Kontrapunkt: Die Filme von Terrence Malick

Gerade einmal vier Filme drehte der Harvard-Absolvent in Philosophie Terrence Malick in einem Zeitraum von 32 Jahren. Nach „Badlands – Zerschossene Träume“ (1973), „In der Glut des Südens“ (1978), „Der Schmale Grat“ (1998) und „The New World“ (2005) ist für 2010 sein neues Projekt angekündigt: „The Tree of Life“. Details über die Handlung um eine Adoleszenzgeschichte werden dabei wie ein Staatsgeheimnis gehütet, in den Hauptrollen werden Brad Pitt und Sean Penn zu sehen sein. Ein Grund mehr, sich einmal mit dem Schaffen dieses pressescheuen und geheimnisvollen, aber nicht desto trotz außergewöhnlichen Filmemachers auseinander zu setzen.

Seine beiden letzten Filme („Der Schmale Grat“ und „The New World“) lassen sich dabei ebenso als Einheit betrachten wie seine ersten beiden („Badlands“ und „In der Glut des Südens“). Die Frage bleibt jedoch bestehen, ob man von einem Früh- und Spätwerk Malicks sprechen kann. Denn zunächst: Allen Filmen von ihm sind mehrere ästhetische Gestaltungsmittel wie Motive gemein. Ein Voice-Over ist in allen vier Filmen zu finden, stets geht es um das Verhältnis vom Menschen zur Natur (illustriert durch zahlreiche Naturaufnahmen) und zu sich selbst, ein Feuer markiert stets einen Wendepunkt in der Story der Filme.

Doch während in „Badlands“ und „In der Glüt des Südens“ ausschließlich jeweils ein junges Mädchen ihre Sicht auf vergangene Ereignisse schildert und somit die jeweiligen Handlungen subjektiv kommentiert, reflektieren in „Der Schmale Grat“ und „The New World“ verschiedene erwachsene Charaktere in inneren Monologen ihr Verhältnis zum Leben, zum Tod und zur Liebe. Man könnte verallgemeinernd festhalten, dass die Naivität und Passivität im Voice-Over der ersten beiden Filme der Reife und Aktion im Voice-Over der letzten beiden gewichen ist. Oder: dass eine Entwicklung stattgefunden hat vom „Ästhetischen Stadium“ hin zum „Religiösen Stadium“ Kierkegaards.

Während „Badlands“ und „In der Glüt des Südens“ eine stringente Erzählung aufweisen, Auslassungen in Handlungsverläufen eher die Ausnahme sind, sind die Narrationen in „Der Schmale Grat“ und – insbesondere – in „The New World“ unzuverlässiger. Zu der elliptischen Erzählweise gesellen sich bebilderte subjektive Erinnerungsbruchstücke und Lücken in der Kausalitätsbeziehung. Auch in den inhaltlichen Motiven unterscheiden sich die ersten beiden Filmen Malicks von den letzten beiden signifikant. Zwar wird in allen vier Filmen das Motiv der unmöglichen Liebesbeziehung aufgegriffen, aber anders aufgelöst. Lassen sich dabei die ersten beiden Filme als Adoleszenzgeschichten begreifen, handeln die letzten beiden von Okkupation.

Badlands (USA 1973)

In „Badlands“ steht die Beziehung von Holly (Sissy Spacek) und Kit (Martin Sheen) schon deswegen unter keinem guten Stern, weil Letzterer Hollys Vater erschießt und bei seiner Flucht weitermordet. Nach anfänglicher An-ziehung und Liebe flachen Hollys Gefühle zu Kit ab und er ergibt sich schließlich freiwillig der Staatsmacht. Holly hat ihn kurz zuvor auf seiner Flucht durch die Badlands von Montana, einer öden Steppenlandschaft, verlassen. Kit ergibt sich in sein vermeintlich vorbestimmtes Schicksal und wird – wie wir im Voice-Over von Holly erfahren – hingerichtet. Die Inszenierung ist lapidar, wirkt zuweilen beklemmend durch die nüchterne Herangehensweise an angespannter Verhältnisse, die in Gewalt eskalieren. Zu nennen ist hier insbesondere Kits Mord an seinem Freund Cato, der sterbend auf dem Bett sitzend von Holly über ein Haustier befragt wird.

