Tequila war gestern

So sieht er also aus, der große Konfuzius. Die Biopics über Laozi, Mengzi und Xunzi lassen bestimmt auch nicht lange auf sich warten. Ist ja immerhin besser als “Dragonball: Evolution”. Oder “Fluch der Karibik 3.” Oder “Bulletproof Monk”.

Abgesehen von dieser Erkenntnis, stellt sich mir doch die Frage: Wo bleibt das dreistündige Epos über Immanuel Kant? Hauptrolle: Ulrich Tukur. Das 90-minütige Actionspektakel über Georg Wilhelm Friedrich Hegel? Am besten mit der catchphrase “Mein Name ist Hegel. Georg Wilhelm Friedrich Hegel”. Hauptrolle: Till Schweiger. Regie: Uli Edel. Das könnten die sogar in Jena drehen! Von Theodor Wiesengrund Adorno und einer 3D-Verfilmung der “Dialektik der Aufklärung” fange ich gar nicht erst an. Das bleiben wohl Träume.

(via)

gelb! #1 [The New Economy]

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Wer sich schon mal auf diese Seite verirrt hat, wird vielleicht erkannt haben, dass ich auch ein Leben jenseits dieses kleinen Blogs hier führe. Ein Leben erfüllt von kryptischen Filmtheorien, der Rolle Kanadas im Zeiten Weltkrieg und dem Meister-Schüler-Verhältnis in chinesischen Religionen. Höchst spannende Studienthemen, die mir später mal eine glänzende Karriere als Wikipedia-Klugscheißerin ermöglichen werden. Doch Studium, Nebenjob und Blog sind natürlich nicht alles. Der Magister von heute hat ja im Gegensatz zu den zu bedauernden Bachelors und Bacheloretten noch Zeit, seine intellektuellen Energien in extracurricular activities abzuleiten. Da werden dann also Hochschulgruppen und Fachschaftsräte unsicher gemacht und ich bin da keine Ausnahme.

Eine meiner diversen Beschäftigungstherapien heißt Campus TV Jena, eine Sendung auf unserem lokalen Privatsender, bei der ich seit zwei Jahren meine Fähigkeiten im Stativ-Auf-und-Abbauen und mögliche Foltertechniken mit Adobe Premiere Pro verfeinere. CTV besteht aber nicht nur aus Berichten über aktuelle Ereignisse, die niemanden interessieren, der das UHG nicht von der CZS unterscheiden kann, sondern auch aus wiederkehrenden Rubriken mit einem kulturellen Fokus. Nachdem unsere letzte (Über Druck) ausgelaufen ist, musste etwas neues her und das heißt “gelb!”.

In gelb! werden Künstler und ihre Kunst vorgestellt. Ersonnen wurde das Ganze von Norman (Musikkritiker bei Nobono) und mir in einem quälenden Brainstorming-Verfahren, zu dessen Nebenwirkungen anscheinend Nonsense-Rubrikentitel gehören. Dazu kam wenig später die Erkenntnis, dass Vor- und Abspannkonzepte einem am besten auf dem Weg zur Arbeit einfallen und dunkle Wolken immer dann aufziehen, wenn man irgendwo in der Jenaer Pampa steht und gerade auf den Record-Knopf drückt.

Das alles hat natürlich nicht wirklich viel mit Filmen zu tun. Aber da ich nicht wie gewisse andere Blogs über Fußball schreiben kann oder will, weil mir mein Faible für diese Sportart irgendwann im letzten Jahrhundert abhanden gekommen ist, muss eben etwas Lokalkolorit die Posts füllen. Los geht’s mit der Indie-Band The New Economy:

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Trailer Update: Cannes

Seit gestern ist es offiziell eröffnet, das wichtigste Filmfestival im Universum, wenn man dem Tenor der Berichterstattung  glauben darf. Vor einiger Zeit habe ich ja die Filme, die sich dieses Jahr in Cannes im Wettbewerb die Ehre geben, gepostet und bei Ansicht der großen Namen quasi virtuell den Beitrag vollgesabbert.

Nun müssen sich die Kinogötter jeden Tag der Kritikerwelt stellen. Bei wem es wohl Standing Ovations gibt? Rennen bei Ansicht des neuen Films von Gaspar Noé wieder alle Zuschauer aus dem Saal? Wer wird als erstes ausgebuht? Diese und andere Fragen stellt sich der Festivalinteressierte im Vorfeld.

