Seit dem März 2011 gibt es die Aktion deutscher Film, dem geneigten Leser auch als DÖS bekannt. Gestartet wurde sie durch den intergalaktischen Affenmann. Seit dem März 2011 soll dem deutschsprachigen Film mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Zu Stiefmütterlich werde er behandelt. Seit März 2011 frage ich mich, was den deutschen Film ausmacht. Und was den österreichischen. Und was weiß ich überhaupt über den schweizerischen. Und vor allen Dingen, ob es überhaupt nötig ist, sich darüber Gedanken zu machen.
Einer meiner Freunde hasst deutsche Filme. Er hat mir einmal erzählt, dass diese schon am Aussehen erkannt werden können. Die Hässlichkeit der Bilder von Material und Farbgebung würden ihrer Deutschheit preisgeben. Die Selbstdenunziation der Schreckgestalt. Doch die Frage bleibt, was war zuerst da. Die Hässlichkeit oder der Hass. Ich für meinen Teil wusste damals, was er meinte. Aber ich bin mir sicher, dass der französische, der japanische, der brasilianische oder der US-amerikanische Film auch anders wirken würden, alltäglicher und beschämender, wenn er in Form von billigen Fernsehproduktionen uns ein Leben lang umgeben hätte. Wenn er nicht fremd wär, sondern vertraut. Wenn der kalte, erdrückende Schatten der Minderwertigkeit, der von Hollywood ausgestrahlt wird, auf ihm zu spüren wäre.
Eine Freundin von mir sagte, dass sie wohl keine 10 Filme für eine Top Ten zusammenbekommen würde. Auch sie verstand ich, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Filme fallen mir ein. Der deutsche Film braucht vielleicht nicht mehr Aufmerksamkeit, sondern mehr Bewusstheit dafür, dass dieses vertraute Etwas nicht nur aus dem ganzen Mist besteht, der uns umgibt, den es überall gibt, sondern dass er auch diese wunderbaren Filme hat, wie es sie nirgendwo anders gibt.
2006 kam ein Film in die Kinos, der da Pingpong hieß. Er war dezent, spielerisch und wunderschön … bis das Ende kam. Plötzlich packte der Film den Zuschauer am Kragen und drückte ihn mit der Nase voran in die Jauchegrübe der menschlichen Gefühle. Verflogen waren die Kunst der Andeutungen und die Leichtigkeit. Alles unter der dramatischsten aller Möglichkeiten schien zu klein, zu unbedeutend. Es war ein überzogener, unnötiger, abstoßender Schlag in die Nierengegend und ich dachte so bei mir, dass diese grobschlächtigen Deutschen es nie lernen werden, etwas Kleines, Zierliches erschaffen zu können. Natürlich stimmt das nicht, aber seien sie dafür gepriesen, dass sie beharrlich daran scheitern. Denn dem deutschen Filme ist eine Künstlichkeit zu eigen, wie sie niemand sonst hat. Es ist nicht die verspielte der Franzosen, die dezente oder exaltiert hysterische der Japaner oder die Künstlichkeit eines Vergnügungsparkes wie in Hollywood. Es ist eine derbe, mitweilen hysterische Künstlichkeit mit Hang zur großen Geste. Damit sind die deutschen Filme immer noch Brecht und dem Expressionismus verpflichtet, genau wie Hegel und dem Militarismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kurz: dem dumpfen, individualisierenden Morast der Geschichte.
Problemtisch bleibt für mich aber, dass DÖS in meiner Wahrnehmung im Grunde nur ein dreiviertel D auszumachen scheint. Österreich, mit seinem süßlichen Hang zur Morbidität, ist mir nur über Haneke, Seidl und ein paar alte Filme aus der Standard-Edition ein Begriff. Viel zu wenig weiß ich darüber. Noch düsterer sieht es mit der Schweiz aus, da kenne ich nur Daniel Schmid vom Namen her. Sonst herrscht kaum voreingenommenes Unwissen. Doch der schwärzeste Fleck ist ein gewollter. Die DDR und ihre Filme haben bei mir lange nur Scham hervorgerufen und erst Der geteilte Himmel machte mir deutlich, wie sehr ich mich für diese Filme schäme, für ihre erzwungene Verbohrtheit, ihre möglichen Rückschlüsse auf mich und wie unnötig dieses Schämen doch ist. Nie war mir Bourdieus Aussage: „[…] so stark zwingt sich noch den Angehörigen der unteren Klassen und deren Wortführern das Gefühl kultureller Unwürdigkeit auf.“, verständlicher. Und daran erinnert mich diese Aktion immer wieder: Unwissen, sinnlose Scham und den Willen beides abzuschütteln. Auf! Auf!