In der Glut des Südens (USA 1978)

Die problematische und letztendlich tödlich verlaufende Liebesgeschichte verläuft hier anders. Anfang des 20. Jahrhunderts reisen Abby (Brooke Adams) und Bill (Richard Gere) in den USA umher auf der Suche nach Arbeit. Das Pärchen, das sich offiziell als Geschwisterpaar ausgibt, hat Linda (Linda Manz), Bills kleine Schwester, im Schlepptau. Als sie einen Job bei einem Farmer (Sam Shepard) finden, verliebt sich dieser in Abby. Bill kann jedoch seine Gefühle nicht verbergen, obwohl diese Verbindung ein Leben im Wohlstand für alle bedeuten würde. Wie in „Badlands“ wird die Vaterfigur der Erzählerin letztendlich erschossen. Während in „Badlands“ jedoch das Niederbrennen des Wohnhauses von Holly die Wende in der Geschichte und die gemeinsame Flucht von Holly und Kit bedeutete, ist es hier das Verbrennen des Weizenfeldes bei einer Heuschreckenplage, wo der Farmer gegenüber Bill seinen wütenden Gefühlen freien Lauf lässt und sich der Konflikt zuspitzt.

Der Schmale Grat (USA 1998)

Bei diesem Film ist die durch Entfernung unmögliche Liebesbeziehung nur eine in einem größeren Kontext. Neben den Erinnerungen von Pvt. Bell (Ben Chaplin) an seine Frau und die glückliche gemeinsame Zeit vor seinem Kriegseinsatz werden das individuelle Verhältnis zum Tod und zum Leben ebenso wie die Frage nach dem Ursprung des Bösen thematisiert, welche zum Teil pantheistisch fundiert sind. Das Verhältnis des Menschen zu sich selbst (zu Feind und Vorgesetzten, der eigenen Kultur und des eigenen Lebensstils zu anderen) – in „The New World“ noch stärker herausgearbeitet – bildet den zentralen Bestandteil dieses gleichnishaften Films um die Eroberung der Insel Guadalcanal im Pazifikkrieg. Die Schönheit der Natur steht dabei der Grausamkeit des Krieges, die Liebe zum Leben dem Tod im Kampf gegenüber. Im Gewirr des Krieges hört der Film dabei in zahlreiche Charaktere „hinein“, innere Monologe werden auditiv wahrnehmbar.

The New World (USA/GB 2005)

Noch deutlicher als in „Der Schmale Grat“ geht es hier um Kolonialisierung. Anno 1607 landen britische Siedler in Amerika und sollen unter Führung von Captain Smith (Colin Farrell) eine Siedlung errichten. Dabei verliebt er sich in die Häuptlingstochter (eine Entdeckung: Q’orianka Kilcher) des dortigen Indianerstammes. Doch diese Liebesbeziehung zwischen zwei Kulturen sorgt dafür, dass sich Indianer und Kolonisten immer mehr verfeinden, sich gar bekriegen. Die Diagnose, dass es der durch Ständeschranken, Macht-verhältnisse und Besitzgier charak-terisierten Gesellschaft einer Alternative bedarf – ein Thema, welches in den ersten drei Filmen schon angerissen wurde – wird hier unter kolonialistischen Gesichtspunkten zuende gedacht. Während Pvt. Witt (Jim Caviezel) in „Der Schmale Grat“ die Idealvorstellung des Lebens, das er führen will, in dem Stamm eines indigenen Volkes findet (von dem er sich jedoch entfremdet), wird diese vorsündige Kultur in „The New World“ entweder vertrieben, zunehmend ausgerottet oder unter Aufgabe der natürlichen Identität in die eigene hineingezwungen. Aus diesem Grunde muss auch die (doppelte) Liebesgeschichte in „The New World“ tragisch enden.

Man kann diese Ausführungen – von Rezensionen kann dieses Mal kaum die Rede sein – als Prämisse verstehen. Als Mutmaßung um den Film, den uns der öffentlichkeitsscheue Filmemacher und Drehbuchautor im Jahre 2010 präsentieren wird. Ich, als Fan seiner ruhigen und tiefgründigen Erzählweise, freue mich jedoch schon auf „The Tree of Life“.

Kontrapunkt: DVD-Premieren

Ein Film blieb ihn Deutschland zu Unrecht ein Kinostart verwehrt, dem anderen nicht.

Tenderness – Auf der Spur des Killers (USA 2009)

Russell Crowe schlüpft in diesem psychologisch intensiven Thrillerdrama in die Rolle des leicht untersetzten Polizisten Cristofuoro, welcher einen vorzeitig aus der Jugendhaft entlassenen Psychopathen Eric (Jon Foster) nach seiner Freilassung Schritt auf Schritt verfolgt, um weitere Verbrechen zu verhindern. Als die missbrauchte Lori (großartig: Sophie Traub) zu Eric stößt, weckt das wieder seine Killerinstinkte. Doch das überraschende Finale und die Umkehrung der Machtverhältnisse am Ende lassen den Film nur bedingt in absehbaren Bahnen verlaufen. Eine verstörende, bisweilen durch seine bedächtige und mit Rückblenden etwas verschachtelte Erzählweise anstrengende Independent-Produktion, die jedoch am Ende mit einer in letzter Zeit selten gesehenen Tiefgründigkeit überzeugt. Eine Leih-Empfehlung!

