Kontrapunkt: Martialisch

Im Duden steht zu martialisch: „(bildungsspr.): kriegerisch, Furcht einflößend, grimmig“. Also nix für Pussies, die kommenden Filme, sondern nur für die ganz Harten, die auch die Arschlöcher ficken, da die sonst auf Alles scheißen, ne? Hat jemand den entsprechenden Film gesehen, aus dem ich frei zitiert habe? Nee? Auch gut.

Fight Club (USA/D 1999)

Ein Film, der schon totrezensiert und –interpretiert wurde, aber dennoch immer wieder Spaß macht. Kritik an der modernen Lifestylegesellschaft und Konsum wurden selten so dreckig serviert wie hier, als ein namenloser Schreibtischsklave (Edward Norton) sich aufmacht, den Kapitalismus und dessen pervertiertes Menschen- und Männlichkeitsideal mit der Gründung einer Untergrundorganisation subversiv zu Grabe zu tragen. Spätestens, wenn man mehr als vier Monologe von Tyler Durden mitsprechen kann, sollte man sich übrigens evtl. mal von einem Psychologen auf Depressionen oder Schizophrenie untersuchen lassen.

In diesem Sinne (eher frei): „Wir sind die Zweitgeborenen der Geschichte, Leute.“ – „Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist der spirituelle. Unsere große Depression ist unser Leben.“ – „Die erste Regel des Fight Club lautet…“… Aua… Lass das… Ja, du… Du auch… Mann!

Die Jugger – Kampf der Besten (AUS/USA 1989)

Jugger ist eine Sportart, die Rugby-Elemente mit Nahkampf verbindet. Im postapokalyptischen 23. Jahrhundert zieht Sallow (Rutger Hauer) mit einigen Kameraden durch die kargen Landschaften, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdingen. Denn den Gewinnern eines jeden brutalen Jugger-Spiels, wo Platzwunden und Knochenbrüchen noch zu den harmloseren Dingen gehören, die einem beim Einsatz von zahlreichen metallischen und hölzernen Hieb- und Stichwerkzeugen sowie purer Muskelkraft zustoßen können, winken Sex, Alkohol und Geld. Der Traum eines jeden Spielers ist es, in die „rote Stadt“ unter die Erde vorzudringen, wo professionelle Jugger in Saus und Braus leben, doch bis dahin ist es ein langer Weg.

Reich an Action, teilweise etwas zu platt, aber mit gelungener Endzeit-Atmosphäre vermag „Die Jugger“ dabei fast als Ode an die männliche Ehre und Freundschaft durchzugehen, da es dem Film gelingt, auch in seinen ruhigen Momenten nie peinlich oder unfreiwillig komisch zu wirken. Da verzeiht man die arg eindimensionalen Charakterzeichnungen (abgehalfterter Held, aufstrebender Neuling etc.) nach Schema F und einige Brutalitäten auch gern.

Crank (GB/USA 2006)

Ein ziemlich dynamischer 85-minütiger Brutalo-Videoclip, der so durchgeknallt ist, dass man über Logiklöcher und ein gewisses Maß an Frauenfeindlichkeit (Amy Smart ist schon eine Süße, obwohl sie das Dummchen spielt, das auf offener Straße von Jason penetriert wird) gar nicht nachdenkt. Untertitel werden eingesetzt, kehren sich verkehrt herum, Split Screens, eine Eröffnung des Films mit subjektivem Point of View, ungewöhnliche Kamerapositionen: für Filmanalysten ein inszenatorisch sehr interessantes und explosives Action-Bonbon in einem.

Der simple wie absurde Vorwand, Jason Statham als Gangster Chev Chelios angelegt an ein Computerspiel der Marke „GTA“ auf einen den gesamten Film dauernden Rachefeldzug für seine Vergiftung zu schicken, der er mit Adrenalinstößen begegnen muss, reicht aus, um viele Stunts, Crashs und Shoot-Outs aneinander zu reihen. Nicht gehaltvoll, aber schnell und laut. Chuck Norris schaut seit dem Kinostart dieses Films jedenfalls vorm Schlafengehen immer unters Bett, ob nicht die garstige Bulldogge Jason Statham drunter ist.

