#165 – Monster Hunter von Paul W. S. Anderson

Die Kinos haben wieder geöffnet und wir im Wollmilchcast zelebrieren das mit einem Wiedersehen eines unserer liebsten Film-Duos: Milla Jovovich und Paul  W. S. Anderson kehren nach dem Ende der Resident Evil-Reihe mit einem gemeinsamen Film zurück. Diesmal adaptieren sie das Videospiel Monster Hunter, dessen Story im Titel größtenteils zusammengefasst wird. Was die langjährige Zusammenarbeit von Schauspielerin und Regisseur auszeichnet und wie sich ihre Markenzeichen in Monster Hunter (2020) weiterentwickeln, diskutieren wir in dieser Folge. Viel Spaß!

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Wollmilchcast #54 – Halloween von David Gordon Green

Halloween 2018

Michael Myers stutzt mal wieder die Lebenserwartung von Vorstadtbewohnern und das in einer direkten Fortsetzung des Klassikers von John Carpenter. Trotzdem heißt der neue Halloween-Film nicht Halloween 2 und im Wollmilchcast gehen Matthias von Das Filmfeuilleton und ich der Frage nach, was das für Auswirkungen auf den Horrorfilm von David Gordon Green hat. Außerdem entreißt Matthias heroisch Luc Bessons Johanna von Orleans dem Morast des Vergessens, während ich die handygestützte Action aus SPL 2: A Time for Consequences mit den Martial Arts-Recken Wu Jing und Tony Jaa vorstelle. Viel Spaß!
Shownotes:

  • 00:01:28 – Halloween von David Gordon Green (!SPOILER!)
  • 00:42:55 – Johanna von Orleans von Luc Besson (1999)
  • 00:55:15 – SPL 2: A Time for Consequences von Soi Cheang (2015)
  • 01:03:40 – Verabschiedung


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Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)
Copyright Titelbild: Universal

Kontrapunkt: Flop Five 2012

Das Jahresende naht und nach der ganzen Besinnlichkeit in den letzten Tagen erinnert man sich des Kontrastprogramms. Besonders im Gedächtnis bleiben dabei schlechte Kinofilme, von denen man mal wieder viel zu wenig gesehen hat. Leider. Oder: zum Glück? Wie dem auch sei, wer zu faul ist zum Lesen, bekommt eine Kurz-Zusammenfassung.

Platz 5: Wir kaufen einen Zoo (USA 2011) – Familien-Kitsch mit fettem Matt Damon zum Abgewöhnen

Ja, Schicksalsschläge können echt schlimm sein. Da stirbt die Frau, der sich sorgende Familienvater Banjamin (Matt Damon) sucht nach einem Neuanfang – und kauft einen Zoo. Soweit zur Handlung. Natürlich gibt’s noch ne schnuckelige Tierpflegerin (Scarlett Johansson) – die Romanze zwischen Pummelchen Määäät Deeeeemen und ihr bleibt uns jedoch erspart. Nicht so jedoch alle anderen Zutaten des Alles-wird-gut-Kitschs, bei dem selbst ein Unwetter, die harten Auflagen eines Prüfers und Finanzierungsprobleme nicht davon abhalten, dass die Anwohner prompt den aufgemotzten Tierpark frequentieren. Regisseur Cameron Crowe hat mit “Jerry Maguire – Spiel des Lebens” (1996) bewiesen, dass er die Unwägbarkeiten eines Lebens in eine überzeugende Story übersetzen kann, die selbst Tom Cruise menschliche Züge abringt. In dem tränenziehenden Melodram “Wir kaufen einen Zoo” sucht man dies fernab kalkulierter Kulleraugen und dramaturgischen Stereotypen vergeblich. Weitere Details von mir auf MovieMaze.de.

Platz 4: Resident Evil: Retribution (D/CDN 2012) – Bernd Eichingers Rache aus dem Jenseits

Der fünfte Teil der Reihe ist der teuerste (Budget: 65 Mio. Dollar) und gleichzeitig der uninspirierteste. So muss sich die gegen das gefährliche T-Virus resistente Alice (Milla Jovovich) hier gegen die Schergen der Umbrella Corporation erwehren – dieses Mal in einem Unterwasser-Labor in Kamtschatka (!), wo sie ohne Erinnerung aufwacht (Wie sie dahin kommt? Who cares!). Zusammen mit einem Stoßtrupp zu ihrer Rettung muss sie sich den Weg durch Nachbildungen verschiedener Städte wie Moskau und Tokio freiprügeln und -ballern, geschaffen als Testareal für Bio-Waffen. Das Effektgewitter kann sich sehen lassen, die Logik weniger, wenn die Retter im tiefstem Winter und meterhohem Schnee im Muskelshirt anrücken oder Alice ganz Ripley-like ein geklontes, verschlepptes Kind trotz Zeitnot vor einem bösen Monster rettet, die in der Inflation ihres Auftretens auf Dauer ebenso ermüden wie dümmliche Seiltricks und schnell geschnittene, schlecht choreografierte Fights. Videogame-Filmer Paul W.S. Anderson sollte Timing endlich mal im Filmhandbuch nachschlagen.

