Kontrapunkt: Trash

Nachdem mein Terminkalender letzte Woche nicht viel Zeit zuließ, blieb dafür am vergangenen Wochenende dafür umso mehr, so dass ich auch einige qualitativ eher fragwürdige Produktionen genießen konnte. Eine Warnung vorweg: Insbesondere für den erstgenannten Film bitte kein Geld ausgeben!

Penetration Angst – Fick mich und du bist tot (D/GB 2003)

Eine traumatisierte Jungfrau namens Helen bemerkt, dass ihre Vagina beim Sex ganze Männer verspeist. Leider wird aus dieser unfassbar hanebüchenen Ausgangsidee in dieser deutsch-britischen Billig-Produktion nahezu gar nichts herausgeholt. Über die gesamte Filmlaufzeit gibt es in dieser verklemmten und unerotischen Pseudo-Sexploitation allenfalls Brüste zu sehen. Zudem wird der Zuschauer beim Finale am Strand, indem Helens Trauma von jetzt auf gleich bewältigt ist, für dumm verkauft. Und das, nachdem er die überkonstruierte Thrillerstory, die miese Synchro und die dilettantische Inszenierung mit Sexismus en masse tapfer überstanden hat. Die extrem blutige Trennung zweier siamesischer Zwillinge (nachdem ein verknallter Typ vorher versehentlich die falsche der Zwei gepoppt hat) ist das einsame Highlight in diesem ironiefreien, grottigen Langweiler. “Guck mich und du bist ein Idiot” glaubt man stets leise die Produzenten säuseln zu hören.

Gothic (GB 1986)

Unter anderem Percy Shelley (Julian „Warlock“ Sands) und dessen Verlobte Mary Godwin (Natasha Richardson) treffen sich in der Schweizer Villa von Dichter Lord Byron (Gabriel Byrne). Aus dieser Begegnung, welche 1816 statt fand, soll „Frankenstein“ hervorgegangen sein, den die verheiratete Mary Shelley im gleichen Jahr verfasste. Ken Russells freie Interpretation dieser Zusammenkunft besteht darin, dass selbige Personen zusammen eine stürmische, schaurige Nacht durchleben mussten. Trotz exquisiter Optik und düsterer Horror-Atmosphäre manifestiert sich in diesem wirren Bilderbogen mit unfreiwillig komischen, gestelzten Dialogen keine wirkliche Story. Zu zerfasert werden Gruselelemente und wirre Albtraumfantasien aneinandergereiht, zu hysterisch und künstlich agiert das Ensemble, welches auch gern mal minutenlang Verstecken spielt. So wähnt man sich ob dessen steter Betonung geistiger Verwirrung und Angst in einem Tollhaus für Erwachsene. Nette Bilder, die berühmte Gemälde nachstellen, aber irgendwann nerviges und vor allem: reichlich prätentiöses Kino ohne Verstand.

Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast (USA 1998)

Dass Slasher-Filme nicht immer ganz logisch sind, ist man ja gewohnt. „Ich weiß…“ treibt aber die Konstruiertheit auf die Spitze. Da geht es mit einem getürkten Gewinnspiel zur stürmischen Nebensaison erst einmal auf die Bahamas, wo ein Farbiger natürlich Voodoo-Spielchen betreibt, nachdem er merkt, dass dort ein Killer rumgeht. Und wie Fleischerhaken-Bösewicht Ben Willis (Achtung: Spoiler) am Ende versehentlich seinen eigenen Sohn killt, nachdem der nur wenige Stunden zuvor durch ihn noch schwerverletzte Ray (Freddie Prinze Jr.) die beiden genau im richtigen Moment auf einer riesigen Insel aufgabelt, ist selten dämlich. Das Drehbuch taugt nix, was neben den genannten Schwächen die fragwürdige und überflüssige Figur eines beleibten Dauerkiffers mit Dreadlocks (Jack Black in seiner miesesten Rolle ever) beweist. Vom ärgerlichen Sinnfrei-Cliffhanger mal ganz zu schweigen. Aber: Ich weiß noch immer, dass die Hauptstadt von Brasilen nicht Rio ist. Zudem ist Jennifer Love-Hewitt nett anzuschauen, wenn sie Neve Campbell imitiert und hin und wieder kommt in den stimmig-düsteren Sets inmitten eines Taifuns auch Spannung auf. Immerhin.