Kontrapunkt: Ein Kessel Buntes

Hier nun also der dieses Mal aus einem großen Strauß von Zutaten bestehende filmische Wochenrückblick. Von einem intensiven Drama über harte Actionkost und einem Märchenklassiker bis hin zum Slasher ist alles dabei.

Tage oder Stunden (F 2008)

Antoine (Albert Dupontel) hat seinen Job als Werbefachmann satt, seine Familie, sein ach so tolles Durchschnittsleben. Der Zynismus dringt wie eine Krankheit in all seine Poren. Menschen aus seiner Umgebung, seine Frau und seine Freunde bekommen dies von einem Tag auf den anderen zu spüren, als sie ihm zu seinem 42. Geburtstag überraschen und Geschenke darbringen, für die er nur Sarkasmus, Verachtung und Provokationen übrig hat.

Antoine bricht mit seinem Leben, und das aus gutem Grund, den man als Zuschauer schon früh erahnt, der aber erst spät bestätigt wird. Bis dahin ist „Tage oder Stunden“ ein intensives Drama um den Ballast im Leben, der sich mit der Zeit anhäuft und dem nun mit Flucht begegnet werden soll. Keine Flucht in eine ungewisse Zukunft, sondern in die eigene Vergangenheit, zum Vater (Pierre Vaneck) ins ländliche Irland, der vom Leben seines Sohnes ab dessen 13. Geburtstag kaum mehr eine Notiz genommen hatte. Die Bitterkeit, die in diesen außergewöhnlich unaufdringlich erzählten und inszenierten Film mit behutsamen Streichern, Klaviermusik und vor allem dem großartigen Dupontel Einzug hält, überdeckt dabei elegant einige Fragen nach der Plausibilität im Handeln der Figuren. Auf jeden Fall einen Kinobesuch wert.

Erscheint in einer längeren Version am Freitag in der neuen Ausgabe der Jenaer Hochschulzeitschrift Unique.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung (USA/F 1991)

Vieles wurde schon über diesen Film berichtet. Und vieles stimmt: „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ ist packendes Actionkino, dramatische Adoleszenzgeschichte und kluge Zivilisationskritik in einem. Angereichert mit oscarprämierten visuellen Effekten, einer Menge Pyrotechnik und coolen Sprüchen vom mimischen Granitblock und „good guy“ Arnold Schwarzenegger („Hasta la vista, Baby!“) versteht sich.

So verkürzt James Camerons Geniestrich um die Jagd des T-1000 (Robert Patrick) auf den zukünftigen Anführer des menschlichen Widerstands John Connor (Edward Furlong) im künftigen Kampf Menschen gegen Maschinen immer wieder gern das Warten. Das Warten auf Camerons neuen Film, den Sci-Fi-Thiller “Avatar” und auch das Warten auf den vierten Teil der Terminator-Saga, dessen Intelligenz – so meine Befürchtung – wohl vom Gaga-Regisseur McG komplett einem platten Actionspektakel mit vielen Wackel-Effekten weichen muss. Na wir werden es ab dem 04. Juni – dann ist der deutsche Kinostart – wissen. Etwas ausführlicher habe ich mich insbesondere dazu bei MovieMaze geäußert (kommt sehr bald online).

Leon (USA 1990)

Weil es so schön war, gleich noch ein Vertreter des Actionkinos der frühen 1990er Jahre. Nein, nicht “Leon der Profi”, sondern Leon der Deserteur (Jean-Claude Van Damme), der aus der Fremdenlegion ausbricht und „unerlaubt abwesend“ (so die deutsche Übersetzung eines Alternativtitels) die Witwe seines von einer Drogengang ermordeten Bruders besucht. Da sie und ihre Tochter Geld brauchen und Leon als illegaler Einwanderer frisch in den USA angekommen auch schon rein zufällig in die Straßenkämpfer-Szene gerät, trifft sich das gut. Scheiße nur, dass die Fremdenlegion Leon eigene Schergen hinterherschickt, eine von ihm abgewiesene Yuppie-Schlampe und ehemalige Förderin gegen ihn intrigiert und Leon bei einem hoch dotierten Kampf eine fette Wuchtbrumme mit Namen Attila auf den Hals hetzt, der seinen Tod bedeuten kann.

