Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (USA 2008)

Indiana Jones und das Königreich des KristallschädelsWissenschaftler erklären uns die Welt mit einer rationalen Beweisführung, die jeglichen Rückgriff auf mythische Kräfte jenseits unseres Erkenntnishorizontes entbehrt. Henry Jones Jr. ist so ein Wissenschaftler, ein Archäologe, ein Professor, der verstaubte Bücher wälzt, in den Ruinen untergegangener Kulturen nach Tonscherben gräbt. Indiana Jones ist seine Superheldenidentität, sein Kostüm ist der Fedora, die Peitsche, die Lederjacke. Ein Abenteurer mit der Persona eines Wissenschaftlers, der am Ende der Suche, ob nach dem heiligen Gral oder der Bundeslade, stets zur Erkenntnis gezwungen wird, dass Dinge existieren, die sich rationalen Erklärungsmustern entziehen. Indiana Jones sucht nach Artefakten, doch sein Weg verläuft nicht selten am Rande einer Epiphanie.

Wenige Minuten nach dem Ende des Vorspanns von Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels wird einem bewusst, dass Indy diesmal dem Göttlichen nicht begegnen wird. Das bekommt seinem vierten Abenteuer nicht. Unerklärliche Dinge passieren in Steven Spielbergs neuesten Streich allerdings zu Hauf. Damit ist nicht der Fakt gemeint, dass eine Horde kaum Englisch sprechender Russen in den USA der 50er, in den USA der Red Scare (!), frei herumlaufen und harmlose Uniprofessoren durch die Kante jagen können. Unwahrscheinlichkeiten dieses Ausmaßes nimmt man in einem Blockbuster kaum mehr wahr. Vielmehr ist der Mythos, welcher Indiana Jones diesmal von Land zu Land jagen lässt, das kann man bald erahnen, ein Produkt der paranoiden Nachkriegszeit: Area 51 heisst das Schlagwort. Sieht man den titelgebenden Kristallschädel, bleibt kein Zweifel: Altes und Neues Testament müssen ruhen, Science Fiction ist der Quell der Inspiration beim Drehbuchschreiben gewesen.

Indy (Harrison Ford) ist allerdings ein Archäologe, also führt der MacGuffin ihn und seinen jungen Kumpan Mutt (Shia LaBeouf) erstmal zum Grab des Konquistadors Francisco de Orellanas nach Peru, während die Russen, angeführt von der Agentin Dr. Irina Spalko (Cate Blanchett), ihnen auf den Fersen bleiben.

Die Suche nach El Dorado wird das also! Das wäre fast so interessant wie Atlantis. Doch nein, El Dorado allein genügt nicht. Indiana Jones 4 spielt schließlich in den Fünfzigern und zu den Fünfzigern gehört Science Fiction. Alle anderen denkbaren Klischees dieses Jahrzehnts komprimiert Spielberg erstmal zwinkernd, bevor es in den Dschungel geht. Vom Atombombentest, den Indy natürlich überlebt, zum Teenagerleben à la Pleasantville. Er spielt mit den Ikonen der Zeit. Das erste Drittel des Films bezieht seinen umwerfenden Charme genau daraus. Höhepunkt dieses Cartoons, der dem Traum eines Nachgeborenen gleicht, ist der Auftritt Shia LaBeoufs mit der Lederjacke auf dem Motorrad, wie einst Marlon Brando in Der Wilde. Dass diese Referenz nicht in Lächerlichkeiten ausartet, bestätigt LaBeoufs vielbeschworenes Talent, welches dem Hype endlich gerecht wird.

