Gescheiterte Träume Teil 2 – La coquille et le clergyman (F 1927)

Der dritte Film im Bunde der tatsächlich aus dem Kreis der Surrealisten stammenden[1] Filme ist auch der am wenigsten bekannte: La coquille et le clergyman (Die Muschel und der Kleriker). Gedreht wurde er von Germaine Dulac nach einem Drehbuch von Antonin Artaud. Letzterer war mit der Umsetzung seines Drehbuchs nicht zufrieden. Wer es schafft, die 5-6 unfassbar öden Seiten des Drehbuchs zu lesen, wird sich fragen, was Artaud an diesen Film stört. Dulac hat sicher nicht alles perfekt getroffen, aber doch ihr Möglichstes getan, dem Buch gerecht zu werden. Es besteht die Möglichkeit, dass Artaud die Bilder aus seinem Kopf besser hätte umsetzen können. Doch wahrscheinlicher ist, dass er ebenfalls gescheitert wäre, denn was das Gelingen von „Un chien andalou“ so besonders macht, ist im Grunde, dass surrealistische Filme unmöglich sind, jedenfalls so wie sie sich die Pariser Surrealisten (insbesondere Artaud) vorstellten, denn sie wollten Filme und Literatur schaffen, welche die Eindringlichkeit eines Traumes haben sollten.

La coquille et le clergyman hat bessere Ideen als „L’âge d’or“, aber auch jede Menge Leerlauf. Der Film handelt von einem Priester, der Sex mit einer Frau möchte, aber ein General ist immer wieder im Weg. Erzählt wird das natürlich in abstrakten Bildern und Geschichten, wie zu Beginn als der Kleriker eine Flüssigkeit aus einer riesigen Muschel in kleine Reagenzgläser schüttet und diese anschließend wegwirft. Meist geschehen aber zusammenhanglose Dinge, wie der minutenlange Gang des Priesters durch unbestimmte Gänge. Er schwingt bedeutungsvoll einen Schlüssel und schließt Türen auf, aber sonst herrscht Ödnis in der Handlung. Dieser Leere, die keine nachvollziehbare Erklärung anbietet, kann man mit Anstrengung vielleicht interessante Zusammenhänge abringen, aber berührender wird es deshalb auch nicht. An der Eindrücklichkeit eines Traums scheitert der Film kläglich.

Den Grund dafür findet man am einfachsten in ihren Vorstellungen zur Literatur. André Breton, Großwesir des Surrealismus, hat Romane gehasst: „[…] an Dummheit grenzende Klarheit, das Leben von Hunden. Noch im Wirken der besten Köpfe macht sie sich  bemerkbar; das Gesetz der geringsten Anstrengung drängt sich ihnen am Ende auf wie allen anderen auch. Eine belustigende Folge dieses Tatbestandes ist in der Literatur zum Beispiel die Überfülle von Romanen.“[2] Für ihn war der Roman der Agent der Logik, der Realität, der Psychologie und der Kleinlichkeit. Und bei allen seinen nur zu verständlichen Kritikpunkten übersieht er, dass er durch die Ablehnung narrativer Zusammenhänge seinem Ziel Kunst zu schaffen, die eindrücklich wie ein Traum auf Menschen wirken solle, entgegen arbeitet. So haben es die Surrealisten auch nicht verstanden, ihre wirklich großartigen Manifeste in die Tat umzusetzen. Bücher wie „Les champs magnétiques“ (Die magnetischen Felder; von André Breton und Philippe Soupault)  sind unlesbar, da sie nur eine Ansammlung von Sätzen sind. Kafka hat die Verbindung von Traum und Wirklichkeit in seinen Texten greifbarer erreicht, weil er nicht auf die narrativen Zusammenhänge verzichtete, wie Milan Kundera feststellte.[3] Auch die von den Surrealisten so geliebten Fantômas Romane von Pierre Souvestre und Marc Allain sind bessere Beispiele für eine automatische Schreibweise[4] als die ermüdenden Bücher der Surrealisten.

Mit den Filmen verhält es sich auf ähnliche Weise. So schreibt Antonin Artaud: „Man muß nach einem Film suchen mit rein visuellen Situationen, dessen Drama aus einem Schock für die Augen entsteht, aufgenommen, wenn man so sagen darf, in der Substanz des Blickes selbst, ohne Verwurzlung in psychologischen Umschreibungen logischer Art, die nichts sind als ins Visuelle übertragener Text. Es handelt sich nicht darum, in der visuellen Sprache ein Äquivalent für die geschriebene Sprache zu finden, die die Bildersprache nur schlecht übersetzen würde, sondern vielmehr darum, die Essenz der Sprache selbst vergessen zu lassen und die Handlung auf ein Niveau zu verlegen, wo jede Übersetzung unnötig wird und wo diese Handlung fast intuitiv auf das Hirn wirkt.“.[5] Was er vom Film wollte, ist im Grunde eine eigene Realität, die direkt auf den Menschen wirken sollte. Doch Film ist nicht real und der Zuschauer weiß das. Wie das Wort schon sagt, schaut er eben nur zu und besonders bei abstrakten Filmen ist dies der Fall. Es gibt sicherlich gute experimentelle Filme, welche Zuschauer in ihren Sog ziehen können, doch die emotionale Eindrücklichkeit eines narrativen Films werden sie nie erreichen… schon gar nicht den Schock, das Zusammenzucken, welches ein Horrorfilm erreichen kann.

