Wollmilchcast #105 – Nicole Kidman und ihre Filme

Lange hat es gedauert, nun ist sie in Überlänge fertig, die neue Wollmilchcast-Folge über das Werk von Nicole Kidman. Knapp vier Jahrzehnte in Film und Fernsehen liegen hinter der Oscarpreisträgerin. Im Podcast teilen wir sie in Phasen ein, besprechen die Höhen und Täler der Australierin, ihre Figurentypen, Image und Kollaborateure. Und wir fragen uns: Warum eigentlich Nicole Kidman? Viel Spaß!

Shownotes:

  • 00:01:12 – Nicole Kidmans Weg nach Hollywood von Todesstille (1989) bis Eyes Wide Shut (1999)
    • Weitere Filme: Die BMX-Bande, Malice, Tage des Donners, In einem fernen Land, To Die For, Batman Forever, Portrait of a Lady, Projekt: Peacemaker
  • 00:42:28 – Die Jahre als Märtyrerin von Moulin Rouge (2001) bis Birth (2004)
    • Weitere Filme: Dogville, The Hours, The Others
  • 01:18:40 – Talfahrt und Comeback von Australia (2009) bis Big Little Lies (2017)
    • Weitere Filme: Der Goldene Kompass, The Paperboy, Stoker, Grace of Monaco, Paddington, Königin der Wüste, The Killing of a Sacred Deer, Die Verführten, Destroyer, Der verlorene Sohn
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Wollmilchcast #99 – Bombshell & Nightlife

Die Frauen, die gegen die sexuelle Belästigung von FOX News-Boss Roger Ailes erfolgreich vorgingen, stehen im Mittelpunkt von Bombshell. Wie funktioniert die Empathiemaschine Kino mit Figuren wie Megyn Kelly (Charlize Theron) und Gretchen Carlson (Nicole Kidman), die FOX’ rechtskonservativem Drall vertreten haben? Das fragen wir uns im Gespräch über das MeToo-Drama. Außerdem stürzen wir uns ins Nightlife mit Elyas M’Barek und Frederick Lau, der im Grunde Victoria ins Zentrum des deutschen Mainstream-Kinos versetzt. Unter anderem dabei: unsere Vision von Simon Verhoevens Suspiria. Viel Spaß!

Shownotes:

  • 00:01:27 – Bombshell von Jay Roach (2019)
  • 00:36:59 – Nightlife von Simon Verhoeven (2020)
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Wollmilchcast #60 – Aquaman und Shoplifters

Aquaman

Wie konnte Aquaman so ein großer Erfolg für das DC Extended Universe werden und was bringt Conjuring-Regisseur James Wan auf kreativer Seite in das Franchise ein? Das diskutiere ich mit Wollmilchcaster Matthias von Das Filmfeuilleton im neuen Podcast. Außerdem stellen wir den Cannes-Gewinner Shoplifters von Hirokazu Kore-eda vor und diskutieren die bewegenden und perfiden Seiten des Films. Garniert wird der Wollmilchcast von Matthias’ Beitrag über Drei Gesichter von Jafar Panahi, der ebenfalls im Dezember 2018 in den deutschen Kinos startete, und meinem Vergleich von Leo McCareys Love Affair (1939) und An Affair to Remember (1957) – Original und Remake, in denen sich Irene Dunne und Charles Boyer sowie Cary Grant und Deborah Kerr auf der Spitze des Empire State Buildings verabreden.

Schreibt euer Feedback und Vorschläge für den Podcast in Zukunft an: feedback[ät]wollmilchcast[punkt]de

Shownotes:

  • 00:00:54 – Aquaman von James Wan (Spoiler!)
  • 00:36:34 – Shoplifters von Hirokazu Kore-eda (Spoiler!)
  • 00:48:54 – Drei Gesichter von Jafar Panahi
  • 00:58:32 – Love Affair (1939) und An Affair to Remember (1957) von Leo McCarey
  • 01:09:07 – Verabschiedung

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Der Wollmilchcast bei Twitter: @Beeeblebrox + @gafferlein.
Der Wollmilchcast als Feed und bei iTunes.


Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)

Copyright Titelbild: Warner Bros.

Kontrapunkt: Film vs. Buch – Traumnovelle/Eyes Wide Shut

Insbesondere Georg Seeßlen hat in seinem Kubrick-Buch Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ und dessen Verfilmung, Stanley Kubricks Eyes Wide Shut, sehr intensiv und reich an der sich aufdrängenden psychoanalytischen Deutung (Schnitzler und Freud waren Wiener Zeitgenossen) herausgearbeitet. Aus diesem Grunde sollen sich meine Ausführungen auf eher formale wie inhaltliche Kriterien des Vergleichs beschränken.

