10 Jahre // 15 Favoriten (2)

Nachdem ich die ersten fünf meiner Lieblinge der letzten zehn Jahre vorgestellt habe, geht es an dieser Stelle weiter mit dem zweiten Teil. Wie immer gilt: Diese Liste erhebt keinen Anspruch darauf, die “besten” Filme herauszupicken, hingegen versteht sie sich eher als persönlicher Rückblick auf das ausgehende Jahrzehnt. Diskussionen sind natürlich trotzdem erwünscht!


Hero (HK/VRC 2002)

Ich gebe zu, meine Haltung zu “Hero” ist eine zwiespältige. Hätte Zhang Yimou einfach nur kommerziellen Kitsch über die Gründung Chinas abgeliefert, würde die Antwort ganz klar lauten: Die Speerspitze der Fünften Generation hat sich dem Kommerz ergeben usw. Das Martial Arts-Epos “Hero” ist aber bei weitem nicht so einfach abzuwatschen, wie es in den Feuilletons gern gepflegt wird. “Hero” ist, anders als der nichtssagende Nachfolger “House of Flying Daggers”, ein Werk, dessen Subtext die Kontroverse geradezu herausfordert. Es geht um nichts geringeres als das Verhältnis des Bürgers zur staatlichen Autorität, sein Widerstandsrecht und die Verrechnung des Wohles des Einzelnen mit dem der Allgemeinheit. “Hero” ist jedoch gleichzeitig ein Wuxia-Film, der gewissermaßen auf der “Tiger & Dragon”-Welle mitreitet, diese aber in eine andere Richtung führt. Die u.a. von King Hu geprägte Wuxia-Ästhetik der schwebenden Kämpfer wird aufgenommen, doch radikalisiert Zhang sie im Gegensatz zu Ang Lee, der sich auf die Integration moderner Spezialeffekte beschränkt hatte. Visuell ist “Hero” ein bewegtes Gemälde, ein Farbenrausch, der am ehesten mit Wong Kar-Wais “Ashes of Time” verglichen werden kann. Doch statt sich auf die Schauwerte zu beschränken, variiert Zhang die dem Wuxia-Genre innewohnende subversive Kraft auf diskussionswürdige Weise, indem er die staatliche Autorität in Gestalt des ersten Kaisers Qin Shihuangdi die Oberhand behalten lässt. Doch nicht nur das. Zhang lässt die Widerstandskämpfer, die wandernden Schwertkämpfer, im Grunde vor ihm niederknien, was angesichts des geschichtlichen Hintergrundes nicht nur der Einigung Chinas wegen getan wird, sondern auch noch einen autoritären Herrscher in seinem Amt und seinen Methoden bestätigt. In die Geschichte eingegangen ist der erste Kaiser schließlich nicht nur wegen der Reichseinigung, sondern  auch “legendärer” Gräueltaten.

Elephant (USA 2003)

“Elephant” ist ein Film, den ich wohl niemals vergessen werde. Es ist ein Film, den ich nur im Abstand von Jahren sehen kann und will. So geht es natürlich nicht jedem. Es gibt sicher genügend Menschen, die mit halbwegs objektivem Blick auf die Fehler und Vorzüge verweisen können, die ihn einordnen können in das Werk Gus van Sants, die sagen können, dass “Elephant” das Mittelstück seiner Todestrilogie ist, mit der er sich selbst aus dem künstlerischen Niemandsland gezogen hat. Das alles ist schön und gut. Doch für mich ist “Elephant” zuallererst eine Sammlung von Gefühlen und Reaktionen, die sich eingebrannt haben, deren Narben aber nicht verschwinden. Es sind Narben, die sich in den letzten Jahren verwoben haben mit Erinnerungen an den 26. April 2002 und die Tage danach. Als  an einem Freitag Nachmittag die Nachrichten aus Erfurt im Radio liefen und es am Montag darauf wieder in die Schule ging; man Leute traf, die jemanden kannten, der jemanden kannte, der auch das Gutenberg-Gymnasium besucht. Thüringen ist klein. Als die Lehrer wie erstarrt die Klassenräume betraten und im Grunde genauso ratlos waren wie wir, die wir da auf den Latein-, Mathe-, Deutschunterricht warteten und doch nur eine Antwort auf die Frage wollten: Was sollen wir jetzt tun?

Im ersten Semester an der Uni habe ich “Elephant” zum ersten Mal gesehen. Allein zu Hause. Davor lag er von Staub benetzt mehrere Monate im Regal. Natürlich nicht, weil ich keine Zeit hatte. Und da waren sie wieder, diese Gefühle, denn “Elephant” ist keine dokumentarische Wiedergabe eines Amoklaufs, sondern eine Film gewordene Verstörung.