Bologna '09: Tag 1

Flight (USA 1929)

Was tun, wenn man zum Witz der Nation geworden ist? Natürlich, man meldet sich beim Marine Corps, wird Pilot und stellt während der Invasion zentralamerikanischer Länder seine Männlichkeit wieder her. Jener Logik folgt Ex-Footballer ‘Lefty’ Phelps (Ralph Graves), nachdem er bei einem Spiel einen Touchdown errungen hat – nur leider für die gegnerische Mannschaft. Mit dem Ausbilder ‘Panama’ Williams (Jack Holt) verbindet ihn bald eine enge Freundschaft, doch spätestens in Nicaragua kommt es zu Komplikationen, als beide des Faktes gewahr werden, dass sie in die selbe Dame verliebt sind. Frank Capras “Flight” ist nicht gerade eine Ausgeburt liberaler Außenpolitik. Der Film, der als recht amüsante Komödie losgeht und sich dann gen Actiondrama wendet, kann aber durchaus die ein oder anderen Pluspunkte für sich verbuchen. Zum einen sind das – bedenkt man das Entstehungsjahr – ziemlich beeindruckende Doppeldeckerflüge, welche entsprechend dynamisch und schwindelerregend als Ton- wie Bildattraktion eingefangen werden. Einzig die Landungen kommen nicht ohne unfreiwillig komische Modell-Action aus. Zum anderen beweist sich Capra schon hier als Regisseur mit einem feinfühligen Auge für die unterdrückten und doch ausgedrückten Emotionen seiner Figuren. Der misslungene Heiratsantrag Jack Holts allein lohnt schon, die 110 Minuten für den Film aufzuwenden.

Track of the Cat – Spur in den Bergen (USA 1954)

Ödipale Komplexe, eine Variation des Western-Genres, eine auffällige Farbgestaltung und zu allem Überfluss noch Robert Mitchum: William A. Wellmans “Track of the Cat” bietet alles, was das (Kritiker-)Herz begehrt. Nicht zuletzt deswegen wird der Film hier noch näher besprochen werden, daher soviel erstmal vorab: Kammerspiel und Frontierdrama samt unerbittlicher Natur kombiniert der Regisseur zu einer aufreibenden Studie einer Familie, die noch immer unter dem Schatten ihrer Schuld, verkörpert durch einen Panther in den Wäldern, lebt. Die innerfamiliäre Dynamik, geprägt von der dominanten Mutter und einem tyrannischen Sohn (Mitchum) kontrastiert Wellman mit den drohenden Bergen vor der Haustür, die eigentlich nur eines sagen: Ihr gehört hier nicht her. Die Abrechnung mit dem Gründungsmythos der USA ist nur ein weiterer Beleg für die künstlerische Größe des unterschätzten Wellman (“The Public Enemy”).

Rain or Shine (USA 1930)

Ein zerhäckseltes Vergnügen ist “Rain or Shine”, der zweite frühe Capra des Tages. Die Tonfilmfassung wurde überstürzt aus dem ursprünglich als Stummfilm gedachten Film und wahllos aneinandergereihten Dialogeinlagen zusammengeschnitten. So endet der Film unvermittelt, ohne – wie es sich für das klassische Hollywoodkino eben gehört – auch nur einen Konflikt aufgelöst zu haben. Dabei besitzt “Rain or Shine” durchaus das Potential, als eine akzeptable, wenn auch flache, Zirkuskomödie mit melancholischen Untertönen abzuschneiden. Kern und eigentlicher Hauptdarsteller des Films ist der Broadway-Star Joe Cook, ein fulminanter Alleinunterhalter allererster Güte. Nicht nur die gewagtesten Drahtseilakte und andere akrobatische Leistungen meistert der Alleskönner, sondern ein Händchen für flinke Dialoge und das wichtigste von allem – die Schauspielerei – hat er auch noch. Einen traurigen Clown spielt der Mime, der es im Kino seltsamerweise nie zum Star gebracht hat, nämlich, einer der die ewig scherzende Fassade fast zwanghaft nicht ablegen kann, selbst wenn er seine insgeheim Angebetete damit abstößt.