Platz 3: Black Gold (F/IT/QU/TUN 2011) – Episches Gedöse

David, Robert und ich sind irgendwann im Februar 2012 nach Leipzig gefahren für ein PV-Double Feature. Zuerst war „Shame“ von Steve McQueen dran – welch großartige Schauspielkunst von Michael Fassbender! Das musste man erst einmal verdauen. Dazu kam „Black Gold“ gerade recht. Der erbarmungswürdige „Lawrence von Arabien“-Verschnitt löste diesen Zweck allerdings etwas zu sehr ein. Arabien, Anfang der 30er Jahre: Antonio Banderas spielt Schmierentheater als garstiger Fürst Nessib, der die Kinder des verfeindeten Fürsten Amar (Mark Strong) in seine Obhut nimmt, um den Frieden zu sichern. Doch als auf neutralem Gebiet Öl gefunden wird und ein Kind bei einem Fluchtversuch umkommt, droht Krieg. Das Epos ist aufgeblasen, hohl, liefert nur Klischees und Kitschbilder um Erotik und Exotik aus 1000 und einer Nacht, Jean-Jacques Annaud hat seine Ethno-Filme seit „Seine Majestät das Schwein“ nicht mehr so stumpf heruntergekurbelt. Dann fuhren wir wieder zurück. Genau da setzt meine Erinnerung an einen gelungenen Filmwandertag wieder ein.

Vous n'avez encore rien vuPlatz 2: Ihr werdet euch noch wundern (F/D 2012) Der garstige Film-Opa schlägt wieder zu

Ein 90-jähriger Regisseur, der munter weiterdreht. Alain Resnais ist schon etwas Besonderes, genau wie seine sperrigen, experimentierfreudigen Filme, die immer wieder auf internationalen Filmfestivals vertreten sind (u.a. „Vorsicht Sehnsucht, 2010). So ist auch „Vous n’avez encore rien vu“ schlimmste kopflastige Arthouse-Gülle, die sich mit einer Reihe Stars (u.a. Mathieu Amalric, Michel Piccoli) anschickt, die Grenzen zwischen Film und Theater aufzulösen und die Spezifika der Medien herauszustellen. So eignet sich dieses zähe, in seinen ausufernden Dialogen geschwollene und in ihrem fließenden Übergang zwischen profilmischer Wirklichkeit und Diegese wirre Werk zwar hervorragend als Anschauungsobjekt in filmtheoretischen Vorlesungen, aber „echte Zuschauer“ rennen bei dieser selbstverliebten Fingerübung mit pochenden Kopfschmerzen davon. Resnais erinnert über 50 Jahre nach „Letztes Jahr in Marienbad“ (1961) noch an die Nouvelle Vague – doch eigentlich vermisst die schon seit über 40 Jahren keiner mehr. Ihr werdet euch noch wundern, wenn mal wieder zurecht keine Sau ins Kino geht!

Platz 1: Die Stooges – Drei Vollpfosten drehen ab (USA 2012) – Nervensägen aus der Filmhölle

Dass die Reaktivierung traditionsreicher Comedy-Formate nur bedingt ein Garant für einen guten Film ist, beweist diese unterirdische Gurke der in ihrem Humor ohnehin tiefergelegten Farrelly-Brüder, deren Protagonisten erstmals 1925 in Erscheinung traten. Darin werden drei grenzdebile Vollidioten von Brüdern, die sich ständig Streiche spielen, in einem Waisenhaus aufgenommen. Als das 40 Jahre später vor den finanziellen Ruin steht – und die drei Stooges-Brüder immer noch dort wohnen – ziehen sie los, um das Geld aufzutreiben, welches die Schulden tilgen soll. Wären nicht alle Wortwitze albern, alle „witzigen“ Slapstick-Szenen überkonstruiert, durch penetrantes Mickey-Mousing unterlegt und in ihrer Durchführung selten dämlich – ja, dann wäre das hier eine gelungene Referenz an die (zumindest in den USA) bekannten Stummfilm-Komödianten. So ist diese nervtötende Klamotte mit einer Szenenregie und ohne Sinn und Verstand ein cineastischer Pflegefall, der die Palliativabteilung anachronistischer Formate, die heute untauglich sind, nicht mehr verlassen sollte.

