Trailer: Johnnie Tos Life Without Principle & Soi Cheangs Motorway

Die Kassen seiner Produktionsfirma Milkyway Image füllt Johnnie To bekanntlich gern mit Romantic Comedies, doch die machen die Fans (und wohl auch ihn selbst) auf Dauer nicht glücklich. Nach der Komödie “Don’t Go Breaking My Heart” gibt es aber wieder einen echten Stapel vielversprechender Milkyway-Filme. Da gibt es beispielsweise Law Wing-Cheongs Rachethriller Punished, der im April in die Hongkonger Kinos kam. Interessanter aber ist der neue Film von Soi Cheang (Accident). Der heißt Motorway und wurde komplett Guerilla-mäßig auf den nächtlichen Straßen Hongkongs gedreht. Wann Johnnie Tos Regie-Arbeit Life Without Principle das Licht der Welt erblickt, ist aber noch nicht bekannt. Für letztere gibt es jetzt die ersten Trailer, die einen Sales-Hintergrund zu haben scheinen, weil der letzte Schliff fehlt.

Der Trailer für Motorway von Soi Cheang (a.k.a. Cheang Pou-Soi):

Der Trailer für Life Without Principle (vormals “Death of a Hostage”) von Johnnie To:

Twilight – Biss zum Morgengrauen (USA 2008)

Diese seltsamen Teenie-Mädchen. Auf was für Zeug die abfahren? Alles Hormone, nix im Kopf. Blah. Das Twilight-Phänomen hat mich bis vor ein paar Monaten nicht wirklich tangiert. Allenfalls saß da mal eine Frau gegenüber in der Straßenbahn, die ihren Kopf tief in eines dieser “Bis(s)”-Bücher verborgen hatte. Hier und da ein paar Witze über schlecht gephotoshop’te Filmposter, nichts ernstes. Seit Anfang Januar sieht das allerdings anders aus. Wenn man die Welle an hauptsächlich männlicher Abscheu gegenüber Teenie-Phänomenen wie “Twilight” oder Justin Bieber immer wieder in Kommentarform mitbekommt, ist eine steigende Neugier unausweichlich. Warum, wieso, weshalb dieser Hass auf ein paar Filme, zu deren Zielgruppe man nicht einmal gehört? Warum bei “Twilight” und nicht bei “Harry Potter”? Eine Antwort auf alle Fragen habe ich nach Ansicht des ersten Teils ganz sicher nicht, aber ein paar Ideen, welche die Kritik des zugegebenermaßen unterdurchschnittlichen Films ein wenig anreichern. Für alle, die weder zu Team Edward, noch zu Team Jacob gehören, lässt sich die handlungsarme Adaption des ersten Romans von Stephenie Meyer folgendermaßen zusammenfassen: Ein klassisches Motiv des Coming of Age-Films eröffnet Twilight – Biss zum Morgengrauen. Bella (Kristen Stewart) wechselt den Wohnort und ist die Neue in der Schule. Dort lernt sie Edward (Robert Pattinson) kennen. “Lust auf den ersten Blick” beschreibt die Beziehung der beiden recht gut. Doch Edward ist ein Vampir, der seinen Bedürfnissen nicht nachgeben kann/will. Ein paar böse Blutsauger verkomplizieren die Story in der zweiten Hälfte, damit der Film nicht nur aus schmachtenden Blicken besteht.

