Geisha vs Ninjas (J 2008)

Robogeishas, Machine Girls und die Gore Police – die Japaner wissen, wie man Fans mit eingängigen High Concept-Titeln den Mund wässrig macht. Wer bei Geisha vs Ninjas nun einen blutigen Abstecher in anarchische Trashgefilde erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Trashig ist der Low Budget-Film zwar auf eine sehr erheiternde Weise allemal, aber auch ziemlich straightforward, weder subversiv noch geschmacklos und stellenweise sogar ernst. Größter Kritikpunkt ist allerdings die nur geringe Anzahl von Ninjas, deren prominentes Auftreten der Titel schließlich verspricht, aber vielleicht hatten die ja alle Angst vor der gut gekleideten Dame. An den  Ersatzkämpfern, welche sich der mit dem Schwert antretenden Geisha in den Weg stellen, ist aber auch nichts auszusetzen. Mehr über ihren Rachefeldzug kann man beim MANIFEST nachlesen.

Recyclo Transformers (PH 2007)

Nicht nur haben die Hauptdarsteller so fantastische Namen wie Ramon ‘Bong’ Revilla Jr. und Dingdong Dantes (Dingdong klingt wesentlich eingängiger als Edmond), nein, der Titel ist auch noch ein sicher nicht intendierter Kommentar zur Quelle der Inspiration von Regisseur Mark A. Reyes. Egal, ob sich Reyes dessen bewusst war oder nicht, sein “Transformers”-Verschnitt recycelt nicht nur bekannte Motive aus noch bekannteren Hollywoodfilmen, sondern trägt mit seiner Betonung philippinischer Selbstbestimmung und -verteidigung im Angesicht einer Alien-Invasion auch sein gewaltiges Selbstbewusstsein zur Schau. Recyclo Transformers ist wohl die Art Film, welche man nach Ansicht eines Streifens von Brillante Mendoza (“Kinatay”) anschauen muss, um den Sprung aus dem Fenster zu verhindern. Meine Kritik zu diesem filmischen Antiserum findet man beim MANIFEST.

Aus gegebenen Anlass: TV-Tipps

Regelmäßige TV-Tipps soll es hier keineswegs geben. Das machen andere Blogs wesentlich besser. Sonderlich hilfreich ist es auch nicht, dass sich mein Fernsehkonsum zunehmend auf Kulturzeit, Tracks und Taff reduziert (die gesunde Mischung), aber angesichts der überraschenden geschmacklichen Entwicklung des “Wir lieben Kino”-Senders Tele 5, sei an dieser Stelle mal eine Ausnahme gemacht, ganz zum Wohle der interkulturellen Bildung unserer Leser natürlich.

Dem ein oder anderen gescheiten Leser mag es schon aufgefallen sein, aber es sind unglaublich subtile Zeichen, welche daraufhin deuten. Eine ganze Kategorie widmet sich seinen Filmen, in jedem zweiten Post wird er erwähnt und über so gut wie jeden seiner Schritte berichtet. Ja, the gaffer ist eine inoffizielle Johnnie To-Fanpage, nur Lutz hat das noch nicht gemerkt, sonst wäre er schon längst verschwunden (wie bei Filmabenden alle Anwesenden, wenn ich eine To-DVD zur Auswahl stelle). In Deutschland ist der Action-Auteur nämlich noch schwer unterschätzt, weshalb es doch ein klitzekleines bisschen verwunderlich ist, dass ausgerechnet Tele 5 dem Mann eine ganze Reihe widmet. Arte wäre die logische Wahl gewesen. Wie dem auch sei, den To-Missionar freut’s, denn da seine Filme hierzulande meist entweder gar nicht, auf DVD oder nur auf Festivals zu sehen sind, läuft die Konfirmation der neu gewonnenen To-Gläubigen etwas schleppend. Fernsehausstrahlungen könnten bei der Erweiterung der Gemeinde also ganz hilfreich sein.