The Night of Counting the Years – Al-mummia (ET 1969)

An Avantgarde im weitesten Sinne erinnert der vom Ägypter Shadi Abdel Salam gedrehte “Al-mummia”, welcher in seinem Stil an europäische “Kunst”filme der 60er Jahre erinnert. Antonioni hätte seine Freude an den langen Einstellungen und den vielen beobachtenden, nicht erzählenden “Zeitbildern” gehabt. Den Zuschauer entfremdet und fasziniert der Niedergang eines Wüstenclans, welcher von dem Verkauf alter Pharaonenschätze lebt, zugleich. Basierend auf einer wahren Geschichte meditiert der Film über das Aufkommen der Moderne und die damit einhergehenden Generationskonflikte, die eskalieren, als der junge Hauptdarsteller nicht länger am exploitierenden Lebensunterhalt seiner Ahnen teilhaben will. Selbst wenn der Film (besonders für europäische Zuschauer) nicht bis ins letzte zu entschlüsseln ist, deswegen als anstrengend in Erinnerung bleibt, fällt es schwer die Augen wegzureißen von der flimmernden, archaischen Wüstenlandschaft, die selbst wie eines der vielen Gräber wirkt, welche sie beherbergt.

Kritische Jahre – Anni difficili (I 1948)

Es muss nicht einfach gewesen sein, diesen Film im Nachkriegs-Italien zu drehen. Noch schwieriger aber war es wohl für die Italiener damals, den symbolischen Zeigefinger von Luigi Zampa zu ertragen, ohne zusammen zu zucken. “Kritische Jahre” ist eine Anklage von Opportunimus und Nichtstun, gegen die Mitläufer und Wendehälse des Mussolini-Regimes. Aus der Sicht einer sizilianischen Familie erzählt die Satire über den Vater, der in die Partei eintritt, um seine Rente zu sichern und in Lächerliche gezogene faschistische Rituale mitmachen muss; die Stupidität der Masse, immer der aus den Lautsprechern schallenden Stimme des Duce lauschend (im ganzen Film gibt es nur eine Großaufnahme des Diktators); den Hinterzimmer-Kommunisten, denen andauernde Diskussionen alles sind, Zivilcourage aber zu aufwendig scheint. Ihr alle tragt die Schuld – das ist die Lehre des Films; und dass keiner gedenkt, die Rechnung zu zahlen. Zunächst eine reine Satire, kann sich “Kritische Jahre” nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht mehr der Tragik der unweigerlich zu verkraftenden Opfer verschließen. Die Familie Piscitello muss den Preis des Faschismus bezahlen, während ihre Umgebung in die kollektive Ignoranz verfällt. Was Zampas Regie auszeichnet, ist seine Vermeidung der ausdrücklichen Verachtung für seine Figuren. Letztere schließt so ein filmischer Vorwurf nicht gerade von vornherein aus. Einen liebevollen Blick wirft er stattdessen auf ihre kauzigen Eigenheiten und das macht alles noch viel schlimmer.

Kontrapunkt: Thriller

Spannende Filme mit Action-Elementen prägen dieses Genre. Dabei gibt es verschiedene Herangehensweisen: Bedächtig und gemächlich, als Studie über die Einsamkeit mit latenter Angst vor Verfolgung oder aber auch hochbrisant und rasant. Man lese das Folgende.

