Across the Universe (USA 2007)

“Images of broken light which dance across before me like a million eyes that call me on and on across the universe”

Queen-Musicals, Abba-Musicals, nun sogar ein Udo Jürgens-Musical in Hamburg. Hat man sich erstmal vor einer aufdringlichen TV-Werbeveranstaltung zum Thema in einer einsamen Ecke versteckt, da schleicht sich von hinten schon listenreich die nächste Nostalgieshow an.

Mit Nostalgie hat “Across the Universe” nicht viel zu tun, auch wenn die hier rekreierte Beatles-Ära ganz genau so aussieht, wie wir Nachgeborene sie uns in den Stunden der Ernüchterung über unsere Gegenwart vorstellen.

Julie Taymors Musical, das zur Abwechslung mal nicht auf einer uninspirierten Bühnenshow basiert, funktioniert im Grunde nach dem in Anlehnung an Rick Altmans Genre-Theorie formulierten Prinzip: “Boy meety girl, boy sings with girl, boy gets girl.”

Besagter Boy ist der britische Hafenarbeiter und Freizeitmaler Jude (Jim Sturgess), der sich in den 60ern nach Amerika einschifft, um zum ersten Mal seinen Vater zu treffen. In Princeton trifft er genau diesen und den abgedrehten Studenten Max (Joe Anderson), dessen Schwester wiederum das Girl mit Namen Lucy (Evan Rachel Wood) ist.

Zusammen geht’s ab ins Demo-geschüttelte New York. In der dortigen WG lernen sie die Sängerin Sadie kennen, eine wilde Mischung aus Led Zep-Sänger Robert Plant und Rockröhre Janis Joplin. Ihr Gitarristenfreund JoJo erinnert auch nicht zufälligerweise an Jimi Hendrix. “Across the Universe” ist vollgespickt mit Referenzen, die sich nicht nur auf die Beatleshistorie beschränken.

Beginnt der Film noch auf Seiten Lucys mit Songs aus der Frühphase der Beatles, um das geordnete Heim, dessen Fünfzigerjahre-Heile-Welt-Vorstellungen zu unterstreichen, geht’s spätestens in New York ernsthaft zu. Antikriegsdemos und Bürgerrechtsbewegung wechseln sich ab mit Drogentrips aufs Land zu Timothy Leary-ähnlichen Gurus. Natürlich wird alles sehr schnell ernst. Judes neutraler Künstlerstatus kollidiert mit dem politischen Engagement seiner Freundin, Max wird eingezogen, usw.

Die bereits erwähnten Referenzen dehnen sich auch auf die Besetzung aus. So steht auf einmal Joe Cocker an der Ecke und singt seine Interpretation von “With a little Help from my Friends”. Das ist noch akzeptabel, wenn auch ablenkend, schließlich hat der Mann all das miterlebt.

Kommt dann jedoch Doctor Robert alias Bono alias “das ist doch der bebrillte und bemützte Sänger von U2, die in den 80ern ihre besten Alben veröffentlicht haben” dazu und singt “I am the Walrus”, ist die Begründung seiner Anwesenheit im Film nicht nachvollziehbar und sein Auftritt hat nur noch den “Hey, das ist Bono!”-Effekt.

Sieht man davon ab, den Film wegen seiner Episodenhaftigkeit im Mittelteil (in dem auch Bono auftritt) zu verurteilen, hat man immer noch ein verdammt gutes Musical vor sich stehen. Das liegt einerseits an den Songs (“Was kann man da schon bei einem Beatles-Musical falsch machen?”, fragt die aufdringliche Fanstimme in meinem Kopf), andererseits am Einfallsreichtum des Films.

“Across the Universe” wird nur im seltensten Falle zur Nummernrevue (eben in diesem Drogenmittelteil). Im Endeffekt haben die Lieder alle ihre inhaltliche Funktion zu erfüllen. Am besten und emotional ergreifensten gelingt dies bei Strawberry Fields Forever, Happiness is a Warm Gun und With a little Help from my Friends. Lied und Story stehen in absolutem Einklang miteinander, das eine ergänzt das andere.