Das Lobenswerte an dieser Filmgurke: Sie versucht sich an Sozialkritik, indem sie Armut thematisiert. Das Schlechte: Das Thematisieren besteht darin, dass Van Damme an Obdachlosen vorbeiläuft und die Reichen als dekadente Penner gezeichnet werden, die fürs Verdreschen bezahlen. Die Motive für Leon, immer weiter zu kloppen, aber nicht die Mörder seines Bruders ausfindig zu machen, sind rätselhaft und das unglaubwürdig-kitschige Ende ist auch fürn Arsch. Aber immerhin gibts ordentlich auf die Omme. Ein durchschnittlicher, brutaler Van Damme-Actioner mit Klischee-Zutaten, aber kein guter Film.

Die Geschichte vom kleinen Muck (DDR 1953)

Die tolle DEFA-Umsetzung des bekannten Märchens von Wilhelm Hauff überzeugt durch sympathische Charaktere und seine kindgerechte Inszenierung. Nachdem sein Vater verstorben ist, begibt sich der kleine Muck (toll: Thomas Schmidt) auf die Suche nach dem Kaufmann, der das Glück zu verkaufen hat, landet aber zunächst bei einer Hexe, die ihn nicht mehr gehen lassen will und seine Schuhe versteckt. Dem kleinen Muck gelingt es, ihr ihre magischen Pantoffeln, die ihn flink wie den Wind laufen lassen, und ein Spazierstock zu stehlen. Und so begibt er sich schließlich zum Palast des Sultans, wo ihm zunächst große Ehre zuteil wird, er aber dann verstoßen wird.

Wolfgang Staudte (“Die Mörder sind unter uns”) inszenierte den Film mit viel Liebe für seine Figuren wie für seine Ausstattung (die Kulisse des Palastes ist wunderschön) und mit unterschwelliger Kapitalismuskritik (u. a. der geldgierige Hofstaat des Sultans), die allesamt die Tatsache vergessen machen, dass die dunkle Schminke der Darsteller meist künstlich wirkt. Die Rahmung um den alten buckeligen Muck, welcher sich der Kinder erwehren muss, die ihn verspotten und ihnen eine Geschichte erzählt, ist eine gelungene Variation der Märchenvorlage.

Scream – Schrei! (USA 1996)

Zwei Jahre, nachdem ich zum letzten Mal dieses vermeintliche Meisterwerk des Neo-Slashers (als dessen Begründer er gilt) gesehen habe, finde ich „Scream“ einfach nicht mehr so toll, wohl aber noch gut. Die simple Story packt einen einfach nicht mehr, wenn man schon weiß, wer rummeuchelt. Die selbstironischen Anspielungen auf den Slasher-Film hingegen ziehen immer noch und machen den Film neben David Arquette als Dumm-Bulle sehr kurzweilig.

Die Highlights: Filmfreak Randy kommentiert „Halloween“, während der Killer hinter ihm vorbei schleicht und Wes Craven wischt mit Ringelpulli à la Freddy Krueger den Schulflur. Dazu noch einige blutige Morde und – in meiner tollen Extended Version – ein paar Gedärme und fertig ist ein gelungener Videoabend mit einigen Löchern in der Story. Und für alle Liev Schreiber-Fans: Er ist als vermeintlicher Muttermörder entgegen meiner Annahme doch nur kurz im Fernsehen und keine 10 Filmminuten zu sehen.

Kontrapunkt: Angst und Schrecken

Diese Woche war ebenso furchtbar wie das wechselhafte Wetter. Nur (Magister-)Arbeit, soweit das Auge reicht und das Schlimmste dabei: Kein Lichtblick am Ende des 100-Seiten-Horizonts. Wie passend also, dass diese düstere Gemütslage auch die Filme bestimmte, die diese Woche dazu dienten, mich davon abzulenken.

The Last House on the Left (USA 2009)

Noch furchteinflößender als die Tatsache, dass die Kapitalisten vom Cinestar einmal mehr die Preise angezogen haben, so dass man auch am Kinotag mindestens 4,50 Euro oder noch mehr löhnen muss, wenn man denn “weiter oben” als in den vordersten vier Reihen sitzen will, ist dieses Remake des gleichnamigen Underground-Horrorklassikers von Wes Craven.