Das Problem ist die Fremdheit der Bilder. Ein Traum, in all seiner Irrealität, hat etwas Natürliches, Vertrautes und gerade deshalb etwas so Einprägsames und  Erschütterndes. Artauds Vorhaben musste scheitern, denn die in seiner Phantasie so mitreißende Essenz der Bilder hat in der Wirklichkeit nur einen ästhetischen Wert. Schönheit, der die Vertrautheit fehlt.

Ein kurzer Blick auf Jean-François Lyotards Theorie vom „Anti-Kino“ macht vielleicht deutlich, warum. Er sah in Zusammenhängen und wiederkehrenden Elementen ein Gefängnis für Bilder, die durch diese ihre innewohnende Kraft verlören. Er wollte ein Kino, das von einem Kind versinnbildlicht wurde, das ein Streichholz abbrennt und die Flamme anstarrt… ohne dass es einen gesellschaftlichen Nutzen oder ein zusammenhängendes Handeln gäbe.[6] Er übersieht, dass Bilder nicht die existentielle Realität einer Flamme haben, da man sich nicht dran verbrennen kann. Die Bilder auf der Leinwand müssen es erst erreichen, dass man sich mit ihnen identifiziert. Diese Kraft haben sie nicht von sich aus.

Artaud erwartete wie Lyotard, dass jegliche gezeigten Bilder existentiell auf den Zuschauer wirken könnten. Deshalb wollte er auch die Essenz der Sprache loswerden. Er wollte keinen Traum erzählen (und jeder kennt das Gefühl der Armseligkeit der Nacherzählung eines Traums, der im eigenen Kopf so reich an Eindrücken ist), sondern ihn zeigen. Er dachte, dass, wenn er traumartige Bilder zeigen würde, diese  auf die Zuschauer wirken würden, wie wenn diese sie selbst erlebten… als ob die Leinwand für den Zuschauer die Realität wäre. Deshalb war Artaud von La coquille et le clergyman in der Version von Germaine Dulac so enttäuscht, weil er einfach nur sich bewegende Bilder sah… die ihn wahrscheinlich auch noch langweilten. Doch statt seine Naivität zu erkennen, schob er die Schuld auf Dulac.

Er wollte nicht wahrhaben, dass narrative Zusammenhänge die Vertrautheit schaffen, die für eine Identifikation mit dem Geschehen nötig sind. Zu sehr hasste er Logik und Psychologie und damit eine nachvollziehbare Geschichte. Doch durch diese entsteht erst eine Welt im Film, wie irrational sie auch ist, die aus dem Zuschauer einen Teilnehmer machen kann. So muss es für Artaud ein Graus gewesen sein, dass im innovationsfeindlichen, geldgierigen Hollywood Filme gemacht wurden, die ihm  nicht gefielen, aber viel eher seine Wünsche erreichten. Wahrscheinlich wäre er schreiend aus dem Kino gerannt, hätte er das Ende von „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ gesehen, als die Titelfigur äußert: „Wissen Sie, wie das da drüben heißt? Traumfabrik. Eine Fabrik in der Träume gemacht werden und nicht Geld. Das müssen Sie sich mal vorstellen, dass man Träume machen kann … ganz einfach machen.“


[1] Zumindest wurde der Film 1927 gedreht, was  die Möglichkeit lässt, dass das Drehbuch vor Artaud Rauswurf 1926 durch André Breton geschrieben wurde. Wenn er es danach schrieb, ist das auch nicht weiter schlimm, weil es ja irgendwie zum guten Ton eines wahren Surrealisten gehörte, sich von Breton aus der Gruppe werfen zu lassen.

[2] Breton, André: Erstes Manifest des Surrealismus, in: Karlheinz Barck (Hrsg.): Surrealismus in Paris 1919 -1939, Ein Lesebuch, Leipzig 1990, S. 82-120, S. 88.

[3] Kundera, Milan: Verratene Vermächtnisse, Frankfurt am Main 1996, S. 53.