Die Visualisierungen der Gesangseinlagen sind allesamt berauschend, wenn auch das ein oder andere Mal unnötig überladen (Being for the Benefit of Mr. Kite, “gesungen” von Eddie Izzard). Allein die Darstellung der Musterung und des Vietnamkriegs, die zugleich, dank ihrer Universalität, ein Kommentar zur aktuellen politischen Situation sein muss, ist ein deutliches Beispiel für die erfreuliche, detailverliebte Fantasie, die sich nicht in Sentimentalitäten verliert.

Von der Ähnlichkeit Jim Sturgess’ zu Paul McCartney, über den Bus, der an die Magical Mystery Tour erinnert, bis zum Finale (ich sage nur “Dach!”) ist Across the Universe eine einzige Hymne auf das Schaffen der Beatles und gleichzeitig eine Verortung ihrer Kunst in deren angestammter Zeit. Die Geschichte von Jude und Lucy erzählt uns, warum die Musik der Fab Four am Ende eine solche Evolution unterlief.

Etwas mehr zeitgeschichtliche Konsequenz hätte man Julie Taymor am Ende gewünscht, doch wen interessiert’s… “Nothing’s gonna change my world/Nothing’s gonna change my world.”


Ein Ausschnitt aus I want You (She’s so heavy)”:

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Wie wär’s jetzt mit einem Kinks-Musical?

Der Titel: “Come Dancing”.
Bitte!

Immer Ärger mit Potter: Fünf Filme im Vergleich

Dank der DVD-Veröffentlichung von “Harry Potter und der Orden des Phönix” und einer erneuten Sichtung des Films, habe ich mich mal zu einem Rating der bisherigen fünf Verfilmungen der Bücher von Joanne K. Rowling aufgerafft.

Das Bewertungskriterium ist hierbei weniger der Grad der wortwörtlichen Wiedergabe des Rowling’schen Werks (sind auch alle Handlungsstränge enthalten?…), sondern die Frage, inwiefern der besagte Film im Rahmen seines Mediums funktioniert (Gibt’s einen ordentlichen Spannungsbogen? Etc.).

Ein Vergleich mit dem jeweiligen Buch ist hier unumgänglich, dieser soll sich jedoch auf die Diskussion vergebener und genutzter Chancen beschränken.

5. Harry Potter and the Goblet of Fire (2005)

Dt. Titel: Harry Potter und der Feuerkelch
Regie: Mike Newell

Vielleicht liegt es daran, dass der Plot einer der besten der Serie ist (Vom Auftritt der Todesser bei der Quidditch-WM bis zum Finale auf dem Friedhof) und die Wendung am Ende nur noch von Teil Sechs übertoffen wird. Vielleicht habe ich auch nur eine unheilbare Allergie gegen Mike Newell-Filme. Oder der Film ist einfach nur schlecht.

Wie dem auch sei, Fakt ist, die Wendung um die wahre Identität des Professor Moody wird ziemlich derb und offensichtlich angedeutet. Sie “züngelt” sich geradezu durch den ganzen Film, der doch für begriffsstutzige Kinder gar nicht geeignet ist.

Bis zur dritten Aufgabe (dem Labyrinth) und dem Auftauchen von Ralph Fiennes alias Lord Voldemort alias Tom Riddle, passiert hinsichtlich der Spannung absolut gar nichts. Einzelne Episoden werden aneinandergekleistert, Charaktere vergessen (Snape? Sirius Black?) oder gar deformiert.

Der schrullig mächtige Dumbledore wird mal eben zum nervösen, alle-Leute-in-seiner-Umgebung-an-den-Schultern-packenden-und-schüttelnden Schreihals.

Abgesehen von einer mit mittelmäßigen C.G.I.-Effekten überladenen Inszenierung bringen die Macher weder Innovation, noch Individualität in die Produktion. Teil Vier ist leider nur ein Rückschritt.

Das Highlight: Prof. Moody (Brandon Gleeson) verwandelt Draco Malfoy als Erziehungsmaßnahme in ein Frettchen.
McGonagall: Professor Moody! Is that a student?
Moody: Technically, it’s a ferret.

