Frame: Bürofußball

Fünf Bodyguards bei der Arbeit. Sie kennen einander nicht und müssen doch im Notfall wie eine gut geölte Maschine funktionieren. Stumm übernimmt da jeder die ihm zugedachte Position. Kommuniziert wird – wenn überhaupt – über Blicke, die Körpersprache. Schritt für Schritt wachsen sie zusammen; sind mehr als nur Gruppe, sind ein Organismus. Ein Wesen, das sich elegant durch Malls, Häuserschluchten und Büros schlängelt. Wachsam und auch im Ausnahmezustand so präzise, als wüsste die rechte Hand  im voraus schon, was die linke als nächstes tut.
Wie besser den entstandenen Zusammenhalt zeigen, als mit einer kleinen weißen Papierkugel, die während der endlosen Warterei spielerisch herumgereicht wird? Wortlos natürlich.

Frame: The Mission (HK 1999); Regie: Johnnie To

Trailer: The Girlfriend Experience

In “9 to 5: Days in Porn” habe ich zum ersten Mal etwas von Sasha Grey gehört und der Titel verrät schon alles über ihren Beruf. Steven Soderbergh hat die freizügige junge Dame nun als Hauptdarstellerin seines neuen Films The Girlfriend Experience gecastet. Der klingt zwar weniger aufregend als “Anal Acrobats 3” oder “Oral Supremacy” und auch der Trailer ist nicht gerade eine Höchstleistung, aber dafür das Poster:

Ob oder wann der Film in Deutschland laufen wird, ist noch nicht bekannt. An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass es sich bei einer “Girlfriend Experience” um einen Escortservice handelt. Soviel zur Allgemeinbildung.

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Kontrapunkt: Ostern – Der Rückblick

Das Fernsehprogramm und die Sichtung schon vor langer Zeit gekaufter und mittlerweile Staub ansetzender DVDs hielt sich um Ostern die Waage, weil dieses Fest bei uns kaum zelebriert wurde. Am Karfreitag lief dabei um 13.50 Uhr auf Pro 7 ein Film, den ich ob der Kritikerschelten schon lange Zeit überhaupt einmal sehen wollte:

Super süß und super sexy (USA 2002)

„Super doof und extrem vulgär” würde es besser treffen. Die Man-Eaterin Christina (nervig: Cameron Diaz) lässt sich von Männern anmachen, verdreht ihnen den Kopf und haut immer ganz schnell ab, damit ihr nicht wehgetan werden kann. Doch dann kommt Thomas Jane, der ihr Gefühlsleben „punisht”, so dass sie ihm zu seiner Hochzeit hinterherfährt, wobei er seine Braut gar nicht heiraten will, was dann vor der Heirat, aber nach Christinas Enttäuschung herauskommt.

Wie es ausgeht, weiß jeder Dreijährige. Allerdings sollten diese den Film nicht schauen, weil er vor peinlichen Witzen um beim Oralsex verhedderte Intim-Piercings, minutenlangen Musikeinlagen um die Größe des männlichen Sexualorgans und allerlei weiterem debilen Sex-Klamauk nur so strotzt. Ein Film wie „Road Trip”, nur mit peinlichen, nahezu würdelosen Frauenfiguren, wenig Trip und mit seeeehr wenig Humor. Unfassbar, dass Regisseur Roger Kumble noch drei Jahre zuvor mit „Eiskalte Engel” bewies, wie man Charaktere in der körperlichen Pubertät seelische Erwachsenheit verleiht. Hier kehrte sich das um.

Aus der DVD-Sammlung:
Midnight Movies (CDN/USA 2005)

Eine interessante Doku über die kurze Ära der “Midnight Movies”, welche Anfang der 70er Jahre in Mitternachtsvorstellungen in Kinos gezeigt wurden und einen ganz eigenen Charme zwischen Trash und Underground atmeten. Die Filmemacher (u. a. George A. Romero, John Waters und David Lynch) der Filme „El Topo”, „Die Nacht der lebenden Toten”, „Pink Flamingos”, „The Harder They Come”, „Rocky Horror Picture Show” und „Eraserhead” kommen in informativen Interviews zu Wort, die die politisch aufgeladene Stimmung von damals wieder aufleben lassen und rekonstruieren, wie sich ein wenn auch kurzlebiger Alternativ-Kult fernab des Mainstream entwickelte.

In zahlreichen Filmausschnitten wird dabei gezeigt, wie sehr die Filme von den damaligen Konventionen abwichen und das Gras rauchende Publikum gerade dadurch anzog. Schade nur, dass Tim Curry, Hauptdarsteller von „The Rocky Horror Picture Show” nicht zu Wort kommt.

Ostersonntag, morgens um 0.20 Uhr auf Tele 5:
Cusack – Der Schweigsame (USA 1985)

Ex-Karateweltmeister und Mörderpuppe Chuck Norris in einem seiner besseren Filme. Als Chicagoer Cop, der nach der Aussage gegen einen Kollegen auf sich allein gestellt ist, gerät er zwischen die Fronten eines Bandenkrieges und – wer hätte es gedacht? – macht sie schlussendlich alle platt.

