The Incredible Ferienende

Nachdem zwei Wochen schwedisches mal-Wind-und-Sonne-mal-10-Minuten-Regen-Wetter meine Bildschirmbräune  mit einer erträglichen Dermatitis solaris ersetzt haben, geht’s endlich wieder zurück ins World Wide Web, d.h. the gaffer beendet die Ferienpause, verstaut die Souvenirs und stürzt sich ins… Sommerloch.

Tja, viel hat sich, mal abgesehen von deutscher oder amerikanischer Parteipolitik, nicht geändert in letzter Zeit. Während in den USA das neue Nic Cage-Vehikel Bangkok Dangerous mit grandiosen $7,8 Mio die Box Office durch seinen ersten Platz peinlich berührt und sowohl “Tropic Thunder” als auch “The Dark Knight” noch deren Top Five unsicher machen, scheinen einzig die Filmfestivals in Venedig und Toronto die Lichtblicke am Cineastenhorizont zu sein.

Erwartungsgemäß wurde das venezianische Festivalprogramm mal wieder von der Presse gescholten. Darren Aronofskys The Wrestler sahnte am Ende den Goldenen Löwen ab. Mehr zum x-ten Comeback von Mickey Rourke und den anderen Preisträgern schreiben Die Welt und Der Standard. Wann werden die großen (Cannes, Venedig, Berlin) eigentlich mal gelobt?

Nach der Entscheidung des Kampfes um den Goldenen Löwen blickt die Filmwelt nach Kanada, denn beim Toronto International Film Festival (von den Fans liebevoll “TIFF” genannt) versammeln sich bereits potenzielle Oscarkandidaten, Independent-Filme jeder Couleur und ein reichhaltiges Spektrum von Werken aus aller Welt. Kritiken für die in Toronto gezeigten Filme findet man bei den stets verlässlichen Kollegen von Twitch, darunter auch eine zum deutschen Fantasyfilm Krabat von Marco Kreuzpaintner.

Zum Abschluss dieser kleinen Tastaturaufwärmung sei noch darauf hingewiesen, dass die erste Episode von John Woos neuem Historienepos Red Cliff [a.k.a. “das Event des asiatischen Filmjahres” a.k.a. “John Woos lang erwartete Rückkehr nach China” a.k.a. “Wir vergeben dir für ‘Paycheck’ und ‘Windtalkers'”] am Mittwoch in Hongkong auf einer All-Region DVD mit englischen Untertiteln erscheint.

Mit anderen Worten: WOAH! ZOMFG! WOOHOO!


PS.: Ein Schmankerl für alle, die, wie meine Wenigkeit, aus dem Urlaub nach Hause gekommen sind und zu ihrer Bestürzung einen gähnend leeren Kühlschrank vorfanden:

 

Urlaub muss sein

Das Ausscheiden von Timo Boll aus dem Einzeltischtenniswettbewerb in Beijing hat dermaßen an meinen Nerven gezerrt, dass ich zwei Wochen in den hohen Norden verschwinde. Oder war es die traurige Einsicht, dass “Platoon” noch immer ein richtig schlechter Film ist?

Wie dem auch sei, the gaffer wird in den nächsten Tagen leider nicht aktualisiert werden. Aber wer surft schon im Internet, wenn man stattdessen “The Dark Knight” zwei-, drei- oder viermal im Kinos sehen kann?

Nach der Pause wird’s aber endlich eine Kritik zum Film von Chris Nolan, weiteres zu den Filmen des Festivals in Bologna und eine Dosis Francois Truffaut kombiniert mit einem Schuss Johnnie To geben.

Zum Abschluss noch die Weisheit des Tages:

“Never start with the head, the victim gets all fuzzy.” – The Joker

Erste Gedanken zum Dunklen Ritter

Fast zwei Tage hat es gebraucht, bis sich mir ein einigermaßen klares Bild von Christopher Nolans The Dark Knight präsentierte. Zu einer Kritik reichen die noch etwas ungeordneten Gedanken auch jetzt nicht, dazu ist eine zweite Sichtung nötig. Das war aber schon klar, als der Abspann lief und das Licht im Kinosaal unbarmherzig wieder aufgedreht wurde.