Ein Gangstertrio nimmt zwei knackige Mädels, die der Weichei-Sohn des Obermackers zum Kiffen eingeladen hat, als Geiseln und fährt mit ihnen in den Wald, um „Spaß zu haben“. Eine stirbt, die Andere kann schwer verletzt fliehen. Da das Auto der marodierenden bösen Buben kaputt ist, suchen sie für die Nacht ganz friedlich Unterschlupf bei einer nebenan wohnenden Familie, nicht ahnend, dass die zu dem flüchtigen Mädel gehört und Mami und Papi rachsüchtig sind. Die Handlung hat bei 109 Filmminuten einige Längen und die Charaktere sind den Genre-Konventionen entsprechend schlicht gezeichnet, aber spannend ist das ganze zum Teil arg sadistische Treiben immerhin. Wobei das infantil-krösige Mikrowellen-Entfremdungs-Finale extrem unnötig wirkt.

Silent Hill – Willkommen in der Hölle (CDN/F/J 2006)

Regisseur Christophe Gans (“Crying Freeman”) und Autor Roger Avary (“Die Regeln des Spiels”) verstehen eigentlich ihr Handwerk. Umso erstaunlicher, dass bei „Silent Hill“ grundsätzliche Regeln des Filmemachens missachtet werden: Es gibt keine Exposition, der Zuschauer wird gleich in das Geschehen um eine Mutter (Radha Mitchell), die ihr schlafwandelndes Psycho-Kind sucht, geworfen.

Alle Charaktere des Films – inklusive der komplett verschenkte Sean Bean als Vater – sind uns mangels jeglicher Charakterzeichnung scheißegal. Die meisten mysteriösen Geschehnisse um sich verändernde Räume bleiben unerklärt – dafür muss man wohl das Spiel gezockt haben. Logik gibt’s auch nicht, wenn Mutti vor der Polizei davondüst (warum eigentlich?) oder auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter im Geisterstädtchen Silent Hill ständig dahin rennt, wo es am dunkelsten ist und die meisten Geister und sonstige böse Gestalten rumhängen. Und von dem blödsinnigen Ende, das keines ist, möchte ich gar nicht erst anfangen. Abseits der durchaus gelungenen, gruseligen Horror-Atmosphäre ein ziemlich geistloser Spuk-und-Mystery-Kack.

Der Untergang (D/I/A 2004)

Oder: Bernd Eichinger produziert mal wieder eine ausladende Geschichtsstunde. Zweieinhalb Stunden Zeit nahm sich Regisseur Oliver Hirschbiegel, um komplex die letzten Tage des Dritten Reichs zu inszenieren. Als Fixpunkt diente dabei Hitlers Sekretärin Traudl Junge (dargestellt von Alexandra Maria Lara), auf deren Erinnerungen „Der Untergang“ teilweise basiert. Doch das Vorhaben scheitert an den sehr vielen eingeführten historischen Figuren und deren Schicksalen, die man zeigen wollte, die aber in diffus nebeneinander stehenden Szenen einer homogenen Narration eher im Wege stehen.

Hitler wird von Bruno Ganz als Mensch gezeichnet, der zwischen Größenwahn und Verbitterung zusehends durch seinen Realitätsverlust im Glauben an den Endsieg auffällt und die vielen dunklen Bilder im Führerbunker erzeugen in Verbindung mit den nahezu ausgelassenen Freudenorgien in der Reichskanzlei und einigen brutalen Kriegsszenen ein groteskes Tableau des Schreckens. Dies ist als originell zu bezeichnen und bleibt ebenso wie Traudl Junges rahmende Ausführungen im Gedächtnis haften, der ambitionierte, aber anstrengende Rest jedoch nicht.

Kontrapunkt: Star Trek, Bullitt & Dünnpfiff

„Star Trek“ enttäuschte, „Bullitt“ halte ich auch nicht für einen großen Klassiker und „American Psycho II“ ist eigentlich einer Besprechung gar nicht wert. Nein, ich hab keine schlechte Laune gehabt diese Woche. Nur ein kritisches Auge. Ein sehr kritisches.