Trotz der popkulturellen Verweise ist Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels vor allem eine Hommage an das eigene Franchise. Visuelle Anspielungen en masse bevölkern die Bilder, leider grenzt ihre Nutzung bisweilen an eine platte Selbstparodie. Die Würdigung des verstorbenen Denholm Elliott (alias Marcus Brody) ist nachvollziehbar, die Verwurstung eines älteren MacGuffins eine sinnlose Entwürdigung. Sagen wir es mal so: Wäre Indy im Dschungel Perus zufällig über den Heiligen Gral gestolpert, hätte das bei diesem Film niemanden mehr verwundert. Diese Freude am Zitat des eigenen Werkes ist aufdringlich und reichlich übertrieben. Nach 19 Jahren Wartepause kann man dafür aber leicht Verständnis aufbringen. Sich zu dem Ursprungsmaterial konsequent in Beziehung zu setzen, dient schließlich der Integrität der Franchise. Die erste Hälfte gibt einem auch das Gefühl, einen Indiana Jones-Streifen zu sehen. Mit dieser tiefen Befriedigung, gestärkt durch den hohen Spaßfaktor, freut man sich auf den Rest des Films, doch dieser fällt im letzten Drittel in ein tiefes, sandiges Loch, in einen CGI-überladenen Akte-X-Abenteuer-Cartoon, der das ganze Filmerlebnis ruiniert, das angesammelte Potential vor die Wand fährt.

Die Bedrohlichkeit ist dahin, das Finale ist eine miese Mixtur aus Tex Avery und einer Sci-Fi-Version von “Die Mumie kehrt zurück”, aber kein Indiana Jones. Nach “Die Unheimliche Begegnung der dritten Art”, “E.T.”, “A.I.” und “Krieg der Welten” kann die Wahl Spielbergs nicht als überraschend bezeichnet werden. Unser Lieblingsarchäologe hat sie nur nicht verdient.

Alles kann man den Machern verzeihen: Die hochkarätigen Nebendarsteller, besonders Ray Winstone und Jim Broadbent, werden verschwendet. Seltsame Urmenschen krabbeln an Bäumen herum, wie schlecht animierte Spidermen und verschwinden unerklärt wieder… Das alles wird heruntergeschluckt, ignoriert zum Wohle der Indiana Jones Experience. Nur das Ende, das kann man einfach nicht vergessen. Der vierte Teil ist kein schlechter Film, ist keine Dunkle Bedrohung. Der Franchise würdig wird dieser Kristallschädel aber nicht.

Brügge sehen… und sterben? (GB/B 2008)

Brügge sehen und sterbenIn Bruges” lautet der Originaltitel von Martin McDonaghs Spielfilmdebüt Brügge sehen… und sterben? (Stichwort “Plagiat” bei deutschen Titeln). Für den frischgebackenen Auftragskiller Ray (Colin Farrell) ist das gleichbedeutend mit “In Hell“. In der flämischen Stadt mit seinem Kollegen Ken (Brandon Gleeson) untergetaucht, kann der an seinen Schuldgefühlen zu zerbrechen drohende Ray nichts mit dem Weltkulturerbe anfangen.

Während sein Partner das volle Touriprogramm durchläuft und dem Genuss der Schönheit des mittelalterlichen Stadtkerns frönt, quengelt Ray wie ein verhätscheltes Kind, sobald wieder eine Kirchenbesichtigung ansteht. Erst als er die Dealerin Chloë trifft, werden seine Lebensgeister geweckt. Sein Interesse für Brügge allerdings nicht. Dumm nur, dass sein Auftraggeber (Ralph Fiennes, der hier sein eigenes Rollenrepertoire herrlich persifliert) noch eine Rechnung mit ihm offen hat.

Die schöne Stadt in Flandern und Belgier im allgemeinen müssen in dieser Gangsterkomödie, deren Kern ein tragischer ist, einiges aushalten. Angesichts all der Witze über Minderheiten, Amerikaner und Kleinwüchsige – oder Gnome, wie Ray sie einfühlsam nennt – ist natürlich die Frage angebracht, ob McDonagh, der auch das Drehbuch geschrieben hat, schon einmal die zwei ausdrucksstarken Worte political und correctness gehört hat. Wie auch immer die Antwort lautet, eine gewisse Aufgeschlossenheit für die schwärzeren, respektlosen Gefilde britischen Humors sollte beim Zuschauer vorhanden sein, um den Film genießen zu können.