4. Harry Potter and the Philosopher’s Stone (2001)

Dt. Titel: Harry Potter und der Stein der Weisen
Regie: Chris Columbus

Chris Columbus-Bashing ist ja in Cineasten- und Potterkennerkreisen sehr beliebt und auch ich fröhne diesem Hobby gern und häufig. Man muss dem Amerikaner aber zu Gute halten, dass die Einführung in Rowlings Welt in Teil Eins letztendlich gelungen ist.

Die Potterserie richtet sich hier noch an Kinder und auf der Ebene eines Kinderfilms bewegt sich auch die konventionelle Inszenierung.

Die vielen Totalen überfordern Daniel Radcliffes Gestik und mehr als geweitete Augen bekommen wir von seiner Mimik nicht zu sehen. Dafür glänzt Emma Watson als Hermine noch mit charmant streberischer Natürlichkeit.

Der Climax kommt und geht ohne viel Trara, dafür setzt das fantasievolle Set-Design mit all seinen Details, die britische Darstellerriege und der Score von John Williams (besonders das Hedwig’s Theme) für alle kommenden Fantasymärchen Maßstäbe.

Der Stein der Weisen ist kein Kinderfilmklassiker in der Liga der Unendlichen Geschichte. Er ist nicht einmal besonders sehenswert, dank des Fehlens jeder persönlichen Note von Seiten der Regie oder Kamera. Zuviel muss erklärt werden, um eine ergreifende Geschichte zu präsentieren. Die belustigend altmodischen (d.h. an Romane des 19. Jahrhunderts erinnernden) Nebencharaktere und die Fantasie im Detail machen ihn noch immer ansehbar.

Das Highlight: Potions, potions, potions…
Professor Snape: Mister Potter. Our new… celebrity.

3. Harry Potter and the Chamber of Secrets (2002)

Dt. Titel: Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Regie: Chris Columbus
“Wow, der Farbfilter wird entdeckt! Ein Basilisk wird mitleidlos gekillt und alle schreien: Mein Gott, die Reihe wird immer düsterer. Bald sehen wir gar nichts mehr!”

Diese minimal zugespitzen Sätze geben in etwa die zeitgenössische Reaktion auf “Harry Potter und die Kammer des Schreckens” wieder. In Deutschland kam der Film sogar nur geschnitten in die Kinos, um ihn noch ab sechs laufen zu lassen.

Bis zum vor sich hin plätscherndem Finale, dessen Schnitt und visueller Gestaltung man wenigstens anmerkt, dass Columbus versucht hat, den Ton der Vorlage zu treffen, fallen eher thematische als inszenatorische Unterschiede zu Teil Eins auf.

Die “Schlammblut”-Thematik wird eingeführt, Kinder werden in erschrecknden Posen versteinert und mit der Einführung von Lucius Malfoy (Jason Isaacs) gibt es erstmals deutlichere Hinweise auf lebende und damit bedrohliche Voldemort-Anhänger. Alles in allem erscheint die Zaubererwelt nicht mehr ganz so wunderbar rosa.

Columbus handhabt die Action-gesättigten und schauspielerisch anspruchsvollen Sequenzen schwerfällig. Die animierten Quidditchspieler schauen immer noch nach mit Pudding gefüllten Gummipuppen aus.

Die jugendlichen Darsteller übertreiben entweder maßlos (Rupert Grint) oder tun gar nichts (Daniel Radcliffe). Einzig Tom Felton als Draco Malfoy bleibt, wie in allen Filmen der Reihe, auch in diesem ein konstant akzeptabler, fieser Feigling.

Großes Kino ist die Kammer des Schreckens auch nicht. Wer sich die Filme wegen den über zwöljährigen Schauspielern anschaut, wird hier enttäuscht werden. Nur Jason Isaacs und Kenneth Branagh (Gilderoy Lockhart) haben Zeit und Raum ihre unterhaltsam übertriebenen Charaktere vor unserer Nase auszubreiten.