The Limits of Control (E/USA/J 2009)

Jim Jarmusch meldet sich mit dieser fragwürdigen, aber auch einzigartigen Mischung aus Thriller und Philosophie zurück. Obwohl er hier mit einem Kino der variierenden Wiederholung, der Imagination und der Langsamkeit etwas ganz eigenes schafft, fasziniert dies nur bis zu einem gewissen Punkt – dann stellt sich Ermüdung ein. Streichholzschachteln mit Codes werden immer wieder weiter gegeben, mit Geheimnissen umwobene Menschen, die mit ähnlichen Phrasen bedeutungsschwangere Dinge erzählen („Are you interested in … at any chance?“) kommen zu einem einsamen Killer (großartig reduziertes Spiel: Isaach de Bankolé) und gehen, bis dieser in Spanien endlich seinen Auftrag erledigt. Der Zuschauer weiß, was er bei einem Jarmusch-Film geboten bekommt: auf jeden Fall kein Tempo, aber Stil. Schade nur, dass „The Limts of Control“ darüber hinaus einzig auf der assoziativen Ebene auf sich selbst oder die Zustände der amerikanischen Gesellschaft verweist. Dadurch kann man in diesen prätentiösen Film viel hineininterpretieren – oder es auch lassen.

Die Millionen eines Gehetzten (F/I 1963)

Ein Film, den ich mir irgendwann vor Ewigkeiten einmal in einer Videothek kaufte (das Gütesiegel „SZ Cinemathek“ war schuld) und von dem ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Jean-Paul Belmondo spielt in diesem Film von Jean-Pierre Melville („Der eiskalte Engel“) einen ehemaligen Boxer namens Michel Maudet, der seine Freundin sitzen lässt und den skrupellosen Millionär Ferchaux in die USA als sein Sekretär begleitet. Während ihrer gemeinsamen Flucht vor den Behörden bzw. der eigenen Vergangenheit kehren sich jedoch bald die gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse um. Bestimmt der autoritäre Ferchaux zunächst über den von ihn bezahlten Maudet, nimmt sich dieser immer mehr Freiheiten in dem Wissen heraus, dass der hypochondrisch nach Gesellschaft begehrende Ferchaux aus Angst vor der Einsamkeit auf ihn angewiesen ist. Weniger ein latent vorgetragener Thriller, ist Melville vor allem eine psychologisch beeindruckende Studie um die Gier und Einsamkeit des Menschen gelungen, die jedoch aufgrund der unsympathisch gezeichneten Charaktere und der distanziert-unterkühlten Inszenierung leider weitgehend kalt lässt.

State of Play – Stand der Dinge (USA/GB/F 2009)

Ein hoch brisanter Thriller um die Verwicklung eines Abgeordneten (blass, aber besser als sonst: Ben Affleck) und eines paramilitärischen privaten Sicherheitskonzerns in mehrere Mordfälle, was von einem alteingesessenen Enthüllungsreporter (hat für die Rolle zugelegt: Russell Crowe) aufgedeckt wird, nachdem dieser selbst ins Fadenkreuz des Mörders geriet. Das Drehbuch von u. a. „Michael Clayton“-Regisseur Tony Gilroy ist komplex, obwohl ich die gleichnamige britische TV-Miniserie, die als Vorbild fungierte, nie gesehen habe. Auf jeden Fall ist der Film ein Hohelied auf die Presse, die aussterbende Art des Enthüllungsjournalisten, die in ihrer ewigen Suche nach der Wahrheit auch nicht bei Freunden halt macht, die Dreck am Stecken haben und ein Plädoyer für den Zeitungsjournalismus, der in den USA zur Zeit eine große Krise erlebt. Wendungsreich, spannend, gut besetzt: so muss ein moderner Journalisten-Thriller aussehen!

Kontrapunkt: Wahnsinn

Wir erinnern uns an Wolfgang Petry, der in einem seiner Songs den Titel dieses Kontrapunkts mit der Songzeile „… warum schickst du mich in die Hölle?“ vervollständigt. Dort lauert zweifellos „Das Grauen… das Grauen“. Oder schlechte Drehbücher, die Mädels von der Venus im ländlichen Oberbayern nach „Reibeflüssigkeit“ suchen lässt. Hätte Jacques Mesrine dort doch wenigstens mal eingegriffen und nicht nur im französischen Finanzsystem.

