Wollmilchcast #115 – Deep Impact & Armageddon

Wir bleiben diese Woche beim Katastrophenfilm und widmen uns nach Der Höllenfahrt der Poseidon den beiden Zwillingsfilmen Deep Impact und Armageddon. 1998 starteten die beiden Filme im Abstand weniger Wochen in den Kinos, doch obwohl sie im Prinzip die gleiche Geschichte erzählen, könnten die Filme von Mimi Leder und Michael Bay kaum unterschiedlicher sein. Im Podcast diskutieren wir die Vorzüge der Filme und stellen uns die perfekte Katastrophenfilmmischung aus Leders und Bays Zutaten vor. Viel Spaß!

Shownotes:

  • Deep Impact von Mimi Leder und Armageddon von Michael Bay (1998)(Spoiler!)
    • Die großen Unterschiede der Zwillingsfilme; Katastrophenfilm vs. Aerosmith-Musikvideo; Action- und Ensemble-Einsatz; Helden-Figuren und -Tode

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Wollmilchcast #61 – Glass und die Filme von M. Night Shyamalan

Bruce Willis in Glass

In den Anfängen des Superhelden-Booms wurde Unbreakable geboren und nun, fast zwei Jahrzehnte später, kehrt M. Night Shyamalan zu dem Genre zurück. Im Wollmilchcast sprechen Matthias von Das Filmfeuilleton und ich über Glass, in dem die Split und Unbreakable verschmolzen werden. Anlässlich dessen nehmen wir uns die Filme von M. Night Shyamalan seit seinem Durchbruch mit The Sixth Sense 1999 vor. Dabei kommen wiederkehrende Motive seines Werks zu Wort, aber auch Veränderungen. Viel Spaß, aber Vorsicht: Spoiler!

Schreibt euer Feedback und Vorschläge für den Podcast in Zukunft an: feedback[ät]wollmilchcast[punkt]de

Shownotes:

  • 00:01:11 – Der lange Weg zwischen The Sixth Sense und Glass (Spoiler!)
  • 00:37:57 – Glass und wie er sich zu Unbreakable und Split verhält (Spoiler!)
  • 00:58:07 – Was in Glass fehlt  (Spoiler!)
  • 01:31:56 – Unser Ranking der Filme von M. Night Shyamalan

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Der Wollmilchcast bei Twitter: @Beeeblebrox + @gafferlein.


Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)

Copyright Titelbild: Disney

Kontrapunkt: Flop Five 2013

Das Filmjahr ist vorbei – Zeit, einmal Bilanz zu ziehen. Nicht die Meisterwerke sollen aus meinen gesehenen 89 Filmen mit Kinostart 2013 herausdestilliert werden, sondern die schlechtesten Filme des Jahres. Also seid bei folgender Auflistung gewarnt.

Rush - Alles für den Sieg Ron Howard Daniel BrühlPlatz 5: Rush – Alles für den Sieg (USA/D/GB 2013)
Die Formel 1 hat zahlreiche spannende Geschichten zu erzählen, besonders, wenn es auf der Strecke nicht um die Dauerweltmeister Michael Schumacher und Sebastian Vettel geht. Die Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda in den 70er Jahren wäre so eine, doch Pathoskeulenschwinger Ron Howard inszenierte sie als stumpfes Buddy Movie-Melodram trotz eines überraschend starken Daniel Brühl mit unsympathischen Charakteren, das kalt lässt. Mit hoher Farbsättigung und minimaler Übersichtlichkeit nahm Kameramann Anthony Dod Mantle (Oscar für „Slumdog Millionär“) den Rennszenen die letzte Spannung und dem „Drama“ durch Reißbrettpsychologisierungen seine Intensität. Ein Kratzen an der geschniegelten Lackoberfläche – mehr ist die überschätzte Gurke „Rush“ nicht.