Das Highlight: So ziemlich jede Szene mit Gilderoy Lockhart, besonders der Duellierclub und das “Heilen” der Quidditch-Verletzung Harrys:
Gilderoy Lockhart: As you can see the bone is no longer broken.
Hagrid: Broken? There’s no bones left!

2. Harry Potter and the Order of the Phoenix (2007)

Dt. Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix
Regie: David Yates

Eine Eins hätte auch vor dem Filmtitel stehen können, doch was nützt ein Rating, wenn man unfähig ist, eine Entscheidung zu treffen.

Nach dem enttäuschenden vierten Teil war die Nachricht, ein TV-Regisseur werde den nächsten Potter drehen, durchaus Besorgnis erregend. The Girl in the Café war ein guter kleiner Film gewesen, aber ein Potterspektakel in den Händen dieses Mannes? Auch noch das längste und langweilligste Buch galt es zu verfilmen…

Die Schwächen des Buches musste Yates (und der Drehbuchautor Michael Goldenberg) erkannt haben, schließlich zieht er das Tempo an, verzichtet auf unnötige Subplots und filtert die zentralen Themen heraus.

Die Pubertät ist in keinem anderen Film dermaßen Hauptdarsteller, wie hier. Sie zieht sich durch Harrys Kampf mit sich selbst und seiner wahren Natur und gleißt schmerzhaft im unfreiwilligen Flashback des Severus Snape (Alan Rickman) wieder auf.

Mit Dolores Umbridge (gespielt von Imelda Staunton) wird einer der stärksten, weil überdrehtesten, Charaktere der Serie eingeführt. Jede Szene, jeder Ton Stauntons ist eine Wonne. Alle anderen Nebenfiguren erhalten entweder längere Szenen – Sirius Black (Gary Oldman) wird zur Vaterfigur – oder aussagekräftigere (McGonagall, Snape).

Plötzlich ist nicht nur comic relief das Ziel, wie noch im Feuerkelch. Charakerisierung wird groß geschrieben. Eine Aufgabe, die auch Cuarón nicht besser lösen konnte.

Yates nimmt einige Bilder und Symbole (z.B. die Fenster) seines mexikanischen Vorgängers subtil wieder auf und zeigt deutlich in welcher filmischen Kontinuität er sich bewegt. Die Dialoge drehen einem hin und wieder den Magen um (He’s really out there isn’t he?), doch aus den Büchern kann man keine Wunder zaubern.

Den Kampf zwischen Gut und Böse, der am offensichtlichsten im Duell des Ordens mit den Todessern ausgefochten wird (schwarz gegen weiß, Feuer gegen Wasser), unterlegt Yates mit einer metaphorischen Ebene, er trägt sich in den “Visionen” Harrys aus. Das und der fließende Übergang zwischen Zeitungsartikeln und Wirklichkeit, der die Erzählung bereichert und beschleunigt, sind die auffälligsten kreativen Geschenke, die der Orden des Phönix an die Serie macht.

Trotz aller Effekte und der leider nur an einen MacGuffin erinnernden Prophezeiung, welche die Handlung antreibt, führt Yates die Charaktere und den Plot schon in die Richtung des nächsten Teils.

Das Highlight: Der finale Kampf zwischen dem Orden des Phönix und Voldemorts Todessern. Erstmals ordnen sich alle filmischen Komponenten der dynamischen Action unter. So muss Magie aussehen!

Cornelius Fudge: He’s back!

1. Harry Potter and the Prisoner of Azkaban (2004)

Dt. Titel: Harry Potter und der Gefangene von Azkaban
Regie: Alfonso Cuarón

Harry Potter und der Gefangene von Azkaban ist ein Quantensprung im Potterverse. Ein eigener Stil war Chris Columbus’ Sache nie, doch was Cuarón an Ideenreichtum und Willen zur Symbolik (in einem Jugendfilm!) in die Reihe brachte, hat wohl nicht nur mir die Freude an den Verfilmungen wieder nah gebracht.

