K&K: Edizione Speciale IV

Erpressung [Stummfilm](GB 1929)

Als Großbritanniens erster Tonfilm gilt Alfred Hitchcocks Erpressung (Blackmail), dabei muss man hier eigentlich von zwei Filmen reden. Der eine wurde tatsächlich von der damals neuen Technik gesegnet und bleibt die berühmteste Fassung des Films.

Der andere ist unverdient in Vergessenheit geraten, weil eben der Ton fehlt. Mitten in der Produktion kam nämlich die Idee auf, den Film doch als Talkie zu vermarkten, also wurden Szenen nachgedreht, die Hauptdarstellerin gedubbt usw.

Dabei ist die stumme Fassung von Erpressung ein Juwel für sich, dass bereits alle Markenzeichen Alfred Hitchcocks versammelt: Die effiziente, dennoch pointierte Erzählweise; ein finales setpiece oder Crescendo im und auf dem British Museum; eine Prise raffiniert in Szene gesetzter Gewalt, die mehr Schattenspiel als Kampf ist und natürlich sein persönlicher Cameo-Auftritt.

Allen Hitchcock-Fans und Freunden des stummen Films sei diese Fassung von Erpressung empfohlen, schließlich lässt sich in dieser noch frühen Phase des Regisseurs fast all das auffinden, was zu seiner späteren Berühmtheit beitragen würde. Ungeachtet dessen ist Erpressung, wie jeder gute Hitchcock, spannendes Unterhaltungskino.


Stadt in Angst (USA 1955)

Ein Fremder kommt in die Kleinstadt und wühlt in den dunklen Geheimnissen ihrer Bewohner. John J. Macreedy (Spencer Tracy) will eigentlich nur den Japano-Amerikaner Komoko besuchen, doch was er entdeckt ist ein schreckliches Verbrechen, über das der Mantel des Schweigens gehüllt wurde.

John Sturges CinemaScope-Film kratzt am latenten Rassismus der damaligen amerikanischen Gesellschaft. Schon die Erwähnung der Relocation Camps, in die während des Zweiten Weltkrieges mehr als 100.000 Japaner und Japano-Amerikaner interniert wurden, ist zu dieser Zeit ungewöhnlich. Immerhin hat die offizielle Entschulding 40 Jahre auf sich warten lassen.

Das mit Western-Elementen angereicherte Drama erscheint hin und wieder wie eine CinemaScope-Version von Die 12 Geschworenen, denn Sturges nutzt das Breitwandformat auch in den Kammerspielszenen. Da werden die Einwohner des abgelegenen Örtchens Black Rock über das ganze Bild distanziert voneinander verteilt, denn das Verdrängen des Verbrechens ins Unterbewusstsein hat seinen Preis: Die Zersetzung der Gemeinschaft. Selten ist die Bewältigung eines Traumas so spannend auf die Leinwand gebracht wurden.

Die Kinder von Hiroshima (J 1952)

Eine junge Frau kehrt zurück in ihre Heimat Hiroshima. Als Beobachterin wandelt sie durch die zerstörte Stadt, trifft alte Bekannte und die titelgebenden Kinder, die eigentliche Zukunft nach der Katastrophe.

Symbolisch dicht erzählt Shindo Kaneto von der Bewältigung des Atombombenabwurfs, der das Ende eines Krieges und den Beginn einer neuen Tragödie markieren sollte.

Blicke und Kameraschwenks in den Himmel legen die Last der Angst auf die Figuren, der Furcht vor der Wiederkehr der Unglücks. Die apathische Trauer, welche die ältere Generation im Film übermannt hat, wird nach und nach abgelöst von spielenden Kindern, deren reinigendes Element das Wasser ist. Die Hoffnung lässt die betäubende Starre nicht verschwinden. Und selbst am Ende, wenn es zurück geht ins Leben, bleiben die warnenden Propellergeräusche im Ohr.


Zum Weiterlesen:
Alle Einträge zum Festival Il Cinema Ritrovato in Bologna (2008).

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