Memories of Murder (ROK 2003)

Nachdem der Serienkillerfilm in den 90er Jahren durch “Das Schweigen der Lämmer” und “Sieben” in neue Höhen getrieben wurde, sah die Zukunft des Genres im neuen Jahrtausend eigentlich recht mau aus. Schließlich konnte einem manchmal schon das Gefühl beschleichen, dass es sich in einer langweilenden Endlosschleife nicht abbrechender Kopiervorgänge befindet. Dass “Memories of Murder” nun als einer der wegweisenden Beiträge auf der Bühne erschien, liegt nicht daran, dass Bong Joon-ho (“The Host”) etwas völlig neues, bisher ungesehenes erschaffen hat. Bong nimmt stattdessen etablierte Topoi der Vorgänger auf und formt daraus ein spezifisch koreanisches Endprodukt, welches sich letztendlich um die südkoreanische Militärdiktatur der 80er Jahre dreht, dieses Thema aber nie ins Rampenlicht stellt. Während die genannten wegweisenden Beiträge zum Genre ihre  am Anfang geradezu unschuldig wirkenden Inspektoren mit der Devise “Schaust du zu lange in den Abgrund…” konfrontieren, ist den zwei Ermittlern (u.a. Song Kang-ho) in “Memories of Murder” von Anfang an jedes Mittel recht, um zu einem Ergebnis zu kommen. Folter eingeschlossen. Erst als ein junger Kollege aus Seoul “moderne” Methoden einbringt, kommt die Untersuchung langsam in Gang. Oder doch nicht?

Auf den kräftigen Schultern von Song Kang-ho ruht der Film, handelt es sich bei Song doch um einen Schauspieler, der wie kaum ein anderer das Gewöhnliche an seinen Figuren mit dem unzweifelhaft vorhandenen Charisma eines Stars verbinden kann. Ganz auf dessen Gesicht vertraut Bong Joon-ho in den letzten Minuten des Films und beweist damit auch, dass weniger manchmal mehr ist. Ein Film, den sich Park Chan-wook des öfteren anschauen sollte.

Throw Down (HK/VRC 2004)

“Throw Down”, Johnnie Tos persönliche Hommage an Akira Kurosawa (“The greatest filmmaker”, wie es in den credits heißt), ist ein Film über Judo und wie in vielen anderen Sportfilmen auch stehen Träume und deren Verwirklichung im Mittelpunkt. Doch nicht irgendeinen Wettkampf muss Szeto (Louis Koo) gewinnen, sondern – und da gleicht er David Dunn in “Unbreakable” – eigentlich sich selbst. Auf kaum einen Film trifft der Ausdruck “Der Weg ist das Ziel” deshalb so gut zu, wie auf “Throw Down”, Tos,  neben “Sparrow”, verspieltesten und bisher wohl optimistischsten Film. In dessen Universum gibt es keine Waffen und auch keine (richtig) Bösen. Alle Konflikte werden durch ein paar Judo-Griffe gelöst. Im Verlauf von Szetos symbolischer Wiedergeburt verbeugt sich das farbenfrohe Märchen vor der Freundschaft und preist das existenzielle Bedürfnis, einen Traum zu haben, an. Ein Bedürfnis, das ist die Lehre des Films, welches selbst vom Scheitern nicht ausgelöscht werden darf. Es ist der rote Ballon in den Baumwipfeln, der verlorene Schuh auf der Straße und das vom Adrenalin hervorgerufene, breite Lächeln auf den Gesichtern der Kämpfer, als sie erschöpft auf der Matte liegen. Es sind unzählige solcher Momente, welche To hier aneinanderreiht, die “Throw Down” zu nichts weniger als seinen schönsten und gleichzeitig erhabensten Film machen.

München (USA/CDN/F 2005)

Das war sicher nicht Steven Spielbergs Jahrzehnt! Große Filme hat er ja gedreht, deren Mängel aber kaum zu verbergen sind. “A.I.” wird ungeachtet einiger Qualitäten immer die Frage anhängen, wie Stanley Kubricks Version ausgesehen hätte. “Minority Report” hat trotz einiger netter Ideen den Science Fiction-Film auch nicht gerade neu erfunden und “Krieg der Welten”, so gut mir der auch gefallen mag, leidet an seinem fluffigen und typisch Spielberg’schen Ende. Von “Terminal” und “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” gar nicht zu reden! Sonderlich aussagekräftig ist das Argument, “München” sei Spielbergs bester Film der Dekade, also nicht. Im Rahmen des (Agenten-) Thrillers bewegt sich die Geschichte über die israelischen Vergeltungsaktionen nach der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972. Ohne (damals) große Stars gedreht, schreit “München” weder als Blockbuster nach Aufmerksamkeit, noch ist der Film Spielbergs “Schindler’s Liste” des neuen Jahrtausends. Doch Spielbergs unauffälligster Film der letzten zehn Jahre greift über seine Genrebarrieren hinaus, wird Kommentar zum Nahost-Konflikt, den er unmittelbar behandelt, und auch der amerikanischen Außenpolitik nach dem 11. September. Subtil ist das zu keiner Zeit, aber notwendig und auch noch hochspannend. Belehrt werden wir von “München” nicht, denn eigentlich ist Spielbergs Thriller keine didaktische Abhandlung, sondern ein Blick der Trauer und Resignation auf die Vergangenheit und die Gegenwart, der von dem großen Filmemacher in dieser Form nicht zu erwarten gewesen war.