Das wohl beste Buch der Serie gipfelt in einem verschleppten Climax, der in keinem anderen Teil so zu finden ist. Das retardierende Element des die-Zeit-zurück-drehens macht auch den Film nicht spannender und hier und da wäre etwas mehr Backstory zum Verständnis hilfreicher gewesen (der ganze Marauders-Subplot wird bis auf ihre Karte ignoriert).

All das gilt es zu akzeptieren, doch Cuarón weiß, wie man intelligent unterhält. Und er weiß, wie man Schauspieler vorteilhalft in Szene setzt. Das betrifft natürlich die Judendriege. Radcliffe wird wohl nie ein Großer werden, doch im Gefangenen von Azkaban stimmt einfach alles: Sein Look, die Chemie mit seinen Co-Stars, seine Co-Stars selbst.

Während Columbus’ Filme selten über eine episodische Darstellung des Schuljahres hinaus kamen, nutzt Cuarón seine auffällige Fenster- und Zeitsymbolik zur Gestaltung fließender Übergänge.

Allein die im ganzen Film zu findenden Kamerafahrten durch diverse Fenster – oft aus der Sicht Harrys oder die Außenwelt mit Harry verbindend – bieten gleichzeitig eine Rahmung und ein Hilfsmittel für die nahtlose Narration.

Die Kameraführung des Michael Seresin ist betont realistisch, eine Sequenz im Leaky Cauldron deutet schon Cuaróns Hang zu Tracking Shots an. Trotz ihrer Verspieltheit zielt die Inszenierung primär darauf ab, den Kontrast zwischen dem rauen Leben Harrys bei den Dursleys und der in all ihren kleinen Details spannenden Zaubererwelt herauszuarbeiten. Letztere wird schließlich gerade in diesem Teil Harrys wahres Zuhause.

Die Düsternis des Films – der im Titel angedeutete Gefangene ist aus Azkaban ausgebrochen und will anscheinend Harry töten – wird nicht auf einen Farbfilter reduziert. Die Gegenwart der alle Freude aus ihren Opfern saugenden Dementoren färbt auf das Leben in Hogwarts ab. Das obligatorische Quidditchspiel findet nicht zuletzt deswegen erstmals im Regen statt.

Die Naturaufnahmen sind romantisch, versetzt mit einer Prise Melancholie. Harrys Positionierung im Bild erinnert oftmals an die Werke Caspar David Friedrichs. Die Welt ist erwachsener geworden, so ergeht es auch ihrem Held, der sich in Folge dessen mit dem Tod seiner Eltern auseinander setzen muss.

Das dritte Buch ist gleichzeitig ein Höhepunkt (als letztes “Kinderbuch” der Serie) und ein Übergang (die Ansätze zur Rückkehr Voldemorts im vierten Teil werden hier gelegt) zu ernsteren Gefilden. Die Verfilmung von Alfonso Cuarón wird diesen Aufgaben gerecht. Das Märchen ist noch immer sichtbar, während der Fokus Schritt für Schritt auf die Coming-of-Age- und heilgeschichtlichen Aspekte der Story verlegt wird.

Das Highlight: Das Finale in der Shrieking Shack. Ein Zusammentreffen der Generationen (Harry, Ron, Hermine vs. Black, Lupin, Pettigrew, Snape), in dem die Rollen nur scheinbar klar verteilt sind.
Hermione: If you’re going to kill Harry, you’ll have to kill us, too.
Sirius Black: No, only one will die tonight.


Die Serie deutet einen qualitativen Aufwärtstrend an. Für den sechsten Teil, Harry Potter and the Half-Blood Prince (Harry Potter und der Halbblutprinz) wurde wieder David Yates engagiert.

Der Neuzugang Bruno Delbonnel (Kameramann bei Die Fabelhafte Welt der Amelie und Across the Universe) verspricht neue Akzente in der visuellen Gestaltung und bestätigt die Erfahrung, dass das erwachsene Personal immer ein Grund ist, sich diese Jugenfilme anzuschauen.

Ob einer der Filme jemals seiner Qualität wegen in die Filmgeschichte eingehen wird, ist noch abzuwarten.

