Duplicity (USA/D 2009)

Tony Gilroy ist fraglos der Filmemacher des Zeitalters der Wirtschaftskrise. Fasziniert ist er von abstrakten Mächten, gegen deren unsichtbare Strukturen der Einzelne sich verzweifelt zu erwehren versucht. So hat Gilroy nach diesem Muster den Anwaltsfilm á la John Grisham ad absurdum geführt (“Im Auftrag des Teufels”, Drehbuch) und den Agentenfilm grundrenoviert (die drei “Bourne”-Filme, Drehbuch). Mit seiner ersten Regiearbeit setzte er schließlich der Abstumpfung des modernen Großstadtmenschen mit überdurchschnittlichem Einkommen ein Denkmal (“Michael Clayton”). Dabei sind Gilroys Helden keineswegs Idealisten, die für ihre Prinzipien gegen die Übermacht in den Kampf ziehen wie David gegen Goliath. Kevin Lomax, Jason Bourne und Michael Clayton sind Mittäter, willfährige Rädchen im Getriebe unmoralischer Gefüge, deren Verästelungen in Gänze zu überblicken, aussichtslos erscheint. Irgendwann erreichen diese Figuren ihren breaking point, doch bis dahin schließt die Liste der Missetaten diese Männer eigentlich schon von der Thronbesteigung zum Helden Hollywood’scher Prägung aus. Duplicity, Gilroys zweite Regiearbeit, ist nun ohne Zweifel seine reduzierteste Modulation des corporate heroes, welcher sich dem Konzern (/dem Geheimdienst/der Kanzlei…) – seinem beruflichem Heim – widersetzt und zu dessen Stolperstein werden will.

“Duplicity” entbehrt jeder Unterscheidung zwischen Moral und Amoralität und ist in seiner Haltung am ehesten vergleichbar mit Soderberghs “Ocean’s”-Filmen, vor allem Dingen deren dritten Teil. Denn wie in den Gaunerkomödien auch ist in Gilroys Zweitling alles nur ein Spiel. Ray (Clive Owen) und Claire (Julia Roberts) heißen die Spieler, die zwei Konzerne hinters Licht führen und mit Millionen davonkommen wollen. Dabei handelt es sich nicht um böse Kapitalisten, welche den armen kleinen Bürgern unrechtmäßig das Geld aus der Tasche ziehen und nun ihr Fett wegkriegen. Nein, die Sache ist um einiges komplizierter; oder viel einfacher. Die Frage, womit Equikrom und Burkett & Randle nun genau ihr Geld verdienen, besitzt allenfalls den Status eines running gags. Sanitärprodukte, Windeln und Lotionen vielleicht, doch wen interessiert das überhaupt? Wer kann in den heutigen Zeiten noch die vielfältigen Einsatzgebiete solcher privatwirtschaftlichen Mächte durchschauen? Niemand. Das scheint sich Gilroy gedacht zu haben und schrieb einen Agentenfilm, in dem nichtssagende Konzerne die Staatsmacht ersetzt haben, welche einander ausgeklügelte Kriege mit Hilfe von ultrageheimen Abteilungen für Produktspionage liefern. Claire und Ray stecken da mittendrin. Eigentlich müssten sie die James Bonds und Jason Bournes des Filmes sein, doch dafür fehlt eine entscheidende Zutat: Man kann es vielleicht als Relevanz bezeichnen. Der Beruf, den Claire und Ray ausüben ist letztendlich ohne jede Bedeutung. Zumindest wenn man ihn nach konventionellen Maßstäben der Narration von Agentenfilmen beurteilt. Die beiden sind schließlich weder in den Kampf von Gut gegen Böse verstrickt, noch müssen sie ihre eigene Haut retten.

Claire und Ray könnten ihre Jobs bis ans Lebensende ausführen; ein ums andere Mal von ihren Kindern und Kindeskindern gefragt werden, was sie da eigentlich genau tun; ein ums andere Mal dieselbe Antwort geben; ein ums andere Mal verwirrte Blicke als Reaktion erhalten. Claire und Ray sind keine Astronauten, Feuerwehrmänner oder -frauen. Sie sind eben keine Helden, denn in der hübschen Hochglanz-Urbanität, in der sich “Duplicity” abspielt, gibt es keine Helden. Selbst Agenten sind zu demystifizierten Wesen geworden, deren  komplizierte Pläne, High Tech-Gadgets und Versteckspiele sich ewig im Kreis drehen. Sie und damit auch Claire und Ray und Equikrom und Burkett & Randle drehen sich um ein einziges, großes Nichts; eine überteuerte Verhaltenstherapie, um die Stunden zu füllen, deren konkreter Wert aber irgendwann einmal verloren gegangen ist. Tony Gilroy beschreibt das Spiel der großen Konzerne als Perpetuum Mobile, das beständig in der Ecke vor sich hin tuckert, während das wahre Leben sich irgendwo anders abspielt. Ein lächerliches Spiel ist das also und Claire und Ray stecken, wie gesagt, mittendrin. Auch wenn sie denken, sie seien schlauer als alle anderen.

