Wollmilchcast #35 – Annihilation – Tomb Raider

Auslöschung - Leuchtturm

Einem Führungswechsel von Paramount und den Veränderungen des internationalen Kinomarkts haben wir zu verdanken, dass Alex Garlands neuer Film Annihilation (Auslöschung) in Europa auf Netflix Premiere feiert. Im Wollmilchcast mit Matthias von Das Filmfeuilleton klären wir, ob der Film mit Natalie Portman, Tessa Thompson und Jennifer Jason Leigh tatsächlich zu hoch ist für Zuschauer, die vor nicht allzu langer Zeit Arrival immerhin 200 Millionen an den weltweiten Kinokassen bescherten. Als waschechten Kinostart stellt Matthias den Reboot Tomb Raider vor, diesmal mit Alicia Vikander als Tombs raidende Tomb Raiderin Lara Croft (“Tomb Raider”). Zum Abschluss stürze ich mich ins junge Genre der WahlBerg-Tragödien, speziell Lone Survivor, Deepwater Horizon und Patriots Day (Boston). Viel Spaß!
Shownotes:

    • 00:00:40 – Annihilation (Auslöschung) !Spoiler!
    • 00:45:35 – Tomb Raider
    • 01:03:45 – WahlBerg – Die Filme von Mark Wahlberg und Peter Berg (Lone Survivor, Deepwater Horizon, Patriots Day)

Hört euch die neue Wollmilchcast-Folge an:
Bei Audiomack oder hier im Blog:

@Beeeblebrox
@gafferlein
Der Wollmilchcast als Feed und bei iTunes.

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Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)
Copyright Titelbild: Netflix

Kontrapunkt: Flop Five 2014

94 Filme mit Kinostart habe ich dieses Jahr gesehen. Es waren einige Perlen darunter, etwas mehr Meterware – und auch wieder cineastischer Morast, durch den ich waten musste. Hier die schlechtesten Filme des Jahres 2014 (mit deutschem Kinostart), aus meiner ganz persönlichen Sicht:

Step Up All In - Poster 1Platz 5: Step Up All In (USA 2014)
Eine abgekarterte TV-Show ist so ziemlich das subversivste, was der nunmehr fünfte Teil der Tanzfilm-Reihe zu bieten hat. Der Rest ist nett anzuschauendes und systemkonformes Herumgehampel und altbewährtes Beiwerk, wie bereits erwähnt: Die Loyalitätsfrage im Kollegenkreis während der Qualifikationsrunden in Las Vegas und eine plump eingeflochtene Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren, dem coolen Sean (Ryan Gutzman) und der kratzbürstigen Andie (Briana Evigan). Teenager lernen hier noch etwas über die wirklich wahren Werte: dass ein cooler Klamotten- und Dance-Style sowie aufbauende Sprüche (“Easy come, easy go, Bro.”) krass wichtig sind im Leben. Dumm nur, dass man diese Botschaften auch in einem ungleich kürzerem Musikvideo hätte auf den Punkt bringen können.

Die Mamba - Poster 2Platz 4: Die Mamba (D/A 2014)
Ein weltweit gesuchter Top-Terrorist mit dem Codenamen „Mamba“ wird mit dem trotteligen Hossein, Sounddesigner in einer Keksfabrik (!) verwechselt, der fortan an seiner Stelle und zusammen mit einer „Kollegin“ mit stets feuchtem Höschen durch eine absurde und lächerliche Handlung stolpert. Der österreichische Komiker Michael Niavarani spielt die Karikatur der Parodie eines Geheimagenten und darf sich als stets unterdrückter Ehemann einer herrischen Migranten-Mutti ganz ins Klischee fügen. Ungleich witziger ist „Stromberg“ Christoph Maria Herbst als schwuler CIA-Agent, der wirklich jede Slapstickeinlage und jeden Gag unter die Gürtellinie mit beeindruckendem Mut zur kompletten Peinlichkeit regelrecht absorbiert. Drehbuch und Action-Inszenierung von Ali Samadi Ahadi (ja, der Name ist echt) sind trotz überraschender Kurzweiligkeit eine Katastrophe, auch wenn bei dem intellektuellen Trauerspiel hin und wieder ein Kichern nicht verleugnet werden kann.

Transformers: Ära des Untergangs - Poster 1Platz 3: Transformers: Ära des Untergangs (USA/China 2014)
Die böse Transformers-Rasse der Decepticons war vernichtend geschlagen, Shia LaBeouf hatte nach dem dritten Teil auch keinen Bock mehr. Das hielt jedoch Krawall-Barde Michael Bay nicht davon ab, eine weitere durch ihre Monströsität ermüdende Zerstörungsorgie in epischer Länge anzuzetteln, in der sich dämliche, im Labor gezüchtete Blechschädel und Autobots immer wieder deppert aufs Maul hauen. Bei all den Raketenangriffen und Explosionen von CGI-geschwängerten Effektpixeln über satte 160 Minuten scheint auch das Drehbuch zu Bruch gegangen zu sein, was Dialogzeilen wie „Mein Gesicht ist mein Gerichtsbeschluss!“ erklärt. Und All-American-Hero Mark Wahlberg darf hier den Klischee-Vater schlechthin geben (armer Erfinder, Frau tot, übermäßig behütetes Töchterchen durch hormonellen Überschwang im Begriff, sich von heißem „Red Bull“-Rennfahrer schwängern zu lassen). Ideenfreie Action die etwa so erfrischend ist wie verrostetes Altmetall.