Public Enemy No. 1 - TodestriebPublic Enemy No. 1 – Todestrieb (F/CDN 2008)

Irgendwie hat man bei diesem Film ein Déja-vu nach dem anderen: Immer noch die Einbrüche, Ballereien (dieses mal mit der Wackelkamera allerdings negativer in Erinnerung bleibend) und Frauengeschichten wie in Part Un der Verfilmung der Autobiographie von Jacques Mesrine, keine wirklich innovativen Aspekte. Nun ja, the gaffer hat ja schon Einiges dazu gesagt. Und eigentlich ist es auch unverzeihlich, dass man schon zu Beginn des ersten Teils zeigte, wie die ganze Geschichte ausgeht. Ich als Nicht-Wikipedia-Leser wäre dann vielleicht noch überrascht wurden. Dennoch fiebert man mit, wenn minutiös und mit nahezu hypnotischer Spannung Mesrines letzter Gang zu und Mesrines letzte Fahrt in seinem Auto nachgezeichnet wird. Irgendwie wie bei „Star Wars“ in Episode III: Eigentlich weiß man, was passiert, fesseln tut es aber trotzdem. Trés jolie. Zumindest diese Szene. Der restliche Film drumherum ist fast schon erschreckend konventionell, so dass er nur durch den diabolique Monsieur Cassel noch ganz gut ist.

Ach jodel mir doch einenAch jodel mir noch einen (BRD/A 1974)

Der hirnrissige deutsche Untertitel „Stoßtrupp Venus bläst zum Angriff“ oder der nicht minder doofe amerikanische Titel „2069: A Sex Odyssey“ sagen eigentlich schon alles über diese wahnsinnig bescheuerte Erotikklamotte, in welcher eine Gruppe von Venus-Frauen wegen akuten Spermienmangels auf ihrem Planeten in Oberbayern auf „Reibstoff“-Jagd geht. Platte Wortwitze um Tankschläuche und Einspritzpumpen sind an der Tagesordnung, die billigen Effekte bestehen hauptsächlich in blinkenden Lampen. Die albernen Kostüme wirken in diesem unfreiwillig komischen, haarsträubenden Billig-Fummelfilm auf bayrisch wie von einer Dorf-Trekkie-Party im hintersten Pfaffenwinkel abgeguckt, aber immerhin sind die drallen Venus-Miezen ganz nett anzuschauen, wenn sie diese denn mal ausziehen. Das passiert gegen Ende der zum Glück nur 75 Filmminuten zwar immer öfter, aber die ohnehin dünne Handlung leidet ebenso darunter wie der Zuschauer, der nur das Ende dieses spacigen Aktes herbeisehnt.

Apocalypse Now ReduxApocalypse Now Redux (USA 1979)

Eigentlich braucht man über dieses Meisterwerk nicht mehr viele Worte verlieren: Krieg ist Wahnsinn, die Bootsfahrt zum Reich von Colonel Kurtz (Marlon Brando) jenseits der kambodschanischen Grenze eine Reise durch den Vorhof der Hölle, wo Vernunft, Bedeutung und Sinn unerlaubt abwesend sind. Die Kameraarbeit von Vittorio Storaro schwelgt in surrealen, düsteren Bildern, Gemälden gleich. Zusammen mit der übermächtigen Soundkulisse wird Coppolas Film zu einem einzigartigen Trip bar jeder Genrezuordnungen in das Innere des Menschen und den sich widerstrebenden Teilen seiner Seele: Liebe und Hass, Lust und Ratio. Die Redux-Fassung wirkt insgesamt etwas stimmiger (der Tiger… der Tiger), verärgert aber mit einer überflüssigen Szene bei französischen Siedlern. Zudem enttäuscht das Fehlen der mit psychedelischen Bild-Ton-Kompositionen inszenierten Zerstörung des Lagers im Abspann (der komplett zum Opfer fiel). Dennoch: ein verstörender Trip, der den Zuschauer ebenso fasziniert wie berauscht zurücklässt. Ganz großes Kino!

