt eine gerechtere Verteilung um Aufmerksamkeit heischender, goldener Kaminstaubfänger.

Dass das Kinojahr 2007 zu den besseren Jahren gehört, mag schon die außergewöhnliche Anzahl von 7 Nominierungen in der Kategorie Best Drama verdeutlichen. Mit dabei sind die Literaturverfilmung Atonement (Abbitte), Paul Thomas Andersons There Will Be Blood und das neueste Werk Coen Brüder, No Country For Old Men.

Überraschend ist wohl die geringe Anzahl an Nominierungen für There Will Be Blood (Best Drama und Best Actor/Drama). Eine Regienominierung für Anderson fehlt gar. Die haben ihm wohl Tim Burton (Sweeney Todd) oder (The Diving Bell and The Butterfly) weggeschnabt, deren Filme in anderen Kategorien nominiert sind (Musical/Comedy und Best Foreign Language Film). Bei den Oscars könnte noch eine Nominierung für das Beste Adaptierte Drehbuch hinzukommen. Julian Schnabel

Eine langweilige, vorhersagbare Preisverleihung der Globes und Oscars wird es wohl dieses Jahr nicht geben. Wo 2006 die Gewinner der Kategorien Best Drama (The Departed), Best Actor/Drama (Forest Whitaker) und Best Actress/Drama (Helen Mirren) sich bei den Oscars alle auf der Bühne wiedertrafen, könnte nun ein an Merchant/Ivory-Produktionen erinnerndes Epos, wie Abbitte, bei der Academy bessere Chancen haben, als etwa ein Globe-gekrönter Film der Coens.

Eine “große Enttäuschung”, wie der Oscar-Sieg von Crash vor zwei Jahren, ist auf Grund der qualitativen Dichte nicht zu erwarten. Die Ausnahme wäre hier nur American Gangster, der weder einen Golden Globe, noch einen Academy Award in den wichtigen Kategorien verdient hätte. Die Konkurrenz ist ganz einfach zu stark.

Die kompletten Golden Globe-Nominierungen findet man auf der Homepage der Hollywood Foreign Press Association.

Die folgenden Internetseiten stehen mittendrin im undurchschaubaren Nebel des Oscar Buzzes:

Aktuelle Übersichten über die Verleihungen der Kritikerverbände, Kritiken der konkurrierenden Filme und Prognosen gibt’s bei Awards Daily.

David Carr, der Oscarexperte der New York Times schreibt als Carpet Bagger Kritiken, berichtet über aktuelle Tendenzen in der Filmindustrie und und und. Mein Favorit.

Filmnews, Trailer und natürlich den obligatorischen Oscarbuzz bietet der Blog von Variety-Autorin Anne Tompson: Thompson on Hollywood. Wer erste Reviews für unveröffentlichte Filme lesen will schaut bei ihr nach oder bei Tom O’Neil von der L.A. Times.

Die Bedeutung der Blogs für die Industrie erkennt man übrigens an der Anzahl der For Your Consideration-Banner pro Seite.

Die 65. Golden Globe Awards werden am 13. Januar verliehen.

Die Nominierungen für die Oscars werden am 22. Januar bekannt gegeben und die 80. Academy Awards am 24. Februar unter die Leute gebracht.

Gone Baby Gone (USA 2007)

Da eine Einleitung einer Kritik zu Gone Baby Gone anscheinend nicht ohne Hinweise auf den Verfall der Karriere Ben Afflecks, den nicht mehr ganz so neuen Neologismus Bennifer und einer künstlerischen Wiedergeburt, welche der eines Phönix’ aus einem riesigen Aschehäufchen gleicht, funktioniert, widersetze ich mich hiermit diesem Trend und fange mit Autor Dennis Lehane an.

Der hat bekanntlich (Achtung! Hier beginnt die einfallsreiche Einleitung) das Buch “Mystic River” geschrieben, welches von Clint “the Leatherface” Eastwood verfilmt wurde, samt super Schauspielern und schrecklichem Score.

Um eine Jugendfreundschaft vor dem Hintergrund von Bostons Arbeitervierteln drehte sich der Film, inklusive Pädophilie, Schuld, Sühne und allem, was sonst noch zu einem familienunfreundlichen Thriller gehört.

Ähnliche Inhalte präsentiert uns Ben Afflecks Regiedebüt und Lehane-Adaption “Gone Baby Gone”. Wieder ist der Stein des Anstoßes der Verlust einer Tochter, diesmal durch eine Entführung.

Privatdetektiv Patrick Kenzie (Casey Affleck) wird angeheuert, das kleine Mädchen aufzuspüren. Seine Partnerin Angie Gennaro (Michelle Monaghan) begleitet ihn bei der Spurensuche im Dickicht des Bostoner Drogenmilieus.

Akzeptiert man erstmal Casey Afflecks ungewöhnlichen, Adidas Superstar-Schuhe tragenden Ghettodetektiv und die mannigfaltigen Schimpfwörtertiraden, die so ziemlich jeden Dialog begleiten, gilt es die geradlinige und zur Unterschätzung des Films beitragende Exposition zu überwinden. Die Charaktere erscheinen auf dem ersten Blick recht blass und man fragt sich unweigerlich: Schon wieder ein gutmütiger Morgan Freeman???

Die einzige Ausnahme ist hier die glänzende Amy Ryan als heruntergekommene, drogensüchtige Mutter des vermissten Mädchens, die uns von Anfang an ihren unangenehm fertigen Charakter vor die Füße wirft.