[4] Das automatische Schreiben war ein Versuch die Tore des Unterbewusstseins zu öffnen, indem man aufschrieb, was aus einem raus sprudelte, ohne dies bewusst zu steuern oder zu überdenken. Laut der wunderbaren Dokumentation „Fantômas – Das grausame Genie“ von Thierry Thomas haben Souvestre und Allain genau dies gemacht … ohne surrealistischen Überbau. Sie schrieben deshalb nicht irgendwas, sondern ordneten ihre Einfälle dem Erzählen einer Geschichte unter. Sie hatten jeweils nur einen Monat Zeit für ihre 300seitigen Bücher, weshalb sie die Kapitel stundenlang diktierten. Nur dem grob miteinander festgelegten Leitfaden des Plots mussten sie dabei folgen. Ihre Ideen wurden deshalb nicht durchdacht, sondern sprudelten nur aus ihnen raus, wodurch man über ihre Geschichten auch zunehmend tiefer in ihr Unterbewusstsein blicken konnte. (Übrigens haben die de Funès Filme mit dem Wahnsinn der Bücher außer dem Namen nichts gemeinsam.)

[5] Artaud, Antonin: Kino und Realität, in: Karlheinz Barck (Hrsg.): Surrealismus in Paris 1919 -1939, Ein Lesebuch, Leipzig 1990, S. 591-594, S. 592.

[6] Lyotard, Jean-François: Das Anti-Kino, in: Liebsch, Dimitri (Hrsg.): Philosophie des Films, Grundlagentexte, Paderborn 2005, S. 85-99.

Gescheiterte Träume Teil 1 – Ein andalusischer Hund (F 1929) & Das goldene Zeitalter (F 1930)

„Diese Nacht träumte ich – nicht von Literatur – diese Nacht träumte ich, daß ich nicht träumte. Und ich behaupte, daß für die Besessensten von uns eigentlich nur fehlende Alpträume wirkliche Alpträume sind. Im Leeren kreisend, könnte unser Geist sich nicht damit abfinden, gar nicht mehr zu kreisen. Und in der Gemeinschaft unserer Gedanken, Zuneigungen und Abneigungen wirkt die Geschichte von diesem Mann fort, der während einer Hungersnot seine Kinder aß, um ihnen den Vater zu erhalten.“,[1] sagte René Crevel in einem der unzähligen Texte, in dem die Surrealisten einzufangen versuchten, was sie denn eigentlich wollten. Und was wollten sie? Alpträume! Träume! Ekstase! Wahnsinn! Absurdität! Witz! Schmerz! Abenteuer! Kurz: alles, nur nicht die Biederkeit des Realismus und des Alltags. Sie wollten aus ihren eingefahrenen Wegen aufgeschreckt werden und sie wollten keine billigen Erklärungen für ihre Handlungen zulassen. Sie wollten mehr Tiefe als der Realismus ihnen aufzwängte.

Albert Camus sagt, dass sie das konkrete Irrationale und den objektiven Zufall wollten.[2] Doch da sollte er etwas genauer sein. Denn sie wollten das Irrationale, aber nicht den Zufall. Der Unterschied zwischen den beiden ist der gleiche wie zwischen jemanden, der auf die Straße geht und blindlings los schießt, und dem Gedicht, dessen Wörter aus einem Hut gezogen werden. Das Eine ist schrecklich, das Andere egal. Es ist aber auch der Unterschied zwischen Un chien andalou und L’âge d’or.

Un chien andalou (Ein andalusischer Hund) entstand aus der Verbindung zweier Träume … einem von Luis Buñuel und einem von Salvador Dalí. Zusammen erarbeiteten sie ein Drehbuch: „Das Drehbuch wurde innerhalb von einer Woche nach einer sehr einfachen Regel geschrieben, für die wir uns in voller Übereinstimmung entschieden hatten: keine Idee, kein Bild zuzulassen, zu dem es eine rationale, psychologische oder kulturelle Erklärung gäbe; die Tore des Irrationalen weit zu öffnen; nur Bilder zuzulassen, die sich aufdrängten, ohne in Erfahrung bringen zu wollen, warum.“[3] Daraus entspross eine wilde Achterbahnfahrt durch das Unterbewusste zweier Träumer. Die 18 Minuten des Films sind angefüllt mit Bildern, die das Fehlen eines rationell nachvollziehbaren Plots nicht weiter schmerzlich machen. Grob geht es um Lust… um einen Mann, der durch ein gewalttätiges Schauspiel (eine Frau spielt mit einer abgetrennten Hand) Lust bekommt… Lust nach einer Frau… Lust, die ihn mit Wahn beherrscht… Lust, die nur von seiner Zivilisation zurückgehalten wird… Lust, die die romantische Liebe als öden Langweiler entlarvt… grob.

