Wollmilchcast #69 – Shazam! und The Beach Bum

Shazam

DC hat einen Lauf – sofern zwei Filme als Lauf bezeichnet werden können. Nach Aquaman verspricht Shazam! der nächste Erfolg für das gebeutelte DC Extended Universe (DCEU) zu werden. Im Podcast sprechen wir darüber, was Horror-Regisseur David F. Sandberg dem Superheldenfilm hinzufügt (und woran es mangelt), wir fragen uns, wie Horror, Action und Familienfilm zusammenpassen und wie 80er-Jahre-Verehrung richtig funktionieren kann. Außerdem besprechen wir den Spring-Breakers-Nachfolger The Beach Bum von Harmony Korine, der zwischen Entspannung und grausamer Düsternis manövriert. In der Charles-Boyer-Retro geht es weiter mit Vincente Minnellis fantastischem Flop Die vier apokalyptischen Reiter und in Das Phantom der Oper von Joel Schumacher erkunden wir das Fehl-Casting von Gerard “das Phantom” Butler. Viel Spaß!

Shownotes:

  • 00:01:03 – Shazam! von David F. Sandberg (!Spoiler!)
  • 00:31:43 – The Beach Bum von Harmony Korine (!Spoiler!)
  • 00:51:15 – Die vier apokalyptischen Reiter (Four Horsemen of the Apocalypse) von Vincente Minnelli (1962)
  • 01:04:08 – Das Phantom der Oper (The Phantom of the Opera) von Joel Schumacher (2004) (!Spoiler!)
  • 01:20:58 – Verabschiedung
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Kontrapunkt: Herzschmerz

Die „Romantische Komödie“, kurz: RomCom, weißt einige Merkmale auf, die beinahe jeden Vertreter des Genres vorhersehbar werden lässt: Ein ungleiches, sich zunächst ablehnend gegenüberstehendes Paar bestehend aus einer extro- und einer introvertierten Person findet zusammen und wird am Ende mit einem sich aus der Charakterzeichnung der Figuren ergebenden Konflikt konfrontiert, welcher diese Verbindung wieder infrage stellt. Hab ich Recht? Bei diesen drei Filmen ganz sicher.

Die Standesbeamtin (CH 2009)

Oder: obiges Schema in der Schweiz. Rahel (Marie Leuenberger) arbeitet als Standesbeamtin in der Alpenrepublik und ist unzufrieden mit ihrer Ehe. Als sie den feschen Musiker Ben (Dominique Jann) wieder trifft, mit dem sie eine gemeinsame Band- Vergangenheit verbindet, keimen alte Gefühle von seiner Seite wieder auf. Dumm nur, dass er doch eigentlich der tussigen Schauspielerin Tinka (Oriana Schrage) das Ja-Wort geben will – organisiert von Rahel. Abgesehen von spärlich eingesetzter Situationskomik ist diese Beziehungsdramödie in Schwizerdütsch eher ernster Natur – und schwerfällig. Mit zahlreichen Konflikten gesäumt (Auftritt des Sohnes auf dem Flohmarkt, Fremdgehen von Rahels Ehemann) strahlt das klebrige Happy End im Sonnenuntergang umso mehr. Wer noch nicht genug hat von meinem Gemecker: klick.

Die nackte Wahrheit (USA 2009)

Kein Larry Flynt, dafür aber Gerard Butler, der als Macho-Moderator mit titelgebender Sendung die Quoten retten und der Produzentinnen- Emanze Katherine Heigl beibringen soll, wie Männer ticken, damit die auch mal wieder einen abbekommt. Ein Haufen von schmutzigen Sprüchen und urkomischen Situationen (missglückte Katzenrettung, vibrierender Slip) ist also dank des Mutes von Frau Heigl zur Peinlichkeit vorprogrammiert. Dieses Konzept unterhält trotz mangelnden Tiefgangs ganz gut, bis der Film von jetzt auf gleich einen Schlenker von rüder und ehrlicher Geschlechter-Komödie mit wahrhaftigen Erkenntnissen (Männer wollen nur Sex; Nie kritisieren! Hin und wieder zappeln lassen!) zu kuscheligem und wenig pointiertem Liebesfilm vollzieht, wenn der Macho plötzlich doch Gefühle hat, was ihn in der Belanglosigkeit versickern lässt.

Auf die stürmische Art (USA 1999)

Mal wieder ein deutscher Titel, der einen Preis verdient für die dümmste Übersetzung. Der schüchterne und biedere Klappentexter Ben (blass wie immer: Ben Affleck) ist nach einem Flugzeugcrash gezwungen, von seinem Junggesellenabschied über den Landweg zu seiner Hochzeit zu reisen. Doch eine Reihe widriger Umstände sorgen neben der zufälligen Anwesenheit der durchgeknallten Sarah (wie immer gut: Sandra Bullock) dafür, dass er über seine Hochzeitspläne noch mal nachdenkt. Interessanter als der Handlungsverlauf ist dabei jedoch das Visuelle des Films, das mit zahlreichen Blenden, hoher Farbsättigung und Kamerapositionen fernab der Horizontalen nahezu videoclipartig daherkommt. Dieser Formalismus steht zwar der Identifikation mit den Figuren im Weg, vermag aber Originalität zu versprühen. Dies kann man von dem mäßig witzigen Film (immer wieder hagelt es Kommentare gegen die Ehe) mit seiner wenig plausiblen Wendung zum Anders-als-erwartet-Happy End nicht behaupten.