Zwar hat der Film im Mittelteil so einigen Leerlauf und die moralische Nebenhandlung um einen Polizisten, der durch die Deckung anderer Kollegen einen Mord zu vertuschen versucht wird etwas zu breit ausgewalzt. Doch die ausreichend vorhandenen, gut ausgearbeiteten Action-Sequenzen und eine Prise Humor machen das wett und man darf Chuck auch zusehen, wie er minutenlang Karatetritte trainiert. Kein wirklich großes Actionhighlight, aber ganz nett und vor allem: ansehbar.

Aus der DVD-Sammlung:
Léon – Der Profi (Die Kinofassung) (F 1994)

Über den Film muss man nicht viele Worte verlieren: Er ist schlicht meisterhaft. Jean Reno brilliert als wortkarger und analphabetischer Profikiller, Natalie Portman (*schmacht*) als misshandeltes und rachsüchtiges Mädchen, dessen Familie von korrupten Drogen-Cops um Psychopath Gary Oldman ermordet wurde. Die Charaktere und das Verhältnis derselben zueinander haben Tiefe, die Actionsequenzen sind klasse inszeniert.

Schade nur, dass man in der Kinofassung im Vergleich zum Director’s Cut von allen drei Dingen weniger präsentiert bekommt. Insbesondere die Szenen, als Mathilda (Natalie Portman) bei einem „Auftrag” Leons übt und Leon schließlich von der Polizei aus seiner Wohnung herausgesprengt werden soll, mussten Federn lassen. Schade drum. Mehr war in diesem Falle auch mehr.

Ostermontag, 13.45 Uhr auf Sat 1:
Der 1. Ritter (USA 1995)

Oder: Das Best Of der Artus-Sage. Lancelot (Richard Gere) liebt Guinevere (Julia Ormond), die liebt ihn zwar auch, aber anders als den gütigen Artus (Sean Connery), den sie schließlich heiratet, damit der ihr Land beschützen kann. Zwischen dieser kitschigen Dreiecks-Liebesgeschichte, die von Jerry Goldsmith mit einem träumerischen Musikthema untermalt wurde, gibt’s dann hin und wieder auch noch ein paar kurze jugendfreie Kampfszenen gegen den abtrünnigen Ritter der Tafelrunde Prinz Malagant (Ben Cross), der mit seinen Schergen die Macht in Camelot an sich reißen will. Doch wie es der ideologische Subtext so will, triumphiert am Ende die Camelot’sche Demokratie und die (wahre) Liebe über den diktatorischen Aggressor.

Die Ausstattung und Kostüme sind opulent, die Bilder sind meist auch hübsch, nur liegt es an der etwas zu behäbigen Inszenierung von Jerry Zucker und dem schwachen Drehbuch, dass der Film kein großes Ritter-Epos um Liebe und Krieg geworden ist. Mal abgesehen davon, dass die Mystik und Magie der Artussage in diesem Film niemals spürbar sind. Aber besser, als es die derzeitige Note von 5.6 in der IMDb vermuten lässt.

Forbidden Kingdom (USA/VRC 2008)

Der lang ersehnte Messias des modernen Martial Arts-Films ist Rob Minkoff mit Forbidden Kingdom nicht gelungen, auch wenn hier zwei lebende Legenden des Genres zum ersten Mal aufeinander treffen. Vor zehn oder fünzehn Jahren hätte man den Film drehen sollen, denn im Gegensatz zu ihren kinematografischen Alter Egos leiden auch die Knochen der größten Kämpfer unter der fortschreitenden Zeit. Einen durch und durch gelungenen Abenteuerfilm der Marke “Hollywood macht sich auf nach Asien” hat Minkoff dennoch zustande gebracht.

Als eine Liebeserklärung an sein Genre konzipiert, erzählt er die fast schon klassische Geschichte eines Filmfans, der sich unverhofft an der Seite seiner verehrten Helden wiederfindet. Jason Tripitikas (Michael Angarano) ist ein Geek in Sachen Kung Fu-Film, der ganz wie Bastian Balthasar Bux von seinem Altersgenossen Lupo und dessen Bande drangsaliert wird. Eines Tages entdeckt er beim heruntergekommenen DVD-Händler seines Vertrauens einen geheimnisvollen Stab. Als Lupo den Laden ausrauben will, entkommt Jason mit dem Stab, doch nicht bevor der alte, weise und sehr nach Jackie Chan aussehende Händler ihn damit beauftragt hat, das gute Stück zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen. Den Stab in seinen Händen, findet sich Jason flugs im alten China wieder. Mit Hilfe des stets betrunkenen Lu Yan (Jackie Chan), eines wortkargen Mönchs (Jet Li) und der schönen Golden Sparrow (Liu Yifei) begibt er sich auf die gefährliche Reise.