Und nun streng unchronologisch … die Perlen:
10. Pingpong (D 2006)
Ich konnte ihn bis zum Schreiben des oberen Textes nicht leiden. Jetzt habe ich mich aber selbst überzeugt, dass ich von ihm nicht los komme und dass alles, was ich zu ihm zu sagen habe, sich eigentlich ziemlich gut anhört. Hab ihn nie wieder gesehen, aber hiermit habe er einen Platz.
9. Gegen die Wand (D/TR 2004)
DAS Melodrama des neuen Jahrhunderts. Etwas sensibel inszeniert und gespielt (bis auf Sibel Kekilli, die sehr hölzern agiert), aber trotzdem mit der Schlagkraft eines Holzhammers. Der süßliche, nie hoffnungslose Fatalismus lässt eine energische Liebe Akins zu seinen Figuren und dem Leben mit all seinen Schmerzen spüren. Außerdem hat ein Film mit einem Lied der Birthday Party immer schon gewonnen.
8. Aguirre, der Zorn Gottes (BRD 1972)
Besessenheit soweit das Auge reicht. Der Regisseur, der Hauptdarsteller, die Hauptfigur, die Affen, alle werden von ihrem unstillbaren Durst nach Bedeutung angetrieben. Die manische Qualität des Films ist beängstigend, breitet sie sich doch epidemisch aus… aus den Augen Kinskis, aus den Bildern und aus dem Soundtrack von Popol Vuh flirrt sie und lockt den Zuschauer in ihr irrationales Reich.
7. Vampyr (D 1932)
Im Grunde ist es kein deutscher Film. Auch kein dänischer. Was Dreyer gedreht hat, ist aus Zeit und Raum gefallen. Es wirkt alt, älter als jeder Stummfilm, aus grauer Vorzeit scheint es zu kommen. Jegliche Regeln des guten Filmmachens über den Haufen rennend, wird die Welt aus den Angeln gehoben. Die Nacht ist taghell und trotzdem nicht die schlechteste amerikanische Nacht der Filmgeschichte. Schatten wandern eigenständig und Bilder laufen rückwärts, doch es sind nicht nur optische Spielereien. Die Realität ist weit entfernt. Im Gegensatz zu Lang, Hitchcock oder Clair experimentiert Dreyer auch nicht mit den neuen Möglichkeiten des Tons, sondern scheint ihn verstecken zu wollen. War La passion de jean d’arc ein stummer Schrei aus dem Mittelalter, ist Vampyr ein erstickter Gesang aus einer Zwischenwelt.
6. Rocker (BRD 1972)
Ungestüm, roh und meilenweit entfernt von lupenreinen Geschichtenerzählen oder hochwertigem Schauspiel. Alles ist unfertig und geradezu lächerlich, aber mit einer solchen Dringlichkeit ausgestattet, dass Perfektion oder Kunstfertigkeit nur gestört hätten. Blut, Schweiß und Dreck strömen förmlich von der Leinwand auf den Zuschauer nieder … beziehungsweise aus dem Fernsehschirm, denn dieser Film über Rocker, Zuhälter und das Verloren sein auf der Straße wurde vom ZDF produziert, diesen experimentierfreudigsten aller deutschen Sender.
5. Der Stand der Dinge (BRD/P/USA 1982)
Erst bleiben die Dinge stehen. Das Filmmaterial und Geld bleiben aus. Ein Filmteam ist zur Untätigkeit verdammt. Die äußere und innere Leere versuchen die Gefangenen mit prätentiösen Gesten aufzufüllen um über den Anschein von Bedeutsamkeit Bedeutung zu erlangen. Das alles wäre vielleicht einer der schlimmsten Werke, die Wim Wenders mit seinem Willen zur Kunst mit der Brechstange je geschaffen hätte, wenn das Ende nicht wäre. Dort geht es um den (Zu-)Stand der Dinge und was gemeinhin als Abrechnung mit Coppola gelesen wird, ist tatsächlich eine bitterböse, spöttische Abrechnung mit der Filmindustrie, dem Zuschauer und vor allem von Wenders‘ mit sich selbst… und dem davor Gesehenem. “Hollywood, Hollywood, never been a place where people had it so good.”
