Kontrapunkt: Flop Five 2010

Erst im neuen und hoffentlich – auch filmisch – viel besseren Jahr konnte ich den Schund, den ich mir 2010 angetan habe, schriftlich verdauen. Denn: It hurts! Los geht’s mit meiner persönlichen Flop Five 2010, wobei ich einige potenzielle Kandidaten dafür („Beilight“, „Zahnfee auf Bewährung“ und „Otto’s Eleven“) zum Glück nicht ertragen musste. Und als Schmankerl ganz synästhetisch und hirngaga mit getanzter Farbassoziation zum Titel vorneran.

Platz 5: A Nightmare on Elm Street (USA 2010)

Eine Neuverfilmung, die kein Mensch braucht. Jackie Earle Haley schlägt sich dabei noch am besten als der Nachfolger von Robert Englund, der als Freddy Krueger Teenager im Traum metzelte. Viel Gewalt, viel Blut (daher rote Farbe) und ein großer Verrat am Original, da aus dem unschuldigen Kindermörder Freddie ein schuldiger Pädophiler gemacht wurde. Eine schick gestylte, laute aber auch uninspirierte und ideenarme Achterbahnfahrt, produziert von Krawallbarde Michael Bay, besetzt mit hübschen Gesichtern, die aber alle zusammen schauspielerisch weniger beizutragen haben als Johnny Depp in seinem Filmdebüt allein. Kleiner Lichtblick: Rob Zombies “Halloween” ist noch schlechter.

Platz 4: Du schon wieder (USA 2010)

Orange wie der Zicken-Neid im Hochsommer. Eine dümmliche Disney-Dramödie um ein in der Schule mies behandeltes, süßes Mädchen (dargestellt von Kristen “Veronica Mars” Bell), die damit konfrontiert wird, dass ihre Widersacherin von damals (“The Unborn”-Kamelhuf Odette Yustman) ihren Bruder ehelichen will und alles daran setzt, das zu verhindern. Jamie Lee Curtis als Mutter, die auch einen Disput mit der Schwiegermutter in spe auszufechten hat, spielt wie in “Freaky Friday” auf Ecstasy, der Film nervt mit seiner Heile Welt-Pseudoproblem-Vorhersehbarkeit, in der das Anstößigste und Unkalkulierteste schon der Name des Regisseurs ist: Andy Fickman.

Platz 3: Jud Süß – Film ohne Gewissen (D/A 2010)

Deutschlands Vorzeigeeinfaltspinsel in Sachen Filmregie, Oskar Roehler, erzählt uns was über die Umstände, unter denen das berüchtigte Nazi-Propagandawerk „Jud Süß“ entstand. Da werden Fakten mit Hinzudichtungen kombiniert, darf Moritz Bleibtreu Goebbels karikieren, versucht sich Tobias Moretti als (solide verkörperter) Ferdinand Marian aus der Affäre zu stehlen, wird es Gudrun Landgrebe von ihm am offenen Fenster von hinten besorgt. So unfassbar dreist, so unfassbar dumm, dass man das deutsche Filmdilemma eigentlich sehen muss. Passend zum Farbstich der Filmbilder auch die Farbe. Mehr Verriss von mir: hier.

Platz 2: Kindsköpfe (USA 2010)

Adam Sandler blödelt sich selbst mal wieder durch einen bekloppten und lärmigen Film, der den Zuschauer den letzten Nerv und seinen Protagonisten die letzte Würde raubt – selbst Flachcomedian Rob Schneider, der im Film zwei heiße Schnecken als Töchter hat, die erstmal lasziv mit dem Po wedeln, wenn sie den Motor vom Auto reparieren (is klar!). Ein Ausflug einer Gruppe von Freunden am See inklusive der mitgebrachten Family versinkt in sexistischen und vulgären Zoten (Highlights: furzende Oma und Pinkeln im Freibad), die schon zu „Eis am Stiel“-Zeiten nicht witzig waren. Hellgelb, da kaum zu sehen (Fremdscham). Doch es geht noch mehr filmische Pein:

Platz 1: Zeiten ändern dich (D 2010, du Opfer!!!)

„Mama…“ – „Hm.“ – „Isch brauche Geld.“ – „Wofür denn, mein Junge?“ – „I… Isch möschte Drogen kaufen.“. Tja, so beginnt sie, die glorreiche Laufbahn von Bushido vom Drogendealer zum Gangstarapper, auf die sich Bernd Eichinger stürzte wie die Fliegen auf die Scheiße und schauspielerischen Hochkarätern wie Hannelore Elsner (sträflich unterfordert!), Moritz Bleibtreu (mit bescheuerter Türken-„Pate“-Attitüde!) und Uwe Ochsenknecht (als die abgetakelte Version von Uwe Ochsenknecht) mutmaßlich das Ende ihrer seriösen Schauspielerkarriere bereitete. Der Film ist – dieser Vulgarismus ist leider angebracht – eine beschissen platte Ansammlung dummer Klischees und unauthentisch wirkender Dialoge, die wie die (leider unfreiwillige) Parodie ihrer selbst wirken. Es geht um Respekt und das harte Leben auf den Berliner Straßen – zumindest, wenn man dem wie abgelesen wirkenden Off-Kommentar von Bushido himself glaubt, der ein extrem mieser Schauspieler ist und somit der „Klasse“ dieser krass kalkulierten, kotzigen Kacke in nichts nachsteht. Der behindertste und spastischste Opfer-Scheiß des Jahres! Aus diesem Grund übrigens auch die Dünnpfifffarbe. Das war übrigens ein Wort mit drei “f” – genau wie Fuck off!

Im Verfolgerfeld:
Kinofilme: “When in Rome”, „Engel mit schmutzigen Flügeln“, „Easy Virtue“ und – natürlich! – “The Tourist”
DVD-Premieren: “Tekken” und “Shank”