Yorkshire Noir

Straßenbahnen sind schon etwas schönes. Wenn sich nicht gerade die studentische Masse darin gegenseitig zu zerquetschen versucht. Doch zurück zum Thema: Straßenbahnen sind etwas schönes, weil sie einem die Gelegenheit bieten, Dinge zu tun, zu denen man im Trubel des Alltags manchmal keine Zeit findet. Anderen Menschen auf die Füße treten beispielsweise oder in (relativer) Ruhe ein Buch lesen. Mit letzterem überbrücke ich tagtäglich die 15 Minuten vom Trabantenviertel in die Innenstadt und dieser Gewohnheit ist es auch zu verdanken, dass ich David Peace’ Krimi “1974” gestern zu Ende gelesen habe. Um es kurz zusammenzufassen: Da braucht man keinen Kaffee mehr. “1974” ist der erste Teil des “Red Riding”-Quartetts, mit dem Peace das Subgenre des Yorkshire Noir in der Literatur begründet hat und ja, nachdem Lesegenuss wird einem jede Romantisierung des englischen Nordens ausgetrieben, was u.a. an der ausufernden Gewalt und der vollkommenen Abwesenheit von Identifikationsfiguren liegt. Yorkshire, das suggeriert Peace, ist ein Höllenloch, in dem die Polizei korrupt, die Journalisten egoistische Trinker und die Reichen perverse Sadisten sind. Peace’ Romane mögen nicht gerade der Stoff für gemütliche Fernsehabende sein, doch das hat den britischen Sender Channel 4 nicht davon abgehalten, das Quartett – zur Trilogie gerafft – zu verfilmen. 19741980 und 1983 heißen die Filme. Inszeniert wurden sie von drei renommierten Regisseuren, einer davon Oscarpreisträger James Marsh (“Man on Wire”). Vor der Kamera sind Veteranen wie Paddy Considine, David Morrissey und Sean Bean zu sehen. Andrew Garfield (“Boy A”) gibt im ersten Teil den jungen Journalisten Eddie, der hinter einigen Fällen vermisster Kinder eine große Story wittert.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel noch: Die Filmtrilogie ist in UK bereits auf DVD erschienen und hat zahlreiche gute Kritiken gesammelt. Nachdem die Filme bei ein paar Festivals für Furore sorgten, wurde sofort ein amerikanisches Remake angekündigt, Ridley Scott soll als Regisseur, Steven Zaillian als Drehbuchautor dahinter stehen. Während Kenner der Story sich also darüber wundern, wie ein Spielfilm diese spezifisch (nord-)englische Geschichte ins Hollywood-Gewand verwandeln soll, kann man unten den Trailer für das Original betrachten.

(via)

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10 Jahre // 15 Favoriten (3)

Im letzten Teil meines Dekaden-Specials geht’s etwas mainstreamiger (lies: amerikanischer) zu, als in den anderen beiden. Wer sich einen Überblick verschaffen will über die Konkurrenz, kann sich meine MyMovies Liste der gesehenen Filme bei der IMDb ansehen, die natürlich allerdings nicht vollständig ist. Was hat die Zusammenstellung der Liste mir gebracht? Vor allem eine Konfrontation mit all den Filmen, die ich noch nicht gesehen habe. Die von Apichatpong Weerasethakul (“Syndromes and a Century”) und den Gebrüdern Dardenne (“Lornas Schweigen”) beispielsweise. Aber gerade deswegen macht man Listen, liest die Listen anderer Leute und diskutiert darüber.