Hey Jude

Trotz meiner beträchtlichen Aversion gegen Musicals, deren einzige Ausnahmen Singin’ in the Rain und My Fair Lady sind, birgt dieser Winter zwei musikgesättigte Highlights, denen ich mich ganz sicher nicht entziehen werde.
Sweeney Todd von Tim Burton läuft ja hierzulande erst am 21. Februar an, was mir einen Schauer über den Rücken jagt bei dem Gedanken, die Songs könnten womöglich bis dahin synchronisiert werden.
Die Originalstimmen hört man dafür auf jedenfall in Julie Taymors “Across the Universe”, einem Musical, das ganz und gar aus Beatlessongs besteht. Das allein hat das Zeug zum Traum jedes Fans der Fab Four. Dazu tragen die Charaktere auch noch so wunderbare Namen wie Jude, Lucy, Mr. Kite und Sadie.
Am 22. November geht’s los.
Der Trailer liefert schon mal einen kleinen Vorgeschmack:
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Persepolis. Ein Trailer

Nachdem er in Cannes bereits umjubelt und mit dem großen Preis der Jury augezeichnet wurde, startet der französische Animationsfilm “Persepolis” bei uns am 22. November in den Kinos.
Nun gibt’s einen ersten längeren Trailer für die Verfilmung des autobiographischen Graphic Novels von Marjane Satrapi, das sich u.a. um die Kindheit von Marjane im Iran der Islamischen Revolution dreht.
Es ist auf jedenfall mal eine Abwechslung, einen Animationsfilm zu sehen, der kein Pixar-Klon mit sprechenden Kuscheltieren und auch nicht die x-te Fortsetzung der Abenteuer eines flatulenten Ogers im Märchenland ist.

Von Löwen und Lämmern (USA 2007)

Erst der wie eh und je genervt brüllende MGM-Löwe, begleitet vom United Artists-Logo, dann der Titel “Von Löwen und Lämmern”, der in einer anderen Zeit auch einen Film von Michael Curtiz oder William Wyler hätte segnen können.

Ungeachtet der aktuellen Thematik wirkt Robert Redfords siebte Regiearbeit in vielerlei Hinsicht altbacken. Das ist nicht notwendigerweise schlecht. In einem Drama, das im wesentlichen von seinen Dialogen lebt, kann eine überdrehte Kameraarbeit à la “24” nur ablenkend wirken. Dennoch wünscht man sich, Redford hätte hinsichtlich seiner Inszenierung mehr gewagt. An den gravierenden Schwächen des Drehbuchs hätte das aber wohl auch nichts geändert.

Auf drei Erzählebenen, die gleichzeitig und in Echtzeit ablaufen, diskutiert Von Löwen und Lämmern” (Lions for Lambs) das außenpolitische Engagement der USA und die Rolle des einzelnen Staatsbürgers in der Ära des US-Interventionismus.
Eine Journalistin (Meryl Streep) interviewt den republikanischen Senator Jasper Irving (Tom Cruise) in Washington.
Ein College-Student (Andrew Garfield) in Kalifornien sitzt in der Sprechstunde seines Profs (Robert himself).
Zwei US-Soldaten (Michael Pena und Derek Luke) harren verletzt auf einem Plateau irgendwo in einem afghanischen Gebirge aus und warten auf ihre Rettung.

Die inszenatorische Verbindung dieser drei Erzählstränge erreicht zwar niemals das Niveau der Filme eines, Alejandro González Inárritu spannend ist der Film allemal. Unverhüllt ist die Kritik an der Politik der (nie offen genannten) Bush-Administration, die durch Senator Irving verkörpert wird.

Hat man die erste Paralysierung durch die ungesund strahlend weißen Zähne des Mr. Cruise erstmal überstanden, so muss man zugeben, dass das Casting des aufstrebenden rebublikanischen Politikers kein völliger Fehlschlag ist. Das schleimig-zynische Saubermann-Charisma steht unserem Lieblingsscientologen sehr gut. Leider hat Tom das Pech, gegen Meryl Streep anzuspielen, die ihn nicht nur an die Wand, sondern wie ein oscarverwöhnter Robocop geradezu durch die Wand hindurch rammt..äh..spielt.