Denn ein Genuss ist dieser Genrefilm der etwas anderen Art durchaus. Beginnend bei der ungewöhnlich schwermütigen musikalischen Untermalung des städtischen Kontextes, vermeidet McDonagh den gängigen Schritt vieler (britischer) Gangsterfilme, sich gänzlich auf eine Vielzahl schrulliger Figuren, einen stilisierten Formalismus und eine wendungsreiche, aber im Grunde nichtssagende, Geschichte zu verlassen. Mit anderen Worten: Brügge sehen… und sterben unterscheidet sich erheblich von den Filmen Guy Ritchies und deren Epigonen.

Das darf man natürlich nicht falsch verstehen. Dieser Film ist wirklich urkomisch und beinhaltet einige im Alltag brauchbare Zitate. In ihrer Dichte sind diese in etwa vergleichbar mit Kiss Kiss Bang Bang, nur samt einer größeren Portion Fuck. Die fast schon absurden Dialoge könnte man als tarantioesque bezeichnen, sie rekurrieren indes v.a. auf die europäische (Pop)Kultur.

Abgesehen von ungenierten Witzen über das amerikanische Adipositas-Problem und die jüngere belgische Kriminalgeschichte, verwendet McDonagh sein zutiefst europäisches Setting um eine metaphorische Ebene seiner Geschichte zu etablieren, deren Tiefe den meisten Genrekollegen abgeht. Spätestens wenn Ray und Ken im Museum Werke von Hieronymus Bosch betrachten, wird man das Gefühl nicht los, McDonagh ginge es um mehr als nur um ein kauziges Buddymovie.

Als titelgebender Kontext wird die Altstadt Brügges vereinnahmt für die Handlung und deren Subtext, wie einst Venedig in Wenn die Gondeln Trauer tragen. So gerät das ausgewählte Milieu nicht nur zur Steilvorlage für skurrile Witze. Die ab der ersten Minute suggerierte melancholisch düstere Stimmung des Films lebt von den Postkartenansichten der Gemäuer aus dem “dunklen” Mittelalter. So findet die im Grunde bestürzende Geschichte Rays, der den Tod eines Kindes verschuldet hat und nur noch Sühne leisten will, im katholischen Belgien ein bereicherndes Heim.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt man die Vorstellung von Brügge sehen… und sterben. Zwar geraten die bissigen Oneliner manches mal zum Selbstzweck, doch McDonagh garniert seinen Film mit einer in den vielschichtigen Figuren anglegten Ernsthaftigkeit, die ihn über die üblichen Genrespielereien obsiegen lässt.

Seine Cleverness spielt der Film bisweilen zum eigenen Schaden voll aus, unterminiert sie doch die Glaubwürdigkeit der finalen Wendungen. Das bestens aufgelegte Ensemble und die originelle Umsetzung trösten über diese Schwächen jedoch mühelos hinweg und machen Brügge sehen und… sterben? zu einer echten Überraschung des bisherigen Kinojahres.

Kommende Attraktionen

Auch wenn die letzten zwei Wochen den Anschein geben: Nein, diese Seite wird sich nicht auf eine Ansammlung von drei-Sätze-Trailer-Posts beschränken. Seit Iron Man habe ich nur leider keinen reviewtauglichen Film mehr gesehen, was allerdings eher an meiner mangelnden Kreativität lag, als an den betreffenden Filmen. Das wird sich allerdings in den nächsten Tagen massiv ändern.

Heute Abend geht’s erstmal in eine Vorstellung von Brügge sehen…und sterben?, deren Genuss, wenn der große Kinogott nichts einzuwenden hat, in eine Kritik münden wird. Gleiches gilt für den Besuch der morgigen Vorpremiere von Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (mal sehen, wer den ganzen Titel an der Kasse nennt, ohne dabei an seiner Zunge zu ersticken).

An der Kritikenfront werde ich in den nächsten Wochen mindestens drei Filme von Johnnie To abarbeiten, nämlich die Triadensaga Election samt deren zweiten Teil, Election II, und den Kurosawa-Tribute Throwdown.