Children of Men (J/USA/GB 2005)

Die besten Dystopien erschüttern uns in Mark und Bein, zeichnen das Bild einer Zukunft, die wir keinesfalls erleben wollen und verweisen so auf die gefährlichen Wurzeln, welche dafür in der Gegenwart gelegt werden. In einem mit einigen Dystopien versehenen Jahrzehnt, stellte Alfonso Cuaróns “Children of Men” zweifellos den Höhepunkt dar. Denn keiner der anderen Genre-Beiträge wie “V wie Vendetta” oder “Equilibrium” vermochte es, eine vergleichbare Verzweiflung und Aussichtslosigkeit angesichts der Zustände in unserer Zukunft zu suggerieren. Dabei bedient sich Cuarón in erster Linie nicht einmal bei dem bekannten Motiv des Überwachungsstaates, wie es so viele andere seit Samjatins “Wir” getan haben. Nichts weniger als das drohende Aussterben der Menschheit hat die Gesellschaft in ein Chaos gestürzt, wie es nur durch das latente Gefühl der Sinnlosigkeit des eigenen Daseins entstehen kann. Wenn nach uns nichts mehr kommt, warum noch dem Handeln Grenzen setzen? Terroristen jeder Couleur, ein drohender Aufstand im Inneren und ein rücksichtsloser Polizeistaat am Rande des Kollaps… Vor dem Hintergrund dieser Kulisse fällt es ausgerechnet dem resignierten Theo (Clive Owen) zu, das schwach glimmende Licht er Hoffnung vor dem Verlöschen zu bewahren.

Die allseitige Bedrohung in dieser Welt, in der keine Kinder mehr geboren werden, setzt Cuarón mit beachtlicher Selbstsicherheit bei der Wahl der stilistischen Mittel (u.a. die berühmten Plansequenzen) um, ohne der Gefahr zu erliegen, sich in selbstverliebten Spielereien zu sulen.

Ratatouille (USA 2007)

Gut zu essen, das ist eine wunderbare Angelegenheit. Die komplexe Gewürz-mischung einer Sauce auf der Zunge zergehen lassen. Die Geschmacks-explosionen im Gaumen nachverfolgen, genießen, ihre Ingredienzen erahnen. Wenn der Widerstreit scheinbar nicht kombinierbarer Sinneseindrücke im Mund beigelegt, der Genießende eines besseren belehrt wird, findet dieser sich schon bald im siebten Himmel wieder. Gutes Essen gehört zu den schönen Seiten des Lebens und der Akt des (liebevollen) Kochens übrigens auch. Nicht die sklavische Verehrung von Rezepten, sondern die instinktive Mischung, die abwegigen Eingebungen. Deswegen ist Kochen die vergänglichste aller Künste und seine Freuden – sowohl auf Seiten des Künstlers als auch des Konsumenten – unheimlich schwer medial ausdrückbar. Zumindest solange es kein Geruchs-/Geschmackskino gibt. Dass nun ausgerechnet Pixar einer der besten Filme über das Thema gelungen ist, kann aus heutiger Sicht kaum überraschen. Die können ja so gut wie alles. Wenn es um die Aufnahme in Bestenlisten geht, hatte “Ratatouille” in den letzten zehn Jahren viel Konkurrenz aus dem eigenen Stall. “Wall-E” mag (anfänglich) radikaler sein, “Die Unglaublichen” bieten mehr Unterhaltung und “Oben” ist ein einziger Stich ins Herz. Doch “Ratatouille” ragt mit einer nahezu perfekten und v.a. gleichmäßig hochwertigen Erzählung heraus und kreiert aus einfachen Zutaten eine unerwartete Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Kunst für Mensch und Ratte. Classical Hollywood Cinema eben, wie es kaum noch zu finden ist. Hauptsächlich aber macht “Ratatouille” eines: Appetit.

Zodiac (USA 2007)

Die Urkatastrophe des Serienkiller-Motivs ist bekanntlich Jack the Ripper und was hat ihn dazu gemacht? Nicht die Brutalität. Nicht die Kaltblütigkeit. Nicht die Opfer. Nicht der Ort. Whitechapel gehört zu den Zutaten genau wie die Prostituierten, die ihm zum Opfer gefallen sind, doch Jack the Ripper ist aus einem einzigen Grund zum Mythos geworden: Bis heute ist seine Identität unklar, denn er wurde nie gefasst. Darin gleicht ihm der Zodiac-Killer, dessen Verfolgung David Fincher seinen zweiten Ausflug in das Genre widmet. Hinzu kommen die Briefe und mit ihnen die seltsame Symbiose zwischen Killer und Presse, die problematische Kanonisierung der Opfer und damit letztlich die Ungewissheit. Gab es den Zodiac-Killer überhaupt? War es ein Täter, waren es mehrere? Fragen über Fragen, die Robert Graysmiths (Jake Gyllenhaal) Obsession füttern. Der Karikaturist und spätere Buchautor bewegt sich zunächst an der Peripherie der Ereignisse, müssten die eigentlichen Helden des Serienkillerfilms in diesem Fall doch der Inspektor David Toschi (Mark Ruffalo) oder der waghalsige Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) sein. Graysmith avanciert jedoch bald zum Pendant all jener Ripperologen, deren Suche nach dem Mörder auch die Zeit nichts anhaben konnte. Das Genre auf seine Wurzeln zurückführend, zeichnet Fincher gleichzeitig ein stellenweise erschütterndes Bild der Taten und ihrer Auswirkungen auf San Francisco. Weniger reißerisch als viele Genrebeiträge (auch sein eigener “Sieben”), aber dafür eben ganz nah. Ein einfaches Picknick am See wird danach nie wieder dasselbe sein.

