Wollmilchcast #76 – Men in Black: International, The Dead Don’t Die & Too Old to Die Young

Men in Black: International

Die Men in Black-Reihe ist zurück, diesmal ohne Will Smith, Tommy Lee Jones und Barry Sonnenfeld. Stattdessen tun sich Tessa Thompson und Chris Hemsworth für F. Gary Gray zusammen, um in der geheimen Alien-Parallelgesellschaft für Ordnung zu sorgen. Im Podcast fragen wir uns, ob sich die Reihe selbst geblitzdingst hat. Außerdem diskutieren wir, wie sich Jim Jarmusch in The Dead Don’t Die das träge Zombie-Tempo zu eigen macht, und was eine betont zähe Serie wie Too Old to Die Young von Nicolas Winding Refn und Ed Brubaker für unsere Ära des Peak-TV bedeutet. Viel Spaß!

Shownotes:

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Wollmilchcast #8 – Pacific Rim & Only God Forgives

Pacific Rim
(c) Warner

Nach den Zombies vom letzten Mal, reden wir im mittlerweile achten Wollmilchcast über… Zombies? Fast, immerhin ist Only God Forgives von Nicolas Winding Refn Thema dieses Podcasts von the-gaffer.de und Das Filmfeuilleton. Vorher aber lassen wir uns etwas nerdig über die Nachricht der kommenden DC/Warner-Filme Superman vs. Batman, The Flash und Justice League aus, teilen euch unsere Meinung über den Trailer zur vierten Staffel von The Walking Dead mit (Zombies!) und schließen den Podcast mit einer Reise in das Kino der 80er Jahre ab. Irgendwo dazwischen versteckt sich eine ausführliche Diskussion über Pacific Rim von Guillermo Del Totoro.

Shownotes:
00:00:00 – Superman/Batman – The Walking Dead Staffel 4 (Trailer)
00:13:35 – Pacific Rim
00:45:55 – Only God Forgives
01:05:00 – 3 wortkarge Typen, mit denen wir die Thai-Karaoke besuchen würden
01:08:56 – William Friedkins To Live and Die in L.A. (The Real Eighties)
01:11:55 – Missing in Action – Delta Force – Code of Silence
Der Wollmilchcast bei Twitter:
@Beeeblebrox
@gafferlein
Der Wollmilchast als Feed und bei iTunes.

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Kontrapunkt: Schuld und Sühne im Trash-Gewand

Only God Forgives Plakat Ryan Gosling„Drive“ war ein Meisterstück des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn aus dem Jahre 2011. Ryan Gosling spielte damals wie heute den Protagonisten – eine leblose Hülle. Eine Figur ohne Charakterzeichnung, die sich an die wenigen Eigenschaften klammert, die ihr vom Drehbuch zu teil werden, welches sich einem audiovisuellen Konzept unterordnet. Hier spielt er Julian, den Besitzer eins Box-Clubs in Bangkok. Als sein Bruder Billy nach einer Gewalttat an einer 16-jährigen Prostituierten von ihrem Vater ermordet wird, fordert ihn seine Mutter Crystal (Kristin Scott Thomas) auf, Rache zu nehmen. Doch Julian wirkt wie gelähmt; bei ihm halten prophetische Tagträume voller Blut Einzug in seine vernebelten Gedanken. Doch je öfter sie versuchen, den Polizisten Chang (Vithaya Pansringarm) als den Verantwortlichen zu töten, desto näher kommt ihnen dieser Racheengel mit seinem Samuraischwert.

„Only God Forgives“ ist ein unzähmbares filmisches Monster. Eine Geschichte um Rache und Vergeltung, die stets auf dem schmalen Grat zwischen dem Fantastischen, tiefem menschlichen Drama und überkandideltem Trash wandelt. Kameramann Larry Smith (“Eyes Wide Shut”, 1999) folgt den Figuren exakt, verschiebt die Kadrierung im 90-Grad-Winkel zu ihrer Laufrichtung, versprüht dabei in langen Einstellungen einen ungeheuren Mut zur Komposition, verstört immer wieder mit Nahaufnahmen, in denen Julians Gesicht nahezu in den Schatten versinkt, die auf ihm liegen, während das tiefe Licht durch die Schlitze der Wand dringt – „the horror… the horror“. Das Bewusste, die verrückte Realität und das Reich der Alpträume stehen sich in „Only God Forgives“ stets gegenüber. Die Exploitation-Welt des Blutes und der Gedärme bitten im Samurai-camp um Einlass. In der Postmoderne treffen sich Bilder und Töne, die ästhetische Reize im Überfluss verströmen.