Wir sind die Millers Jennifer AnistonPlatz 4: Wir sind die Millers (USA 2013)
Rawson Marshall Thurber lieferte 2004 mit „Dodgeball“ ein großartiges Kino-Regiedebüt, das gekonnt den Fitnesswahn auf die Schippe nahm. Der Humor ging – wie es der deutsche Titel versprach – voll auf die Nüsse und versprühte das lockerleichte Anarcho-Feeling der frühen Farrelly-Brüder. Davon ist nach fünf Jahren Regiepause in dieser spießigen 08/15-Klamotte mit absehbaren Wendungen nichts mehr zu spüren, in dem eine wild zusammengewürfelte Patchwork-Familie auf Zeit Drogen über die Grenze schmuggeln soll. Die Figuren sind Klischees, Jennifer Aniston zieht trotz ihrer Rolle als Stripperin aus Rating-Gründen nie blank und die Gags strotzen vor der infantilen Peinlichkeit eines verklemmten Teenagers, der am Strand beim Blick auf vollbusige Frauen unter Beifallklatschen seinen ersten Ständer bekommt. Eine Komödie aus der Retorte ohne Mut, Hintersinn oder Niveau.

Tore tanzt ZDF kleines FernsehspielPlatz 3: Tore tanzt (D 2013)
Jesus hatte es schon nicht leicht während seines Martyriums – der Zuschauer bei „Tore tanzt“ auch nicht. Die titelgebende Hauptfigur (Julius Feldmaier) ist ein friedliebender Jesus-Freak, der seine Nemesis in dem die Stieftochter missbrauchenden Familienvater Benno (Sascha Alexander Gersak) findet. Dieser Despot lässt ihn unter zunehmender Unterstützung seiner Frau vergammeltes Fleisch essen, schickt ihn auf den Schwulenstrich und sorgt schließlich für seinen Tod. Doch selbst als der Punk die Möglichkeit hat, zu gehen, steht er der Stieftochter bei. Moralische Botschaft? Fehlanzeige. Nachvollziehbare Handlungsmotivation? Nicht vorhanden. Persönliches Ärgern beim Anschauen? Maximum. Eine stumpfe, unnötig drastische und sinnfreie Nachhilfe in Sachen Gottvertrauen, die ungefähr so viel Spaß und Unterhaltung bereitet wie die eigene Kreuzigung.

Ohne Gnade - Birgit Stein Helge SchneiderPlatz 2: Ohne Gnade! (D 2013)
Boing, quietsch, bumm: „Mickey-Mousing“ ist eine Filmmusiktechnik, bei der gezeigte Geschehen auf den Punkt mit Geräuschen unterlegt werden. Auch „Ohne Gnade“, ein selten dümmliche Ausgeburt teutonischen Klamauks, bedient sich dieses Stilmittels – und sämtlicher Plattitüden, die man sich in Dialogen, Figurenzeichnung und Handlungsentwicklung vorstellen kann. Da soll sich Biene (Sylta Fee Wegmann) nicht „in den Schlüpfer puschen“, wenn ihre jüngere Schwester Püppi (Sina Tkotsch) versucht, Ronzo, den Stecher ihrer Mutter Hilde (Catrin Striebeck), eine Affäre mit einer Minderjährigen anzuhängen. Der Beginn eines lukrativen Geschäftsmodells. Mein lieber Scholli, wie eindimensional in diesem pseudo-emanzipierten Szenario die Männer als notgeile Pädophile gezeichnet werden, die – anstatt mal ordentlich das Ding reinzustecken – mit dümmlichem Hampeln lieber alberne Balztänze aufführen. Fremdschämalarm im lautesten und beklopptesten deutschen Film des Jahres – trotz Helge Schneider in einer Nebenrolle.