Die Dialoggefechte, die sich Streep erst mit Cruise, dann mit ihrem Vorgesetzten liefert und ihre damit einhergehende Verzweiflung über den Zustand der Medienlandschaft, über den Verfall der Werte ihrer eigenen Profession, bilden die erfolgreichsten Momente des Films. Wenn Streep erscheint, funktioniert Von Löwen und Lämmern.

Die Streep-Episode ist schlichtweg besser konstruiert, als die beiden anderen. Klare Fragen werden hier aufgeworfen: Inwiefern hat die ach so kritische Presse Anteil an den Debakeln im Irak und in Afghanistan? Was weiß der Armani-tragende Politiker in Washington schon von der Realität des Lebens der Soldaten, die er in den Tod schickt? Welche Opfer kann die Außenpolitik in Kauf nehmen um ein unklares, idealistisches Fernziel zu erreichen?

Die relative Offenheit des Films – er verweigert vielfach den eigenen Standpunkt – gerät bei dieser Erzählebene nicht zum Nachteil. Das unlösbare Dilemma der Journalistin, das Gefangensein in einer nach ökonomischen Prinzipien funktionierenden Medienwelt, dessen Folgen ihrem Ehrenkodex keinen Raum geben, dieses Dilemma legt der Film bloß. Hier bringt er nicht nur eine konkrete Kritik an, er zeichnet auch einen glaubwürdigen, vielschichtigen Charakter, der aus dem Leben gegriffen scheint.

Redford als Mentor-Professor dagegen ist eine Idealfigur (besonders für Studenten an Massenuniversitäten), ebenso wie sein hochbegabter, aber resignierter Student. Die beiden diskutieren darüber, ob es sich lohnt, Engagement zu zeigen in einer korrumpierten Welt, deren Ideale verschüttet in den Trümmern der Dörfer des Nahen Ostens liegen.

Die Antwort in diesem dialogschwachen Erzählstrang wird angdeutet, nicht ausformuliert: Reiche Jungs gehen in die Politik, arme in den Krieg?

Die auffälligsten Schwächen des Films offenbaren sich in der Story der beiden Soldaten. Sie haben das Engagement für ihr Land wörtlich genommen und werden folglich als Helden dargestellt. Von Löwen und Lämmern verstrickt sich an dieser Stelle in Widersprüche, schließlich wissen die beiden um die fadenscheinige Argumentation der Regierung. Hätte man in der Opposition gegen den unrechten Krieg nicht mehr bewirken können? Als würde es einen Unterschied machen, wenn man als Fußsoldat im Nirgendwo stirbt.

Besonders in der ersten Hälfte bleibt dieser Strang ein Mittel zur künstlichen Spannungserzeugung, dessen Existenzberechtigung in einem dialoglastigen Drama sich nur schwer erschließen lässt. Sidney Lumet hat es doch auch ohne Maschinengewehre geschafft!

Die Ziellosigkeit dieses Erzählstranges, die Unbestimmtheit in seiner Argumentation weitet sich gegen Ende auf den ganzen Film aus. Man hat das Gefühl, dass es jemand sehr gut gemeint hat, dass jemand nicht nur einseitig eine liberale Message in die Köpfe hämmern wollte.

Man hat das Gefühl, dass jemand die Zuschauer zum Denken anregen wollte. Das würde nur leider um einiges erfolgreicher sein, wenn nicht zwei Drittel des Films ins Leere laufen würden.


PS.: Selten hat mich in den letzten Monaten etwas so genervt, wie das ewige hereinge-c.g.i.-en deutscher Texte in die Szenen dieses Films. Ob Zeitungsüberschriften oder Collegeakten. Eine wacklige deutsche Schrift vereinfacht uns allen das Verständnis, denn für Untertitel sind wir alle zu blöd. Juhu, zurück in die Fünfziger!
PPS.: Hiermit beantrage ich die Anerkennung des Wortes “etwas herein-c.g.i.-en” zum Zwecke der Bereicherung der deutschen Sprachwelt.