Frame: Wunder

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Als Indiana Jones seine Abenteuer dank lebendig gewordener Geschichte erlebte, da wollte jeder, der auch nur im Stande war, das Wort auszusprechen, Archäologe werden. Einen Schritt weiter geht Steven Spielberg in “Jurassic Park”, der ultimativen Blockbuster-Zelebrierung des Nerds. Ein Paläontologe, ein Chaostheoretiker, eine Paläobotanikerin – drei Doktortitel künden vom Heldentum. Die beiden Kinder: ein besserwisserischer Dino-Fan und eine angehende Hackerin.

Außenseiter als Abenteurer. Dabei verleiht Wissen hier nicht primär Macht, sondern Verantwortung. Bei aller Kritik, die in den folgenden Minuten auf den Träumer John Hammond einprasseln wird, weiß Spielberg vor dem Grauen die Erhabenheit des Wunders zu verbildlichen. Statt mühsam ausgegrabenen Knochen und vagen Vorstellungen, atmendes, lebendiges Fleisch und Blut. Im Angesicht der mampfenden Urzeit ist der Mensch wirklich nicht mehr als ein Wimpernschlag der Geschichte.

Frame: Jurassic Park (USA 1993); Regie: Steven Spielberg

Kontrapunkt: Klassiker

Die vergangene Woche sollte bei mir von den Klassikern des amerikanischen Effekte-Kinos geprägt sein. Deswegen hier nun wie üblich ein paar kurze Besprechungen, die gut 50 Jahre mehr oder weniger signifikante tricktechnische Meilensteine umspannen. Dabei möchte ich chronologisch vorgehen:

King Kong und die weiße Frau (USA 1933)

Wer kennt es nicht, das große Finale auf dem Empire State Building, als Propellerflugzeuge den emporgestiegenen Riesenaffen Kong, der Fay Wray in seiner Hand hält, buchstäblich zu Fall bringen wollen? Diese Szenen sind ebenso legendär und historisch wie die mittlerweile antiquierte Stop-Motion-Tricktechnik von Guru Willis H. O’Brien, der u. a. Ray Harryhausen (Tricktechniker von u. a. “Jason und die Argonauten”) sein Handwerk beibrachte.

Der Film weiß noch bis heute mit seinen gigantischen Sets (Stichwort: das große Tor) zu überzeugen, jedoch nehmen ihn einige zu statische Passagen, die in der Theaterinszenierung verwurzelt zu sein scheinen, etwas von seiner Dynamik. Der hierzulande zu Unrecht kaum bekannte Klassiker des Menschenjagd-Films Graf Zaroff – Genie des Bösen wurde von Regisseur Ernest B. Schoedsack und Darstellerin Fay Wray parallel in teilweise denselben Dschungel-Sets gedreht. Ein großer Klassiker, der bisher zweimal neuverfilmt wurde, aber keineswegs ohne Schwächen.

Die Vögel (USA 1963)

Einer der populärsten Filme Hitchcocks, aber keinesfalls sein bester. Zwar vermag der Film in Sachen Suspense durchaus zu überzeugen, jedoch überwiegen am Ende jene psychoanalytischen Konzepte in den oftmals allzu langweilig geratenen Dialogen, die Die Vögel in seiner ersten Hälfte nur schwer genießbar machen.

Tippi Hedren und Rod Taylor eröffnen den Film im Stile einer belanglosen screwball comedy, um dann über ein Psychodrama bis hin zum Horrorthriller zu sich zu finden. Auch die nach wie vor beeindruckenden Toneffekte mit sehr präsentem Vogelkrächzen und das apokalyptische Ende können den Eindruck nicht verstellen, dass dieser Genre-Mix zu unausgegoren geraten ist. Das von Alfred Hitchcock zuhauf angewendete Rückprojektionsverfahren (Darsteller agieren im Studio vor einer Leinwand) zaubert heute gar eher ein Lächeln aufs Gesicht des Cineasten. Weiteres von mir – insbesondere im Hinblick auf die Psychologie der Figuren – hier.