Kontrapunkt: Krieg & Zerstörung

Asche auf mein Haupt, aber ich komme einfach nicht von derartig düsteren Themen weg. Zumal the gaffer diese Woche durch Mitbringen eines ganz bestimmten Films zum DVD-Abend auch ihren Teil dazu beigetragen hat. Aber ich gelobe Besserung: Nächste Woche steht mit „Vernichtung & Exodus“ der Abschluss meiner Kontrapunkt-Quadrilogie an. Oder auch nicht. Muhahaha.

Terminator: Die Erlösung (USA/D/GB/I 2009)

Zugegeben: Man sieht, wohin die 200 Mio. Dollar Budget geflossen sind. Als Action- und Effekteorgie wie als Sci-Fi-Kriegsfilm kann sich der vierte Teil der Maschinen-Saga durchaus sehen lassen. Christian Bale vermag zwar in der Hauptrolle als Menschenretter John Connor, der sich im Jahre 2018 aufmacht, das Terminatorhauptquartier zu zerstören und dort von einer Nachbildung des von einer digitalen Version von Arni verkörperten T-800 aufgelauert wird, nicht wirklich zu schauspielern. Doch zahlreiche, bisher unbekannte Terminator-Modelle (auch Motorräder), hohes Tempo, die nette Postapokalypsen-Atmosphäre und eine schöne Einstellung, als sich John Connor des nachts über die ramponierte Golden Gate Bridge Richtung Skynet begibt, lassen über zahlreiche Logiklöcher, Phrasen-Dialoge (schon bekannt aus den vorangegangenen Teilen) und das leicht verärgernde Ende mit pseudo-humanistischer Botschaft hinwegsehen. Obwohl dem genialen zweiten Teil nicht mal annähernd das Schmieröl gereicht werden kann, gerne noch ein Teil. Dann aber bitte mit (noch) weniger Nahaufnahmen und einer etwas mehr durchdachten Story.

Rescue Dawn (USA 2006)

Christian Bale, die Zweite. Hier spielt er nach wahren Begebenheiten den US-Piloten mit deutschen Wurzeln Dieter Dengler, der während des Vietnamkriegs über Laos abstürzt und in ein Gefangenenlager gesteckt wird. Werner Herzog (der mit dem echten Dieter Dengler befreundet ist) inszenierte Denglers Ausbruch aus dem Lager als bedrückenden Kampf des Menschen gegen die Natur und sich selbst.

Das Problem an der Sache ist nur, dass – wahrscheinlich aus Psychologie- oder Plausibilitätsgründen – zuvor eine Filmstunde im Lager nur herumgelabert und der Fluchtplan ausbaldowert wird. Insbesondere Jeremy Davies mit seinem dummen Gefasel und Rumgefuchtel geht einem dabei ziemlich auf die Nerven. Zudem wird Schauspielern von Bale mit extremem Gewichtsverlust verwechselt, was zwar einen beängstigenden Eindruck hinterlässt, aber ungleich seiner Rolle in „Der Maschinist“ mimische Defizite auffallen. Ein spannend und intensiv erzählter, aber auch anstrengender Brocken von Film.

RobotJox 2 – Krieg der Stahlgiganten (USA 1993)

Die unnötige Fortsetzung eines B-Films, den ich niemals gesehen habe. Im postapokalyptischen 21. Jahrhundert gibt es nach zahlreichen Megaroboterkämpfen um die letzten Rohstoffreserven der Erde nur noch einen davon, der Touristen durch die Gegend kutschiert. Doch irgendwann bringt ein böser Asiate das Ding inklusive Geiseln in seine Gewalt und es ist an einem machohaften Roboterpilot, mit einem alten Megarobot, der unter der Erde begraben liegt, ihn platt zu machen. Selbiger Roboter-Kampf im „Power Rangers“-Style nimmt leider nur 5 Filmminuten ein und ist mit Stop Motion schlecht getrickst. Die Darsteller sind austauschbar, der dünne Plot inklusive der kratzbürstigen Tussi, die der Held dann doch noch abkriegt, ist vorhersehbar und eine echte Endzeit-Atmo kommt nie auf. Zu diesem billigen Anti-„Terminator“- und Pseudo-„Transformers“-Film habe ich mich etwas detaillierter in der OFDb geäußert.