Kontrapunkt: Shorts

Gemeint ist dabei kein Bekleidungsstück, sondern die filmische Kurzform – hier preisgekrönt und aus Europa. Film ab!

J’attendrai le suivant (F 2002)

In der U-Bahn sucht ein Single-Mann mit einer quasi-öffentlichen Kontakt-anzeige nach einer Single-Frau. Diese unkonventionelle Methode weckt jedoch tatsächlich das Interesse einer Alleinstehenden, die sich ebenso wie der Werber nach der großen Liebe sehnt. Doch leider gibt es da einen kleinen Haken…

Eine ebenso simple wie großartige Ausgangsidee, eine böse Pointe und authentisch wirkende Darsteller. Das Ganze tragikomische Stück eingebettet mitten in den französischen Alltag: kein Wunder, dass eine Oscar-Nominierung folgte. Eine reduzierte Dramaturgie und eine geradlinige Inszenierung, die sich aufs Wesentliche konzentriert: Das ist Kurzfilm!

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Flatlife (B 2004)

Ein Animationsfilm aus dem filmisch ansonsten so biederen Belgien, in welchem 4 Mietparteien in einem Hochhaus wiederholt miteinander auf urkomische Weise in Beziehung treten. Man wird Zeuge von einem fliegenden Pandabären, einer kaputten Wasch-maschine, einer herunterstürzenden Vase und einem explodierenden Fernseher – in so absurder, aber eben auch situationskomischer und origineller Verquickung, dass man nicht verwundert ist, wenn jemanden im Abspann „for silliness“ gedankt wird. Auch beim vierten Mal schauen (der Film ist einfach zu köstlich) noch zum Schmunzeln! Näheres dazu von mir (nach der 2. Sichtung schon geschrieben) hier.

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The Most Beautiful Man in the World (GB 2002)

Eine Geschichte – ein kleines Mädchen trifft im Sommer auf einen Feld einen Mann und ihre Mutter beäugt das kritisch – die weniger aus Kausalketten, als vielmehr aus lose aneinander gehängten Sinn-Fragmenten besteht, die der Zuschauer selbst deuten muss. Entweder bringt man tatsächlich diese große kognitive Leistung auf oder konstatiert irgendwann, dass es sich bei diesem 6-Minüter um pseudotiefsinnigen Bullshit handelt. Während sich bei „Jade“ (2009) der Mut zur Lücke als wahrer Glücksgriff dafür entpuppte, komplexe Zusammenhänge und Emotionen in minimaler Zeit zu präsentieren, bleibt bei „The Most Beautiful Man in the World“ jegliche Beziehungsanalyse mangels ausdrucksvoller schauspielerischer Leistungen und aufgrund einer fehlenden Bildsprache auf der Strecke. Warum der Film in Cannes seinerzeit im Rennen um den Besten Kurzfilm war, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der Juroren.