4. Solo Sunny (DDR 1980)
Deutschland in postapokalyptischer Zeit, den 80er Jahren. Sunny möchte schlafen mit wem sie möchte, leben wie sie möchte und als Sängerin respektiert werden. Mit fast schon Ozu-hafter Sensibilität fängt Konrad Wolf ein, wie sie auf eine unnachgiebige Wirklichkeit trifft, in der die Dinge nicht immer so laufen wie sie will… in der sie nicht nur mit ihrer Umwelt, sondern auch mit sich kämpfen muss… ohne dabei wehklagend zu werden, denn dafür hat Solo Sunny zu viel Witz. So erzählt einer, der da Benno Bohne heißt, zu Beginn einen Witz und das Setting ist klar. Nicht die vergilbten Tapeten aus den 70ern, der von allen Häusern bröckelnde Putz oder das bornierte Verhalten der Menschen gehen an die Nieren mit ihrem erdrückenden Mief, sondern dieser Witz von Benno Bohne und wie er von Konrad Wolf eingefangen wird. Alles was folgt ist nur Ausarbeitung… lockerleichte, lyrische Ausarbeitung.
3. Die Ehe der Maria Braun (BRD 1979)
Fassbinders Auftakt seiner BRD-Trilogie hat mir auf Jahre hinweg Fassbinder vergrätzt. Ich empfand ihn als langatmig, nichtssagend und in vielerlei Hinsicht übertrieben… das Sinnbild einer spröden, wichtigtuerischen Künstlichkeit. Als ich ihn wiedersah, habe ich mich sofort in ihn verliebt. Plötzlich war er alles andere als spröde, sondern ein durch seine atemberaubende Kunstfertigkeit dicht angefülltes Wunderwerk. Obsessionen, Schuld und Sühne, der blanke Wille zum Leben, die Wunden des Lebens. All das wird zu einem ergreifenden Monument.
2. Abwege (D 1928)
Georg Wilhelm Pabst’ vergessenes Meisterwerk. Erst seit 1998 gibt es wieder eine vollständige Version und die hat es in sich. Irene Beck, gespielt von der Königin des Overacting Brigitte Helm, will sich nicht im ehelichem Heim einsperren lassen. Zu verlockend erscheinen die Einladungen ihrer Freunde. Folglich flüchtet sie in die Clubs von Berlin um Ausgelassenheit, Drogen und Orgien zu finden, die ebenso viel Leere bieten wie ihre Ehe. Auch die Affäre mit Maler Frank scheint sie nicht befriedigen zu können. Pabst und sein Kameramann Sparkuhl zeigen wo der Hammer hängt, nämlich an Bildern die je nach Situation kristallklar oder komplett entrückt sind. Raoul Coutard hat diesen Film entweder nie gesehen oder in sich aufgesogen. Das Ende ist schließlich so befriedigend wie eine vorzeitige Ejakulation und lässt es gar nicht zu, dass Abwege verarbeitet werden könnte. Er beißt sich im Kopf fest und will ihn nie wieder verlassen. (Das Abwege eine DVD-Veröffentlichung bekommt, sei hiermit gewünscht.)
1. Die dritte Generation (BRD 1979)
Deutschland am Rande des Nervenzusammenbruches. Eine Komödie des Unbehagens ohne Pointen. Jahrelang habe ich mich gewehrt und wollte diesen Film nur gut finden. Die Hysterie, bis zum Anschlag aufgedreht, war zu unbehaglich. Die gefühlt 5000 Tonspuren zu wirr. Die Figuren zu kläglich in ihrem Handeln. Die Schauspieler zu überdreht. Doch irgendwann wurde mir klar, dass es so sein muss. Dass es nicht anders sein kann. Ein tiefer Blick ins Herz der BRD. Oder wie sagt Gerhard Gast … für vieles hier so passend: „Am Ende braucht man, was man früher zum Kotzen fand.”
“Eine Freundin von mir sagte, dass sie wohl keine 10 Filme für eine Top Ten zusammenbekommen würde.”