Sehr bald wird einem glücklicherweise der mit Zigarettenstummeln und Koks übersäte Teppich unter den Füßen weggezogen. Der Milieu-erprobte Patrick wird plötzlich zum Richter und vertreibt gleich seinem heiligen Namensvetter eine pädophile “Schlange” aus seinem “Land”. Die moralischen Zwickmühlen, in die Patrick von nun an gerät, treiben die Handlung an und sind auch im Nachhinein die Elemente des Films, die einem in Erinnerung bleiben.

Casey Affleck spielt so ziemlich das genaue Gegenteil seines Feiglings und Jesse James-Mörders Bob Ford, dessen inneren Aufruhr er noch mit einer ausgeprägten Mimik an den Mann (sprich: Zuschauer) gebracht hat. Patrick ist kein zynischer Bogeyverschnitt , der als Aussenseiter in seinem Büro abhängt und Whiskey trinkt und doch genauso abgebrüht und souverän. Die zwinkerlose, harte Mine im Angesicht eines bedrohlichen Pistolenlaufes nimmt man Affleck jederzeit ab.

Übertroffen wird er noch von Ed Harris, der nach A History of Violence hier mal wieder einen ausgesprochen interessanten Charakter ergattert hat und dem Klischee des knallharten Cops durch die moralische Doppelbödigkeit seiner Taten ungeahnte Tiefen verleiht.

Das mit einem eindringlichen Twist angereicherte Erstlingswerk braucht seine Zeit, um in Fahrt zu kommen, ist dann aber kaum mehr aufzuhalten und rammt sich gegen Ende direkt ins Gewissen des mitdenkenden Zuschauers. Selten hat ein Krimi die Erfindung des Abspanns so notwendig gemacht, wie Gone Baby Gone.

Tintenherz Trailer

Nach dem Goldenen Kompass und der Fortsetzung der Chroniken von Narnia (Prinz Caspian) kündigt sich schon die nächste Verfilmung eines Bestseller-Fantasystoffes an: Cornelia Funkes “Tintenherz” (Inkheart).

Regie führte Iain Softley, dessen Filmen ich seit K-Pax besonders zugetan bin, auch wenn sie in ihrer Gesamtheit qualitativ nicht gerade überragend sind (man denke nur an Hackers).

Neben Brendan Fraser werden auch Andy Serkis (Gollum) als Bösewicht, sowie Helen Mirren, Paul Bettany und Jim Broadbent (der im nächsten Harry Potter den Slughorn mimt) zu sehen sein.

Der deutsche Starttermin ist der (KORREKTUR!) 20. März 2008. Der Film wird wohl doch erst Ende des Jahres 2008 anlaufen.
Der Trailer sieht schon mal okay, wenn auch geringfügig nichtssagend aus:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=fbaJ-2GhhP4]

Auto-Remakes: Funny Games

Als wir gestern im Seminar über verschiedene Remakekategorien diskutiert haben, fühlte ich mich sogleich genötigt, hier auf den aktuellen Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke (Caché, Die Klavierspielerin) hinzuweisen: Funny Games (2007).

10 Jahre nach Funny Games (1997), einer der besten europäischen Filme der 90er Jahre, hat Haneke ein Remake seines eigenen Films gedreht. Statt Ulrich Mühe und Susanne Lothar spielen nun Tim Roth und Naomie Watts das Ehepaar, welches samt Sohn von zwei geistig derangierten jungen Herren in ihrem Ferienhaus als Geisel genommen wird. Letztere, die im Original von Arno Frisch und Frank Giering gespielt wurden, mimen nun Michael Pitt (Mord nach Plan, Last Days) und Brady Corbet.

Michel Serceau hat den Begriff “Auto-Remake” als originalgetreue Neuverfilmung durch denselben Regisseur geprägt und seine Bedeutung als Mittel des Regisseurs, sich seiner Kunst bewusst zu werden, herausgestellt. “Gelungen” ist ein Remake für Serceau, wenn nicht eins zu eins umgesetzt wird, was im Original schon zu sehen war. Die Anpassung an den/einen sozio-historischen Kontext soll das Ziel sein, so dass der Mythos oder die Figuren quasi wiedergeboren werden.

Haneke hat wohl Funny Games eins zu eins nachgedreht, das deutet zumindest diese Review an. Die einzigen Änderungen scheinen die Schauspieler und den Kontext (USA statt Österreich) zu betreffen.

Interessant wird auf jeden Fall die Diskussion darum sein, wie das Spiel mit unserer Medienrezeption, welches der Film wie schon das Original betreiben wird, im amerikanischen Kontext funktioniert.

Die beiden Trailer verdeutlichen noch einmal die Herangehensweise für Hanekes Auto-Remake:

Funny Games (1997):
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=rzpzpe_8gHQ]
Funny Games (2007):
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Ec-70W_K77U]
Ein deutscher Starttermin für Funny Games steht noch nicht fest.

Wizard Swears

Erstmal kein neuer Trailer, dafür etwas zum totlachen. The Mysterious Ticking Noise der Potter Puppet Pals hatte ich ja im September schon gepostet.

Nun gibt’s das neueste Werk von Neil Cicierega: “Wizard Swears”!

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=TqTHmzMk0Cw]

Ein paar Highlights:

I mean every word I ever say. Ever. Because I’m Harry Potter!

You sicken me! Hagrid is ten times the man you’ll ever be, Neville!

Lord Voldemort speaking…

I don’t even remember five minutes ago

Dobby’s sock!