#202 – Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Moderne Blockbuster)

Im Wollmilchcast reden wir ja häufig über Blockbuster, aber welche Entwicklung haben diese Zeltstangen eigentlich durchgemacht, die Hollywood seit Jahren davor bewahren, finanziell zusammenzuklappen? Dieser Frage gehen wir in einer neuen Reihe über die zweite Phase der Blockbustergeschichte nach: die Moderne. Wir fangen an mit James Camerons Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Terminator 2: Judgment Day, 1991) und werden uns danach chronologisch voran arbeiten. Mehr über die Gründe für diese Einteilung erfahrt ihr im Podcast. Viel Spaß!

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Kontrapunkt: Ein Kessel Buntes

Hier nun also der dieses Mal aus einem großen Strauß von Zutaten bestehende filmische Wochenrückblick. Von einem intensiven Drama über harte Actionkost und einem Märchenklassiker bis hin zum Slasher ist alles dabei.

Tage oder Stunden (F 2008)

Antoine (Albert Dupontel) hat seinen Job als Werbefachmann satt, seine Familie, sein ach so tolles Durchschnittsleben. Der Zynismus dringt wie eine Krankheit in all seine Poren. Menschen aus seiner Umgebung, seine Frau und seine Freunde bekommen dies von einem Tag auf den anderen zu spüren, als sie ihm zu seinem 42. Geburtstag überraschen und Geschenke darbringen, für die er nur Sarkasmus, Verachtung und Provokationen übrig hat.

Antoine bricht mit seinem Leben, und das aus gutem Grund, den man als Zuschauer schon früh erahnt, der aber erst spät bestätigt wird. Bis dahin ist „Tage oder Stunden“ ein intensives Drama um den Ballast im Leben, der sich mit der Zeit anhäuft und dem nun mit Flucht begegnet werden soll. Keine Flucht in eine ungewisse Zukunft, sondern in die eigene Vergangenheit, zum Vater (Pierre Vaneck) ins ländliche Irland, der vom Leben seines Sohnes ab dessen 13. Geburtstag kaum mehr eine Notiz genommen hatte. Die Bitterkeit, die in diesen außergewöhnlich unaufdringlich erzählten und inszenierten Film mit behutsamen Streichern, Klaviermusik und vor allem dem großartigen Dupontel Einzug hält, überdeckt dabei elegant einige Fragen nach der Plausibilität im Handeln der Figuren. Auf jeden Fall einen Kinobesuch wert.

Erscheint in einer längeren Version am Freitag in der neuen Ausgabe der Jenaer Hochschulzeitschrift Unique.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung (USA/F 1991)

Vieles wurde schon über diesen Film berichtet. Und vieles stimmt: „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ ist packendes Actionkino, dramatische Adoleszenzgeschichte und kluge Zivilisationskritik in einem. Angereichert mit oscarprämierten visuellen Effekten, einer Menge Pyrotechnik und coolen Sprüchen vom mimischen Granitblock und „good guy“ Arnold Schwarzenegger („Hasta la vista, Baby!“) versteht sich.

So verkürzt James Camerons Geniestrich um die Jagd des T-1000 (Robert Patrick) auf den zukünftigen Anführer des menschlichen Widerstands John Connor (Edward Furlong) im künftigen Kampf Menschen gegen Maschinen immer wieder gern das Warten. Das Warten auf Camerons neuen Film, den Sci-Fi-Thiller “Avatar” und auch das Warten auf den vierten Teil der Terminator-Saga, dessen Intelligenz – so meine Befürchtung – wohl vom Gaga-Regisseur McG komplett einem platten Actionspektakel mit vielen Wackel-Effekten weichen muss. Na wir werden es ab dem 04. Juni – dann ist der deutsche Kinostart – wissen. Etwas ausführlicher habe ich mich insbesondere dazu bei MovieMaze geäußert (kommt sehr bald online).