Freitag, 11.09., 23.50 Uhr (Tele 5)

Election (HK 2005) Kritik

Tele 5 ist clever oder der Zufall regiert. Für alle, die Angst vorm klassischen Hongkong-Kino oder den Klischees von diesem haben, weil sie in ihrer Jugend zu vielen John Woo-Filmen ausgesetzt wurden, ist “Election” vielleicht das perfekte Kontrastprogramm. Ein Gangsterfilm, der sich nicht in unfreiwillig komischen Blutgelagen aufhält, sondern minutiös die perfiden Mechanismen der jahrhundertealten Syndikate in Hongkong (genannt: Triaden) aufbröselt. Für Genrekenner absolut empfehlenswert und erst recht für alle, die Johnnie To nur für den “Typen mit den geilen Zeitlupen und der Gitarrenmusik” halten. Herrn Tarantino bewarb den Film  übrigens 2005 etwas überschwänglich als “besten Film des Jahres”.

Freitag, 18.09., 23.25 Uhr (Tele 5)

Election 2 (HK 2006) Kritik

Der beste Film des Jahres 2005 war der Vorgänger wohl nicht, das zeigt schon der zwei Jahre später in der Geschichte einsetzende “Election 2”. Der setzt nämlich in jeder Hinsicht noch eins drauf und gehört mindestens in die Top 3 der besten Johnnie To-Filme. Die Geschichte der Triade wird an Hand einer erneuten Wahl von deren Führer weitergesponnen, doch haben nun die politischen Umstände ihren äußerst brutalen Einfluss auf die gar nicht faire Auseinandersetzung der Kontrahenten. Nicht nur eine entlarvende Darstellung der häufig glorifizierten Triaden und eine pessimistische Bestandsaufnahme Hongkongs in seiner Epoche als Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China, sondern auch ein überaus verstörender Thriller.

Freitag, 25.09., 23.45 Uhr (Tele 5)

Fulltime Killer (HK 2001)

Alle, die Johnnie Tos Vielseitigkeit nun kennengelernt haben, dürfen sich in “Fulltime Killer” an fast schon altmodischer Heroic Bloodshed-Action erfreuen. Zwar kommt der Film auf Grund der fehlenden Radikalität seiner Inszenierung und der überdreht cleveren Story nicht an Tos spätere Actionfilme wie “Exiled” oder abstrakte Übungen wie “PTU” heran, aber für kurzweilige Unterhaltung ist gerade auch dank des stets sympathischen Andy Lau in der Hauptrolle gesorgt.

Freitag, 02.10., 23.45 Uhr (Tele 5)

Running Out Of Time 2 (HK 2001)

Eigentlich ein kleiner Aussetzer in dieser Reihe, aber Tele 5 hat anscheinend nix anderes zu bieten. Der erste Teil ist ein brillant in Szene gesetztes und sehr unterhaltsames Katz- und Mausspiel der beiden Stars Andy Lau und Lau Ching-Wan, das mit überraschend sensiblen Seiten auftrumpft und einer der schönsten Busszenen der jüngeren Filmgeschichte. Die Fortsetzung, wiederum mit Lau Ching-Wan, einem der besten Charaktermimen Hongkongs, ist tendenziell überflüssig und leider auch noch mit Hongkongs charismalosen Holzblock Nummer Eins, Ekin Cheng, geschlagen.

(via)

Mother's finest

Vielleicht hat jeder mit “Thirst” (zu deutsch “Durst”) von Park Chan-wook gerechnet, als es um die Frage ging, welcher Film dieses Jahr für Südkorea ins Oscarrennen geht und wahrscheinlich wird der Vampirstreifen international für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Dass sich die Koreaner (auch an den Kinokassen) stattdessen für ein Drama entschieden haben, in dem eine ältere Witwe die Unschuld ihres geistig behinderten Sohnes in einem Mordfall beweisen will, mag aber einiges über die Qualität von Mother aussagen.

Während “Thirst” im Wettbewerb lief, wurde Bong Joon-hos aktueller Film ‘nur’ in der Reihe Un Certain Regard in Cannes gezeigt. Am Ende der Kritik zum Film bei Twitch wird dem Regisseur von “Memories of Murder” und “The Host” folgendes attestiert: “Can Bong Joon-Ho do no wrong? He probably can. Who knows, maybe one day he even will. But today? Oh mother, today’s not that day. Not by a long shot…

Im Gegensatz zu “Thirst” hat “Mother” noch keinen deutschen Starttermin. Aber das war ja eigentlich klar.