Das dominierende Gefühl: Ermüdete Sprachlosigkeit. Das Bewusstsein, gerade etwas großes gesehen zu haben, ging einher mit dem Eingeständnis, das Große nicht gänzlich erfassen zu können.  Dieses Ergebnis war in der Pause, nach der ersten Hälfte des Films, nicht unbedingt absehbar gewesen. Da hatte klar das Widerstreben gegen den Hype die Oberhand gewonnen.

Eine gute Comicverfilmung war “The Dark Knight” zu diesem Zeitpunkt, aber doch nicht die Nummer Eins der IMDb Top 250, nicht der beste Film aller Zeiten vor den beiden Paten, vor “Citizen Kane”! Nach der 152. Minute hat er auch seinen dritten Platz, den er zur Zeit einnimmt, nicht verdient, doch die Erkenntnis ist schwer zu ignorieren, dass “The Dark Knight” nicht nur eine “gute Comicverfilmung” ist.

Es ist allein schon bewundernswert, was Nolan in der zweiten Hälfte an Bedeutungsebenen in seinen Haken schlagenden Plot einwebt, ohne auch nur im geringsten die Spannung zu mindern. Als Kommentar zur Situation der amerikanischen Gesellschaft wird der neue Batman interpretiert, darauf zielt Nolan recht offensichtlich auch ab. Abstrakter ist da noch der durch die Gestalt des Jokers erzwungene Diskurs um das (geplante) Chaos, das in eine unvorbereitete Gesellschaft Einzug hält und die Gefahr einer übersteigerten Reaktion der Ordnungsmacht.

All die intellektuellen Spielereien würden jedoch nicht funktionieren, hätte Nolan schwache Figuren gezeichnet. Über den Joker redet so gut wie jeder, das rechtfertigt Heath Ledgers Leistung. Besser als Jack Nicholsons Version ist er nicht, aber anders. Während Nicholson einen klassischen Cartoon-Bösewicht in die Realität der Leinwand transferierte, ohne im Verlauf dessen an Bedrohlichkeit zu verlieren, trägt Ledger bravurös die Last, letztendlich das personifizierte Unwesen zu verkörpern. Ähnlich Javier Bardems Anton Chigurh ist der Joker in “The Dark Knight” weniger Mensch als abstrakte Größe; ohne Herkunft, ohne humane Züge.

Im Schatten Ledgers, aber auch im Schatten von Aaron Eckhart und Gary Oldman, steht eindeutig Christian Bale. Als Bruce Wayne kann er in der ersten Hälfte noch den Charme des millionenschweren Junggesellen ins Feld führen, doch damit hat sichs. Schließlich ist eine schwarze Maske dem Spiel nicht zuträglich und diese trägt er in den wichtigsten Szenen des Films. Angesichts der inneren Konflikte, die Wayne im Verlauf des Films zu bewältigen hat, ist das Ergebnis recht dürftig.

Besser schneiden, wie erwähnt, Aaron Eckhart als Harvey Dent und Gary Oldman als Polizist Jim Gordon ab. Die anfängliche Lichtgestalt Dent bleibt nach Ende des Abspanns sogar der faszinierendste “Mensch” des Films. Weitere Ausführungen zu den Darstellern, der Inszenierung und den vom Film angerissenen “großen Themen” wird es in einer längeren Kritik geben.

Alles in allem, das kann ich jetzt schon festhalten, hat Nolans Dunkler Ritter dem ungeheuren Hype überraschenderweise standgehalten. Es ist vielleicht nicht der beste Film aller Zeiten, aber selten hat ein Blockbuster sein immenses Einspielergebnis so verdient wie The Dark Knight.

Trailer: Babylon A.D.

Gestern lief der Trailer vor “The Dark Knight” (den ich gerade noch ‘verdaue’), heute landet die englische Version hier: Babylon A.D., der bei uns am 11. September startet, ist so etwas wie der inoffizielle Versuch Vin Diesels Ehre als Actionheld zu retten.

