#206 – GoldenEye von Martin Campbell (Moderne Blockbuster)

Im dritten Teil unserer Spezial-Reihe über die sogenannten “Modernen Blockbuster”, also Blockbuster zwischen 1992 und 2008, wenden wir uns dem Thema Reboot zu. Kaum eine Reihe hat dieses Konzept der Franchise-Verjüngung so oft durchgespielt wie die James-Bond-Filme. 1995 war Martin Campbells GoldenEye dran. Der dritterfolgreichste Film des Jahres musste nicht nur den neuen Darsteller Pierce Brosnan etablieren, sondern den Geheimagenten Ihrer Majestät fit für die Welt nach dem Kalten Krieg machen. Wie Bond diesmal neu justiert wird und warum Xenia Onatopp eines der besten Bond-Girls ist, diskutieren wir in dieser Folge. Viel Spaß!

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Kontrapunkt: DVD-Premieren II

Stars im Film und trotzdem ist US-Filmen kein deutscher Kinostart vergönnt? Das könnte an unerfüllten kommerziellen Erwartungen oder an der fragwürdigen Klasse der Filme liegen. Hier der Beweis, dass sich beides nicht unbedingt gegenseitig ausschließt.

Boston Streets (USA 2008)

Regiedebütant Brian Goodman hatte es in seinem Leben bisher nicht leicht. In seiner Jugend rutschte er ins Verbrechermilieu ab, wurde alkohol- und drogenabhängig, schaffte aber nach einer Gefängnisstrafe den Ausstieg und brachte Frau und Kinder auf legalem Wege durch. Das ist zumindest die als autobiografisch präsentierte Geschichte, die in diesem zwar gut besetzten, aber leider eindimensional anmutenden Thriller- drama erzählt wird. Ethan Hawkes Figur ist an Stereotypie kaum zu überbieten und mit Mark Ruffalo als Hauptfigur scheitert jegliche Identifizierung. Zudem beginnt die episodenreiche, reichlich elliptisch Erzählweise alsbald zu nerven. Doch immerhin ist Goodman um die präzise Dokumentation des Alltags der beiden Freunde bemüht, zeigt die (familiären) Konflikte und Probleme auf und trägt sie auch aus. Das taugt trotz einiger Klischees zumindest als eine glaubwürdige Milieustudie.

Ca$h (USA 2010)

Hat man sich diesen gescheiterten Versuch einer launigen Thrillerkomödie angeschaut, ist man reichlich enttäuscht. Man fragt sich stets, was Tarantino und seine Epigonen aus der Storyline (abgezockter Gangster will seine Beute von einem ahnungslosen Pärchen zurück und stiftet selbiges zu Überfällen an) gemacht hätten. Das beginnt bei dem miesen Drehbuch (kaum pointierte Dialoge, kaum Tempo) und endet bei der mit Sean Bean (Boromir!!!) eigentlich gut besetzten Gangster-Hauptfigur. Letztere ist trotz aller Diabolik und Gelassenheit keine coole Sprüche klopfende und wild um sich ballernde Actionikone, sondern ein kühl (be)rechnender Analytiker, der immer den aktuellen „Kontostand“, wie viel Geld noch fehlt, im Kopf hat. So setzt sich der Film mehr aus befremdlichen Zahlenkalkulationen und angespannten Situationen um das vorübergehende unfreiwillige Zusammenleben von Gangster und Pärchen (das zunehmend Verbrechen cool findet) zusammen als aus Actionsequenzen, für deren Generierung bei dem sichtlich schmalen Budget (ca. 15 Mio. Dollar) wohl kein Geld mehr übrig war. Keine flotte, sondern nur ein reichlich schläfrige Räuberpistole ohne Kugeln im Lauf.

Yorkshire Noir

Straßenbahnen sind schon etwas schönes. Wenn sich nicht gerade die studentische Masse darin gegenseitig zu zerquetschen versucht. Doch zurück zum Thema: Straßenbahnen sind etwas schönes, weil sie einem die Gelegenheit bieten, Dinge zu tun, zu denen man im Trubel des Alltags manchmal keine Zeit findet. Anderen Menschen auf die Füße treten beispielsweise oder in (relativer) Ruhe ein Buch lesen. Mit letzterem überbrücke ich tagtäglich die 15 Minuten vom Trabantenviertel in die Innenstadt und dieser Gewohnheit ist es auch zu verdanken, dass ich David Peace’ Krimi “1974” gestern zu Ende gelesen habe. Um es kurz zusammenzufassen: Da braucht man keinen Kaffee mehr. “1974” ist der erste Teil des “Red Riding”-Quartetts, mit dem Peace das Subgenre des Yorkshire Noir in der Literatur begründet hat und ja, nachdem Lesegenuss wird einem jede Romantisierung des englischen Nordens ausgetrieben, was u.a. an der ausufernden Gewalt und der vollkommenen Abwesenheit von Identifikationsfiguren liegt. Yorkshire, das suggeriert Peace, ist ein Höllenloch, in dem die Polizei korrupt, die Journalisten egoistische Trinker und die Reichen perverse Sadisten sind. Peace’ Romane mögen nicht gerade der Stoff für gemütliche Fernsehabende sein, doch das hat den britischen Sender Channel 4 nicht davon abgehalten, das Quartett – zur Trilogie gerafft – zu verfilmen. 19741980 und 1983 heißen die Filme. Inszeniert wurden sie von drei renommierten Regisseuren, einer davon Oscarpreisträger James Marsh (“Man on Wire”). Vor der Kamera sind Veteranen wie Paddy Considine, David Morrissey und Sean Bean zu sehen. Andrew Garfield (“Boy A”) gibt im ersten Teil den jungen Journalisten Eddie, der hinter einigen Fällen vermisster Kinder eine große Story wittert.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel noch: Die Filmtrilogie ist in UK bereits auf DVD erschienen und hat zahlreiche gute Kritiken gesammelt. Nachdem die Filme bei ein paar Festivals für Furore sorgten, wurde sofort ein amerikanisches Remake angekündigt, Ridley Scott soll als Regisseur, Steven Zaillian als Drehbuchautor dahinter stehen. Während Kenner der Story sich also darüber wundern, wie ein Spielfilm diese spezifisch (nord-)englische Geschichte ins Hollywood-Gewand verwandeln soll, kann man unten den Trailer für das Original betrachten.

(via)

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