Kontrapunkt: Dobermann, Das geheime Leben der Worte & Heartbreak Ridge

Vergangene Woche hatte ich wieder mal ein buntes Programm. Abgesehen von den hier vorgestellten Filmen sah ich auch “Operation Walküre” mit Tom Cruise, der mich nach all den Bedenken vorher im Nachhinein insbesondere durch die starke Inszenierung des Finales positiv überrascht hat. Aber nun gut, jetzt zum eigentlichen Thema.

Dobermann (F 1997)

Der Niederländer Jan Kounen drehte 1997 diesen Gangsterfilm und abgesehen von “Blueberry und der Fluch der Dämonen” hat man danach nichts mehr von ihm gehört. Und zwar vollkommen zu Recht. “Dobermann” strotzt nur so vor visuellen Kapriolen, nervt mit hektischer Kameraführung und schnellen Schnitten und stilisiert sich selbst mehr oder weniger freiwillig mit einigen abgedrehten Gewaltexzessen sowie seinen enorm flachen, aber betont coolen Charakteren um einen ultrabrutalen Vincent Cassel („Die purpurnen Flüsse”) und einer stummen Monica Belucci zur überzogenen Gewalt-Groteske. Tchéky Karyo („Mathilde – Eine große Liebe”) kommt als harter Polizist ist dieser extrem lärmenden und irgendwie auch wirren Stilorgie um einen Banküberfall, einige Täuschungsmanöver und das Feiern danach noch am besten weg. Der Rest bleibt die extrem prätentiöse stilistische Ausgeburt eines Langfilm-Debütanten.

Das geheime Leben der Worte (E 2005)

Sehr subtiles Drama um die Aufarbeitung individueller Traumata von „Elegy”-Regisseurin Isabel Coixet. Tim Robbins in seiner Rolle als zeitweise erblindetes Brandopfer auf einer Bohrinsel und noch mehr Sarah Polley als Opfer des Balkankriegs, die Vertrauen zueinander aufbauen, tragen den Film souverän. “Das geheime Leben der Worte” ist intensives Schauspielkino, das mit leisen Tönen und einer unaufgeregten Inszenierung glaubhaft eine im Alltag entstehende, zerbrechliche Liebesgeschichte erzählt. Auch mit dem Einsatz von Symbolen und Metaphern wie dem Meeresboden als stummen Ort und Symbol für die Isolation, des Alleinseins von Polleys Figur Hanna mit sich selbst und ihrer Vergangenheit, spart der Film nicht, was ihm eine zweite Bedeutungsebene verleiht und zum Nachdenken anregt. Weiteres dazu von mir hier.

Heartbreak Ridge (USA 1986)

Böse Zungen wie ich behaupten, dass Clint Eastwood immer wieder die gleiche Rolle spielt, wenn er selbst auch auf dem Regiestuhl sitzt. Der harte und brutale, aber gutherzige Kerl, der auf jüngere Frauen steht, aber Probleme mit ihnen/seinen Beziehungen hat und ab und an vielleicht knackige Oneliner vom Stapel lässt. Letztere gibt`s in “Heartbreak Ridge” zuhauf. Mein Highlight (ich zitiere sinngemäß): „Sein Arsch ist so fest zugenäht, dass er aus dem Maul nach Scheiße stinkt.”. Und dies gibt die Marschroute dieses vor Pro-Militarismus strotzenden Films um Militärausbilder Highway (Clint Eastwood), der seine Truppe against Kriegs-Noobs von Vorgesetzten so lange schleift, bis das Gelbe aus den Eiern raussuppt, vor. Die letzten 25 Minuten geht`s dann auch heroisch nach vorherigen Drill, etlichen geilen Sprüchen und kurzweiligen Triezen in den Krieg und es gibt Einiges auf die Omme – wenn auch mit „Juchu, wir haben sie alle platt gemacht und sind ja so toll, weil wir Amis sind”- Botschaft, die ziemlich stark nach saurem Reagan schmeckt. Ideologisch fragwürdiger und etwa eine halbe Stunde zu lang geratener, aber größtenteils unterhaltsamer Militär-Werbefilm.