Regisseurin Catherine Hardwicke (Dreizehn) beweist im ersten Viertel ihr weitgehend vergeudetes Händchen für ernsthafte Mädchenfilme. Denn Bella steht zwischen ihren Eltern. Ihr Heim ist im sonnigen Arizona bei ihrer Mutter, doch da diese etwas Zeit mit dem Stiefvater verbringen will, zieht Bella zu ihrem leiblichen Dad ins ewig herbstliche Forks, das von Blautönen durchtränkt ist. Warm und kalt, weiblich und männlich, Gefühl und Ratio. Twilight greift auf uralte Klischees der Geschlechterdarstellung zurück, welche naturgemäß zu einer konservativen Deutung des Films beitragen. Der Umzug ist gleichbedeutend mit Bellas sexuellem Erwachen. Ein davor gibt es nicht. Ins männlich konnotierte Forks (ihr Vater, Jacob, der Freund aus Kindertagen, Edward natürlich) kommt sie und verdreht allen den Kopf. Ausgerechnet auf den Vampir fällt ihre Wahl, für den die Libido gleichbedeutend mit dem Blutdurst und damit der Todessehnsucht ist. Eros und Thanatos vereint in einer Figur, dargestellt von einer hölzern agierenden Frisur auf zwei Beinen. Catherine Hardwicke muss zu Gute gehalten werden, dass sie hier einen der wenigen amerikanischen Mainstream-Filme gedreht hat, der sich tatsächlich auf die Sicht einer jungen Frau in der Pubertät konzentriert. Denn dieses Terrain ist im US-Kino meist männlichen Protagonisten überlassen. Frauen sind die scheinbar unerreichbaren Objekte der Begierde, während die Jungs ihre Libido in den Griff bekommen müssen, um zu Männern, d.h. erwachsen, zu werden. Von “American Pie” bis “Superbad” und noch weiter reichen die Beispiele. Die weibliche Sexualität wird meist in den Objektstatus gezwungen, entweder weil sie bedrohlich oder weil sie schlicht unverstanden ist. Man kann es sich aussuchen. Die feministische Filmtheorie der 70er lässt grüßen, doch leider ist das auch heute die Realität.

Twilight ist bis aus den Handlungsstrang rund um die bösen Vampire Bellas Geschichte. Wie Catherine Hardwicke viele Minuten der ersten Hälfte damit füllt, Bellas Begierde in Blickkonstruktionen auszuloten, ist für Hollywood-Maßstäbe fast schon subversiv, obwohl der Schnitt ein ums andere Mal holprig ist. Eine “Liebesgeschichte” ist “Twilight” nicht wirklich, ist doch zu keinem Zeitpunkt zu erahnen, was die beiden ineinander sehen. Die meiste Zeit sehen sie einander nur an, während sich die Gespräche darum drehen, dass sie ihrer Libido nicht nachgeben können, da dies Bella den Tod, Edward die Schuld daran verheißen würde. Sinnbild für die Fleischeslust ist der Wald rund um Forks. Abseits der Zivilisation gehen die beiden ihrer Ersatzhandlung nach, d.h. er fliegt mit ihr von Baumwipfel zu Baumwipfel. Das ist die einzige Aufregung, die er ihr abgesehen vom vorsichtigen Händeschütteln bieten kann. Bella bleibt uneinsichtig in ihrem Begehren, womit man noch so ein ungewohntes Motiv im Hollywood-Film vorfindet.

Doch der Wald als magischer Ort eines unschuldigen, paradiesischen Zustands wird visuell jäh durchbrochen und das wiederum ausgerechnet durch das Haus der Familie Cullen. Abgelegen und wie ein Fremdkörper steht das Glasgebilde zwischen den Bäumen, so unterkühlt wie seine Besitzer. Aus der Wildheit des Waldes (und ihres Begehrens) wird Bella in die funktionale  Ersatzfamilie der Vampire eingeführt, ein blutleeres Gegenstück nicht nur zur ihrer sonnigen, wenn auch zerütteten Heimat, sondern vor allem auch zu ihr selbst. Dass “Twilight” zuallererst aus Sicht einer werdenden Frau erzählt wird, hat den Erfolg und das Ausmaß der Hasstiraden gleichermaßen zu verantworten.  Schließlich scheint die Beurteilung des irrationalen Verhaltens von männlichen und weiblichen Teenagern arg geschlechtsabhängig zu sein. Die Entscheidung, Bellas natürliches Begehren durch einen älteren, weiseren und natürlich rationaleren Anti-James Dean in Schranken weisen zu lassen, verwandelt Twilight – Biss zum Morgengrauen schlussendlich in ein seltsam reaktionäres Zwitterwesen irgendwo zwischen ungezügelter Begierde und Selbsthass.


Zum Weiterlesen:
Überblick über die Kritiken bei Film-Zeit.de.