Sie Leben They Live DVD-Cover LayeredPlatz 2: In Fear (GB 2013)
Macker lernt Tussi kennen, beide wollen auf ein Festival. Vorher war Auseinandersetzung im Pub. Macker will Nacht vorher aber noch in abgelegenem Hotel „übernachten“. Is klar. Macker folgt merkwürdiger Straße und Schildern, die im Kreis herumzuführen scheinen. Tussi beginnt, hysterisch zu werden, Macker fährt, fährt, fährt. Irgendwann sind beide verzweifelt und nehmen blutüberströmten Psycho mit. Luzifus freute sich auf netten Horrorfilm, wurde aber enttäuscht. Handlung dreht sich im Kreis, nichts passiert, kein Grusel – außer dann mal kurz, nach einer Dreiviertelstunde. Dann musste Macker mal pinkeln – ihhhhhhhh! Zugucker (ich) sieht ab und an hübsche Naturaufnahmen und denkt darüber nach, mit 300 Euro für Kunstblut und Mietwagen Remake zu drehen. In Brandenburg, denn da ist wieder jemand vor den Baum gegurkt. Zugucker attestiert „Ästhetik des Abwesenden“, stetige Referenz auf das Unsichtbare, vor allem an die beim Schauen verschütt gegangene Zeit und das fehlende Schauspieltalent des Darstellertrios.

Bibi & Tina - Voll verhext - Poster 1Platz 1: Bibi & Tina – Voll verhext! (Deutschland 2014)
Wenn die gut gepflegten Pferde durch die sonnendurchflutete Steppe in Brandenburg hetzen, schlagen die Herzen der „Wendy“-Leserinnen höher. Leider auch nur die von dieser halbwüchsigen Zielgruppe, weil alberne Kostüme, eine dümmliche Minimalhandlung und eine barbiehafte Grinsekatze von Hauptdarstellerin (Lina Larissa Strahl) den Normalzuschauer fragen lassen, wann dieser böse Zauber endlich aufhört. In ihrer Penetranz unerträglich integrierte Popsongs für Kinder massakrieren die Gehörgänge und Olli Schulz als stets genervter Bösewicht mit Voldemort-Attitüde ist wie das restliche Szenario schlicht nur peinlich. Das infantile Drehbuch von Regisseur Detlev Buck ist ein böser Spuk, auch wenn er Bibi auf der Suche nach Reiterhof-Urlaubsgästen einen guten Satz in den Mund legt: „Das war Akquise: man macht vor nichts und niemanden Halt.“ – Frau Blocksberg, möchtest du beim multimania im Anzeigenverkauf anheuern?

Knapp an der Aufnahme in die Liste vorbeigeschrammt:
The Legend of Hercules: Outtakes von „300“ von schwächelndem Renny Harlin (Ex-Actionregie-Gott u.a. von „Cliffhanger“) uninspiriert und langweilig mit griechischer Mythologie verquirlt. “Spartacus” Liam McIntyre enttäuscht als blasser und weinerlicher Herkules-Sidekick besonders bei Arena-Kämpfen.
Einmal Hans mit scharfer Soße: Der Islam gehört zu Deutschland – nur leider verhält sich diese deutsche Multi-Kulti-Klischee-Attacke aka Bestselleradaption mit einem 30 Jahre alten Weltbild nicht so.

Folgende potenzielle Kandidaten habe ich nicht gesehen:
Alles inklusive, Grace of Monaco, Männerhort, Sabotage, StreetDance Kids, Strom Hunters, Und Äktschn! sowie Vaterfreuden.

Was macht eigentlich Peter Jackson?

Hobbit-Dompteur Peter Jackson ist zum Produzenten gefühlter 90% aller Hollywood-Projekte mutiert und macht damit sogar Steven Spielberg Konkurrenz, der schließlich jede Woche mit irgendeinem neuen Film in Verbindung gebracht wird. Jackson produziert mit diesem “The Adventures of Tintin: The Secret of the Unicorn”, eine Adaption der Comics von Hergé (bei uns unter dem Namen “Tim und Struppi” bekannt), welche zur Zeit in der Post-Production steckt. Spielberg führt Regie bei dem Auftakt einer geplanten Trilogie mit Daniel Craig, Simon Pegg, Nick Frost und Jamie Bell (als Tintin/Tim), der im Oktober 2011 in die Kinos kommt.

Eine zweiteilige Verfilmung von J.R.R. Tolkiens “Der Hobbit” steht ebenfalls an, bei der Guillermo del Toro auf dem Regiestuhl Platz nimmt und Jackson hinter den Kulissen die Fäden zieht. Warum das nette Fantasy-Büchlein ausgerechnet in zwei Teilen verfilmt werden muss, bleibt ein Rätsel.