Er tat jedenfalls gut daran, einen Film mit Mathieu Kassovitz (“La Haine”) zu drehen, denn selbst wenn die Story nichts hergibt, gut aussehen wird “Babylon A.D.” allemal. Die Co-Stars – denn neben Vin Diesel sind auch Schauspieler am Start – heißen Michelle Yeoh (Yay!), Gérard Depardieu (Autsch!) und Charlotte Rampling (Yay!).

Den Trailer des aktuellen Films von Vin “Der Babynator” Diesel kann man bei MovieMaze herunterladen oder hier anschauen:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=JyhEHKB6cmY]

Neues von Ridley Scott und Fernando Mereilles

Vom schlechten Gewissen wegen der Vernachlässigung dieses Blogs übermannt, verweise ich an dieser Stelle mal auf zwei nicht ganz niegelnagelneue, aber gute Trailer:

body-of-lies

Nummer Eins bewirbt Der Mann, der niemals lebte (“Body of Lies”), den neuen Film von Ridley Scott.

Der auf einem Buch von David Ignatius basierende Spionagethriller mit Russel Crowe und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen erinnert an eine Kreuzung aus “American Gangster” und “Black Hawk Down.”

Anders gesagt: Ganz neues Terrain beschreitet Master Ridley hier nicht und sowohl seine Version von Robin Hood – “Nottingham” – als auch die geplante Verfilmung von “The Blood Meridian” nach Cormac McCarthy  (“No Country for Old Men”) klingen wesentlich vielversprechender.

Dafür hat Leo eine weitere Chance, der Welt mithilfe seiner zusammengekniffenen Augenbrauen zu beweisen, dass er ein Mann geworden ist. Da kann man nur hoffen, dass er diesmal besser abschneidet als in diesem komischen Remake von Infernal Affairs… wie hieß es noch? Achja, “The Jack Nicholson Show”.

Anyway, Russel Crowe ist glücklicherweise meistens sehenswert und war immerhin das beste an “American Gangster.” Was einem allerdings zu denken geben sollte: William Monahan (The Dep**ted) ist für das Drehbuch von “Der Mann, der niemals lebte” verantwortlich. Vielleicht verzichtet er diesmal auf den überbordenden Gebrauch des F-Wortes und schreibt zur Abwechslung mal gute Dialoge.

Am 23. Oktober können wir uns selbst davon überzeugen, dann startet “Der Mann, der niemals lebte” in Deutschland.

blindness

Am selben Tag kommt auch Die Stadt der Blinden (“Blindness”) von Fernando Mereilles (“City of God”, “Der Ewige Gärtner”) in die Kinos. Literaturnobelpreisträger José Saramago lieferte die Vorlage:

In einer nicht genannten Stadt verbreitet sich eine Epidemie, die Blindheit verursacht. Die Behörden lassen die Kranken in einer psychiatrischen Anstalt unterbringen. Zu den Internierten gehört der Arzt, der den ersten Kranken behandelt hat sowie seine Frau – die als einzige dieser Personen sehen kann. Es kommt zu Übergriffen zwischen verschiedenen Gruppen der Kranken wie auch zu Misshandlungen seitens der die Anstalt bewachenden Soldaten  (Quelle: Wikipedia)

Das Casting ist mit Mark Ruffalo, Julianne Moore (mit blonden Haaren!) und Gael Garcia Bernal exzellent. Sogar Sandra Oh ist mit von der Partie und die hat es immerhin geschafft, eine schreckliche Serie wie “Grey’s Anatomy” erträglich, wenn auch nicht sehenswert, zu machen.

Den Trailer für “Die Stadt der Blinden” kann man wie immer bei MovieMaze einsehen.

Ein fetter Smiley geht an denjenigen, der mir sagen kann, aus welchem Film (?) die Musik am Ende des zweiten Trailers von “Die Stadt der Blinden” stammt!