Im Verfolgerfeld: Total Recall (mit schnellen Schnitten und Wackelkamera überfrachtetes, größtenteils ideenfreies Remake des Schwarzenegger-Films), Schilf (wirr und halbgar zusammengeschnittener Physik-Thriller mit Stipe Erceg als der Fehlbesetzung des Jahres) und Iron Sky (allzu gewollter Nazi-Trash, dem mittendrin in Story und Sarkasmus zwischen Mond und Erde die Puste ausgeht).

Potenzielle Kandidaten, aber nicht gesehen: Battleship, Ghost Rider 2, Jack & Jill, LOL, Red Dawn, jeglicher Twilight-Shit und Zettl.

Kontrapunkt: Der Mann, der niemals lebte & Resident Evil: Extinction

… und es geht weiter mit der Sichtung von „Jungs-Filmen“, dieses Mal im Kino zum neuesten Ridley Scott-Politfilmchen mit selbst mitgebrachten Bier (3,20 Euro für ein Flaschenbier an der Snack-Theke? Es hackt wohl!) sowie in einer Runde mit Freunden zu Pizza, Bier, elektrolytischer Dickmacher und später Glühwein. Bei letzterer Veranstaltung gab es diesmal ein nur 5-minütiges Auswahl-Prozedere, welches der basisdemokratischen Grundüberzeugung unserer Gesellschaft entspricht, wobei sich Sexy-Milla auf Zombiejagd gegen die Vampire in Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis nur durch das Los knapp durchsetzte.

Der Mann, der niemals lebte (USA 2008)

Nach American Gangster und Königreich der Himmel drängt sich mit Der Mann, der niemals lebte endgültig der Eindruck auf, dass Ridley Scott nicht mehr kurz und prägnant unter einer Laufzeit von 2 Stunden inszenieren kann. Ob das Alter daran schuld ist? Allerdings knallt es immerhin wieder an allen Ecken und Enden und die Geschichte um einen CIA-Agenten (Leonardo DiCaprio) im Nahen Osten im Krieg gegen den Terror(ismus) weiß durchaus zu fesseln, auch wenn sie keinen wirklichen Anfang und nur ein Pseudo-Ende aufweisen kann.

US-kritisch, allerdings nie wirklich originell und teils (Stichwort: Rettung in letzter Sekunde) konstruiert, vermag Der Mann, der niemals lebte seinen auf Authentizität ausgerichteten Inszenierungsstil nicht durchzuhalten. Das Ergebnis ist zwar kein gänzlich schlechtes, aber ein sehr hollywoodeskes. Eingehender habe ich mich dazu in der OFDb geäußert.

Resident Evil: Extinction (F/AUS/D/GB/USA 2007)

Eigentlich ist schon alles gesagt: Die immer noch extreme scharfe Milla Jovovich, die nach über zehn Jahren immer nur gerade eine überzeugende Performance (bezeichnenderweise) als Naivchen Leeloo in Das fünfte Element auf dem schauspielerischen Konto hat, kämpft gegen Zombies und eine böse Organisation, die mit/an irgendwelchen Viren herumdoktert. Das Wüsten-Setting, das Durch-die-Gegend-Geirre in alten Karren und die durchaus gelungene, staubige Postapokalypsen-Atmosphäre, dessen Set-Highlight ein unter Sand begrabenes Las Vegas darstellt, ist bei Mad Max 2 abgekupfert, die Idee mit der unterirdischen Überlebenden-Enklave aus Romeros Day of the Dead, nur dass man niemals in Sachen Klasse an die Filme herankommt.

Gefällige, blutige Shoot-Outs und ein paar nette Computereffekte kann der tief gesunkene Regisseur Russel Mulcahy, der immerhin vor Ewigkeiten schon bei Highlander auf dem Regiestuhl saß, aber heute im Angesicht seiner zum größten Teil im TV- und Direct-to-Video-Bereich versickerten Karriere glorreichen Zeiten nachtrauert, immer noch inszenieren. Deswegen bemerkt man auch kaum, dass Milla, deren potenziell schönsten Körperteile man trotz ihrer gelegentlichen Nacktheit leider nie zu Gesicht bekommt, nicht schauspielern kann und das Drehbuch so einige Dümmlichkeiten und Löcher bereit hält. (Insbesondere der Endgegner ist extrem bertzig.)

Fazit: Gut geklauter, passabel wegguckbarer Zombieaction-meets-Softest-Erotik-Streifen mit einigen deftigen Gore-Einlagen. Für Genre-Freunde ganz nett, der Rest findet’s mit Recht doof.