Kontrapunkt: Bauarbeiter für einen Tag – am Set von “Kopfüber”

Kopfüber Sascha und Elli im Tunnel the gaffer

Ein grauer Morgen Anfang November 2011. Heute war ein Produktionstag vom Film „Kopfüber“, der in Jena gedreht wurde  – ich sollte als Komparse mit dabei sein. Meine Rolle: Bauarbeiter. Einsatzort: der Jagdbergtunnel in der Nähe von Bucha. Zusammen mit einem Student der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena, einen „Kollegen“ für diesen Tag, fuhren wir morgens über Ammerbach bis kurz hinter den Abzweig nach Oßmaritz und bogen dann links ab. Wir parkten mitten auf der Baustelle, dem Originalschauplatz, unweit des kleinen Catering-Wagens, dessen Bierzeltgarnitur im eisigen Herbstwind für die nächsten Stunden unser Wartesaal sein sollte. Dass hier ein Film gedreht wurde – Arbeitstitel damals: „Das verlorene Lachen“ – konnte man als Nichteingeweihter von außen kaum erahnen. Nirgendwo waren Schweinwerfer oder große Kulissenbauten zu sehen. Zusammen mit einer Handvoll weiterer Bauarbeiter-Komparsen, die mit Gummistiefeln, Warnweste und orangefarbenen Overall ausgestattet waren, warteten wir ab etwa 08.30 Uhr auf unseren Einsatz.

Kopfüber Frieda im Jagdbergtunnel bei Jena kleinHeute standen die Szenen rund um die Tunnelbaustelle an, welche im Film letztlich etwa 2 Minuten ausmachen. Wir wurden benötigt für eine Einstellung, in der die Hauptfiguren Sascha (gespielt von Marcel Hoffmann) und Eli (Frieda Lehmann) in die Baustelle des Autobahntunnels hineinlaufen und sich dabei vor nahenden Bauarbeitern verstecken. Die beiden Kinderdarsteller wurden von ihren Eltern gegen 10 Uhr zum Baustellen-Set gebracht. Bis zur Mittagszeit wurde mit ihnen gedreht, dann waren erstmals auch drei meiner „Kollegen“ gefragt, während der Student aus Jena und ein ergrauter Mann aus Sonneberg – jeweils zum ersten Mal bei einem Filmdreh dabei – mir beim Warten Gesellschaft leisteten. Nach einem reichhaltigen Mittagessen und diversen Runden Skat war es dann gegen 16 Uhr soweit: Wir wurden auf LKWs tief in den Autobahntunnel hinein gefahren. Die stickige Luft roch nach Abgasen, zahlreiche Lichtstrahler erhellten die Innereien der dunklen Höhle.  Zuerst eine Probe mit Marcel Hoffmann und uns, diverse Regieanweisungen. Dann zwei oder drei Takes – doch plötzlich bekam Marcel einen Wutanfall, beschimpfte die Crew. Marcel spielt im Film ein Kind, das an der Aufmerksamkeitsstörung ADHS leidet – und hat auch im wirklichen Leben mit diesen Problemen zu kämpfen. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich beruhigt hatte. Dann ging es weiter: Immer wenn es hieß „Und bitte!“, gingen wir die schlammige Straße entlang – und nach „Danke!“ wieder zum Ausgangspunkt, einem Durchgang zwischen den beiden einzelnen Röhren, zurück.

Gegen 18.30 Uhr war alles im Kasten. Der graue Morgen hatte sich in einen verregneten Abend verwandelt. In den Gummistiefeln glichen meine Füße vom Gefühl her Eiskristallen. Es war eine interessante Erfahrung, bei „Kopfüber“ dabei zu sein – auch wenn meine Kollegen auf Zeit und ich nur unscharf in einer weiten Einstellung zu sehen sind und durchs Bild laufen, für wenige Sekunden.

Kopfüber läuft seit 07. November im Kino (Copyright Bilder: Alpha Medienkontor). Hier meine Filmkritik auf MovieMaze.de