Kontrapunkt: Blood Diamond, Armee der Finsternis & Die purpurnen Flüsse 2

Manchmal ist es lohnend, sich Filme in Originalsprache (in diesem Fall: Englisch) mit deutschen Untertiteln anzuschauen. Dass ich so etwas sage/schreibe, scheint für die Leute, die meine Faulheit beim Filmrezipieren kennen, wie ganz böse Ironie zu wirken. Doch ich kann euch versichern: Bei Blood Diamond sowie Armee der Finsternis habe ich mal eine Ausnahme gemacht. Und nicht nur, weil man das Nuschel-„Yaa”-Brit-Englisch von Leo nicht und Bruce Campbells rotzige Kommentare dafür umso besser versteht, ist letzterer Film der bessere von beiden.

Blood Diamond (USA/D 2006)

Der Afrikaner Solomon (Djimon Hounsou) findet während Zwangsarbeit einen riesigen Diamanten, vergräbt den irgendwo in der Nähe und kann fliehen. Seine Familie wurde jedoch interniert und er will sie wieder. Da kommt der böse weiße Kapitalisten-Mann mit afrikanischen Wurzeln (Leonardo DiCaprio) gerade richtig: Beide wollen den Diamanten und Solomon bekommt von ihm die Freiheit seiner Familie versprochen.

Die ganzen Geschehnisse haben einen Funken von Zeitgeschichte inne, die Actionsequenzen muten realistisch an und gelegentlich kommt eine gewisse kritische Haltung durch, wenn der Handel mit „Blutdiamanten” aus afrikanischen Krisengebieten latent angeprangert wird.

Soweit ein ambitionierter Film, der einige wenige Afrika-Klischees jedoch nicht aussparen kann und spätestens beim arg peinlich wirkenden, gedehnten Pathos-Finale, bei dem das böse Weißbrot Leo im Sterben liegend noch etwas Gutes für den guten schwarzen Mann tut, nervt, anstatt aufzuwühlen oder zumindest zu unterhalten. Gesamtnote: „gut”, aber seine 5 Oscarnominierungen (u. a. für Leos Performance mit unverständlichem Dialekt-Kauderwelsch) nicht annähernd wert.

Armee der Finsternis (USA 1992)

Bruce Campbell-Filme sind ein eigenes Genre, das gemeinhin (etwas weiter ausgeweitet) als „Kult” bezeichnet wird. Und bezogen auf diese Tatsache stellen sich gewisse Fragen nach wesentlichen Filmelementen dieses finalen Teils der Tanz der Teufel-Trilogie gar nicht.
Special Effects: Stop Motion ist mittlerweile veraltet und die meisten anderen Effekte sind – nun ja – schlecht.
Dialoge: Reden wir nicht drüber.

Humor: Sehr ironisch und reich an Slapstick mit gelegentlichem Hang zur Absurdität, wenn ein Ritterfilm mit Fantasy- und Horrorelementen aufgepappt wird, was zum Beispiel in einem Auto mit Propeller als “Braindead”-Rasenmäherersatz zum Meucheln von Untoten gipfelt, nur dass hier keine Zombies aus Fleisch und Blut, sondern Skelette dran sind.

Inszenierung: Brillant! Sam Raimi liefert Action en masse, Cinematographer Bill Pope (später u. a. für die Bebilderung der “Matrix”-Trilogie verantwortlich) irritiert mit ebenso hektischen wie unkonventionellen Kamerafahrten und insbesondere das Set Design auf dem Friedhof ist mit seiner unheilvoll-düsteren Grusel-Atmosphäre, das es hervorbringt, schlicht genial. Bruce Campbell in seiner Paraderolle als Ash ist göttlich, wenn er grimassiert und einen großkotzigen Spruch nach dem anderen loslässt.

In den letzten 20 Filmminuten beim Kampf der Lebenden gegen die Toten um das Nekronomicon, das Buch des Todes welches man schon aus den 2 Vorgängern kennt, gibt es dann auch Action satt. 80 Minuten läuft “Armee der Finsternis”, also nicht zu lang, und am Ende bleibt dem Zuschauer nur das Sprüchlein zum Film zu sagen, mit welchem Hauptfigur Ash am Ende dieses Trash-Meisterwerks seine Geliebte rumbekommt: Hail to the King, Baby!. Horror-Kino, das rockt und zugleich der beste Teil der Trilogie.


Noch ein kleiner Nachtrag: Eine Kurzkritik zu einem Film, den ich heute mangels massentauglicher Alternative gesehen habe (allerdings nur in der deutschen Synchronfassung). Den ersten Teil fand ich seinerzeit (vor längerer Zeit, als ich ihn sah) durchaus gelungenen, diese Fortsetzung nun jedoch nicht. Die Rede ist von…

Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse (F/IT/GB 2004)

Die Ermittlungen von Inspektor Niemans (Jean Reno), die in Teil 1 schon irgendwie hoch vertrackt, um nicht zu sagen: verwirrend waren, werden hier in Sachen Abtrusität noch weiter gesteigert. Man bekommt als Zuschauer der Fortsetzung des französischen Kinohits eine mit religiösen Motiven vollkommen hoffnungslos überfrachteten Blödsinn um Herrschsucht und Mord (soweit ich das ausmachen konnte) geboten, der nach knapp einer Stunde Filmlaufzeit beginnt, zu nerven.

Jean Reno macht als klugscheißerischer Bulle wie eigentlich immer eine ganz passable Figur, sein Gegenüber, Kollege Benoit Magimel, bleibt dafür genauso farblos wie die dümmlichen Apokalypsen-Mönche auf Drogen in ihren schwarzen Kutten, die ständig irgendwelche Leute, die religiösen Kram faseln, töten. Sinn und Verstand kann man da schon ab dem eingemauerten Typen in der Wand vom Anfang lange suchen, Logik und Charakterzeichnung noch länger: man wird sie kaum finden.

Atmosphärisch gesehen ganz nett im Sinne der schummrig ausgeleuchteten, stets keimig wirkenden Sets wie Sieben, bietet “Die purpurnen Flüsse 2” allenfalls durchschnittliches Mystery-Entertainment, aber auch nur dann, wenn man den Kopf auslässt.