Motiv auf Motiv wird aneinandergereiht: das aufgeschlitzte Auge, die Ameisen auf der Hand, der Mund, der aus dem Gesicht des Mannes verschwindet und an dessen Stelle die Achselhaare der Frau treten und so fort. Aber was diesen Film das Wunder eines guten surrealen Films gelingen lässt, ist der Zusammenhang zwischen den Bildern und Motiven, die zwar ambivalent und nicht schlussendlich interpretierbar bleiben, aber nie beliebig sind. Überall ist die Faszination für die wohlige Angst vorm Sex zu spüren. Buñuel, der im Alter froh war, endlich seinen Sexualtrieb los zu sein, war ebenso wie der asexuelle Dalí[4] von diesem Thema beherrscht und sie waren ihr Leben lang davon gezeichnet. Man merkt Herzblut und Besessenheit an jeder Stelle des Films, da beide diese für die Thematik besaßen. So schafften sie es, den Zuschauer tief zu treffen und Un chien andalou weiß auch bis heute mit seinem Reigen des sexuellen Wahnsinns zu fesseln.

Ganz anders L’âge d’or (Das goldene Zeitalter). Laut Buñuel soll es sich bei diesem Film ebenso um die Darstellung einer amour fou handeln, so sagt er zumindest in der Dokumentation „A propósito de Buñuel“. Doch in diesem Wust aus willkürlich zusammengewürfelten Ideen lässt sich keine Stringenz finden. Es scheint, dass Buñuel ein paar antiklerikale, antibürgerliche Ideen übrig hatte, die mal mehr, mal weniger interessant sind. Diese setzte er nach dem Erfolgsmuster von „Un chien andalou“ wieder zusammen, nur dass er erheblich dezenter inszenierte. Durch diese Beliebigkeit im Vortrag fehlt die Dringlichkeit des andalusischen Hundes… vor allem das Gefühl, dass sich die Ideen aufgedrängt hätten, ist sehr selten zu spüren. Vielleicht fehlte ihm die Zusammenarbeit mit Dalí, der nur per Brief einige Motive einreichte und später irgendwie richtig zu Protokoll gab: „Ich wäre willens gewesen, einen hundertmal größeren Skandal auszulösen, aber aus ‘wesentlichen Gründen’ – umstürzlerisch eher aus Übermaß an katholischem Fanatismus als aus naivem Antiklerikalismus.“[5]

Grob geht es um einen Mann, der brutal ist, öffentlich über Frauen herfällt und vielen bürgerlichen Menschen auf verschiedene Weise auf die Nerven geht. Meist geschehen aber Dinge ohne diesen Mann: ein Bauernwagen fährt durch einen Salon, ein Mann erschießt sein Kind, weil es ihm den Tabak aus der Hand schlägt oder es wird offenbart, dass Jesus an den 120 Tagen von Sodom teilgenommen hat. Die Belanglosigkeit wird aber an einem Punkt im Film deutlich, wenn eine Frau sagt, dass es schön ist, die eigenen Kinder zu töten. Das Problem ist, dass man ihr nicht glaubt, denn zu keinem Zeitpunkt weiß der Film, das Gefühl von Aufrichtigkeit zu vermitteln. Sie scheint es nur zu sagen, weil es ein provozierender Satz ist, aber nicht weil es ihr wirklich Spaß machen würde, so einen Satz auch nur zu denken. So ist L’âge d’or wunderlich genug, um in der Stunde Laufzeit nicht  übermäßig zu langweilen, aber auch nicht interessant, schön oder aufregend genug, um Genuss oder Erstaunen hervorzurufen… eben wie Tristan Tzaras Hutgedicht.


[1] Crevel, René: Über die Naivität, in: Karlheinz Barck (Hrsg.): Surrealismus in Paris 1919 -1939, Ein Lesebuch, Leipzig 1990, S. 61-62, S. 61.

[2] Camus, Albert: Der Mensch in der Revolte, Hamburg 1969, S. 115.

[3] Buñuel, Luis: Der letzte Seufzer, Berlin/Köln 2004, S. ? (im Kapitel zu “un chien andalou”).

[4] Hier könnte man so viele bekannte, ermüdende Dinge schreiben, wieso er asexuell war, deshalb nur eine poetische Annäherung: Georges Bataille hat in eben dem Jahr der Veröffentlichung von „Un chien andalou“ Dalís Bild Le jeu lugubre (Das finstere Spiel) als Feier einer/der Kastration interpretiert. So schreibt er: „Die Statue links wiederum personifiziert die ungewöhnliche  Befriedigung, die aus der plötzlichen Kastration bezogen wird […] Die Hand, durch die die Männlichkeit des Kopfes verdeckt wird, ist eine typische Regelverletzung, die für Dalís Malerei typisch ist, wo die Personen, die meist ihren Kopf verloren haben, ihn nur unter der Bedingung wiederfinden, daß sie vor Entsetzen Grimassen schneiden. Daher sei es erlaubt, in allem Ernst zu fragen, wie es um jene steht, die hier zum erstenmal die geistigen Fenster weit aufgehen sehen und die dort ein kastriertes, poetisches Wohlgefallen ansiedeln, wo nichts weiter als die schreiende Notwendigkeit aufscheint, Zuflucht zur Schande zu nehmen.“ (zitiert nach: Descharnes, Robert und Néret, Gilles: Dalí, Das malerische Werk, Köln 2001, S. 143.) Der folgende Bruch von Dalí und den Surrealisten mit Bataille ist wohl nicht darauf zurückzuführen, dass er weit daneben lag.