Informationen zum Verlauf gibt es jeden Abend auf meinem Lieblingssender arte, denn arte Kultur sendet täglich 20 Uhr live von der Croisette. Auf deren Homepage ist daher ein Special zu finden und hat man mal eine Folge verpasst, kann man sie online nachholen. Kulturzeit auf 3Sat wird zwar auch darüber berichten, aber denen fehlt sowohl der Esprit als auch der Humor der französisch-deutschen Nachbarn.

Dutzende Filmkritiker werden mit Hilfe von Blogs usw. ihren Senf zum Festival abgeben, so z.B. die Variety, der A.V. Club, der Guardian, Twitch hoffentlich auch, artechock und die Auteurs.

Als Einstimmung auf das Festival gibt’s hier ein paar Trailer für die Highlights der Meisterregisseure. Einfach auf die Filmtitel klicken und angucken:

Lars von Triers Antichrist mit Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg. [Wettbewerb]

Park Chan-Wooks Vampirfilm Thirst, der derzeit in Südkorea die Kinokassen klingeln lässt. [Wettbewerb]

Mother, der neue Film von Bong Joon-Ho (“The Host”) wird ebenfalls gezeigt werden. [Un Certain Regard]

The Map of the Sounds of Tokyo von Isabel Coixet, in dem u.a. Rinko Kikuchi (a.k.a. das beste an “Babel”) auftritt. [Wettbewerb]

Pedro Almodóvar hat auch nix anderes zu tun und Penélope Cruz ist da nicht weit: Broken Embraces. [Wettbewerb]

Quentin Tarantino lässt Brad Pitt und Eli Roth in Inglourious Basterds Nazis verkloppen, was grundsätzlich ja schon mal zu loben ist. [Wettbewerb]

Ang Lee beschäftigt sich in Taking Woodstock mit Blumenkindern. [Wettbewerb]

Drag Me To Hell von Sam Raimi ist auch am Start. [Midnight Screenings]

Und Johnnie To lässt mit Vengeance mein Fangirl-Herz höher schlagen. [Wettbewerb]

Rache, Durst und der Antichrist

Gestern wurde die Filmauswahl des diesjährigen Festivals in Cannes bekannt gegeben und zum ersten Mal bin ich extrem neidisch auf diejenigen, die das Event besuchen können. Allein der Blick auf den Wettbewerb macht zumindest meinen Cineastenmund wässrig und das nicht einmal nur wegen Johnnie To.

Von Alain Resnais über den unvermeidlichen Haneke zu den neuen Filmen von Park Chan-Wook, Quentin Tarantino, Ang Lee, Pedro Almodovar usw. versammeln sich vom 13. bis zum 24. Mai die Größen der internationalen Kinoszene an der Côte d’Azur. Und das sind nur die Namen, die den Wettbewerb bevölkern. Filme von Terry Gilliam, Bong Joon-Ho (“The Host”) und Pen-Ek Ratanaruang (“Last Life in the Universe”) sind in anderen Kategorien auch noch zu finden.

Hier die Liste der Beiträge für den Wettbewerb um die Goldene Palme:

Bright Star, Director: Jane Campion

Spring Fever, Director: Lou Ye

Antichrist, Director: Lars von Trier

Enter the Void, Director: Gaspar Noe

Face, Director: Tsai Ming-Liang

Les herbes folles, Director: Alain Resnais

In the Beginning, Director: Xavier Giannoli

A Prophet, Director: Jacques Audiard

The White Ribbon, Director: Michael Haneke

Vengeance, Director: Johnnie To

The Time That Remains, Director: Elia Suleiman

Vincere, Director: Marco Bellocchio

Kinatay, Director: Brillante Mendoza

Thirst, Director: Park Chan-Wook

Broken Embraces, Director: Pedro Almodovar

Map of the Sounds of Tokyo, Director: Isabel Coixet

Fish Tank, Director: Andrea Arnold

Looking for Eric, Director: Ken Loach

Inglourious Basterds, Director: Quentin Tarantino

Taking Woodstock, Director: Ang Lee

Die Filme in den anderen Kategorien findet man hier.