G.I. Joe - Die Abrechnung Bruce Willis Dwayne Johnson Channing TatumPlatz 1: G.I. Joe – Die Abrechnung (USA 2013)
Modernes Actionkino, besonders wenn es besonders viel gekostet hat, bedeutet auch massig CGI-Effekte und Epilepsie hinter der Kamera. Bei Pseudo-3D mit digitaler Hochrechnung verursacht das abartig schnell Augenkrebs und Verärgerung. Ungleich des ebenfalls nervigen „The Rock“-Vehikels „Fast & Furios 6“ gesellen sich in „G.I. Joe – Die Abrechnung“ auch noch ein sinnfreier Nebenplot mit Ninjas hinzu und eine Figur, die seit dem ersten Teil tot ist. Mit den Actionfiguren der Spielzeugreihe infantile Feuergefechte aufzuführen wäre dramaturgisch komplexer als dieses Sammelsurium betont extrovertierter Kampfanzüge mit Schauspielergesichtern. Wahrlich ein „lärmender Kindergarten ohne Erziehungsberechtigte“ von dem nur Channing Tatum gecheckt hat, dass es eigentlich große promilitaristische Scheiße ist, in der er gerade mitspielt, und mal schnell weg musste.

Im Verfolgerfeld:
Die seeeehr spezielle 60er Jahre-Krimihommage 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse, die blutige Grimm-Verhunzung Hänsel & Gretel: Hexenjäger, die faule Zaubershow Now You See Me – Die Unfassbaren, Ridley Scotts gelangweilt inszenierter Thrillertorso The Counselor, die nichtssagende Komödie Hasta la Vista, Sister sowie der feuchte Heimchentraum Austenland.

Nicht gesehen, aber mit Potenzial:
Das pathetische Betroffenheitskino The Impossible, das grenzdebile Parodie-Duo Ghost Movie und Scary Movie 5, den Scientology-Werbespot After Earth sowie den Meyer-Fantasieschinken Seelen.

Weihnachtsfilm-Blogathon 2010

Drüben bei Butt-kicking Babes hat Rochus Wolff vor einer Weile einen Weihnachtsfilm Blogathon gestartet. Da es viel zu wenig Blogathons im deutschsprachigen Filmblog-Bereich gibt, fand ich die Idee super, hatte aber ein Problem: Wie über Weihnachtsfilme schreiben, wenn man diese nicht bewusst guckt?
Im Hintergrund läuft vielleicht mal die Muppets-Weihnachtsgeschichte im Fernsehen oder dessen Äquivalent für die neuen Bundesländer, “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”, aber die klassischen Weihnachtsfilme haben mich noch nie interessiert. Weihnachten verbinde ich v.a. mit dem familiären Ausflug in die Videothek, bei dem jedes Jahr die Filme für die Feiertage ausgesucht werden. Und die trugen im vergangenen Jahrzehnt unweihnachtliche Namen wie “The Dark Knight”, “Gladiator” oder “Zoolander”.

Auf der verzweifelten Suche nach Inspiration habe ich schließlich meine DVD-Sammlung überflogen und bin auf einen waschechten Weihnachtsfilm gestoßen: Stirb Langsam von John McTiernan.

Bis Mitternacht läuft der Blogathon noch. Nähere Infos dazu und zur Verlosung gibt es hier.


Stirb Langsam ist ein Weihnachtsfilm, weil er am Weihnachtsabend spielt. So einfach ist das. “Stirb Langsam” ist aber auch einer der besten Actionfilme aller Zeiten, was nicht zuletzt an der darin stattfindenden Dekonstruktion des Actionhelden der achtziger Jahre liegt. Was “Stirb Langsam” letztendlich zu einem wirklich guten Weihnachtsfilm macht, ist, dass diese beiden Feststellungen unmittelbar miteinander verknüpft sind. Eine kurze Beweisführung an Hand der Title Sequence:

(1) Eine Anmerkung vorweg: “Stirb langsam” ist über weite Strecken unglaublich effizient inszeniert.

(2) Das Flugzeug landet im Abendrot von L.A. Ein Fremder kommt in die Stadt. Er gehört nicht hierher, was u.a. darauf zurück zu führen ist, dass L.A. eine absurde Wahl ist, um Weihnachten zu feiern. Dazu später mehr.

(3) Der stranger in a strange land wird von Bruce Willis gespielt, ist verheiratet, leidet an Flugangst…

(4) …und arbeitet als Cop.