Only God Forgives Ryan Gosling Nicolas Winding Refn
Die Musikuntermalung durch ihre brummenden Tiefen schürt unheilvolle Erwartungen oder wirkt durch Synthie-Orgeln wie eine überlebensgroße Stilisierung des alten Kampfes Gut gegen Böse, bei dem die klaren Fronten verwischt sind. Chang ist kein Sympathieträger, agiert jedoch auf der Seite des Gesetzes, Julian eine sich zurückhaltende Identifikationsfigur, dessen mitleidiger oder erschrockener Blick bei einem Besuch im Sex-Club zur Masturbation seiner Gespielin mehr sagt als tausend Worte. Die Szenen in diesem Etablissement sind zugleich ein Meisterstück der Farbdramaturgie. Das Rot der körperlichen Liebe und der Warnung vor der lauernden Gefahr bestimmen diese Bilder, die wirken, wie aus einer Parallelwelt entsprungen. Später soll Chang einen Handlanger von Julians rachsüchtiger Mutter erst mit Messern foltern, dann töten. Die Prostituierten in ihren hübschen Kleidern und mit geschlossenen Augen wirken in dem Dekor des Raums voller Blumen und Früchte wie Beigaben zu einem absurden Stillleben – Godard oder Kubrick sitzen irritiert hinter der Kamera und trinken einen Verdauungsschnaps. Und dazu die zahlreichen Zeitlupen, die Übermacht der Bilder wie der pathetischen Musikuntermalung: Bedeutung wollen sie vermitteln, die jedoch unter der Oberfläche der Stimuli nur schwerlich zu finden sind.

Denn dem Reichtum der Stilmittel zum Trotz irritiert „Only God Forgives“ mit seiner Gehaltlosigkeit. Der nahezu banal simple Plot um Rache wirkt wie ein durch die Üppigkeit des Körpers aufplatzendes Korsett, welches die brillanten Ideen des Regisseurs, der ein beeindruckendes Gespür zur Szenenauflösung und Filmkomposition besitzt,  nur notdürftig zusammenhält. Kausalketten werden Lügen gestraft, brutale Gewalt bricht herein, Karaoke-Szenen wirken wie gewollt irritierende Fremdkörper, Crystal ist eine vulgäre Zynikerin und als Figur kaum ernst zu nehmen, wenn sie über die Penisse ihrer Söhne schwadroniert. Nicolas Winding Refn hat „Only God Forgives“ den von ihm bewunderten chilenischen Regisseur Alejandro Jodorowsky gewidmet, dessen an Absurditäten reiche Werke wie der mit Konventionen brechende Western „El Topo“ (1970) heute Kultstatus genießen. Vielleicht sollte man „Only God Forgives“ deshalb als das betrachten, was er am ehesten ist: ein bedeutungsschwangeres, aufgeblasenes Absurditätenkabinett. Aber eines, an dem Cineasten ihre helle Freude haben.

Only God Forgives startet am 18. Juli im Kino im Verleih von Tiberius Film.
In Thüringen ist er hoffentlich ab 25. Juli zu sehen (im Schillerhof in Jena).

My hands are a little dirty – Trailer für Nicolas Winding Refns Drive

Normalerweise werden hier nicht so viele Trailer gepostet, aber was soll’s. Die Comic-Con ist in vollem Gange und das heißt, es gibt eine Überdosis an bewegten und unbewegten Bildern kommender Filme. Anstatt hier den Trailer des hundertsten Superheldenfilms zu veröffentlichen, verweise ich aber lieber auf den neuen Film von Nicolas Winding Refn (Bronson, Walhalla Rising). Drive basiert auf einem Roman von James Sallis und hat bei den Filmfestspielen in Cannes dieses Jahr den Preis für die beste Regie abgestaubt.

Im Mai hatte ich bereits eine 2 Minuten lange Sequenz aus dem Film gepostet. Ryan Gosling spielt darin einen Stuntfahrer, der sich in die falsche Frau verliebt (Carey Mulligan) und die falschen Freunde findet (Albert Brooks). Wenn der Trailer eines beweist, dann das Christina Hendricks (Mad Men) in einem Film von Wong Kar-Wai mitspielen sollte, der nur daraus besteht, dass man ihr beim Rauchen zuschaut.

(via filmbeef)

Clip: 2 Minuten aus Nicolas Winding Refns Drive

Neben Cheang Pou-Sois Motorway ist Drive von Nicolas Winding Refn (Bronson) der zweite Auto-Film der ganz oben auf meiner Liste der heiß erwarteten Filme des Jahres steht. Jetzt gibt es einen zweiminütigen Clip aus “Drive” mit Ryan Gosling als Driver. Der Soundtrack von Cliff Martinez, dazu Gosling, der mir in Genre-Filmen sowieso am besten gefällt… Vorfreude deluxe nennt man das wohl. Nach dem ehrgeizigen “Walhalla Rising” traue ich Nicolas Winding Refn alles zu. “Drive”, in dem u.a. Carey Mulligan und Bryan Cranston mitspielen, läuft im Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals in Cannes.