Mutants – Du wirst sie töten müssen! (F 2009)

Leihen indes musst du diese französische Antwort auf „28 Days Later“ nicht, da der Film dem Zombiethriller-Subgenre rein gar nichts Neues hinzuzufügen hat. Ein Virus hat Etliche dahingerafft und die Menschen in Mutanten (seltsamerweise nicht Zombies – aber es kommt aufs Gleiche raus) verwandelt. Eine kleine Gruppe Überlebender – darunter eine Ärztin, die immun zu sein scheint – kämpft in einem Krankenhaus ums Überleben, bis die militärische Rettung eintrifft. Neben zahlreichen, nervig verwackelten und ultrabrutalen Mutanten-Angriffen mit hohem Gore-Faktor deutet der Film ein Drama um Liebe und Verantwortung an, welches jedoch oberflächlich bleibt und beim Zuschauer nur Gähnen hervorruft. Nette, fröstelnde Atmosphäre (winterlicher Wald) und ausgebleichte Bilder, aber nicht mehr als Dutzendware. Links liegen lassen, wenn man kein Genre-Fan ist!

Kontrapunkt: Trash V

Als Unterkategorie würde mir dieses Mal am ehesten „Liebe, Sex & Zärtlichkeit“ einfallen, aber das erinnert etwas zu sehr an die entsprechenden Ratgeber in einer Jugendzeitschrift. Apropos:

Die blaue Lagune (USA 1980)

Nicht sehr viel mehr als eine Foto-Lovestory aus der BRAVO, angereichert mit oscarnominierten Postkartenansichten der Flora und Fauna einer exotischen Insel. Dorthin verschlägt es die beiden schiffbrüchigen Kinder Richard und Emmeline, welche nach kurzer Zeit auf sich allein gestellt sind. Alsbald müssen sie die problematische Zeit der Pubertät am eigenen Leib erfahren, ohne mangels Aufklärung so recht zu wissen, was da so vor sich geht. Und diese romantische Naivität der Mann-Frau-Sexualbeziehung macht den dialogschwachen und inhaltlich dürftigen Film irgendwie auch unterhaltend, um nicht zu sagen: belustigend. Die Highlights: Emmaline blutet, ohne sich geschnitten zu haben und das ständig knatternde Paar bekommt plötzlich ein Kind (warum eigentlich?). Auch positiv zu erwähnen: einige Unterwasseraufnahmen, bei der neben zahlreichen Meeresbewohnern auch die entblößte Brooke Shields im zarten Alter von 15 Jahren bestaunt werden kann.

Nowhere – Eine Reise am Abgrund (USA/F 1997)

„L. A. ist wie… Nirgendwo. Jeder der dort lebt, ist verloren.“ Wahrlich keine aufbauenden Worte, die diesem beklemmenden, aber in Deutschland leider wenig bekanntem Mix aus Generation X-Drama und Fantasy aus dem Mund von Hauptfigur Dark (James Duval – der Typ im Hasen-Kostüm aus „Donnie Darko“) vorangestellt sind. Eine Handvoll Jugendlicher (u. a. Christina Applegate, Ryan Phillippe, Mena Suvari und Scott Caan) sucht in einer Welt, die kurz vor dem Zusammenbruch steht, nach Liebe und Halt, findet aber nur Sex. Dieser wird in einer Parallelmontage in seinen verschiedenen Variationen inklusive Bondage und einer Vergewaltigung nebeneinander gestellt. Der im Ansatz originelle und in Botschaft nachdenkenswerte Film irritiert jedoch mit einigen unnötigen Motiven: Einige groteske Überzeichnungen, die Invasion eines Echsen-Aliens und eine unmotivierte Referenz an Kafkas „Die Verwandlung“ sind einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Verlorenheit der Jugend nicht gerade zuträglich. Alles in allem aber sehenswert!