Vom mit Kung Fu-Filmpostern bestückten Vorspann bis hin zur Geschichte, welche vom chinesischen Literaturklassiker Die Reise nach Westen inspiriert zu sein scheint, webt der Film ein Netz der Selbstreferenzialität um die eigentliche Attraktion: Das Aufeinandertreffen der Ikonen Jet Li und Jackie Chan. Für knapp sechs Minuten lässt der Film sie auch das machen, was die Fangemeinde wohl schon immer mal sehen wollte: Sie kämpfen gegeneinander. Spätestens in diesen filmhistorisch bedeutsamen Minuten kann man die Macher nur dafür loben, dass sie mit dem Action Director Yuen Woo-Ping (“Once Upon a Time in China”, “Tiger & Dragon”, uvm.) und dem Kameramann Peter Pau (“Tiger & Dragon”, “The Killer”) zwei Veteranen des Genres für den Film gewinnen konnten. Gerade auf Grund des Alters der beiden Helden verlässt sich der Film zwar allzu sehr auf Wire fu, doch dank des Personals hinter der Kamera sieht es ziemlich ansehnlich aus. Wer über die offensichtliche Künstlichkeit der Drahtseilakte hinweg zu sehen vermag und den Film als das erkennt, was er ist – eine Teenager-Fantasie im Wuxia-Stil – der wird mit einem überaus unterhaltsamen Actionfilm für die ganze Familie belohnt werden.

Die Stars wussten jedenfalls, für welchen Film sie da unterzeichnet hatten. Beide präsentieren sich in bester Spiellaune. Die Zusammenarbeit ihrer perfekt auf die jeweilige Filmpersona zugeschnittenen Figuren – Säufer (Chan) und Mönch (Li) – gestaltet sich naturgemäß nicht reibungslos, was dem komödiantischen Element des Films wiederum zu Gute kommt. So gut ist das ganze, dass gar ein Buddy Movie der beiden vorstellbar wäre. Gerade die Idee, die beiden Meister sozusagen als Mr. Miyagis für Jason aufzubauen, darf als Gewinn angesehen werden. Der Traum des Filmfans, seine Martial Arts-Heroen als Lehrer zu gewinnen, wird dadurch erst perfekt, schließlich könnten Jasons Bruce Lee-Poster ebenso gut die Herren Li und Chan zeigen.

Ob Bambuswald, Gebirge oder Wüste, wenngleich Forbidden Kingdom nicht ohne die obligatorischen Spezialeffekte auskommt, weiß Minkoff die bildgewaltige chinesische Kulisse seines Abenteuerfilms auch visuell einzufangen und liegt dabei ganz in der Tradition der chinesischen Wuxia-Filme der letzten Jahre. Überdurchschnittlich eingängig wird das ganze von David Buckleys Score untermalt.

Das Martial Arts-Rad neu erfunden hat Minkoff zwar nicht, an seinem Film gibt es dennoch nichts auszusetzen. Aus solch einer abgedroschenen Ausgangskonstellation (Teenager reist in die Vergangenheit) einen dermaßen detailverliebten, sympathischen Abenteuerstreifen zu basteln, das grenzt schon fast an Zauberei. Ein sehenswertes Denkmal für das Genre und seine Helden, erzählt aus der Sicht des Fans ist der Film auf jeden Fall. So bleibt einem am Ende nur, die befriedigte Einladung auszuprechen: Come drink with me!

Johnnie To mange Chuck Norris au petit-déjeuner

Dieser Post soll weniger als Beweis meiner verkümmerten Französischkenntnisse dienen, als vielmehr auf den ersten Trailer für Johnnie Tos neuen Film Vengeance hinweisen. Nachdem der Teaser bereits die Markenzeichen des Regisseurs angedeutet hatte, breiten die eineinhalb Minuten, die unten zu sehen sind, die volle Actionpracht des Meisters aus. Die Inszenierung wandelt auf “Exiled”-Pfaden, nur erscheint hier alles etwas düsterer, mit einem Schuss mehr Melville und weniger Peckinpah.

Vengeance ist nun offiziell mein Kino-Highlight des Jahres 2009, weil der Film erstens verdammt nochmal von Johnnie To ist und weil zweitens Anthony f***ing Wong hier eine Schießerei mit einer Kippe im Mund bestreiten darf.

Zurück zur ‘objektiven’ Berichterstattung: “Vengeance” ist eine französisch-chinesische Koproduktion, die am 20. Mai in Frankreich startet. Wahrscheinlich wird der Film wenige Tage vorher in Cannes Premiere feiern. Die Hauptrolle spielt Johnny Hallyday, der als Ex-Killer und Koch nach Hongkong kommt, um sich an den Mördern der Familie seiner Tochter (Sylvie Testud) zu rächen. Dabei bekommt er Hilfe von den HK-Killern Anthony Wong, Lam Suet und Lam Ka-Tung. Tos Lieblingsschauspieler Simon Yam spielt natürlich auch mit. Das Drehbuch stammt von Wai Ka-Fai. Die offizielle Homepage zum Film ist seit kurzem online.

(via)

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=oVyXffg_dok]

Weil es so schön war, hier nochmal der amerikanische Trailer für Johnnie Tos Exiled:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=eWIgmH14_N4]