Unheimliche Begegnung der dritten Art (USA/GB 1977)

Ein Film, der öfter als „Klassiker” gehandelt wird, aber dank Steven Spielbergs nerviger, übertriebener Heile-Welt-Inszenierung keiner ist. Die ersten zwei Drittel des mit den Entdeckungen eines französischen Wissenschaftlers (Francois Truffaut) alternierenden, zergliedert wirkenden Plots um den freakigen Familienvater Richard Dreyfuss, der ebenso wie andere ein paar Lichter von Alienraumschiffen am Himmel sieht und fortan mit Kartoffelbrei und anderen Dingen seine Vision eines zylinderförmigen Berges baut, wirken zuweilen unfreiwillig komisch. Doch ab dem Zeitpunkt, als er sich in die abgesperrte Bergregion Wyomings begibt, wo Militärs und Wissenschaftler den ersten Kontakt mit einer außerirdischen Spezies haben, nimmt der Film an Fahrt auf und überspielt endlich seine stetige Gehaltlosigkeit.

Natürlich kommen die Aliens in guter Absicht, anders war es bei Spielberg nicht zu erwarten. Doch zeigt er lieber minutiös die Vorgänge bei der ersten Begegnung, als die “E.T.”-Vorgänger eine – auch nur irgendeine – Botschaft verkünden zu lassen. Anspruchsvoll und ansprechend sind hingegen zumindest Vilmos Zsigmonds mit Farben und Perspektiven spielende, oscarprämierte Kameraarbeit und die bis heute überzeugenden Licht-Spezialeffekte.

Ein Königreich vor unserer Zeit (USA 1989)

In dem hier vorliegenden, von Trash-Papst Roger Corman produzierten Spektakel spielt der zu dieser Zeit im B-Movie-Morast versunkene David Carradine (“Kung Fu”) den mittlerweile als Gastwirt arbeitenden Kämpfer „der Finstere”, der zusammen mit einem dicken Zauberer, Nachwuchs-Magier Tyor und einer knapp bekleideten Königin mit prallen Titten drei von bösen Zauberern – u. a. dargestellt von Sid Haig (Captain Spaulding aus “Haus der 1000 Leichen”) – unterjochte Königreiche befreien muss.

Die billigen Ritter- und Zaubererkostüme sehen albern aus, dümmliche Komik durchdringt den Film, was Sprüche wie – übrigens aufgesagt vom beidarmigen Schwertkampf mit einarmigen Fechten verwechselndem Carradine – „Dumme Menschen sind tote Menschen. Die Hausordnung kennst du doch!” auf die Beschuldigung, er habe jemanden in seiner Spelunke getötet, beweisen. Die Action-Choreografie ist lausig, teilweise aus einem Film namens “Barbarian Queen” geklaut und die Effekte (meine Highlights: Lichtblitze und ein Gummimonster in einem Verließ, das immer durch Nebelschwaden verdeckt ist) sind richtig schlecht. Dennoch aufgrund einiger leicht bekleideter Mädels, dem freiwilligen Hang zur Lächerlichkeit sowie pubertärer Sex-Thematisierung ein kleiner – sehr kleiner – „Klassiker” des Fantasy-Trashs.

Fokabular: Auteur

Im letzten und ersten Beitrag zur Klärung filmwissenschaftlicher Grundbegriffe hatte ich ja noch angekündigt, dass es sich hier primär um formales Fachgesimpel handeln würde, d.h. die Fachbegriffe zur Beschreibung formaler filmischer Darstellungsweisen im Blickpunkt der Aufmerksamkeit stehen würden. Diese werden auch weiterhin das Hauptaugenmerk der Kategorie darstellen. Heute soll jedoch eine Ausnahme gemacht werden für den ominösen Begriff des “Auteurs”.

Man könnte ihn schlicht und sehr deutsch als Autor oder Urheber bezeichnen, aber das wäre ziemlich langweilig und mit französischen Wörtern lässt sich ein selbstverliebter Studentenintellektualismus wesentlich leichter zelebrieren.

Jeder, der schon mal eine Filmkritik schreiben musste oder wollte, hat zu einem hohen Prozentsatz zumindest indirekt auf den Auteur zurückgegriffen. Denn anders als bei einem literarischen, musikalischen oder einem Werk der bildenden Kunst, ist der Urheber eines Films nur schwer auf einen einzigen Namen festzunageln.

Schreibt man also eine Kritik mit der Absicht, nicht seitenweise auf den Kameramann, den Cutter, den Drehbuchautor, den Rigging Gaffer oder gar den Best Boy einzugehen, sondern irgendwann mal zum Punkt zu kommen, wird man schnell zum einfachen Ausweg verleitet: Der Regisseur ist schuld.

Dem Inhaber des Regiestuhls wird die künstlerische Verantwortung, Lob und Tadel, der Einfachheit halber zugeschoben, da ein differenzierteres Urteil für den Zuschauer aus nachvollziehbaren Gründen meist schon bei Schnitt, Drehbuch und Kamera an seine Grenzen stößt. Der Regisseur hält schließlich alle Fäden in der Hand. Aber hat nicht gerade in Hollywood der Produzent die eigentliche Macht?