Star Trek (USA/D 2009)

Nicht die erwartete Weltraum-Soap auf „GZSZ“-Niveau, aber – um ganz ehrlich zu sein – trotz hohem Unterhaltungswert nicht sehr weit davon entfernt. Kirk (Chris Pine) war in seiner Jugend der Rebell, wie originell, Spock (Zachary Quinto) schon immer sehr schlau, das weiß man auch genau, Scotty (Simon Pegg) witzig und zwar sehr, aber auch nicht mehr. Die Figuren sind simpel gezeichnet und schlicht, mehr reimen tu’ ich jetzt aus Unvermögen nicht.

Immerhin gibt es immer wieder Anknüpfpunkte an die alten Kirk-Kinofilme, die bei Trekkies ein „Ahhhh!“ hervorrufen dürften. Obwohl hier natürlich durch die ebenso clever konstruierte wie verärgernde Schwarzes Loch-Zeitreisestory, in welcher der alte Spock (Leonard Nimoy, yeah!) und ein romulanischer Bösewicht namens Nero durch die Zeit zurück geschickt werden, bewirkt, dass sich die Zukunft ändert und man noch weitere 10 Kinofilme nachknüppeln kann, die dann zwar zeitgleich zu den alten Filmen spielen können, aber natürlich komplett anders sind, da Raum-Zeitkontinuum im Arsch und so. Witzig, oberflächlich und spätestens wenn der ansonsten unnahbare Spock mit Bordschlampe Uhura (Zoe Saldana) rumknutscht oder einzig McCoy (Karl Urban) im Sinne der Vorbild-Figuren der „alten“ Serie steht ein Verrat am Geist der Serie.

Bullitt (USA 1968)

Steve McQueen ist schon ne coole Sau. Und auch hier, wenn er hinter den Mafia-Schergen her ist, die einem Kronzeugen ans Leder wollen, was in der ebenso berühmten wie toll inszenierten Auto-Verfolgungsjagd gipfelt. Schade nur, dass Peter Yates’ Inszenierung dermaßen distanziert und wenig emotional aufgeladen daherkommt, dass sie mich schlicht kalt gelassen hat.

Zumindest hab ich abseits der toll inszenierten Verfolgungsjagd nicht wirklich etwas an diesem Film finden können. McQueens Figur des toughen Bullen Bullitt bleibt – dem Realismusanspruch des Films entsprechend – stets ironiefrei, aber ebenso eindimensional. „Bullitt“ ergibt sich außerdem zu sehr seinen Männer-Machtspielen, die zwischen Bullitt und Chalmers (Robert Vaughn), der „seinen“ Mafiaprozess durchziehen will, stattfinden, aber den Film etwas ausbremsen. Auch das Finale am Flughafen bleibt für sich stehen und wirkt mit seinem Ausgang reichlich sinnfrei. Aber: die unspektakuläre wie tolle letzte Einstellung mit McQueen im Bad – worauf mich Susi hinwies (danke, nochmal) – reißt es dann wieder raus.

American Psycho II (USA 2002)

Ein Film, der von TV-Zeitschriften gern einmal als „Flopp des Tages“ abgestempelt wird – und das vollkommen zu Recht. Ein Bezug zur Handlung des ersten Teils – als dessen Fortsetzung dieser Blödsinn hier schließlich verkauft wird – sucht man vergebens, Patrick Bateman wurde gar von der Hauptfigur Rachael (süß, aber blass und nervig: Mila Kunis) im Prolog ermordet. Ein paar Jahre später schreibt sie sich bei Professor Starkman (auch nur mäßig: William Shatner) ein, der Profiler beim FBI war und nun Verhaltensforschung lehrt. Beim Kampf darum, Starkmans neue Assistentin zu werden – eine Stelle, die als Ticket zum FBI gilt – räumt Rachael schließlich alle Konkurrenten aus dem Weg.

Der Sarkasmus des ersten Teils weicht hier ebenso stumpfem wie möchtegern-bösem Zynismus. Nur etliche Studentenfilm-Klischees (steinreicher aber dummer Kommilitone, Prof hat Affäre mit Studentin, peinlicher Elternbesuch) werden in diesem einfallslosen und spannungslosen Direct-to-Video-Müll bedient, so dass man maximal an der attraktiven Hauptdarstellerin Spaß hätte, wenn die sich denn mal ausziehen würde, was nicht passiert. Schnarch…

Kontrapunkt: Kleine Verbrechen, Wer Gewalt sät & Das Omen III

Einmal Sneak und einmal DVD-Abend – wobei sich der Kinobesuch dieses Mal als wenig nahrhaft erwiesen hat. Und das nicht nur, weil ich keine Biervorräte mit nach Erfurt schleppte, während ich zuhause in Jena ein kühles Helles nach dem anderen zischen konnte.