Che – Revolución & Guerilla (F/E/USA 2008)

Wäre “Ocean’s Eleven” ein ernsthafter Arthouse-Film, würde er wahrscheinlich so ähnlich aussehen wie “Che”. Ein Film über professionelle Räuber, der von der Zusammenstellung des Teams bis zum Gelingen des Coups jeden Schritt minutiös nachzeichnet, eben weil Soderbergh, der Analytiker, dafür verantwortlich zeichnet. Was also war zu erwarten, als sich der Mann mit der abwechslungsreichen Filmografie daran machte, Che Guevara auf der Leinwand zu begegnen? Kein Biopic, denn “Che” gehört  nicht zur “Erin Brokovich”-Sorte, sondern  entspringt vielmehr dem augenscheinlich entfremdenden “The Good German”-Soderbergh, der die Marketingabteilung des jeweiligen Studios gerne vor unlösbare Aufgaben stellt. Zum Ausklang eines Jahrzehnts, das von einem ganzen Biopic-Hype überfallen wurde, stellte sich Soderbergh gegen den Strom und lieferte statt der Aufarbeitung des Lebens einer Legende die Analyse zweier revolutionärer Kämpfe. Damit ist “Che” eine der ungewöhnlichsten Annäherungsweisen an eine historische Persönlichkeit, da der filmische Doppelschlag sich der klassischen Narrativisierung des Lebensweges widersetzt. Es ist wohl einer der abgeklärtesten Blicke auf eine Legende, den man in Filmform finden kann. “In seinem Zweiteiler wühlt sich Soderbergh durch die Barrieren, welche die Mythenbildung mit sich bringt, um eine vielleicht nicht neue, aber vormals verschüttete Sicht auf Guevara zu gewähren. Er nähert sich dem Selbstbild eines Soldaten an, eines argentinischen Arztes, der in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Revolutionär wurde und als solcher 1967 in Bolivien starb. „Guerilla“ beweist, dass Soderbergh der perfekte Regisseur für diesen Job ist.”

Inglourious Basterds (USA/D 2009)

Mein persönliches Kinoereignis des Jahres. Nicht nur wegen Christoph Waltz und Mélanie Laurent. Nicht nur wegen des “Es war einmal…” und der Konsequenz, mit der Quentin Tarantino diese Idee bis zum Ende führt. Nicht nur wegen großartiger Bilder, wie dem in Flammen aufgehenden Riesengesicht, der Aschenputtel-Szene und den zwei Männern, die sich in einer Holzhütte gegenüber sitzen und reden. Was als Nazi-Klopperei in den Trailern verkauft wurde, entpuppt sich als Tarantinos bei weitem ehrgeizigstes Projekt. In jeder Sequenz, jeder Einstellung spürt man seine Ambition, ein Werk epischer Proportionen auf die Leinwand zu bannen und es ist ihm gelungen. “Inglourious Basterds” beweist, dass sich der einstige Posterboy der Postmoderne längst in eigenen Sphären mit einem unüberschaubaren System der (Selbst-)Referenzialität bewegt. Tarantinos Sprache – seine narrativen und metaphorischen Codes – ist das Kino und wo andere seiner Werke sich in Richtung semiotischer Spielereien, deren Strukturen interessanter sind, als die vermeintlichen Lebewesen, die sie verkörperten, bewegten, ist “Inglourious Basterds” nicht “nur” ein Film, sondern totales Kino geworden. Eines, das Gehirn ebenso anspricht wie das Herz. Ein wunderbares Werk, das dem amerikanischen und italienischen Western ebenso viel zu verdanken hat, wie der BRD-Trilogie Fassbinders und damit mal eben kinematografisch den Atlantik zu überspannen weiß.