Hier in Europa sei einmal Bernd Eichinger in Gedächtnis gerufen, der zwar mit einigen namhaften Regisseuren (a.k.a. Auteurs) zusammengearbeitet hat, wie Tom Tykwer oder Bernardo Bertolucci, aber seinen Großproduktionen immer auch den eigenen Stempel aufdrückt. Sein Hang, die komplette deutsche Schauspielelite in einen Film zu quetschen, ist eines der auffälligeren Merkmale, ebenso seine Vorliebe für literarische Stoffe wie “Das Parfüm” oder “Der Baader-Meinhof-Komplex”.

Um das Problem mit einer viel zu oft genutzten Floskel zu fokussieren: Die Grenzen sind fließend. Während Thomas Mann eindeutig für den “Zauberberg” verantwortlich ist und auch an der Urheberschaft J.M.W. Turners an seinem “Sklavenschiff” niemand ernsthaft zweifelt, kann jeder Hitchcocks Vertigo begutachten und dem Hitch-Fan entgegenhalten: Ja, aber die Musik stammt doch von Bernard Herrmann, die Kamera hat er nicht selbst geführt und das Drehbuch auch nicht geschrieben. Dennoch ist Alfred Hitchcock eines der Paradebeispiele für die Auteur-Theorie.

Als Wurzel allen Übels bzw. als die Advokaten der Erleuchtung werden heute die französischen Filmkritiker der Cahiers du Cinema angesehen. Beeinflusst durch die Schriften ihres Mentors Andre Bazin stellten junge Kritiker wie Francois Truffaut oder Jean-Luc Godard in den 50er Jahren die Forderung, eine persönliche moralische oder philosophische Handschrift solle in Filmen erkennbar sein. Später wurde das Konzept in der englischsprachigen Welt durch Andrew Sarris als Auteur-Theorie bekannt.

Eine “subjektive Haltung” war für Godard, Truffaut und andere in den Filmen Jean Renoirs, Howard Hawks und eben Alfred Hitchcocks zu erkennen. Viele der so wiederentdeckten Regisseure waren zuvor v.a. als Handwerker der Massenware bekannt gewesen, schließlich schreien die Western Anthony Manns oder Samuel Fullers weniger offensichtlich nach der Aufmerksamkeit von Kritikern als die Filme Roberto Rosselinis.

Stets zu beachtender Hintergrund dieser Wendung zum Auteur war und ist der Wunsch, das relativ junge Medium Film neben den alteingesessenen Künsten zu etablieren. Ein auf industrieller Arbeitsteilung beruhender, im nachhinein kaum zu überblickender Entstehungsprozess ist da nicht gerade hilfreich.

Dem Film als Kunst Anerkennung zu verschaffen, das schien zu dieser Zeit nur durch die Angleichung des Vokabulars an die Literatur möglich. So wurde mit dem Konzept des Auteurs letztendlich die Annahme auf den Film übertragen, dass ein künstlerisches Genie hinter einem Film stehen kann.

Für die Kritiker der Cahiers war jedoch nicht jeder Regisseur zugleich ein Auteur. Unterschieden von diesem wurde noch der “Réalisateur”. Der Réalisateur ist, wenn man so will, der Kino-Handwerker. Seine Filme können auf inhaltlicher oder formaler Seite der Perfektion zustreben, doch sein künstlerischer Einfluss geht selten über die Vorlage des Drehbuchautors hinaus.

Der Auteur kann hingegen an seinem Größenwahn scheitern oder nur ein unvollkommenes Meisterwerk drehen und doch ist in jeder Einstellung seine Persönlichkeit, seine Haltung spürbar. Deshalb sind seine gelungenen Filme dazu in der Lage, den Zuschauer auf besondere Weise zu berühren.

Da ist schon mal von der “enormen Zärtlichkeit” gegenüber ihren Figuren und “kleinen Schönheiten”, die es zu entdecken gibt, die Rede. Formale Innovationen etwa der Mise en Scène gehören naturgemäß ebenfalls zu den Merkmalen, die den Stil eines Auteurs prägen können.

Vom Kritiker und Filmliebhaber zum Regisseur war in den 50er Jahren der Weg nicht weit, so dass aus Eric Rohmer, Jean-Luc Godard und eben Francois Truffaut sehr bald selbst Autorenfilmer wurden, die den Grundstein für die Nouvelle Vague legten. Das Konzept des Auteurs ist gerade bei Ansicht ihrer Filme nachvollziehbar. Betrachten wir beispielsweise Die Amerikanische Nacht von Truffaut, fällt – mal abgesehen vom Fakt, dass Truffaut hier einen Regie-Handwerker, also nicht sich selbst, spielt – die Thematisierung seiner eigenen Cinephilie ins Auge.