Aktion – Das Schlitzohr und der Bulle (I 1976) & Nur 48 Stunden (USA 1982)

Das Original und sein Remake. Als Walter Hills Nur 48 Stunden 1982 in die Kinos kam, wussten wohl nur die Wenigsten, dass er seine Grundidee bei einem billigen italienischen Polizeifilm (Das Schlitzohr und der Bulle) abgeschaut hatte. Beide handeln von einem Polizisten, der einen Verbrecher stellen muss, keine Zeit dafür hat und deshalb einen inhaftierten Delinquenten aus dem Knast holt. Das war es dann aber auch an Gemeinsamkeiten. Der Plot und die Umsetzung liegen Meilen auseinander. Jeder der Regisseure wäre wahrscheinlich auch gar nicht in der Lage, Filme zu machen, welche dem anderen ähneln. Gerade aber ein Vergleich bringt die Eigenheiten der beiden Filme nur deutlicher hervor.

Jeder, der Umberto Lenzis Werk kennt, weiß, dass es immer zweifelhafter Natur ist, sich seinen Filmen über die Handlung zu nähern, aber Pro forma hier der Inhalt von Das Schlitzohr und der Bulle: Die Gangsterbande um den skrupellosen Brescanelli, dargestellt vom ewigen Zweitklassemafioso Henry Silva (als das, was er am besten kann: einen zweitklassigen Mafioso), entführt ein Kind. Die Nieren des Kindes sind aber nicht mehr intakt, weshalb es dringend eine Dialyse braucht. Die Uhr tickt. Kommisar Antonio Sarti holt deshalb den Ganoven Sergio Marazzi (Tomas Milian) aus dem Gefängnis, weil er keine Lösung diesseits der Legalität sieht. Mit anderen Gefährten Marazzis schießen und foltern sie sich in die Nähe Brescanellis… nur um immer wieder in Sackgassen zu landen.

Doch das eben Wiedergegebene ist nur so etwas wie das grobe Tau, welcher den Film notdürftig zusammenhält. Denn was Das Schlitzohr und der Bulle vor allem ausmacht, ist Aktion. So etwas wie einen Plot kennen Umberto Lenzi und sein Mitautor Dardano Sacchetti offensichtlich nicht. Zumindest kümmern sie sich nicht darum. Man kann nicht mal davon sprechen, dass Tomas Milian der Hauptdarsteller wäre. Dafür müsste es einen Mittelpunkt der Handlung geben. Der Film ist nur Spektakel. Eine Aneinanderreihung  von Szenen, die durch ihre Gewalt, ihren Witz, durch ihre Aktionen bestimmt sind. Das alles am Ende doch noch zu so etwas wie eine Geschichte zusammenfällt – man muss unweigerlich an Mikado denken – ist wahrscheinlich nur Lenzis Zugeständnis an die Produzenten und den Zuschauer. Interessieren tut es ihn nicht. Monnezza kommt aus dem Knast frei: Doch warum gerade er? Wie ist dieser Schritt innerhalb der Jurisdiktion legitimierbar? Wen interessiert das? Lenzi nicht. Der Zuschauer bekommt die Umstände hingeworfen und er muss fressen… oder sterben. Denn der Film möchte nicht erklären, viel lieber zeigt er uns menschliche Gefühle, aufs atavistischste reduziert in einem Kaleidoskop der Coolness… und wenn jemand das kann, dann seine Merkwürden Umberto Lenzi.

Im Gegensatz dazu nimmt einen Nur 48 Stunden schon mit den ersten Bildern in den Arm. Es ist als ob Onkel Walter Hill uns beiseite nimmt, um uns eine gute, alte Geschichte zu erzählen. Die Geschichte von Jack Cates (Nick Nolte) und dessen Jagd auf den entflohenen Häftling Albert Ganz (James Remar). Letzterer hat auf der Flucht Cates Dienstwaffe entwendet und zwei Polizisten brutalst getötet. Ersterer ist folglich ziemlich sauer, motiviert und ungeduldig, weshalb er einen alten Geschäftspartner von Ganz aus dem Gefängnis holt, damit dieser ihm helfe. Dabei handelt es sich um Reggie Hammond (Eddie Murphy), der selbst höchst unerfreut über die erfolgte Flucht ist. Schließlich hat er nun einen Konkurrenten um die zusammen entwendeten 500.000$, welche in Hammonds Auto auf einen der beiden warten.