So sind wir: Martial Arts-Granaten

Heute wurden die Hong Kong Film Awards verliehen und auch wenn die Verleihung anscheinend ihren Zenit schon hinter sich hat, sind die Ergebnisse nichtsdestotrotz relevant für die vor sich hin schrumpfende Filmindustrie. Gute Filmen, die es zu belohnen gilt, kommen ja immer noch aus der Sonderverwaltungszone. Die 28. HK Film Awards boten jedenfalls eine hübsche Mischung aus Überraschung und Genugtuung.

Favoritin des Abends war New Wave-Größe Ann Hui, die schon letztes Jahr mit “The Postmodern Life of My Aunt” vertreten war und bei der nächsten Verleihung wohl mit “Night and Fog” antritt. The Way We Are heißt ihr diesjähriger Wettbewerbsbeitrag, der in allen wichtigen Kategorien gewonnen hat. Außer beim Besten Film. Der ging seltsamerweise an Wilson Yips Martial Arts-Epos Ip Man über den Lehrmeister von Bruce Lee. Nach “The Warlords” wurde also wieder ein großer, vom Festland koproduzierter Blockbuster zum Sieger gekürt. Ein zweiter Teil ist schon geplant.

Wesentlich “genugtuender” war da der Sieg von Nick Cheung (“Exiled”) als Bester Hauptdarsteller für “The Beast Stalker”. Mit Cheung ging es mir anfangs ähnlich wie mit Andy Lau: Ich konnte ihn ü b e r h a u p t nicht leiden, geschweige denn sehen. Nach und nach hat sich der zunächst hölzerne Mime mit markanten Nebenrollen aber nicht nur in mein Zuschauerherz gespielt. Der einst als billige Kopie von Stephen Chow verschriene Nick Cheung ist nun endlich ein ordentlicher Charakterdarsteller, der bestimmt auch in den nächsten Jahren nominiert werden wird.

In Dante Lams sehenswertem Krimi The Beast Stalker hat er mit seiner vielschichtigen Darstellung den Beweis dafür abgeliefert und lässt einen selbst die schrecklichen Heulszenen von Nicholas Tse vergessen.

Ein Auszug der Gewinner:

Best Film
The Way We Are
Red Cliff [Kritik]
CJ 7
Painted Skin
Ip Man

Best Director
Ann Hui On Wah (The Way We Are)
Johnnie To Kei Fung (Sparrow) [Kritik]
John Woo (Red Cliff)
Benny Chan (Connected)
Yip Wai Shun (Ip Man)

Best Screenplay
Susan Chan Suk Yin, Sylvia Chang, Mathias Woo (Run Papa Run)
Lou Shiu Wa (The Way We Are)
Gordon Chan Ka Seung, Lau Ho Leung & Kwong Man Wai (Painted Skin)
Jack Ng & Dante Lam (The Beast Stalker)
Ivy Ho (Claustrophobia)

Best Actor
Louis Koo (Run Papa Run)
Simon Yam (Sparrow)
Tony Leung Chiu Wai (Red Cliff)
Nick Cheung Ka Fai (The Beast Stalker) [Kritik wird folgen]
Donnie Yen (Ip Man)

Best Actress
Paw Hee Ching (The Way We Are)
Prudence Liew (True Women For Sale)
Barbie Hsu (Connected)
Zhou Xun (Painted Skin)
Karena Lam (Claustrophobia)

Best Supporting Actor
Zhang Feng Yi (Red Cliff)
Stephen Chow (CJ 7)
Liu Kai Chi (The Beast Stalker)
Lam Ka Tung (Ip Man)
Fan Sui Wong (Ip Man)

Best Supporting Actress
Nora Miao (Run Papa Run)
Chan Lai Wun (The Way We Are)
Zhao Wei (Red Cliff)
Race Wong (True Women For Sale)
Sun Li (Painted Skin)

Best New Performer
Monica Mok (Ocean Flame)
Zhang Yu Qi (All About Women)
Juno Leung (The Way We Are)
Lin Chi Ling (Red Cliff)
Xu Jiao (CJ 7)

Die restlichen Gewinner findet man hier. Eine Fotogalerie zur Show gibt’s bei xinhuanet.