Robin Hood und seine lüsternen Mädchen (USA/BRD 1969)

In dem Oeuvre von Produzent und Regisseur Erwin C. Dietrich finden sich Filme wie „Die bumsfidelen Mädchen vom Birkenhof“ und „Mädchen, die nach Liebe schreien“. Allesamt also Meisterwerke der Filmkunst – und dieser Erotik-Trash, der die klassische Geschichte vom Helden der Armen mit zahlreichem unerotischen Rumgepimper im Waldlager aufpoppt… ähhh -peppt, gehört dazu. Leider sind die Kopulationen zu wenig erotisch, die Dialoge zu überflüssig, wirken die Kampfchoreographien bei den spärlich gesäten Actionszenen zu einfallslos und die Kostüme zu billig. Deswegen hat man bei dieser Titten-Parade mit leckeren Frauen, bei der die Männer stets die Strumpfhosen anbehalten, leider nur bedingt Spaß. Dazu gesellt sich schließlich noch das Schmierentheater einiger Darsteller, die dämliche Handlung (Robin soll mithilfe von Marian aus seinem Versteck gelockt werden) und eine völlig unmotivierte ausgedehnte Folter-Lesbenszene. Ein ganz klarer Fall für den Giftschrank, dieser Murks!

Kontrapunkt: Dr. Caligari vs. Dr. Parnassus

Zwischen beiden Filmen liegen knapp 90 Jahre Filmgeschichte. Von daher stellt sich schon von vornherein die Frage, ob es überhaupt fair ist, den Klassiker des Expressionismus und… nun ja… ein Werk von Terry Gilliam miteinander zu vergleichen. Doch nicht nur im Filmtitel („Das Kabinett des Dr. …“) bestehen Parallelen. Die titelgebenden Figuren sind hier wie dort Schausteller, welche ein dunkles Geheimnis umwebt und beide Filme lassen uns in vollkommen neue Welten eintauchen. Doch genau in letzterem Punkt unterscheiden sie sich erheblich voneinander.

Während weniger Regisseur Robert Wiene als seine Filmarchitekten Walter Reimann, Walter Röhrig und Hermann Warm die Seeelenlandschaften der Hauptfigur(en) mit fragwürdigem geistigen Gesundheitszustand nach außen trugen und somit eine fantastische Welt in die Realität hinein implementierten, sind in Gilliams Werk persönliche Geisteswelt und Realität strikt geschieden. Mit dem Eintreten in einen Spiegel öffnet sich diese Welt der Imaginationen, Wünsche und Triebe, wird „außen“ von „innen“ getrennt. Zunächst einen seltsamen, aus flachen Pappmaché-Bäumen bestehenden Wald durchkreuzend – daran hätten Reimann und Co. durchaus Gefallen gefunden – gelangen die Menschen des zahlenden Publikums in die Sphären ihres Unterbewusstseins, des bunten Märchens ihrer Fantasie. Diese fasziniert und lässt all jene Unzulänglichkeiten in Dialogen und Drehbuch vergessen, die sich während der „Real-Szenen“ dabei umso deutlicher abzeichnen.

Natürlich präsentiert uns der stets zur überdrehten Hektik neigende Gilliam diese Welt als visuelles Knallbonbon, setzt Logik und Größenverhältnisse außer Kraft. Tarsem Singh hatte jedoch mit „The Cell“ einige Jahre zuvor ähnliche, ebenso fremde wie fantastische Welten geschaffen, in denen ebenso wie hier neben der strahlenden Erfüllung von Wunschvorstellungen auch der Wahn, neben dem Bunten auch das Böse zu finden war. Das Motiv dort war die Geisteskrankheit oder Psychose, das Motiv hier ist der Teufel (launig dargestellt von Tom Waits). Der Handlungsraum ist bei Gilliam die scheinbar unendliche Welt, während Wiene eine einzige Stadt genügt. Gilliam entzaubert dabei seine eigenen Bilder, verortet sie als Extraordinäres im tristen Alltag der Schausteller, die nur noch wenige Menschen mit ihren Künsten und Zaubertricks zu fesseln vermögen. Wer dahinter eine Analogie zum Kino und die einbrechenden Umsatzzahlen vermutet, liegt richtig. Das Publikum und Gilliam, der sich spätestens seit „Brothers Grimm“, seinem schlechtesten Film, als Zelluloid-Zauberer versteht, haben – kommerziell gesehen – ein angespanntes Verhältnis. Und während „Dr. Caligari“ seinerzeit zum internationalen Kassenerfolg avancierte, spielte „Dr. Parnassus“ weltweit bisher gerade seine Produktionskosten wieder ein.

