Wollmilchcast #80 – Yesterday, Vox Lux und der Boom der Musikfilme

900 Millionen Dollar hat der Queen-Film Bohemian Rhapsody weltweit eingespielt und ist nur einer in einer Reihe von Musikfilmen und Musicals, die in den letzten Jahren erfolgreich im Kino gelaufen sind. Anlässlich der zeitnahen Kinostarts der beiden (im weiteren Sinne) Musikfilme Vox Lux von Brady Corbet und Yesterday von Danny Boyle sprechen wir im Podcast über die Welle musikalischer Kino-Hits, ihre Auslöser, die Gemeinsamkeiten der Filme und zukünftige Beiträge wie Steven Spielbergs West Side Story. Außerdem kommen Pedro Almodóvars autobiografisch geprägter neuer Film Leid und Herrlichkeit und Mitchell Leisens Migranten-Klassiker Hold Back the Dawn mit Charles Boyer zur Sprache, letzterer frisch erschienen in einer feinen Blu-ray-Edition von Arrow Academy. Viel Spaß!

Shownotes:

  • 00:01:27 – Yesterday, Vox Lux und die Welle der Musikfilme und Musicals
  • 01:02:23 – Leid und Herrlichkeit (2019) von Pedro Almodóvar
  • 01:14:16 – Hold Back the Dawn (1941) von Mitchell Leisen
  • 01:27:35 – Verabschiedung
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Kontrapunkt: Slumdog Millionär, Sunshine Cleaning & Ben X

Dieses Mal ein Kontrapunkt über noch relativ aktuelle Filme, die allesamt spätestens vergangenes Jahr in den deutschen Kinos liefen bzw. im nächsten Monat noch laufen werden. Und nein, ich habe mir „Sunshine Cleaning” nicht gesaugt, sondern habe mir den einmal mehr zusammen mit the gaffer zusammen in die Erfurter Sneak gegeben.

Slumdog Millionär (GB 2008)

Hier nun also noch irgend so eine Kritik zum am meisten über den Klee gelobten Film 2008. Die gute Nachricht vorweg: Ein Großteil der 8 Oscars für diesen Genre-Mix zwischen Armutsdrama, Liebesgeschichte und Thriller ist hochverdient (Kamera, Ton, Musik, Regie) und das ist nur einer der Gründe, warum dieses Feel-Good-Movie of the Year noch mehr Spaß macht.

Einziger Wermutstropfen: Bollywood hat damit auch den Westen erobert und ich kann mit Shahrukh Khan und den wüsten 2,5 Stunden-Genremixen mit Love-Story meets Actionfilm meets Musical-Epos nichts anfangen. Und dass man sich im indischen Kino auch unter britischer Regie nicht gänzlich von diesen für mich als Westeuropäer immer noch befremdlichen wie überladenen Dingen verabschieden will/kann, zeigt sich im Abspann, der dem vorhergegangenen bewegenden Seriös-Film eine unnötige Spaß-Musicalnummer bar jeglichem zuvor kolportierten Knallhartrealismus folgen lässt. Der Film berührt, aber man sollte schon mit Beginn des Abspanns und noch gänzlich unter dem visuell-akustischen Drogencocktail, den uns Slumdog Millionär bis dahin verabreichte, das Kino verlassen.

Sunshine Cleaning (USA 2008)

„Ein überdurchschnittlicher, aber entbehrlicher Independent-Film” trifft als Fazit wohl am besten zu. Irgendwie geht es in Sunshine Cleaning um das Schicksal der working class-Schwestern Norah (Emily Blunt) und Rose (Amy Adams), die zusammen eine Reinigungsfirma mit Namen – na? – Sunshine Cleaning eröffnen und bevorzugt an Tatorten nach der Spurensicherung Körperflüssigkeiten und ähnliches Gekröse von den besudelten Wänden entfernen. Natürlich fehlen ein spleeniges, seltsames Kind und ein schrulliger Großvater, der die seltsamsten Geschäftsideen hat, auch nicht im Figurenbrei. Alan Arkin ist in letzterer Rolle einmal mehr die Idealbesetzung und weckt nicht nur durch die Parallelen, was seine Rollenwahl angeht, Assoziationen zu „Little Miss Sunshine”. Nur dass „Little Miss Sunshine” wenigstens eine Story entwickelte, während man sich bei „Sunshine Cleaning” stets fragt, wann diese abseits der vorgetragenen, losen Episoden und Momentaufnahmen schwankend zwischen Drama Komödie endlich beginnt. Charmant, ja, aber inhaltlich dennoch irgendwie ziemlich planlos.

Ben X (B/NL 2007)

Ein Autist namens Ben (Greg Timmermans), der sich in der Computerwelt des Online-Rollenspiels „Archlord” ausleben kann, während er in der Schule von Mitschülern nur drangsaliert wird, setzt zum Gegenschlag an. Dabei ist Ben X ebenso berührend wie durch die zunehmende Verschmelzung von virtueller Realität und Alltag aus der subjektiven Sichtweise der Hauptfigur so faszinierend wie verstörend.