[5] zitiert nach: Descharnes, Robert und Néret, Gilles: Dalí, Das malerische Werk, Köln 2001, S. 189.

Die Magie der Propaganda – Die Kraniche ziehen (UdSSR 1957) und Soy Cuba (C/UdSSR 1964)

„Hundert Jahre habe ich nichts Ähnliches gesehen“, hat Picasso über Die Kraniche ziehen gesagt. Nicht weniger enthusiastisch äußerte sich Martin Scorsese über Soy Cuba: “Dieser Film stellt alles in den Schatten, was wir heute machen.” Trotzdem sind beide filmgeschichtlich nicht gerade mit Lorbeeren überhäuft worden. Bekam der erste immerhin noch die Goldene Palme in Cannes 1958, war “Soy Cuba” bis zum Ende der Sowjetunion fast unbekannt. An der Kameraarbeit kann es nicht liegen, denn Sergei Urussewskis Klasse wird gerade in diesen beiden Filmen sichtbar. Das Problem ist, dass diese beiden Filme als Propagandafilme wahrgenommen werden. Bei “Die Kraniche ziehen” kann man es am deutlichsten erkennen. Während der Tauwetterphase nach Stalins Tod entstanden, wird meist lobend erwähnt, dass er eine geringere politische Lehrhaftigkeit gegenüber den vorherigen Filmproduktionen besitzt. Was aber zugleich heißt, dass er diese noch hat. Er ist das geringere Übel, das zwar durch die Arbeit von Regisseur Michail Kalatosow und eben Kameramann Urussewski beeindruckt, aber immer noch das Stigma der Lüge und der Manipulation(-sversuche) trägt. Doch schauen wir uns die Filme an. Wird dieses Urteil ihnen gerecht?

Die Kraniche ziehen handelt von Weronika, einem jungen Mädchen, das verliebt und glücklich ist. Doch die Kraniche ziehen über Moskau und der Zweite Weltkrieg bricht aus. Ihr Geliebter Boris zieht freiwillig in den Krieg, während sie in Moskau bleibt. Und genau an diesem Punkt beginnt der Film, die Dimension zu zeigen, die Picasso den Atem raubte. Die Kamera beobachtet nicht, sie dringt tief in Weronika und Boris ein. Sie zeigt dem Zuschauer nichts, sondern lässt ihn am eigenen Leib spüren. Das Bombardement Moskaus, während dessen Boris‘ Bruder Weronika seine Liebe gesteht, ist wie ein wild zuckendes expressionistisches Gemälde. Angst und Verzweiflung sind mit der Hand zu fassen. Weronika entscheidet sich, den Bruder zu heiraten. Nach dem Gesehenen… Gefühlten, ist es nur zu verständlich, dass sie nicht allein sein möchte. Doch der Film geht weiter und sie erlebt im Krieg eine Welt, in der sie jeden Halt verliert. Wilde, zerhackte Bilder am Höhepunkt des Filmes entziehen auch dem Zuschauer das Gefühl von Sicherheit. Der Terror des Krieges auf den Einzelnen und besonders die Verzweiflung Weronikas werden in atemberaubende Bilder gepackt, die einen die Schicksalsschläge im eigenen Nacken fühlen lassen.

Weronika entzieht sich so einer Symbolhaftigkeit, die für Propaganda notwendig ist. Die poetische Kraft der Kamera macht sie zu einem Individuum. Einem Individuum, welches nichts verdeutlicht, sondern den Zuschauer erfahren lässt. Wenn sie am Ende Boris‘ Tod dadurch überwindet, dass sie den heimkehrenden Soldaten die Blumen schenkt, die für ihren Geliebten bestimmt waren oder Hoffnung fühlt durch die Rede eines Soldaten, in der dieser vom angebrochenen Weg in eine bessere Welt kündet, in der täglich gegen den Faschismus und die Unterdrückung gekämpft wird, dann lässt sich Weronika zwar von Propagandaslogans berühren, aber nicht verführen. Nach dem Durchgestanden braucht sie Hoffnung zum Leben und während der an allen Enden zu spürenden Erleichterung hofft sie auch das Unmögliche, nämlich die Sowjetpropaganda. So ziehen am Ende des Films wieder die Kraniche über Moskau, der Krieg ist vorbei. Aber Kraniche kommen wieder.