Kenn ich die Dame? ;)
Mir als deutsche Frau würden da locker 10 einfallen, aber partiell andere als obige.
Rocker hab ich nie verstanden, das ist einfach nur hingerotzter Schwachfug, der irgendwann zum “Kult” avancierte.
Ist es nicht faszinierend, dass die Franzosen oder Italiener stolz auf ihre Filme sind, während die Deutschen sich – genüsslich im Elend wälzend – für ihr Schaffen schämen und sich dabei oft heimlich auf die traurigsten Auswüchse der 50er oder 60er Jahre beziehen? Mir fiel nach der Ankündigung des Intergalaktischen, dem man – kleiner Insider! – nicht an die Schenkel fassen darf und bei dem du dich wohl jetzt als Teilnehmer melden musst, auf, dass ich im Laufe meines Lebens sehr vielen DÖS-Filmen begegnet bin, mich sogar im Blog gelegentlich einiger angenommen hatte – und plötzlich kam mir eine Zehner-Auswahl schwer vor. Jetzt fasziniert mich die Sache, weil sie auch immer eine Beschäftigung mit der Geschichte (der eigenen und der meiner Nachbarn) erfordert. Leider fehlen auch mir die DDR-Filme (da wären z.B. die Äquivalente zum westdeutschen Schlagerfilm mal interessant). Was aber den Schweizer Film anbelangt: Liesest du, Abtrünniger, denn die Weisheiten des Heiligen Blogs aus der Schweiz nicht? :P
@jenny
Pfff! Ich nehme mal an, bei der obskuren Freundin handle es sich um eine Tony Scott-Schlam – äh – Anhängerin. Sagt das nicht alles? ;)
@Jenny: Ob du sie kennst? Das ist eine schwerwiegende Frage, aber ich denke schon (:
@JMK: Ich habe Rocker auch nie verstanden und es ist hingerotzter Schwachfug. Ich weiß nichts von einem Kult, ich hab Auge in Auge gesehen und von den vorgestellten Filmen war es der einzige, den ich noch nicht kannte. Kurz danach kam er im NDR (glaube ich) und ich hatte einfach nur Spaß an dem Quatsch. Mit dem Ende hat er mich aber einfach nur weggeblasen. Ich kann nicht in Worte fassen wie oder es auch nur nachvollziehen, aber es ist ziemlich packender Quatsch.
Du als deutsche Frau kannst doch auch mitmachen (:
@whoknows: Also Heißer Sommer sei dir hiermit als Schlagergottheit ans Herz gelegt. Ich hab ihn zwar auch noch nicht gesehen (siehe oben (: ), aber ich erwarte großes.
Ich kann mir auch gerade nicht vorstellen, dass Italiener so stolz auf ihr Kino sind, also mir fällt einfach nichts ein, was dort in den letzten 30 Jahren entstanden ist, was irgenwie fasznieren könnte. Ein Mitbewohner von mir hat mir neulich von einem Nanni Moretti-Film erzählt, der sich toll anhört, aber Moretti hat mich bisher nicht so überzeugt.
Und natürlich lese ich die Weisheiten vom Berge, aber erstmal besorgen und dann gucken, das dauert noch bis ich der unvermittelten religiösen Erfahrung “schweizer Kino” ausgesetzt sein werde.
Ich bezog mich natürlich nicht auf den italienischen Film der letzten 30 Jahre, sondern auf eine Zeit, von der viele Deutsche – irrtümlich – meinen, bei ihnen sei nur die Heimat von Norden bis Süden abgegrast worden. Was den Schweizer Film anbelangt: Wir müssen, möge es uns nun gefallen oder nicht, zur Einsicht kommen, dass die wohl bedeutendsten Werke aus dem französischsprachigen Raum stammen, also nicht für die Aktion DÖS geeignet sind.
Danke für “Heisser Sommer”! Soll tatsächlich eine scharfe Ostsee-Romanze sein, die so richtig schön vom real existierenden Honecker ablenkte. ;)
Ganz groß! Der Text gefällt mir sehr gut. Dir geht es da ganz ähnlich wie mir. Österreich und die Schweiz scheinen recht dunkle Flecken zu sein. Allerdings darf man nicht vergessen, wie viele Österreicher z.B. ihre Filme einfach in Deutschland gemacht haben.