Der seit langem geplante dritte Teil meiner kleinen Peter Sellers-Retrospektive wird ebenfalls demnächst das Licht des World Wide Web erblicken.

Anlässlich einer Kritik des nostalgischen Hongkong-Streifens Just One Look von Riley Yip, werde ich außerdem einen Blick auf die 10 besten Rollen von Anthony Wong werfen.

In ferner Zukunft erwartet die LeserInnen dieses Blogs schließlich noch eine Retrospektive ausgesuchter Werke des kürzlich verstorbenen Briten Anthony Minghella, sowie Kritiken des ein oder anderen Francois Truffaut-Films.

Eine gesunde Mischung aus Hollywood, Großbritannien, Hongkong und Frankreich wird also in nächster Zeit hier zu finden sein.

Und um die üblichen drei-Sätze-Trailer-Posts werde ich natürlich auch nicht herum kommen.

Tropic Thunder Red Band Trailer

Downey, Stiller in Tropic Thunder

Einen erfreulich geschmacklosen Red Band Trailer, der sein R-Rating auch verdient, findet man seit kurzem auf der Homepage von Tropic Thunder.

Wer neugierig auf den zum Teil recht ekligen, aber äußerst lustigen Trailer für Ben Stillers ersten selbst inszenierten Kinofilm seit Zoolander hat, sollte die Restricted Area besuchen, in der man nur noch sicherstellen muss, dass man alt genug (über 17) und aus den USA ist (Zip Code 90210).

Parodien über das Filmbiz sind gern gesehenes Cineastenfutter. Ob Vietnamkriegsfilme (Platoon), Eddie Murphy-Komödien oder überambitionierte Method Actors, jeder bekommt in Tropic Thunder sein Fett weg.

Die Geschichte um drei Schauspieler, die einen Kriegsfilm drehen und unfreiwillig in einen wirklichen Konflikt geraten, startet am 18. September in den deutschen Kinos. Wie schon in Zoolander, werden neben Ben Stiller, Robert Downey Jr. und Jack Black ein paar Hollywoodstars in mehr oder weniger schockierenden Cameos auftreten.

Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers. Ein Teaser

Die Mumie 3Auf Rob Cohens Blog ist nun endlich auch der erste Teaser Trailer für The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor zu sehen. Ihr könnt einfach hier klicken und euch ein Bild vom dritten Teil der Untotensaga machen! Wer auf HD-Qualität abfährt, sollte bei msn nachsehen.

Die auffälligste Änderung im Vergleich zu den beiden Vorgängern: Hauptdarsteller Brendan Fraser wird nun unterstützt von Maria Bello, die Rachel Weisz in der Rolle der Evelyn ersetzt.

Die eigentlichen Gründe, diesen Film zu sehen, heißen aber Jet Li und Michelle Yeoh, die sich wohl auch ein kämpferisches Duell liefern werden. Am 07.08. startet die Special Effects-Orgie in Deutschland unter dem Titel Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers.

Laut Filmstarts.de wird der Inhalt wie folgt aussehen:

Einige Jahre sind vergangen, der zweite Weltkrieg ist gerade vorüber und eine letzte Mission für die britische Regierung führt das Archäologen-Ehepaar Rick (Fraser) und Evelyn O’Connell (Maria Bello) nach Shanghai und mitten hinein in eine politische Verschwörung, während zur gleichen Zeit ihr mittlerweile erwachsener Sohn Alex (Luke Ford) bei Ausgrabungen ebenfalls in China auf das Grab des Drachkaisers stößt. Der Legende nach wurden der Furcht erregende Herrscher und seine Armee vor über 2000 Jahren von einer Zauberin mit einem Fluch belegt und in Terrakotta verwandelt. Um China zurückzuerobern, sollen sie offenbar wiedererweckt werden, und nur die O’Connells und ihr alter Freund Jonathan (John Hannah) stehen zwischen dem Drachenkaiser und einem neuen Zeitalter des Schreckens.