Leon (USA 1990)

Weil es so schön war, gleich noch ein Vertreter des Actionkinos der frühen 1990er Jahre. Nein, nicht “Leon der Profi”, sondern Leon der Deserteur (Jean-Claude Van Damme), der aus der Fremdenlegion ausbricht und „unerlaubt abwesend“ (so die deutsche Übersetzung eines Alternativtitels) die Witwe seines von einer Drogengang ermordeten Bruders besucht. Da sie und ihre Tochter Geld brauchen und Leon als illegaler Einwanderer frisch in den USA angekommen auch schon rein zufällig in die Straßenkämpfer-Szene gerät, trifft sich das gut. Scheiße nur, dass die Fremdenlegion Leon eigene Schergen hinterherschickt, eine von ihm abgewiesene Yuppie-Schlampe und ehemalige Förderin gegen ihn intrigiert und Leon bei einem hoch dotierten Kampf eine fette Wuchtbrumme mit Namen Attila auf den Hals hetzt, der seinen Tod bedeuten kann.

Das Lobenswerte an dieser Filmgurke: Sie versucht sich an Sozialkritik, indem sie Armut thematisiert. Das Schlechte: Das Thematisieren besteht darin, dass Van Damme an Obdachlosen vorbeiläuft und die Reichen als dekadente Penner gezeichnet werden, die fürs Verdreschen bezahlen. Die Motive für Leon, immer weiter zu kloppen, aber nicht die Mörder seines Bruders ausfindig zu machen, sind rätselhaft und das unglaubwürdig-kitschige Ende ist auch fürn Arsch. Aber immerhin gibts ordentlich auf die Omme. Ein durchschnittlicher, brutaler Van Damme-Actioner mit Klischee-Zutaten, aber kein guter Film.

Die Geschichte vom kleinen Muck (DDR 1953)

Die tolle DEFA-Umsetzung des bekannten Märchens von Wilhelm Hauff überzeugt durch sympathische Charaktere und seine kindgerechte Inszenierung. Nachdem sein Vater verstorben ist, begibt sich der kleine Muck (toll: Thomas Schmidt) auf die Suche nach dem Kaufmann, der das Glück zu verkaufen hat, landet aber zunächst bei einer Hexe, die ihn nicht mehr gehen lassen will und seine Schuhe versteckt. Dem kleinen Muck gelingt es, ihr ihre magischen Pantoffeln, die ihn flink wie den Wind laufen lassen, und ein Spazierstock zu stehlen. Und so begibt er sich schließlich zum Palast des Sultans, wo ihm zunächst große Ehre zuteil wird, er aber dann verstoßen wird.

Wolfgang Staudte (“Die Mörder sind unter uns”) inszenierte den Film mit viel Liebe für seine Figuren wie für seine Ausstattung (die Kulisse des Palastes ist wunderschön) und mit unterschwelliger Kapitalismuskritik (u. a. der geldgierige Hofstaat des Sultans), die allesamt die Tatsache vergessen machen, dass die dunkle Schminke der Darsteller meist künstlich wirkt. Die Rahmung um den alten buckeligen Muck, welcher sich der Kinder erwehren muss, die ihn verspotten und ihnen eine Geschichte erzählt, ist eine gelungene Variation der Märchenvorlage.

Scream – Schrei! (USA 1996)

Zwei Jahre, nachdem ich zum letzten Mal dieses vermeintliche Meisterwerk des Neo-Slashers (als dessen Begründer er gilt) gesehen habe, finde ich „Scream“ einfach nicht mehr so toll, wohl aber noch gut. Die simple Story packt einen einfach nicht mehr, wenn man schon weiß, wer rummeuchelt. Die selbstironischen Anspielungen auf den Slasher-Film hingegen ziehen immer noch und machen den Film neben David Arquette als Dumm-Bulle sehr kurzweilig.

Die Highlights: Filmfreak Randy kommentiert „Halloween“, während der Killer hinter ihm vorbei schleicht und Wes Craven wischt mit Ringelpulli à la Freddy Krueger den Schulflur. Dazu noch einige blutige Morde und – in meiner tollen Extended Version – ein paar Gedärme und fertig ist ein gelungener Videoabend mit einigen Löchern in der Story. Und für alle Liev Schreiber-Fans: Er ist als vermeintlicher Muttermörder entgegen meiner Annahme doch nur kurz im Fernsehen und keine 10 Filmminuten zu sehen.