Soy Cuba funktioniert auf ähnliche Weise, auch wenn das Problem der Propaganda hier etwas komplizierter ist. In vier Episoden wird die Zeit der kubanischen Revolution eingefangen. Ein amerikanischer Freier möchte aus Neugier eine Nacht bei einer Hure zu Hause verbringen und landet in einem elenden Slum. Ein Bauer verliert allen Mut, als er von seinem Pächter erfährt, dass sein Land verkauft wurde und er verschwinden muss. Ein Student möchte einen korrupten Polizisten umbringen, bringt es aber nicht übers Herz, nur um kurz darauf zu sehen, wie eben dieser Polizist einen seiner Freunde umbringt. Ein Bauer verliert einen Sohn im Bombenhagel, den die Armee über seinem Land im Kampf gegen Fidel Castros Rebellen abwirft.

Auch hier ist es die Kamera, die den Zuschauer eine Welt erfahren lässt, die nach Veränderung schreit. Alles scheint aus der Bahn geworfen. Gesichter sind meist schief im Bild. In entrückten Kamerafahrten durch den Rauch und die Düsternis der Casinos verliert der Zuschauer jedes Gefühl für den Raum. Die Realität löst sich auf. Eine manische, zuckende, schreiende Kamera zeigt nicht wie der Bauer aus der zweiten Episode wütend mit einer Machete auf seine Ernte einschlägt… sie beobachtet nicht, sie lässt die Verzweiflung, die tiefe, hoffnungslose Verzweiflung in jedes Bild fließen.

In wunderschönen Bildern wird eine paradiesische Insel gezeigt, deren Palmen und Pflanzen in einem unirdischen Weiß scheinen… einem goldenem Schein, der in seiner blendenden Schönheit den Großteil der Bewohner verhöhnt. So zeigt der Film das riesige Ausmaß des kubanischen Leides und damit, dass man Revolutionen nicht einfach auslösen kann, sondern das Leid nötig ist, ein riesiges, unerträgliches Leid, das man vorher nicht kannte. Wenn am Ende die Menschen lieber für das Vaterland sterben, als in Unfreiheit zu sterben, wie sie singen, dann wollen sie im Grunde Hoffnung für ihr Leben. Einen Grund nicht zu sterben. So folgen sie auch revolutionären Idealisten, die ihnen den Himmel auf Erden versprechen. Der Film endet folglich auch mit der Revolution, denn er ist zu keiner Zeit ein Film pro Fidel Castro oder den Kommunismus, sondern ein Film über Leid und Hoffnung. Er zeigt die Freude des Sieges und belässt es dabei, denn vielleicht liegt in der Freude auch schon wieder der Hohn der Zukunft.

Was sie schon immer über 1964 wissen wollten, aber bisher nie zu fragen wagten

Jethro Tull haben ein Lied, das “Living in the Past” heißt. Dies soll auch bei dieser Jahresendliste mein Motto sein. Einerseits, weil Jenny und Luzifus schon eine Jahresbesten bzw. –schlechtestenliste machen, und andererseits, weil ich nicht das Gefühl habe, mitreden zu können. Zuviel habe ich noch nicht gesehen („Carlos“, „Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives“, „Book of Eli“, „Enter the void“, „The Road“, „Certified Copy“, „Film Socialisme“, „Fantastic Mr. Fox“) oder ich habe Filme auf Festivals gesehen, ohne dass diese irgendeine große Resonanz bekommen hätten („Parade“ von Yukisada Isao ist z. B. extrem empfehlenswert, aber wie alle seine Filme seit „Go“ total untergegangen). 2010 besteht für mich bisher aus vier super Filmen („The Social Network“, „Parade“, „Exit through the Giftshop“ und vielleicht noch „Greenberg“) und einem herben Enttäuschungsfall („The American”), mehr weiß ich darüber noch nicht.

Letztlich bin ich ohnehin für Vergangenheitsbewältigung zuständig. Deshalb möchte ich dem ehrenwerten Leser ein Filmjahr näherbringen, das es in sich hat: 1964. Es ist bestimmt kein Zufall, dass ich aus diesem Jahr die meisten DVDs besitze. Dementsprechend schwer fiel auch die Auswahl. Also los.

10. Der geteilte Himmel (DDR)

Es ist schon sensationell wie alt Konrad Wolf den Rest der deutschen Nachkriegsfilmproduktionen aussehen ließ. Formal bedient er sich zwar stark bei Resnais und Godard und doch gelingt es ihm, einen Film mit einer eigenen Identität zu erschaffen. Einen einfühlsamen Film über die DDR, die Unmöglichkeit dort zu leben und vor allem über die Verlogenheit der Ideologien der beiden deutschen Staaten. Etwas verkopft und in der Tagespolitik verfangen (anders als das westliche Pedant von 1965 „The Spy Who Came in from the Cold“), aber gerade damit fängt er die DDR perfekt ein.

9. Alexis Sorbas (GB/GR)

Der Evergreen über die Freude am Leben oder eher gegen Verbitterung und die Angst vor Fehlern. Spröde erzählt er von der archaischen Welt Kretas mit ihren rauen Bewohnern und ihrer rauen Natur, aber nur um sie als Hintergrund für die Darstellung der Verbohrtheit der Menschen zu nutzen. Und obwohl der Film in vielerlei Hinsicht sehr bitter ist, lehrt er uns das Tanzen und das Lachen im Angesicht der Verzweiflung.