(5) Vielleicht für einen Kindergeburtstag,…

(6) …auf jeden Fall ein fabelhaftes Bild. Der Held mit einem riesengroßen Teddybär und einer Kippe. Er ist kein Familientyp, hat aber eine. Beziehungsprobleme tauchen am Horizont auf…

(7) …und das zu Weihnachten! Eine kleine Plansequenz im Nakatomi Plaza führt Handlungsort und -zeit ein, inkl. der Hauptdarstellerin, die gleich den Fahrstuhl verlässt…

(8) …und  – wie wir in einer einzigen Einstellung erfahren – die Ehefrau der Hauptfigur spielt. Es gibt Probleme in dieser Ehe. Das ist nun offensichtlich, auch dank des Framings, in dem die Fotos in folgender Reihenfolge gezeigt werden: zunächst die Mutter mit ihren Kindern, dann die Kinder im Porträt, dann erst die ganze Familie. Das Foto spielt später eine wichtige Rolle, denn “Stirb Langsam” ist ein Film über zwei Eheleute, die durch eine äußere Bedrohung gezwungen werden, sich zu einander zu bekennen. Weihnachten ist schließlich das Fest der Familie!

(9) Ein ironischer Einschub mit dem Kommentar “California!”. Die wandelnde Muckibude mit Arni-Bizeps ähnelt eher den übermächtigen Terroristen als dem verletzlichen Helden. Das ist kein Zufall.

(10) Argyle hat nur eine Funktion in diesem Film: John McClane muss ihm über den Zustand seiner Ehe berichten, d.h. warum er aus New York nach L.A. gekommen ist. Da Argyle mit Ende der Exposition nutzlos geworden ist, wird er als launiges comic relief in die Tiefgarage verbannt.

(11) Der Handlungsort ist erreicht, die Title Sequence ist vorbei.

(12) Der Held wird in der Title Sequence auf ungewöhnliche Weise charakterisiert. Es geht hier nicht darum, seine Stärken zu zeigen, sondern eher im Gegenteil: Der an Flugangst leidende McClane kommt an einen Ort, an dem er (und das Weihnachtsfest) fehl am Platz ist. Das blutrote L.A. ist immerhin eine Stadt der Oberflächlichkeit, der Sünde (Koks) und der drohenden Scheidung auf Grund der Unabhängigkeit der Frau (in ihrem Job).

(13) Der Rest des Films dreht sich deshalb um die Wiederherstellung der Familie und damit des traditionellen Weihnachtsfests, ausgelöst durch  einen Impuls von außen (die Terroristen). Das gelingt. Am Ende schneit es sogar (wenn es auch nur Papierfetzen sind) und ein echtes Weihnachtslied erklingt aus dem Off. Die Familie ist (für kurze Zeit) wieder intakt und mit ihr das Weihnachtsfest.

Wenn die Queen zur Knarre greift…

Robert Schwentke scheint Genrefilme zu lieben. Das mag einer der Gründe sein, warum er in die Traumfabrik geflüchtet ist. Weder Zeitreiseromanzen noch einschläfernde “Sieben”-Verschnitte sind dem in Stuttgart geborenen Regisseur, der sein Handwerk in den USA gelernt hat, fremd. Sein neuer Film Red, eine Comicverfilmung, besticht in erster Linie durch den skurrilen Humor irgendwo zwischen “Burn After Reading” und “Keine halben Sachen”. Dem überdrehten Trailer nach zu urteilen, könnte es sich aber ebenso gut um eine Direct-to-DVD-Veröffentlichung á la “Lucky Number Slevin” handeln.

Achja, Helen Mirren hält hier eine riesen Wumme in Händen. Das war – zugegeben – der einzige Grund für diesen Post. Am 28. Oktober soll “Red” (oder “R.E.D. oder “RED”) hierzulande die Kinoleinwände mit seiner Präsenz segnen. Einen deutschen Trailer gibt’s bei Moviegod zu bestaunen.