Sinnbild dafür ist eine Traumsequenz, in welcher Ferrand (Truffaut) als kleiner Junge zu sehen ist, wie er Aushangfotos für Citizen Kane aus einem Kino stiehlt. Dieser Moment ist tatsächlich höchst berührend und natürlich zugleich subjektiv geprägt. Schließlich offenbart Truffaut hier seine Verehrung für den großen Auteur Orson Welles.

Die subjektive Haltung des Auteurs äußert sich nicht nur in der Selbstreferenzialität des Mediums. Nicht jeder Auteur muss das Kino selbst thematisieren, wie es Godard in Die Verachtung tut, wenn er der Regielegende Fritz Lang eine Rolle gibt.

In Sie küssten und sie schlugen ihn verarbeitet Truffaut seine eigene Jugend bis ins Detail. So lebt sein Film-Alter Ego Antoine Doinel genau wie er selbst bei seiner Großmutter bis diese stirbt, um dann mit seiner Mutter und seinem Stiefvater zusammen zu wohnen, regelmäßig die Schule zu schwänzen, Diebstähle zu begehen usw.

Ein Auteur präsentiert nich zwangsläufig seine privaten Probleme auf dem Tablett, wie es Truffaut oder Godard getan haben. Wiederkehrende Themen, die sich durch ihre ganzes Werk ziehen und damit einhergehend eine gewisse künstlerische Kontrolle, machen den Auteur jedoch aus. Man denke nur an Hitchcocks Vorliebe für kühle Blondinen, die komplizierten Mutter-Sohn-Beziehungen und sein beliebtes Handlungsschema über einen unbescholtenen Bürger, der zu Unrecht verfolgt wird.

In den Filmen eines modernen Auteurs wie Michael Mann lassen sich ebensolche Konstanten auffinden, während die Filme eines Handwerkers wie Brett Ratner uninspirierte Auftragsarbeiten darstellen. Auch wenn die Titulierung als Handwerker eine abwertende Note trägt, wurde die Unterscheidung zwischen Auteur und Réalisateur ursprünglich nicht auf einer wertenden Ebene genutzt. Dennoch wurden die Filme eines Auteurs dem steril perfekten (französischen) Kino der damaligen Zeit vorgezogen.

Die Einführung des Auteur-Begriffes führte in Europa letztendlich zu einer Bedeutungsverlagerung von narrativer Perfektion zur Betonung der subjektiven und damit womöglich ungewöhnlichen Perspektive auf die Welt. In Hollywood wurden die wiederentdeckten Auteurs der Studiozeit durch das New Hollywood abgelöst.

Berühmte Beispiele für für heutige amerikanische Regisseure, deren distinkter Stil und thematische Konstanten zur Nutzung des A-Wortes herausfordern, sind Steven Spielberg und Martin Scorsese.

Ersterer, ein Scheidungskind, dreht z.B. seit über 20 Jahren immer wieder Filme mit problematischen Vaterfiguren, letzterer schafft es, in so gut wie jedem Werk seine italo-amerikanische Einwandererherkunft und den Katholizismus anzusprechen.

Abgesehen von der Therapiefunktion, die das Filmemachen für einige Auteurs anzunehmen scheint, sollte er in der Lage sein, seinen Stil trotz unterschiedlichster Vorlagen erkenntlich zu machen. Scorsese schaffte  eben das auch ohne seinen Stammautor Paul Schrader. Nicht zufälligerweise vertrauen berühmte Auteurs oftmals auf dieselbe Crew. Spielbergs Filme werden seit 1979 von Michael Kahn geschnitten, von John Williams komponiert und seit rund 10 Jahren steht Janusz Kaminski hinter der Kamera.

Einfacher, den Stil an einer Person festzumachen, ist es da noch bei Stanley Kubrick, dessen Filme kaum jemals denselben Cutter oder Kameramann hatten. Dennoch ist die Handschrift des Regisseurs sofort erkennbar, ob man nun “Wege zum Ruhm”, “Uhrwerk Orange” oder “Eyes Wide Shut” heranzieht.

Dem Auteur-Konzept ist eine gewisse Idealisierung der Position des Regisseurs im Prozess des Filmemachens zu eigen. Gleichfalls verkennt seine Überhöhung des Künstlergenius’ andere Einflüsse auf die Autorschaft. Der oben genannte Paul Schrader könnte das Siegel als Drehbuchautor ebenso  verdienen. Oder man stelle sich Lost in Translation in den Händen eines anderen Regisseurs vor. Mit Bill Murray wird die Veränderung kaum auffallen. Ohne ihn ist der Film unvorstellbar. Seine Persönlichkeit ist für die emotionale Wirkung prägend, nicht die Sophia Coppolas.