Und hätte ich Gegen die Wand nicht erst im Rahmen der Aktion angesehen, hätte er tatsächlich auch in die Liste kommen können.
Bis auf zwei Filme sind alle anderen fast mindestens 30 Jahre alt. Kam danach nichts Erwähnenswertes mehr? Oder geht es hier tatsächlich nur um Vergangenheitsbewältigung? Im Grunde wirft das ja kein gutes Licht auf den deutschen Film, wenn man so weit zurück gehen muss.
@whoknows: Wahrscheinlich habe ich deine Zeitangabe geflissentlich ignoriert, da ich in den 90ern aufwuchs, wo das selbe Gefühl (zumind. für mich) zu spüren war. Jedenfalls schien mir überall Fragen zu schwirren wie: “Ist der deutsche Film/Fußball nur noch zweitklassig?”. Hat sich ja beides jetzt auch irgenwie erledigt, jedenfalls habe ich den Oscar für das Leben der anderen und den Erfolg von Good Bye Lenin als tiefes Aufatmen wahrgenommen.
@Intergalactic Ape-Man: Danke und Fatih Akin war einer, der mich mit Kurz und Schmerzlos schon recht früh von seiner Klasse überzeugte, denn ne stimmige Hommage an Meanstreets und Scarface, ohne das es peinlich wird, ist ja schonmal was.
@Xander81: Vielleicht hätte ich dazu schreiben sollen, dass die Top Ten natürlich nur eine rein persönliche Auswahl der Filme ist, die mich aus … sagen wir 90 Jahren deutschen Film am meisten gepackt haben. Guckt man sich die Liste genau an, sind es ja nur vier Phasen aus denen die Filme kommen (Ende 20/Anfang30er, Anfang 70er, Ende 70/Anfang80er und nach 2000), aber ich wollte hier keine politisch korrekte Liste machen, die jeder Zeit gerecht wird. Das sind meine Lieblingsfilme, jetzt gerade, und ich hätte kein Problem damit gehabt Benny’s Video (1992) oder Große Freiheit Nr. 7 (1944) oder andere aufzunehmen. Ich habe mich dagegen entschieden und sehe es ganz und gar nicht als nachteilig, dass ich “so weit zurück gehen muss”, weil ich denke das im deutschsprachigem Raum kontinuierlich gute Filme entstanden sind, mal mehr mal weniger, und ich das nicht in meiner Top Ten beweisen will. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass dem so ist, und habe nach meinen Perlen gegriffen. Die Liste soll ja auch nicht zeigen, dass der österreichische oder der schweizer Film minderwertig sind, weil keiner vorkommt.
Kaum etwas von den Filmen in dieser in jedem – allerdings ist das nicht negativ gemeint – eigenwilligen Liste gesehen, die abseits von 3 Pflichtregisseuren (Wenders, Fassbinder und Herzog) viel Geheimtipp-Potenezial aufbietet. “Gegen die Wand” jedoch fand ich einfach nur überbewertet und irgendwie hat er mir nichts gegeben, allerdings würde ich die schauspielerische Leistung Kekilis höher einschätzen.
Zu “Vampyr”: Nächster Filmabend? ;) Klingt jedenfalls sehr interessant.
Ich hab bei Kekilli über den gesamten Film das Gefühl gehabt, dass sie schauspielert und dass ist Schei…nicht gut.
Und Vampyr hab ich mir zwar erst jetzt wieder angeguckt (Recherche und so), aber gerne immer wieder.
und warum ist der dann in den Top Ten? Wenn schon die Hauptdarstellerin versagt?
Warum sollte ich oder sonstwer Stolz auf “deutsche filme” empfinden. Dass der deutsche eher zurückhaltend agierte mit der Zuschauerstellung von seinen Errungenschaften empfand ich als angenehm, war und ist mir lieber, als diese nationaltümelei, die eh nichts bringt. Die nationalen Eigenheiten haben sich doch entweder aufgelöst oder zumindest abgemildert, sehnt sich wirklich jemand die Nouvelle Vague oder dem deutschen Autorenfilm zurück?
Weil ich eben nur mit der Hauptdarstellerin nichts anfangen kann. Sonst finde ich ihn super. Deshalb.