Man erlebt seinen von Anfeindungen und Unverständnis geprägten Alltag und seinen innerlichen Kampf mit, auch wenn Greg Timmermans hin und wieder bei seinem um Einfühlsamkeit bemühten Schauspiel die Augen etwas zu weit und wahnsinnig aufreißt. Schnelle Schnitte, unverhoffte Nahaufnahmen, kurze Inserts usw. strengen bei Sichtung dieses außergewöhnlichen Films mit noch außergewöhnlicherer Pointe, die es sich nicht so leicht macht wie das Klischee, an, reflektieren aber eindringlich den Seelenzustand des Autisten Ben, der in seiner eigenen Welt lebt. Ein Film der manchmal hart an den Nerven zerrt, anstrengt, vielleicht auch schwer zugänglich ist, aber durch die vielen Reflexionsmöglichkeiten lohnt.

Oscars 2009 – Die Preisträger

Die Oscars 2009 sind passé, die Kanne Schwarztee ebenso. Was fehlt? Die Gewinner für alle, die der Veranstaltung auf Grund normaler Schlafrhythmen fern geblieben sind. Da ein ausführlicher Post zur Qualität der Show nach einem Nickerchen noch folgen wird, hier erstmal die rund dreieinhalbstündige Veranstaltung in drei Sätzen kurz und knapp zusammengefasst:

Slumdog Millionär gewinnt wie erwartet alle relevanten Preise (8), “Der Seltsame Fall des Benjamin Button” nicht.

Sean Penn hat ab heute zwei Oscars, Kate Winslet einen daheim stehen.

Domo Arigato, Mr. Roboto!

Die Gewinner sind im Folgenden fett markiert:

(Quelle: Variety)

BEST MOTION PICTURE OF THE YEAR
“The Curious Case of Benjamin Button”
“Frost/Nixon”
“Milk”
“The Reader”
“Slumdog Millionaire”

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A LEADING ROLE
Richard Jenkins in “The Visitor”
Frank Langella in “Frost/Nixon”
Sean Penn in “Milk”
Brad Pitt in “The Curious Case of Benjamin Button”
Mickey Rourke in “The Wrestler”

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A LEADING ROLE
Anne Hathaway in “Rachel Getting Married”
Angelina Jolie in “Changeling”
Melissa Leo in “Frozen River”
Meryl Streep in “Doubt”
Kate Winslet in “The Reader”

ACHIEVEMENT IN DIRECTING
Danny Boyle for “Slumdog Millionaire”
Stephen Daldry for “The Reader”
David Fincher for “The Curious Case of Benjamin Button”
Ron Howard for “Frost/Nixon”
Gus Van Sant for “Milk”

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE
Amy Adams in “Doubt”
Penelope Cruz in “Vicky Cristina Barcelona”
Viola Davis in “Doubt”
Taraji P. Henson in “The Curious Case of Benjamin Button”
Marisa Tomei in “The Wrestler”

ORIGINAL SCREENPLAY
“Frozen River”; Written by Courtney Hunt
“Happy-Go-Lucky”; Written by Mike Leigh
“In Bruges”; Written by Martin McDonagh
“Milk”; Written by Dustin Lance Black
“WALL-E”; Screenplay by Andrew Stanton, Jim Reardon; Original story by Andrew Stanton, Pete Docter

ADAPTED SCREENPLAY
“The Curious Case of Benjamin Button” Screenplay by Eric Roth; Screen story by Eric Roth and Robin Swicord
“Doubt”  Written by John Patrick Shanley
“Frost/Nixon”  Screenplay by Peter Morgan
“The Reader” Screenplay by David Hare
“Slumdog Millionaire” Screenplay by Simon Beaufoy

BEST ANIMATED FEATURE FILM OF THE YEAR
“Bolt”  Chris Williams and Byron Howard
“Kung Fu Panda” John Stevenson and Mark Osborne
“WALL-E” Andrew Stanton

BEST ANIMATED SHORT FILM
“La Maison en Petits Cubes”
“Lavatory – Lovestory”
“Oktapodi”
“Presto”
“This Way Up”

ACHIEVEMENT IN ART DIRECTION
“Changeling” Art Direction: James J. Murakami, Set Decoration: Gary Fettis
“The Curious Case of Benjamin Button” Art Direction: Donald Graham Burt, Set Decoration: Victor J. Zolfo
“The Dark Knight” Art Direction: Nathan Crowley, Set Decoration: Peter Lando
“The Duchess” Art Direction: Michael Carlin, Set Decoration: Rebecca Alleway
“Revolutionary Road”  Art Direction: Kristi Zea, Set Decoration: Debra Schutt

ACHIEVEMENT IN COSTUME DESIGN
“Australia”  Catherine Martin
“The Curious Case of Benjamin Button” Jacqueline West
“The Duchess” Michael O’Connor
“Milk”  Danny Glicker
“Revolutionary Road”  Albert Wolsky