Sehr viel positiven Buzz generiert derzeit der Sci-Fi-Apartheid-Film District 9 von Neill Blomkamp, den Jackson – Überraschung – produziert. Bei Twitch gibt es erste Gedanken dazu zu lesen. In ferner Zukunft wird Jackson außerdem eine Adaption des extrem erfolgreichen Games “Halo” produzieren und bei einem Remake des britischen Klassikers “The Dambusters” hat er auch noch seine Finger im Spiel.

Regie führt der Mann auch (als Hobby sozusagen). Basierend auf einem Roman von Alice Sebold, der in Deutschland mit dem Titel “In meinem Himmel” veröffentlicht wurde, erzählt The Lovely Bones von einem Mädchen, das nach seiner Ermordung aus dem Himmel das Weiterleben seiner Familie und seines Mörders beobachtet. Saoirse Ronan, die für “Abbitte” eine Oscar-Nominierung erhalten hat, spielt Susie Salmon, Mark Wahlberg und Rachel Weisz ihre Eltern. Am 11. Februar 2010 startet der Film in Deutschland. Den ersten Trailer gibt es bei Apple oder unten in der YouTube-Version.

(via)

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=az4cvpfoItw]

Kontrapunkt: Max Payne & The Marine

Als wäre ein mit Zelluloid-Ausgeburten vollgestopftes Filmfest-Wochenende in Wiesbaden nicht genug, ließ ich mich in meiner Tätigkeit als Computerspiel-Abstinenzler von jemandem, der das Spiel fanatisch gezockt hat, doch mit ins Kino locken zu der jüngsten gescheiterten Daddel-Verfilmung mit Mark Wahlberg als Hauptdarsteller und ausnahmsweise mal ohne Uwe Boll auf dem Regiestuhl. Das Ergebnis hätte jedoch kaum Boll-liker ausfallen können.

Und dann war da noch ein herrlicher Action-No-Brainer mit Wrestler John Cena, in dessen Genuss ich am Montag während meiner nicht allzu anstrengenden Schicht auf DVD kam. Ich hatte meinen Spaß, auch wenn mir zu jeder Sekunde klar war, dass ich mir eigentlich gerade totalen Blödsinn (wie war das gleich noch in Adornos Kulturindustrie mit der „Verdummung der Massen“?) anschaue.

Max Payne (USA/CDN 2008)
Kleiner Gedichtworkshop mit Mark Wahlberg auf dem Leipziger Hauptbahnhof, wo auch schon mal Costa Cordalis gelangweilt herumsaß und Autogramme kritzelte. Lektion Nr. 1: Was reimt sich auf „Max Payne“ in Bezug auf eine erschöpfende Filmkritik und in Absehung eines passenden Versmaßes?

Mögliche Antworten:
– makes pain your brain
– ist lust- und belanglos hoch 10
– muss man nicht unbedingt sehen
– Mark Wahlberg soll nach Hause gehen
– die schicken Bilder sind ganz nett anzusehen
– Wunder werden auch durch Drogen nicht geschehen.

Mehr fällt mir nicht mehr ein und Mark Wahlberg darf übergehen zu Lektion Nr. 2: stilistische Mittel. Dazu kommen mir folgende Dinge ins Gedächtnis: Nett-düstere Film Noir-Optik, eher unspektakuläre Action, nette Fantasyeffekte mit den Walküren (nein, nicht Tom Cruise).

Fazit: Der anschließende Besuch bei McDonald’s war nahrhafter als dieser immerhin recht nett wegzuguckende Murks.

The Marine (USA 2006)

John Cena ist Wrestler und das sieht man seinem gestählten Körper an. „The Marine“ ist ein dummer Actionfilm, der läppische 15 Mio. Dollar kostete. Und beides passt irgendwie zusammen wie die Faust aufs Auge.

Die Story um einen vom Robert „T-1000“ Patrick dargestellten Bösewicht, der Diamanten geklaut hat und dann die Frau von Ex-Marine John Triton (John Cena) auf seiner Flucht als Geisel nimmt, um sich absetzen zu können, ist kaum der Rede wert. Doch es knallt an allen Ecken und Enden, wobei die Stunts (Auto fliegt durch die Luft über einen Abhang und explodiert, während Fahrer John Cena aus gefühlten 100 Metern noch in einen Fluss springen kann und überlebt) überdrehter nicht sein könnten.

Die Dialoge sind unfassbar doof, das Skript löchrig, aber immerhin originell-zitatenreich, wenn ein ängstlicher Afroamerikaner-Helferscherge ohne Vorwarnung und total unpassend zur Banjo-Musik, die man aus Beim Sterben ist jeder der Erste kennt, von seinen befremdlichen Erfahrungen mit weißen Erziehern aus dem Ferienlager erzählt.
Fazit: Völlig gaga, nicht hochklassig und Action-Trash in Reinkultur, aber zumindest immer sehr unterhaltsam.