Avatar (USA/GB 2009)

Anlässlich des kurzen Aufenthalts des Königs der Welt auf unserer Erde, habe ich mir Avatar in einem 3D-Kino angeschaut; wohlgemerkt mein erster Besuch in diesem Tempel der Brillenschlangen. Vielleicht werde ich deswegen im Folgenden etwas nachsichtig mit der Rückkehr des Königs sein. Vielleicht, hätte ich den Film erstmals auf meinem mickrigen Kaufland-Fernseher im nicht weniger hässlischen Plattenbau meines Vertrauens gesehen, wäre ein Verriss die einzig mögliche Antwort auf all die vergebenen Chancen, unfreiwillig komischen Dialoge und rudimentär ausgebildeten Handlungsstränge gewesen. Doch so ist es nunmal nicht gewesen und das lässt sich mit meinen begrenzten Zeitreisemöglichkeiten auch nicht ändern. Es ist allerdings nicht so, dass ich mich dafür entschuldigen muss, “Avatar” für einen guten Film zu halten. Das ist er schließlich nicht. Nach konventionellen wie unkonventionellen Maßstäben verdient James Camerons Sci Fi-Abenteuer dieses Prädikat nicht. Dazu ist die Öko-Message zu plump und etwa zwanzig Jahre zu spät vorgetragen, die dürftige  Handlung ansonsten nur Vorwand für visuelles Spektakel, die Figuren zu flach, das Design Pandoras stellenweise mehr als man an buntem Kitsch ertragen kann. Aber dafür sieht der Film schön, echt, atemberaubend aus, denn solch einen Grad an Realismus der Computereffekte habe ich noch nie vorher gesehen. So einfach ist das. Insofern bekommt Cameron schon mal einen Pluspunkt auf der Liste der Pros und Contras, denn welcher Regisseur posaunt vorher nicht gern herum, sein Film sei ein Meilenstein der digitalen Effekte? Welcher Regisseur kann die Erwartungen aber tatächlich erfüllen? Cameron kann es, tut es und findet damit die einzige Existenzberechtigung seines ansonsten maßlos uninteressanten Films.

“Avatar” bietet eine bisher ungesehene Greifbarkeit künstlich erschaffener Welten; eine Lebendigkeit in den Augen seiner blauen Na’vi, von der einer wie Robert Zemeckis nur träumen kann. Wäre “Avatar” ein annehmbar geschriebener Film mit einer existenten Figurencharakterisierung, könnte man glatt mit den blauen Dingern mitfiebern. So erstickt die Vorhersehbarkeit der Faszination und gleichzeitigen Abscheu vor dem militärisch-industriellen Komplex, die Cameron mal wieder offenbart, jedes wirkliche Interesse. Von Anfang an ist schließlich klar, wo das alles hinführen wird. Sully, der etwas dummdreiste Soldat, der von den umweltfreundlichen Wegen der Na’vi bekehrt wird, muss gegen seine einstigen Militär-Kumpels antreten, die des Profites wegen das schöne Pandora verunstalten, die Ureinwohner verjagen wollen. Anstatt jedoch die umfangreichen 160 Minuten Laufzeit für eine weitere Verfeinerung dieses altbekannten Schemas zu nutzen, vertrödelt Cameron die meiste Zeit mit der Exploration Pandoras. Angesichts der Energie, welche in die Entwicklung der Effekte im Vorfeld der Produktion geflossen sein muss, ist das ausführliche Auskosten aller Attraktion auf der Spielwiese, das “Avatar” eigentlich darstellt, nur allzu verständlich. Für eineinhalb Stunden kann man da auch mal über die geäußerten Esoterik-Weisheiten und depperten Kommunikationsversuche der Figuren hinwegsehen, die einen, wenn nicht lachen, so doch im Kinosessel zusammenzucken lassen. Doch 160 Minuten?

Über die Ziellinie rettet Cameron seinen Film mühsam mit der finalen, wirklich ansehnlichen Schlacht. In der beweist er wieder einmal, was er am besten kann: Action inszenieren. Romantik hat er anscheinend seit “Titanic” verlernt (oder satt) und liefert uns stattdessen eine “Vereinigung”, die man auch bei den Teletubbies hätte reinschneiden können, ohne einen Tyler Durden-Effekt hervorzurufen. Dialogszenen… ach das hatten wir schon. Die wundersame Erstarrung vor dem übermächtigen Effekt – das kann er auch und betreibt es über weite Strecken des Films. Je nachdem, wie sehr man sich an bunten Welten, leuchtenden Bäumen, Wiesen, Tieren erfreuen kann, wird “Avatar” überzeugen. “Avatar”, ich hab dich gesehen und fand dich hübsch.

He's coming!

Der rockigste Superheld wo gibt ist back in Iron Man 2, featuring Robert Downey Jr., Mickey “Whiplash” Rourke, Don “War Machine” Cheadle und Scarlett “Black Widow” Johansson! Holt die Gitarren raus, lasst euch lange Haare wachsen und bangt ordentlich euren verdammten Head! Tony Stark wird am 6. Mai 2010 kommen und euren Tag versüßen!

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