(via)

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Kontrapunkt: Geplatzte Träume

Der zerstörte Blick auf eine Beziehung, unerfüllte Liebe oder politische Erfolglosigkeit: drei sehr verschiedene Filme. Und einer davon ist manchmal sogar lustig.

Faubourg Saint-Denis (F/FL/CH 2006)

Der Beitrag von Tom Tykwer zur Kurzfilm-Kompilation „Paris je t’aime“ ist so, wie man es von einem der innovativsten deutschen Filmemacher gewohnt ist: schnell geschnitten, originell und emotional. Perfektes Kino eben über einen Zeitraum von sieben Minuten. Thomas (Melchior Beslon) wird von seiner Freundin Francine (immer noch zum Dahinschmachten süß: Natalie Portman) angerufen, die offensichtlich die Beziehung beenden möchte. Er erinnert sich daran, wie er die angehende Schauspielerin Francine beim Proben kennen lernte und lässt die gemeinsame Zeit Revue passieren. Dies geschieht im Zeitraffer mit schnellen Bilderfolgen, unterlegt mit einem dynamischen, treibenden Elektronik-Thema – bis zum überraschenden Ende. Ein kraftvolles Liebesdrama im Videoclip-Stil; ebenso rasant wie technisch perfekt. Bei DailyMotion kann man sich selbst überzeugen.

In the Mood for Love (HK/F 2000)

Nachdem mir „My Blueberry Nights“ von Wong Kar-Wai seinerzeit etwas schleppend in Erinnerung geblieben ist, wird er von „In the Mood for Love“ darin noch getoppt. Doch bevor es jetzt von meiner hiesigen Chefin Schläge in den Unterleib hagelt, sei schnell hinzugefügt, dass manchmal – eben hier – aus der Ruhe der Inszenierung auch sehr viel Kraft geschöpft werden kann. Selten wurde eine unerfüllte, oder besser: eine aus moralischen Gründen unmögliche Liebe stilisierter (wiederkehrende Zeitlupen mit ruhigen Musikthemen untermalt), aber auch psychologisch intensiver inszeniert. Man leidet förmlich mit. Und Maggie Cheung und Tony Leung spielen in diesem in den 60er Jahren angesiedelten Liebesdrama auch brillant zwischen Sehnsucht, tiefer Liebe und Moralbewusstsein. Da verzeiht man auch noch die platte Gefängnis-Gitterstäbe-Metapher und das – zumindest für mich – plötzliche Ende in einer Szenenfolge mit großem „Hä?“-Klärungsbedarf.

Horst Schlämmer – Isch kandidiere! (D 2009)

Die von Hape Kerkeling geschaffene Figur, ein Schmuddel-Journalist mit Alkohol- und Benimmproblemen ist bereits zum Kult avanciert. Warum also keinen Kinofilm drehen? Nun, dazu fallen mir mehrere Gründe ein. Die Grundidee, Herrn Schlämmer eine eigene Partei (HSP) gründen und für den Posten des Bundeskanzlers kandidieren zu lassen, ist zwar brillant. Doch gibt es auch in den launigen Interviews mit einigen Politikern kaum satirischen Spitzen auf den veranstalteten Wahlkampfzirkus zu konstatieren, sondern nur eher dümmlichen Klamauk. Selbiger setzt sich fort in einer ins Leere laufenden Nebenhandlung um das von sexueller Begierde geprägte Verhältnis von Schlämmer zu Alexandra Kamp (als sie selbst). Über Politik oder politische Ziele von den Parteien erfährt man wenig und die Spielszenen in diesem semi-dokumentarischen Film ohne wirkliche Handlung sind auch eher peinlich. Eine Handvoll gelungener Gags (u. a. Schlämmer bei Rapper Bushido) und Kerkelings Präsenz sorgen aber zumindest dafür, dass „Isch kandidiere!“ nicht gänzlich missraten ist. Mehr dazu von mir auf MovieMaze – da weisse bescheid!