Zunächst einmal ist zu erwähnen, dass Kubrick Schnitzlers literarische Vorlage, deren erster Entwurf von 1907, seine Veröffentlichung in seiner fertigen Form von 1926 datiert, aktualisierte. Pferdekutschen und Kerzen sind Taxen und elektrischem Licht gewichen. Auch der Ort des Geschehens wurde verändert: aus Wien wurde New York, gedreht größtenteils in London. Die Hauptfiguren wurden entsprechend anders benannt, aus Fridolin wurde Bill (gespielt von Tom Cruise), aus Albertine Alice (gespielt von Nicole Kidman). Und doch sind die Figuren in ihrer Charakterisierung gleich: Hier der anständig erscheinende, in der Ehe scheinbar glückliche Arzt, dort die unbefriedigte Hausfrau, die Bill eines schicksalsträchtigen Abends von einer Beinahe-Urlaubsaffäre erzählt. Die Entfremdung der Eheleute bricht in dieser Szene zu Tage, während Alice dem fassungslosen Bill ihren gedanklichen Ehebruch, ihren Ausbruch aus den Fesseln ihrer unterdrückten Lust gesteht. Im Buch heißt es: „Zu allem glaubte ich mich bereit; dich, das Kind, meine Zukunft hinzugeben, glaubte ich mich so gut wie entschlossen, und zugleich – wirst du es verstehen? – warst du mir teurer als je.“ ((Arthur Schnitzler (2005): „Traumnovelle“ (inklusive „Die Braut“) Reclam. S. 14.)) Sie überkommt das unbekannte Triebverlangen, was in ihr schlummerte, welches er nicht befriedigen kann. Dankbar für einen Anruf, hat Bill die Möglichkeit, dieser unangenehmen Situation zu entgehen – vorerst. Er wird zu einem Toten gerufen, mit der Liebe einer bald unglücklich verheirateten jungen Frau konfrontiert, widersteht trotz Neugier einer Prostituierten und schließlich den Versuchungen eines mysteriösen Maskenballs.

Letzterer bildet den Kern von Kubricks Film, dem es besser gelingt, das Surreale von Schnitzlers Vorlage zu betonen als die Psyche der Figuren. Die Zeremonie in einem Herrenhaus, derer Bill als ungeladener Gast Zeuge wird, ist in Schnitzlers Vorlage, in welcher die Frauen Nonnenkleider und die Männer Mönchskutten tragen, die sie vor ihrem Näherkommen ablegen müssen, mit Symbolen stärker aufgeladen als in Kubricks Verfilmung, der diese Szenerie als sinnliches, mystisch aufgeladenes Tableau nackter Körper und buchstäblich gesichtsloser Fratzen inszenierte. Nach seinem Ertappen als Fremdling und der „Opferung“ einer Frau für ihn, fährt er schließlich nach Hause, wo er seine lachende Frau aus einem Traum erweckt. Diesen erzählt Alice Bill sogleich ausführlich. Dabei fällt die Version in der Verfilmung weitaus weniger psychoanalytisch aufgeladen und detailreich aus als in Schnitzlers Vorlage, wo die Unterdrückung der weiblichen Sexualität in der Ehe und die Aggression des erotischen Verlangens gegenüber dem sittlichen Ehemann, der seine Frau durch Geschenke zu besänftigen wie befriedigen sucht, offen ausbricht. Diese durch männliche Arroganz geprägte soziale Fürsorge trägt nur dazu bei, dass Sie in ihrer Unmündigkeit belassen wird ((Diese Ausführungen stammen vergleichend von Hartmut Scheible aus dem Nachwort zur „Traumnovelle“, (ebd., S. 116).)), wogegen Sie rebelliert. Während in der Traumerzählung des Buches abermals christliche Symbolik (Kreuzigung Fridolins) herangezogen wird, ist diese im Film nicht zu finden. Nur die Sehnsucht des Stillens der weiblichen Lust durch Gruppensex und die Bestrafung Bills, der zuschauen muss. Kubrick thematisiert dabei den Sex, indem er ihn grafisch zeigt (zahlreiche Sexszenen bei der Orgie), verfällt ihm aber nicht. Trotzdem wendet er sich damit von der auf Tiefenpsychologie und auf Andeutungen setzenden literarischen Vorlage plakativ ab und der filmischen Möglichkeit des Zeigens zu.

In der Folge tritt der Hass von Ihm gegen die im Traum ehebrecherische Sie im Buch heftiger zu Tage als im Film. Während Schnitzler von Hass spricht, mit dem Er Ihr aufgrund der erzählten Träume begegnet und den Besitzanspruch des Mannes auf die Frau betont, nimmt Bill in Kubricks Film diese Ausführungen abermals konsternierend hin. Sein „Ausflug“ ins Nachtleben wirkt eher wie eine Erörterung der Frage, ob auch er der Versuchung erliegen kann (und sei es auch real), nicht – wie bei Schnitzler – dem Verlangen danach, es der sündigen Frau heimzuzahlen.