Durch seine internationale Bekanntheit wirkte „Dr. Caligari“ ebenso wie weitere Produktionen des Deutschen Expressionismus ihrerzeit stilprägend, beeinflussten insbesondere die Beleuchtungsmethoden des Film Noir sowie des modernen Horrorfilms. „Dr. Parnassus“ jedoch bleibt ebenso wie sein ambitionierter Regisseur ein Gesicht in der Menge. Die Narration beginnt, sich in den Szenenfolgen der Logik zu entledigen – Collin Farrell als Heath Ledger-Ersatz hetzt durch seine zerbrechende Imaginationswelt. Gilliam schwingt auf zum furiosen Bildersturm, bietet visuelle Effekte aus dem Computer en masse und offenbart die Seelenlosigkeit hinter den Bildern, während es Wiene und seinen Filmarchitekten mangels digitaler Technologie aber mit perfekter handwerklicher Technik gelang, die Vision im Kopf des Zuschauers tatsächlich entstehen zu lassen. Während „Dr. Caligari“ noch der Ort der Imagination, die Welt hinter dem Spiegel war, stellt sich „Dr. Parnassus“ davor auf, um sich mit einer Verbeugung für jene gute Show zu bedanken, die er selbst leider nicht mehr leisten konnte.

Kontrapunkt: Keine Jugendfreigabe II

Weil es so schön war und meine DVD-Lieferung aus Österreich eingetroffen ist, gleich noch mal.

Predator 2 (USA 1990)

Hier hetzt nicht mehr Arnie unter der Regie von Actionspezialist John McTiernan durch den Urwald, sondern Danny Glover unter Allerwelts-Filmemacher Stephen Hopkins durch den Großstadtdschungel. Das sind eigentlich auch schon die größten Probleme des Films. Selbst bei nur sporadisch auftretenden Action-sequenzen kommt kein Tempo auf und die handwerkliche Perfektion fehlt der soliden, aber nicht überragenden Inszenierung. Danny Glover wirkt als cleverer Bulle auf Alienjagd in L.A. etwas zu steif und behäbig, um als Actionheld durchzugehen. Auch das Finale gerät allzu enttäuschend und verläuft im Sand. So können auch einige nette, aber letztendlich verpuffende Einfälle (Glovers „Besuch“ auf dem Raumschiff der Predatoren und diverse Wärmebildkameraaufnahmen mit cooler Optik) an dem mediokren Gesamteindruck nichts ändern.

The Crow – Die Krähe (USA 1994)

Über die tragischen Umstände, durch die Brandon Lee während der Dreharbeiten ums Leben kam, muss ich an dieser Stelle kein Wort verlieren, denke ich. Fakt ist, dass sein letzter Film ein toller Mix aus Horror und Actionthriller mit Gothic-Elementen geworden ist. Brutal und mit melancholischem Unterton erzählt der Film die Geschichte von Eric Draven (Brandon Lee), der sich ein Jahr nach seinem Tod als untoter Geist an den Mördern von ihm und seiner Geliebten rächt. Das Finale auf dem Kirchendach bleibt dabei ebenso in Erinnerung wie Lees Läufe über die Häuserdächer der Stadt in strömendem Regen, was beides stylish ohne Ende ist. Allgegenwärtig: die von harten Hell-Dunkel-Kontrasten geprägte, grandiose Optik, welcher der Film seine düstere Stimmung verdankt und die ihn zu einem modernen Genre-Klassiker – nicht nur für Emo-Kinder – machte.

Die Nacht der reitenden Leichen (E/P 1971)

Apropos Klassiker: In Fankreisen gehört diese hanebüchene Splatter-Mär um untote Tempelritter zu Pferd, die bevorzugt Touristen das Blut aussaugen, in jene Kategorie. Das kann ich bei einer derart hirnrissigen Aneinanderreihung von Dämlichkeiten, die spielend jeden billigen italienischen Zombieheuler unterbieten, nicht nach-vollziehen. Wenn man über die absurde Konstruiertheit hinwegsieht, wie es dazu kommt, dass die eingeschnappte Virginia – das erste Opfer der Satan anbetenden Templer – des Nachts in einer alten Abtei übernachtet (ihr Freund hat mit einer alten, latent lesbischen Schulfreundin von ihr rumgeschäkert), wird man trotzdem noch von dümmlichen Horror-Szenen (stehen bleiben und kreischen anstatt vor den schlurfenden Typen wegzurennen) und den unsympathischen Charakteren genervt. Highlight: ein selbst-parodistischer Pathologe, der Virginias Freunden dümmlich grinsend erstmal genüsslich die falsche Leiche präsentiert. Man hat den Eindruck, dass in dieser Szene auch der talentfreie Regisseur mit seinem perplexen Publikum kommuniziert.