Geht zwar nicht als RomCom durch, passt aber trotzdem zu „Herzschmerz“:

Heavenly Creatures (GB/D/NZ 1994)

Als Pauline (Melanie Lynskey) die zugezogene Juliet Hulme (Kate Winslet in ihrer ersten Rolle) kennenlernt, verbindet sie fortan eine intensive Freundschaft. Sie träumen sich in ihre mittelalterlich angehauchte, perfekte Welt, in der sie zusammen über aus Ton geformte Figuren regieren. Als die Eltern zur Unterbindung der lesbischen Züge der Freundschaft die beiden Mädchen trennen wollen, kommt es zu einer Gewalttat. Noch schlimmer als die hysterische Inszenierung vom späteren Ork-Dompteur Peter Jackson mit ausschweifenden Traumsequenzen und die kitschigen Dialoge sind einzig die beiden Hauptdarstellerinnen. Insbesondere geht dem Zuschauer Melanie Lynskey mit ihrem finsteren Blick und permanenter, pubertärer Angepisstheit tierisch auf die Nerven, während ihr darin die für ihre Rolle zu alt wirkende Kate Winslet in ihrem affektiven Spiel als Besserwisserin mit extremen Stimmungsschwankungen ebenbürtig ist. Ein visuell zum Teil überladener Film über eine wahre Geschichte, der nur Kopfschmerzen verursacht.

In the near future…

Nachdem die Herren Neveldine/Taylor kürzlich mit “Crank 2” den ultimativen Jump ‘n’ Run-Film gedreht haben (dazu später mehr), wenden sie sich mit Gamer dem Online-Rollenspiel zu. Das ganze spielt in einer Zukunft, in der Menschen über solche Online Games den Geist von anderen kontrollieren und diese wie Spielfiguren durch tödliche Abenteuer schicken.

So ähnlich muss es sein, auf jeden Fall glänzt der Trailer mit viel bum bum und bäng bäng. Und mit Gerard Butler, der sich in die großen Fußstapfen von The Stath begibt. Neben dem “300”-Star gibt sich mit Milo Ventimiglia, Michael C. Hall und Kyra Sedgwick auch allerhand TV-Prominenz (mit lustigen Rollennamen wie Rick Rape) die Ehre.

Am 3. September startet Gamer in den deutschen Kinos.

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Trailer: The Brothers Bloom und RockNRolla

“The world’s greatest con men” sind die Gebrüder Bloom (Mark Ruffalo und Adrien Brody), die ihren Lebensunterhalt mit ausgebufften Schwindeleien verdienen, in deren Verlauf meist Millionäre den Kürzeren ziehen. Ihr letzter Coup präsentiert sich ihnen in Form der exzentrischen Rachel Weisz. Dass diesmal nicht alles glatt läuft, scheint vorprogrammiert zu sein.

Nach dem düsteren Independentfilm Brick, der den Film Noir an die Highschool brachte, wagt sich Regisseur Rian Johnson in seinem Zweitling auf komödiantisches Terrain. Neben Brody, Ruffalo und Weisz geben sich Robbie Coltrane und die für ihre Rolle in Babel für einem Oscar nominierte Rinko Kikuchi die Ehre in der Gaunerkomödie, die leider noch keinen deutschen Starttermin hat.

Bei den stets verlässlichen Mannen von Twitch ist der erste Trailer für The Brothers Bloom einsehbar.

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Dass unbeschrittenes Terrain seine Tücken birgt, musste Guy Ritchie nach seinen letzten beiden Filmen Swept Away und Revolver am eigenen Leib spüren, zog er doch den Zorn der Kritiker und des Publikums auf sich. Ein Leben als Witz der Internetkolumnen scheint jedenfalls nicht erfüllend zu sein, denn Ritchie kehrt mit RockNRolla zurück zu seinen Wurzeln – lies: seinem bewährten Erfolgsrezept.

RockNRolla sieht mal wieder nach einer Gangsterkomödie voller skurriler Typen aus, deren Cockney (oder was auch immer sie für einen Dialekt sprechen) nach verständlichen Untertiteln schreit. Besonders der kaum wieder erkennbare Tom Wilkinson klingt im Trailer wie Michael Gambon in seinen besten Zeiten.

Abgesehen von Wilkinson (dessen bloße Anwesenheit so gut wie jeden Kinobesuch rechtfertigen würde) versammelte Ritchie Gerard Butler, Thandie Newton und das neue Bondgirl Gemma Arterton vor der Kamera.

Der zweite Trailer für RockNRolla, der übrigens am 27. November in Deutschland startet, ist bei Moviemaze zu sehen, der erste hier:

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