8. Für eine Handvoll Dollar (I/E/BRD)

Ja, er war eine Frischzellenkur für ein im Sterben liegendes Genre, durch sein Mehr an Stilisierung, Zynismus und Gewalt. Und ja, er war gleichzeitig realistischer als der klassische Western, durch die fehlende Sauberkeit und den Zynismus. Und ja, er war der Ursprung eines ganzen Genres. Und ja, er ist ein Klassiker. Seine größte Stärke ist aber, dass er frisch und sehenswert bleibt, trotz seiner Allgegenwart.

7. Assassination (J)

Shinoda Masahiros erster Samurai-Film ist so etwas wie ein Spät-Western… nur eben mit Schwertern. Denn genau so oft wie Blutlachen in Gesichter platschen, werden Mythen entzaubert, wodurch die Orientierungslosigkeit eines ganzen Landes eingefangen wird, dass nach 1860 mit seinen Traditionen brechen muss. Zudem schafft es Shinodas Mischung aus hartem Actionfilm, poetischer Meditation und vertrackter Erzähltechnik, die „Citizen Kane“ mit „Rashômon“ kombiniert, den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung sehr einfach wirken zu lassen.

6. Die rote Wüste (I)

“Die rote Wüste” wird in Antonionis Filmografie von seinen Meisterwerken flankiert und fällt im Vergleich zu diesen ab. Trotz alledem ist dies ein riesiger Film über Entfremdung und Kälte. Es ist sein düsterster Film, der Monica Vittis nahenden Nervenzusammenbruch in gespenstischen Bildern einfängt und dem Zuschauer am eigenen Leib spüren lässt.

5. Die Außenseiterbande (F)

Seltsamer Film. Eine Krimikomödie. Eine abermalige Variation über das Thema (welches Godards Frühwerk durchzieht), dass Menschen nicht hinter die Kulissen ihres Gegenübers schauen können. „Bande à part“ ist aber so etwas wie der naive Außenseiter in besagtem Frühwerk. Kaum Reflexion. Einfach eine eigenwillige Hommage an Hollywoodkrimis und -musicals, die sich nicht um Realität schert.

4. Soy Cuba (C/UdSSR)

Edelpropagandafilmer Michael Kalatosow ging zur Zeit der Veröffentlichung mit diesem Gedicht über die Kubanische Revolution unter. Vier kraftvolle Episoden, die das Leid, welches zum Sieg der Revolution führte, in magischen, gehetzten Bildern einfängt. Optisch gehört der Film zum Eindrucksvollsten, was das Kino zu bieten hat. Ich werde nie verstehen können, dass „Soy Cuba“ 30 Jahre später wiederentdeckt werden musste.

3. The Naked Kiss (USA)

Die Faust des Kinos auf der Spitze seines Könnens … ein Tiefschlag in die Gedärme des Zuschauers und der USA. „Der geteilte Himmel“ findet am Ende noch etwas Ruhe in der Erkenntnis „Home is Where the Hatred is“. So positiv ist Fuller nicht eingestellt.

Mehr von mir über “The Naked Kiss” und Sam Fuller kann man hier nachlesen.

2. Schatten vergessener Ahnen (UdSSR)

Sergej Paradschanow könnte man als großen „Primitiven“ sehen, doch seine Filme sind keine Versuche, dazu weiß er zu genau, was er mit der Kamera macht. Sie sind vielmehr angefüllt mit einem unfassbaren Reichtum an Ideen, welche die Bildgewalt Kalatosows mit einer traumhaften Unwirklichkeit verbinden, die man in einer introvertierteren Form später bei Tarkowskij finden wird. So entsteht eine Poesie der Bilder, die Ihresgleichen sucht… und bei deren Betrachtung man nicht die Zuflucht in billigen Symbolismus suchen sollte, sondern diese wundervollen, unwirklichen Bilder in erster Linie sie selbst sein lassen sollte.

1. Die Frau in den Dünen (J)

Wenn es um den besten japanischen Film aller Zeiten geht, hat Teshigahara Hiroshis Film mit „Death by Hanging“ zumindest einen gleichwertigen Gegner. 1964 ist er unschlagbar auf Platz 1. Der Plot (?/ein Hobbyornithologe wird in einer Sandgrube gefangen gehalten) ist vorhersehbar wie nüschts, aber zwischen den Geschehnissen der groben Handlung passieren so viele Sachen, sieht man so viele Sachen, hört man so viele Sachen von so ausgewählter Unerklärbarkeit, dass ich immer wieder mit einem ratlosen Grinsen zurückgelassen werde.


Das Verfolgerfeld wäre:

Gertrud (DK)

The Pink Panther (GB)

Onibaba (J)

Goldfinger (GB)

Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (USA)


Was lief 1964 sonst noch? Hier einzusehen.