Ich habe von niemanden gefordert Stolz auf “deutsche filme” zu empfinde. Ich empfinde ja auch keinen Stolz auf sie. Könnte ich nur, wenn ich etwas in erster Linie damit zu tun hätte, also wenn ich an der Entstehung teilgenommen hätte. Das sind Filme wie andere auch. Genau so sag ich zur Deutschen Nationalmannschaft auch nicht “wir”. Mir gehen auch die deutschen Fahnen überall auf den Sack und ich bin der Erste dem Übel wird, wenn der deutsche Film mit diesem “Jetzt sind wir wieder wer”-Slogans beweihräuchert wird (siehe Oscargewinn von Das Leben der anderen und Goodbye Lenin. Ersteren hab ich auch deshalb noch nicht gesehen, zweiteren find ich extremst übel). Ich wollte für mich einfach einen gesunden Umgang damit finden, dass ich ihn nicht vorverurteile.
Nationale oder regionale Unterschiede haben sich sicher abgemildert, aber sie sind noch nicht verschwunden und werden das auch nicht sobald tun, und ich finde das toll, da dadurch viele unterschiedliche Filme entstehen. Deshalb wünsche ich mir auch nicht die Nouvelle Vague, den deutschen Autorenfilm oder den Expressionismus zurück, die gab es ja schon.
@JMK: Was hat es denn mit Nationalstolz zu tun, erkennen zu wollen, was im Gegensatz zu häufigen Unkenrufen am deutschen, österreichischen und schweizer Film eigentlich gut ist? Ist es nicht viel mehr Bewußtseinserweiterung von einem Blickwinkel, der sich mehr und mehr auf den fernen Horizont fixiert, anstatt die Schönheit vor den eigenen Füßen wahrzunehmen? Stolz ist für mich nicht mit Öffnung und Abbau von Vorurteilen konnotiert, sondern dem Gegenteil.
@Intergalactic Ape-Man
Ich bezog mich auf Whoknows, 19/08/2011 at 00:53
Die Unkenrufe, bzw. der vermeintlich intellektuelle Mainstream der den deutschen Film entweder verachtet oder nicht wahrnimmt, sind mir nun egal.
Schon der Begriff des Stolzes ist doch fehlgeleitet. Stolz kann ja nur aus einer eigenen Leistung entspringen, die Zugehörigkeit zu einer Nation gehört wahrlich nicht dazu. Aber deine Sichtweise schließt doch, wie Du richtig feststellt, nicht den Blick auf die heimischen Filme aus. Wieso auch. In einer globalisierten Welt schauen wir doch Film aus Japan, USA, Mexiko oder Israel oder eben aus Bayern. Wie ich weiter oben schrieb, finde ich den Wegfall von kulturellen Befindlichkeiten erstmal gut, ein Liebesdrama in Tokio, kann ebenso gut in London oder Berlin spielen. Die nationalen Grenzen verschwinden immer mehr, somit natürlich auch die Definition über die Staatsangehörigkeit und die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe.
@JMK
Ich habe mich in der Tat missverständlich ausgedrückt, liegt doch auch mir nicht zuletzt an der Aufarbeitung der Geschichte in ihrer Vielfalt, wenn ich mich mit dem Film beschäftige. Dem “Stolz” der Franzosen (und er existiert!) sollte vielmehr ein Interesse entgegengesetzt werden, ein Interesse, das z.B. erkennt, wie wenig die Heimatfilme der 50er nur Heimatfilme waren, was aber auch spätere Werke zu bewegen vermochten. Filme wie “Deutschland im Herbst” oder der von Kintopp vor einiger Zeit besprochene “Jagdszenen aus Niederbayern” drohen der Vergessenheit anheimzufallen, obwohl sie doch viele aufrüttelten und das Denken in Gang brachten. – Heute rennen die Kids in Kinos, die ihnen die formal perfekten, inhatlich oft leeren Blockbuster (Juhu: “Inception”) bieten – und fühlen sich in ihrer vermeintlich globalisierten Welt bereichert.
Aus diesem Grund werde ich mich auch bis Ende Jahr vermehrt deutschsprachigen Filmen widmen. Die Aktion bietet mir die Gelegenheit, mich Filmgeschichtlichem anzunähern, das von den meisten Blogs, die – Blockbuster zerfetzend – nach Klicks gieren, schlicht als irrelevant abgetan wird. Punkt.