Wie gesagt ist Walter Hill dabei ein Geschichtenerzähler alter Schule, der mit Nur 48 Stunden eine mindestens 20 Jahre haltende Welle an Buddy-Cop-Movies losschlug. Natürlich gibt es auch Lücken in seinem Film, so erklärt er auch nicht näher, wieso gerade Hammond für Cates so wichtig ist, dass er ihn mehr oder weniger illegal aus dem Knast holt. Doch das sind nur Kleinigkeiten, welche einem in der sich straf abspulenden Dramaturgie kaum auffallen. Die Folge ist ein teilweise sehr eleganter Film – man denke nur an die Plansequenz im Polizeirevier zu Beginn – dierzu jeder Zeit das richtige Maß aus Geschichte, Action und Witz findet. Das Ganze ist somit nicht einfach nur viel nachvollziehbarer, sondern es ist auch viel nachvollziehbarer ein guter Unterhaltungsfilm… im Gegensatz zu seinem italienischen Pendant… aber eben auch viel sicherer und weniger gefährlich.

Der qualitativ wichtigste Unterschied der beiden Filme heißt aber Eddie Murphy. Aus heutiger Sicht ist es kaum zu glauben, aber es gab Zeiten, als er über Charisma und Witz verfügte und zu Recht seine Filmkarriere mit diesem Film durchstarten lies. Schon sein Lispeln, das an kleine Kinder erinnert, gibt ihm etwas schelmenhaftes, eine Aura, die ihm leicht verzeihen lässt und ihn grundsympathisch macht … dasselbe Lispeln, wie es auch Mike Tyson mit sich führt, durch welches man gerne mal vergisst, was er in seinem Leben schon angestellt hat. Jedenfalls ist alleine die Szene, in der Eddie Murphy wie eine Naturgewalt durch eine Bar voll Rednecks zieht, Grund genug, den Film gesehen zu haben. Gleichzeitig bedrohlich und urkomisch nutzt er das ausgelassene Aufeinanderprallen der Klischeewelten (zurückgebliebene, rassistische Hinterwäldler vs. schwarze, eloquente Revange), um sich und seine Rolle in den Köpfen der Zuschauer zu verewigen (“Let’s see with what we can fuck next”). Im Gegensatz dazu bietet Das Schlitzohr und der Bulle nur die Clownerie von Tomas Milian. Dessen Naivität und Kläglichkeit beim Versuch, witzig zu sein, schlägt nur den letzten Nagel in den Sleaze-Sarg. Mit allem Respekt.

Clip: 2 Minuten aus Nicolas Winding Refns Drive

Neben Cheang Pou-Sois Motorway ist Drive von Nicolas Winding Refn (Bronson) der zweite Auto-Film der ganz oben auf meiner Liste der heiß erwarteten Filme des Jahres steht. Jetzt gibt es einen zweiminütigen Clip aus “Drive” mit Ryan Gosling als Driver. Der Soundtrack von Cliff Martinez, dazu Gosling, der mir in Genre-Filmen sowieso am besten gefällt… Vorfreude deluxe nennt man das wohl. Nach dem ehrgeizigen “Walhalla Rising” traue ich Nicolas Winding Refn alles zu. “Drive”, in dem u.a. Carey Mulligan und Bryan Cranston mitspielen, läuft im Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals in Cannes.

Trailer: Luc Bessons Colombiana

Das inoffizielle Sequel von “Léon: Der Profi” heißt Colombiana, wird von Luc Besson produziert und von Olivier Megaton (Transporter 3) inszeniert. Da Besson mit seinen EuropaCorps-Filmen schon ein paar interessante Actionregisseure wie Louis Leterrier und Pierre Morel entdeckt hat, bin ich neugierig darauf, was Megaton mit dem sicherlich größeren Budget anstellt. Zoe Saldana wirkt hier auch etwas engagierter als etwa Liam Neeson in “Taken”. Abwarten und Teetassen zerschlagen.

Bei Yahoo gibt es den Trailer ebenfalls.