Kleine Verbrechen (D/GR/CY 2008)

Ein Film, für den man nicht freiwillig Geld ausgeben würde. Ein Film, bei dem man sich fragt, warum die Deutsche Filmförderung, ZDF und arte Geld verpulverten, um ihn zu finanzieren. Ein Film, der irgendwie irritiert und kalt lässt. Leonidas (Aris Servetalis) ist Polizist auf einer kleinen griechischen Insel und plagt sich den ganzen Tag mit kaputten Rücklichtern, Nacktbaden und anderen „schweren Vergehen“ herum, bis eines Tages Zaharias (Antonis Katsaris), der Vater seiner späteren Freundin und prämierten TV-Moderatin Angeliki (Vicky Papadopoulou) tot am Fuße eines Abhangs gefunden wird.

Leonidas recherchiert und spinnt sich durch die Aussagen der Zeugen und deren Mutmaßungen verschiedene Versionen des Ablaufs dieses Unglücks zusammen – wie in “Rashomon”, nur eben nicht halb so gut. Eine eher schleppend inszenierte und ebenso pseudo-skurrile wie belanglose Thrillerkomödie, die abseits einiger witziger Einfälle nicht wirklich Substanz aufweist.

Wer Gewalt sät (GB/USA 1971)

„Straw Dogs“, so der passendere Originaltitel, wäre nichts weiter als ein konventioneller „Ein Mann sieht rot“ -Vorläufer, wenn Action-Regisseur und Co-Autor Sam Peckinpah nicht gut 90 Minuten mit der Gewaltentladung an sich halten würde.

Stattdessen zeichnet er solange minutiös das Psychogramm der Beziehung zwischen einem harmlos-schwächlichen amerikanischen Mathematikprofessor namens David Summer (Dustin Hoffman) und seiner sich nach Zuwendung und männlicher Stärke sehnenden britischen Frau Amy (Susan George), die schließlich von widerlich-hinterwäldlerischen Handwerkern vergewaltigt wird. Als David jedoch auch noch einem verfolgten Degenerierten in seinem Haus Unterschlupf gewährt, schlägt er gegen die marodierende Horde, die danach begehrt, ins Haus zu kommen, unerbittlich zurück.

Peckinpahs Film kann durch die Konzentration auf die sich zunehmend verschlechternde Beziehung des Pärchens zueinander nur als originell bezeichnet werden und bricht mit den Regeln des „Rachefilms“. Er spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers (ich habe mich auch gefragt: „Wann kommt endlich die Action?“), um sie letztendlich doch zu befriedigen. Ein Meilenstein, wenn auch gewisse reaktionäre Stereotype um die Rollenklischees der Geschlechter hervorbrechen.

Barbaras Baby – Das Omen III (GB/USA 1981)

Der einzige Grund, sich diesen Nachklapp anzuschauen, ist Sam Neill als Satansohn Damien Thorne, der als britischer Botschafter die Wiedergeburt von Jesus im Vereinigten Königreich verhindern will. Dabei setzt eine Gruppe von Mönchen alles daran, ihn mit einem von sieben geweihten Dolchen zu töten. Nicht so langweilig wie der Film selbst sind die stimmungsvollen Bilder, die dem ganzen tempoarmen Treiben durch schummrig beleuchtete, historisch anmutende Sets zumindest etwas Mysteriöses abzugewinnen vermögen.

Die zu spärlich gesäten Morde sind mit Ausnahme des saftigen Schusswaffen-Suizids auch nicht mehr so graphisch wie im Original und das Finale (das kein richtiges ist), gerät nur allzu enttäuschend. Hätte man den Film um etwa 20 Min. zähes Religions-Gefasel gekürzt und die Handlung etwas gestrafft, wäre der Film vielleicht ganz brauchbar. So ist man froh, dass – ACHTUNG: SPOILER – Damien am Ende stirbt (was der Originaltitel „The Final Conflict“ überhaupt nicht nahelegt).