Ausgehend von der Tendenz, Regisseure hierarchisch nach “Auteur” und “nur Réalisateur” zu werten, hat die  offenkundige Unschärfe der Theorie in Folge also zu einiger Kritik geführt. Schließlich wird dem Handwerker ein gewisser Grad an Originalität abgesprochen, sofern er keine Nabelschau betreibt. Auch verleitet die Unterscheidung zu unverdienter Nachsicht gegenüber dem gescheiterten Auteur. Von der Missachtung der künstlerische Leistungen Anderer während des Prozesses des Filmemachens ganz zu schweigen.

Der Poststrukturalist Roland Barthes verkündete 1968 sogar den Tod des Autors. Bezogen war sein Aufsatz auf die Literatur. Er ist aber auch anwendbar auf den Film. Demnach besteht jeder Text aus einer Vielzahl anderer Texte aus einer Reihe von Kulturen. Erst beim Leser (sprich: Zuschauer) werden die Bedeutungseinheiten zusammengesetzt.

In den letzten zwanzig Jahren wird die Titulierung “Auteur” bewusst zur Vermarktung von Filmen eingesetzt. Bestes Beispiel hierfür ist Quentin Tarantino, der Filme auf DVD-Hüllen “präsentiert”, mit deren Produktion er nicht das geringste zu tun hatte.

Für den Filmkritiker bleibt das Konzept jedenfalls Anlass zur Reflexion. Denn auch wenn man dem Kult des Regisseurs nicht verfallen ist, kann man die persönliche Note und Wiedererkennbarkeit in den Filmen von Guillermo Del Toro, Terrence Malick oder Darren Aronofsky kaum ignorieren. Der Auteur ist eben noch lange nicht verschieden. Von Zeit zu Zeit geistert er nur unter dem Pseudonym des “großen Regisseurs” durch den Blätterwald.


Literatur:

 

Koebner, T. (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films, Stuttgart 2002

Fokabular: Mise en Scène

Da mir im Verlauf meiner Hancock-Kritik mal wieder aufgefallen ist, in welchem Ausmaß ein filmwissenschaftliches Studium zum überhand nehmenden Fremdwörtergebrauch führt, wird hiermit eine neue Rubrik aus der Taufe gehoben: Das Fokabular.

Der gewählte Begriff sagt schon alles über den für die Konzeption dieses filmwissenschaftlichen Vokabulars erbrachten Zeitaufwand. Er war jedenfalls nicht groß. Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Wettbewerb der billigsten Titel von Filmblogrubriken, wer weiß…

Die hier veröffentlichten Begriffsklärungen sollen jedenfalls dazu dienen, Filme hinsichtlich der Nutzung ihrer formalen Mittel, wie der Farbgestaltung, Kameraarbeit etc. zu untersuchen, also eine eventuell ungewohnte, neue Betrachtungsweise beim ein oder anderen Zuschauer anzuregen.

Den Anfang der Erklärungen macht der ominöse, weil gern genutzte und selten definierte, Begriff der Mise en Scène. Die deutsche Übersetzung, etwas “in Szene zu setzen”, trifft schon den Kern der Sache.

Die Mise en Scène, die man durchaus als Gegenpol zur Montage betrachten kann, umfasst die Organisation des Bildinhalts. Ihre Analyse fragt letztendlich danach, was im Bild gezeigt und wie es inszeniert wird.

Nehmen wir ein klassisches Motiv des Krimis: Ein Mann sitzt am Schreibtisch. Der Mörder schleicht sich von hinten an, um ihn umzubringen. Wenn man so will, gibt es zwei Arten, das Erzählte filmisch aufzulösen. Der eine verlässt sich auf die Montage, der andere eher auf die Mise en Scène.

Beispiel 1:

Shot – Ein Mann sitzt am Tisch, das Gesicht dem Zuschauer zugewandt, im Hintergrund die Tür.

Schnitt zur Tür, die sich langsam öffnet.

Schnitt zur Ansicht des Mannes am Schreibtisch, der uns den Rücken zugewandt hat.

Schnitt zum Mörder, der sich auf sein Opfer zubewegt. Wir sehen z.B. seine rechte Hand, die ein Messer hält.

Schnitt zum Mann am Schreibtisch von vorn. Hinter ihm steht der Mörder, hebt seinen Arm, sticht zu. Es gibt ein blutiges Gemetzel, dass in der deutschen Fassung verstümmelt wird, damit der Film eine FSK 12-Freigabe erhält usw.

Beispiel 2:

Shot – Ein Mann sitzt am Schreibtisch, das Gesicht dem Zuschauer zugewandt. Im Hintergrund öffnet sich langsam die Tür. Der Mörder tritt ein, während das Opfer unbekümmert weiterarbeitet. Der Mörder im Bildhintergrund nähert sich weiter an. Aus dem Dunkel des Raumes scheint seine erhobene Hand mit dem Messer im Lichtkegel der Schreibtischlampe auf. Sie saust nieder, auf ihr Opfer einstechend…

Während also die Montage den Mord in Einzelaufnahmen aufspaltet, wird er im zweiten Beispiel in einer einzigen Aufnahme gezeigt. Beide Szenen leben jedoch von der gleichen Spannung, da der Zuschauer einen Wissensvorsprung gegenüber dem Opfer besitzt (wir wissen, dass sich hinter ihm jemand mit einem Messer anschleicht).

