Kontrapunkt: Shorts

Gemeint ist dabei kein Bekleidungsstück, sondern die filmische Kurzform – hier preisgekrönt und aus Europa. Film ab!

J’attendrai le suivant (F 2002)

In der U-Bahn sucht ein Single-Mann mit einer quasi-öffentlichen Kontakt-anzeige nach einer Single-Frau. Diese unkonventionelle Methode weckt jedoch tatsächlich das Interesse einer Alleinstehenden, die sich ebenso wie der Werber nach der großen Liebe sehnt. Doch leider gibt es da einen kleinen Haken…

Eine ebenso simple wie großartige Ausgangsidee, eine böse Pointe und authentisch wirkende Darsteller. Das Ganze tragikomische Stück eingebettet mitten in den französischen Alltag: kein Wunder, dass eine Oscar-Nominierung folgte. Eine reduzierte Dramaturgie und eine geradlinige Inszenierung, die sich aufs Wesentliche konzentriert: Das ist Kurzfilm!

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=z05UOAkraHw]

Flatlife (B 2004)

Ein Animationsfilm aus dem filmisch ansonsten so biederen Belgien, in welchem 4 Mietparteien in einem Hochhaus wiederholt miteinander auf urkomische Weise in Beziehung treten. Man wird Zeuge von einem fliegenden Pandabären, einer kaputten Wasch-maschine, einer herunterstürzenden Vase und einem explodierenden Fernseher – in so absurder, aber eben auch situationskomischer und origineller Verquickung, dass man nicht verwundert ist, wenn jemanden im Abspann „for silliness“ gedankt wird. Auch beim vierten Mal schauen (der Film ist einfach zu köstlich) noch zum Schmunzeln! Näheres dazu von mir (nach der 2. Sichtung schon geschrieben) hier.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=l64Y6wWCBvk]

The Most Beautiful Man in the World (GB 2002)

Eine Geschichte – ein kleines Mädchen trifft im Sommer auf einen Feld einen Mann und ihre Mutter beäugt das kritisch – die weniger aus Kausalketten, als vielmehr aus lose aneinander gehängten Sinn-Fragmenten besteht, die der Zuschauer selbst deuten muss. Entweder bringt man tatsächlich diese große kognitive Leistung auf oder konstatiert irgendwann, dass es sich bei diesem 6-Minüter um pseudotiefsinnigen Bullshit handelt. Während sich bei „Jade“ (2009) der Mut zur Lücke als wahrer Glücksgriff dafür entpuppte, komplexe Zusammenhänge und Emotionen in minimaler Zeit zu präsentieren, bleibt bei „The Most Beautiful Man in the World“ jegliche Beziehungsanalyse mangels ausdrucksvoller schauspielerischer Leistungen und aufgrund einer fehlenden Bildsprache auf der Strecke. Warum der Film in Cannes seinerzeit im Rennen um den Besten Kurzfilm war, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der Juroren.

Eifersucht tut weh

Es geht doch nichts über faltige britische Schauspieler, die dauerhaft sowas von angepisst sind, als hätte ihnen jemand ihr Pint Guinness zum Frühstück vorenthalten. Da kommt so ein Krimi wie 44 Inch Chest gerade recht, versammelt Newcomer-Regisseur Malcolm Venville hier schließlich ein illustres männliches Personal, bestehend aus John Hurt, Ian McShane, Tom Wilkinson und allen voran den in seiner Angepisstheit immer wieder sehenswerten Ray Winstone a.k.a. Mr. French und Beowulf. Einer von dessen größten Erfolgen war bekanntlich Sexy Beast und so ist es bestimmt kein Zufall, dass bei “44 Inch Chest” die gleichen Autoren am Werke sind.

Ein deutscher Starttermin steht noch nicht fest. Dafür gibt’s jetzt einen Trailer (s. unten) und ein hübsche Website zum Film.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=U0inYNXLDbY]

Exground Shorts (4)

Das 22. Exground Filmfest ist vorbei, die Sieger stehen fest, doch bevor hier der abschließende Festivalbericht gepostet wird, geht es noch einmal kurz zu. Gestern nachmittag fand zum Abschluss des Festivals in Wiesbaden der Deutsche Kurzfilm-Wettbewerb statt, dessen Gewinner die Zuschauer jeweils an zwei Tagen (Dienstag und Sonntag) wählen konnten. Aus einer vielfältigen Auswahl mit einigen Hochs und Tiefs entschieden sich die Besucher durchweg für die lustigsten, aber nicht unbedingt tiefsinnigsten Filme, was schon viel über die Qualität der Konkurrenz aussagt. Auf Platz zwei und drei landeten die beiden Animationsfilme “Bob” und “Judas und Jesus”. Die Auszeichnung für den besten deutschen Kurzfilm ging an Il Giardino von Michael Ester, der übrigens auch meine Stimme bekommen hat und deshalb zur Feier des Tages an dieser Stelle präsentiert wird. Zartbesaiteten Menschen mit einer Abneigung gegen Gewalt-Blut-Tod-Kabumm sei vom Genuss des Films abgeraten.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=TH_quFfftQo]

Exground Shorts (3)

Als Vorfilm der Doku “Not Quite Hollywood: The Wild Untold Story of Ozploitation”, die australische Expolitationfilme beleuchtete – oder sagen wir besser: ohne jeden Sinn für Geduld deren Geschichte durchblätterte – lief am Dienstag ein deutscher Animationsfilm mit dem knuffigen Titel Der Conny ihr Pony. Was Connies Pony und ein Linienbus in Schaffhausen mit dem Untergang der Schweiz zu tun haben, erzählt Robert Pohle in seinem fünfminütigen Kurzfilm.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=i0MQj7PtN4U]

Exground Shorts (2)

Weiter geht es mit einem Kurzfilm, der beim Exground Filmfest 2009 in Wiesbaden lief und zwar im Rahmen des Intervideo-Nachwuchspreises. In den Bereichen Dokumentarstil, Freie Arbeiten und Fiction wurden am Sonntag die Auszeichnungen verliehen. Erstere ging an die urkomische Mockumentary Nicht nur der Himmel ist blau, die unten zu sehen ist. In den anderen beiden Feldern wurden die ersten Preise jeweils “Imaginary Solutions” und “Sight” verliehen.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=SseP8rjMZFA]