ACHIEVEMENT IN MAKEUP
“The Curious Case of Benjamin Button” Greg Cannom
“The Dark Knight” John Caglione, Jr. and Conor O’Sullivan
“Hellboy II: The Golden Army” Mike Elizalde and Thom Floutz

ACHIEVEMENT IN CINEMATOGRAPHY
“Changeling”  Tom Stern
“The Curious Case of Benjamin Button” Claudio Miranda
“The Dark Knight” Wally Pfister
“The Reader” Chris Menges and Roger Deakins
“Slumdog Millionaire” Anthony Dod Mantle

BEST LIVE ACTION SHORT FILM
“Auf der Strecke (On the Line)”
“Manon on the Asphalt”
“New Boy”
“The Pig”
“Spielzeugland (Toyland)

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A SUPPORTING ROLE
Josh Brolin in “Milk”
Robert Downey Jr. in “Tropic Thunder”
Philip Seymour Hoffman in “Doubt”
Heath Ledger in “The Dark Knight”
Michael Shannon in “Revolutionary Road”

BEST DOCUMENTARY FEATURE
“The Betrayal (Nerakhoon)”
“Encounters at the End of the World”
“The Garden”
“Man on Wire”
“Trouble the Water”

BEST DOCUMENTARY SHORT SUBJECT
“The Conscience of Nhem En”
“The Final Inch”
“Smile Pinki”
“The Witness – From the Balcony of Room 306”

ACHIEVEMENT IN VISUAL EFFECTS
“The Curious Case of Benjamin Button” Eric Barba, Steve Preeg, Burt Dalton and Craig Barron
“The Dark Knight” Nick Davis, Chris Corbould, Tim Webber and Paul Franklin
“Iron Man”  John Nelson, Ben Snow, Dan Sudick and Shane Mahan

ACHIEVEMENT IN SOUND EDITING
“The Dark Knight” Richard King
“Iron Man” Frank Eulner and Christopher Boyes
“Slumdog Millionaire” Tom Sayers
“WALL-E” Ben Burtt and Matthew Wood
“Wanted” Wylie Stateman

ACHIEVEMENT IN SOUND MIXING
“The Curious Case of Benjamin Button” David Parker, Michael Semanick, Ren Klyce and Mark Weingarten
“The Dark Knight” Lora Hirschberg, Gary Rizzo and Ed Novick
“Slumdog Millionaire” Ian Tapp, Richard Pryke and Resul Pookutty
“WALL-E” Tom Myers, Michael Semanick and Ben Burtt
“Wanted” Chris Jenkins, Frank A. Montaño and Petr Forejt

ACHIEVEMENT IN FILM EDITING
“The Curious Case of Benjamin Button”  Kirk Baxter and Angus Wall
“The Dark Knight” Lee Smith
“Frost/Nixon” Mike Hill and Dan Hanley
“Milk” Elliot Graham
“Slumdog Millionaire” Chris Dickens

ACHIEVEMENT IN MUSIC WRITTEN FOR MOTION PICTURES (ORIGINAL SCORE)
“The Curious Case of Benjamin Button” Alexandre Desplat
“Defiance” James Newton Howard
“Milk” Danny Elfman
“Slumdog Millionaire” A.R. Rahman
“WALL-E” Thomas Newman

ACHIEVEMENT IN MUSIC WRITTEN FOR MOTION PICTURES (ORIGINAL SONG)
“Down to Earth” from “WALL-E” Music by Peter Gabriel and Thomas Newman; Lyrics by Peter Gabriel
“Jai Ho” from “Slumdog Millionaire” Music by A.R. Rahman; Lyrics by Gulzar
“O Saya” from “Slumdog Millionaire” Music and Lyrics by A.R. Rahman and Maya Arulpragasam

BEST FOREIGN LANGUAGE FILM OF THE YEAR
“The Baader Meinhof Complex” Germany
“The Class” France
“Departures” Japan
“Revanche” Austria
“Waltz with Bashir” Israel

Trailer: Slumdog Millionär

Heißer Oscarkandidat und Publikumsliebling auf diversen Festivals ist Slumdog Millionär, der aktuelle Film des Briten Danny Boyle (“Trainspotting”, “28 Days Later”). Vom amerikanischen National Board of Review erhielt Boyles Regiearbeit erst kürzlich sogar den Preis für den Besten Film des Jahres, die Kritiker überschlagen sich derweil vor Lob. Grund genug ist das, mal den sehenswerten Trailer zu begutachten.

Der Inhalt: Nur noch eine Frage trennt Jamal (Dev Patel) vom 20 Millionen Rupien-Hauptgewinn in Indiens TV- Show “Wer wird Millionär?”. Doch was in aller Welt hat ein mittelloser Youngster aus den Slums von Mumbai in dieser Sendung verloren? Und wie kommt es, dass er auf alle Fragen eine Antwort weiß… [Quelle: Filmstarts.de]

Am 19. März startet der farbenfrohe Ausflug nach Indien in unseren Kinos. Der Trailer ist unten einzusehen oder bei MovieMaze.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=AIzbwV7on6Q]