Was denken andere?

Jean-Luc Godards Top Ten von 1964 aus den Cahiers du Cinéma:

1. I fidanzati (Ermanno Olmi)

2. Gertrud (Carl Theodor Dreyer)

3. Marnie (Alfred Hitchcock)

4. Man’s Favourite Sport (Howard Hawks)

5. Il deserto rosso (Michelangelo Antonioni)

6. A Distant Trumpet (Raoul Walsh)

7. Love with the Proper Stranger (Robert Mulligan)

8. Cheyenne Autumn (John Ford)

9. La ragazza di bube (Luigi Comencini)

10. L’amour à la chaîne (Claude de Givray)

Märchenstunde – Bernard & the Genie (GB 1991)

Dearest Darlings, ich bin kein großer Fan von Weihnachtsfilmen. Ich mag, wenn auch nicht übermäßig, die naive Unwirklichkeit von “Little Lord Fauntleroy”… den von 1980 mit Alec Guinness. Das wäre es auch schon, wäre da nicht die BBC und das Gespann Richard Curtis/Rowan Atkinson. Einst habe ich Bernie und der Weihnachtsgeist (so der illustre deutsche Titel) zufällig im WDR gesehen und seitdem kam er nur ein einziges Mal im deutschen Fernsehen. Bei dem alljährlichen Einerlei schon unerhört, dass dieser Charmebolzen von einem Film so versteckt wird.

Erzählt wird, wie der Titel schon nahelegt, die Geschichte vom Zusammentreffen des Dschinns Josephus mit dem Kunsthändler Bernard Bottle. Zu Beginn sehen wir, wie Josephus von einem orientalen Zauberer, der auf Grund eines tragischen Unfalls etwas außer sich ist, zum Leben eines Flaschengeistes verflucht wird. 2000 Jahre später hat Bernard seinen großen Tag: er hat Kunstschätze im Wert von 50 Mio. Pfund ausfindig gemacht. Doch statt der erwarteten Beförderung bekommt er die fristlose Kündigung. Gleich darauf verlässt ihn seine Freundin, die schon länger eine Affäre mit seinem besten Freund hat. Natürlich hat sie auch gleich die gemeinsame Wohnung leer geräumt. Als er schließlich an einer alten Öllampe reibt, explodiert diese und er landet im Krankenhaus. Man muss nicht extra erwähnen, dass Weihnachten ist. Zurück zu Hause trifft er auf Josephus und es kommt wie es kommen muss: beide lösen ihre Probleme. Bernard und Josephus lernen wieder die Lust am Leben und bereiten fast allen ein schönes Weihnachtsfest.

Die Grundgeschichte hört sich kitschig und idiotisch an… ist sie auch. Doch was dieser Film hat und was vielen Weihnachtsfilmen fehlt, ist Charme und Witz. Es gibt eine Szene, als Bernard Kindern ihre Wünsche erfüllen lässt. Die Kinder kommen mit Ponys und anderen Wertsachen ins Bild, nur bei einem ist nicht klar, was er sich gewünscht hat, bis plötzlich seine kleine Schwester explodiert. Der Wunsch wird zwar rückgängig gemacht, doch genau das ist es, was diesen Film ausmacht. Er feiert zwar die Freude am Leben, aber nicht mit der erzwungenen Erkenntnis, dass das Leben schön ist und die Menschen gut. Richard Curtis nimmt mit einer guten Prise schwarzen/britischen Humors die kleinen und großen Schwächen der Menschen auf den Arm, ohne dabei irgendjemanden etwas über das Leben beweisen zu wollen. Zuweilen wird er dabei auch albern, aber nicht so, dass man sich schämt, sondern eben mit Charme.

Die beiden Hauptdarsteller liefern dabei eine großartige Leistung ab. Alan Cumming gibt den sympathischen Verlierer, den man einfach gern haben muss, und Lenny Henry als weltfremder, extrovertierter Dschinn ist so überzogen, dass es ungeheuerlichen Spaß macht, ihm zuzusehen. Zudem gibt es exzentrische Nebenfiguren und Dekors, die dem Film seine Sympathie verleihen. Das Herzstück, das “Bernard & the Genie” aber wirklich sehenswert macht, ist niemand geringerer als Rowan Atkinson. Als Bernards Arbeitgeber Charles Pinkworth stellt er selbst seine Darstellung von Blackadder in den Schatten. Grenzenlos arrogant und mit der Krönung des snobistischen Sprachgebrauchs, die im Englischen möglich ist, ausgestattet, ist er der Geldaristokrat you love to hate. Was diesen grundsoliden und charmanten Film zu einem wirklich sehenswerten macht, sind Sätze wie: „I sack ye! I want you and your philanthropic little arse out of this building pronto.”, aus dem Mund eines Schauspielers, der Impertinenz ein neues Gesicht gibt.