Während Kubricks Film Schnitzlers Novelle über weite Strecken folgt, unterscheiden sich beide Werke jedoch nachdenkenswert in ihrer Auflösung. Während die Personalie der an einer Überdosis Verstorbenen im Buch nicht eindeutig geklärt wird (die „Retterin“ auf der ominösen Orgie?), breitet Kubricks Film eine endgültige Auflösung aus, die sich durch ein längeres Gespräch zwischen Bill und Victor (Sydney Pollack) bis auf den Anfang des Films – als Bill ihr schon einmal bei einer anderen Party begegnete und das Leben retten musste – zurück bezieht. Nach Bills Nachhausekommen und dem Vorfinden seiner verschwundenen Maske auf seinem Bett und seines anschließenden Geständnisses um die Ereignisse der letzten beiden Nächte, schließt sich im Film – der im Unterschied zur Vorlage um Weihnachten spielt – ein Besuch in einem Spielzeugladen an. Dialoge in Buch in Film sind dabei fast identisch, wenn es darum geht, dass Träume nicht nur Träume, Wirklichkeiten des Lebens nicht innerste Wahrheiten sind. Das Erwachen im Buch bedeutet wieder eine Rückkehr zur Intimität, zur Vertrautheit und Offenheit des Ehepaares untereinander. Im Film jedoch scheint noch etwas Anderes nötig, um die Entfremdung (vorerst) zu beseitigen: Sex. Evident: Das letzte gesprochene Wort im Film.

Obwohl Kubrick dabei tief in das Innenleben seiner Figuren eindringt, vermag er auch durch Gedankenbilder (Bills wiederkehrende Vorstellung des Ehebruchs seiner Frau) nicht gänzlich das auszudrücken, was Schnitzler mit Worten, die die Gedanken und Regungen von Ihm nachvollziehbar werden lassen, auszudrücken imstande ist. Bills Verhalten bleibt in den Absichten vieldeutig (will er seine Frau betrügen, hasst er sie?), während Fridolins Verhalten eindeutig ist (er hasst sie, will sie verletzen). „Eyes Wide Shut“ handelt „nur“ von Versuchungen und unerfülltem erotischen Verlangen, während bei der „Traumnovelle“ eine Kritik an der Dekadenz der Oberschicht und die Infragestellung religiöser Moralvorstellungen zusätzlich motivisch mitschwingt. Das lässt Kubricks Verfilmung vermissen, obwohl er einige Leerstellen der Vorlage (z. B. ist die Party-Szene gleich zu Beginn bei Schnitzler wenig ausgearbeitet) durchaus bravourös zu kompensieren vermag.

Baz Luhrmanns Australia

Baz Luhrmanns Australia

Der Welt größte Nicole Kidman-Anhängerin bin ich nicht gerade und auch Moulin Rouge habe ich noch nie bis zum Ende durchgehalten, doch der neueste Streich des australischen Regisseurs Baz Luhrmann (Romeo + Julia, Moulin Rouge) wirkt entgegen aller Befürchtungen seiner typischen Stakkato-Schnitt-Torturen recht vielversprechend. Ein Epos im Gefolge David Leans, inklusive Krieg, Sonnenuntergängen im Outback und einen kantigen Viehtreiber. Ein Aussie muss man nicht sein, um diese Inhaltsstoffe interessant zu finden.

Neben Frau Kidman wird in Australia ihr Landsmann Hugh Jackman, der die ursprünglich für Russel Crowe vorgesehene Rolle des Leading Man übernommen hat, zu sehen sein. Der Trailer sieht zwar irgendwie nach Oscar und Flop zugleich aus. Doch ungeachtet aller Box Office-Ergebnisse und vergoldeten Statuetten – man kann bei Luhrmann davon ausgehen, dass sein erster Film seit sieben Jahren alles sein wird, nur nicht gewöhnlich.

Der Inhalt des Abenteuerepos’ sieht laut Filmstarts.de wie folgt aus:

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs reist die britische Aristokratin Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) nach Australien. Dort muss sie sich mit einem raubeinigen Viehtreiber (Hugh Jackman) verbünden, um die Farm ihres Mannes, die sie geerbt hat, zu retten. Sie begeben sich auf eine Reise, die ihr Leben für immer verändern wird. […] Die Lage spitzt sich zu, als sie die Bombardierung der Stadt Darwin durch die japanischen Streitkräfte erleben müssen, die zuvor Pearl Harbor angegriffen haben.

In Deutschland wird Australia am 25. Dezember 2008 starten. Was will man am ersten Weihnachtsfeiertag auch anderes tun, als Nicole Kidman durch die australische Steppe irren zu sehen?

Den Trailer (oder ist es ein Teaser?) gibt es bei Apple in mehreren Größen oder in der Flash-Version unten:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=EB8hBwl4jyk]