Eine ungeschnittene Einstellung, die dem von mir oben beschriebenen Beispiel ein wenig ähnelt, nutzt M. Night Shyamalan in seinem Film Unbreakable. Man achte auf die Kamera, die sich während des Kampfes von der Untersicht hin zur Vogelperspektive bewegt.

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Die Komplexität der Mise en Scène im zweiten Beispiel entsteht durch die Organisation der beiden Figuren im Bild, die Positionierung der Kamera, die Licht- und Schattengestaltung. Mit einer einzigen Einstellung muss der Film uns alle für den Spannungsaufbau notwendigen Informationen mitteilen.

Die Montage ermöglicht dagegen einen schnellen Wechsel des Blickpunktes. Dieser kann schließlich vom Opfer zur Tür und wieder zurück zum Opfer springen, ohne Verwirrung beim Zuschauer zu stiften.

Die Mise en Scène lebt im genannten Beispiel v.a. von der Raumtiefe. Im Bildvordergrund sehen wir das Opfer. Währenddessen öffnet sich im Bildhintergrund die Tür. Der Mörder tritt ein und bewegt sich im Verlauf der Szene vom Hintergrund in den Bildmittelgrund und am Ende zum Opfer in den Vordergrund.

Der Begriff der Mise en Scène umfasst also sowohl den gewählten Bildausschnitt als auch die Bildkomposition. Auffällige, meist voneinander abhängige bildkompositorische Elemente sind die Ausprägung der Perspektive (die Tatsache, dass ein Filmbild räumlich gesehen flach oder tief wirkt), der Einsatz symmetrischer Formen (oft vorhanden in den Filmen Stanley Kubricks), die Beleuchtung und die Anordnung von Objekten und Figuren im Raum.

In Gosford Park dirigiert Robert Altman eine Vielzahl von Personen, die sich überall im Bild verteilen. Die einen verlassen den Raum, andere betreten ihn.

Währenddessen werden ständig vielsagende Blicke ausgetauscht, die dem Wahrheitsgehalt des eigentlichen Dialoges weit überlegen sind.

Abgesehen von den bereits genannten Komponenten gehört auch die Bewegung der Kamera selbst (im obigen, zweiten Bsp. ist sie statisch) und, wie bereits angedeutet, die Bewegung vor der Kamera (der Mörder bewegt sich in den Bildvordergrund) zur Mise en Scène.

Wenn diese ausgetüftelt und komplex ist, kann sie parallel zur Vermittlung handlungsrelevanter Informationen ein Filmbild um unzählige Deutungsebenen bereichern. Im einfachsten Fall werden Aussagen über den seelischen Zustand der Figuren von ihr abgeleitet.

Dem gegenüber steht die für Kritiker und Filmwissenschaftler interessante Einordnung eines Werkes in den jeweiligen kulturellen Kontext. So kann man beispielsweise die Bildkomposition chinesischer Filme in Zusammenhang mit der klassischen chinesischen Malerei stellen.

Manchmal genügen jedoch diese simplen Momente der Ehrfurcht vor dem Können der Filmemacher im Kinosaal. Schließlich sind extreme Formen der Mise en Scène, wie minutenlange, ungeschnittene Plansequenzen, immer auch technische Herausforderungen. Wenn Orson Welles Im Zeichen des Bösen mit einer nicht enden wollenden Kamerafahrt beginnt oder sich in Children of Men eine Plansequenz an die nächste reiht, wird man schlicht zum Zeuge einer perfekten Meisterung des Mediums Film.

Eine erschöpfende Aufzählung aller möglichen Elemente der Mise en Scène kann dieser Artikel leider nicht liefern. Stattdessen soll zum Abschluss noch einmal auf ein paar Spielarten derselben verwiesen werden, die in den folgenden Filmausschnitten zum Ausdruck kommen:

American Beauty (USA 1999)

Der berühmte Spargeldialog. Die emotionale Distanz der Familie Burnham wird von Sam Mendes durch eine Kombination von Montage und Mise en Scène verbildlicht. Erst sehen wir die Familie aufgereiht wie auf einer Theaterbühne voneinander entfernt am Tisch sitzen. Während des Dialoges werden Lester und Co. dann mittig in den breiten, ansonsten leeren Bildern positioniert. Die Isolation ist perfekt.

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A Shot in the Dark (GB/USA 1964)

Was die Mise en Scène für den Slapstick bedeutet, lässt sich kaum besser verdeutlichen als am Werk des Meisters des Genres, Blake Edwards. Die körperbetonte Spielweise von Peter Sellers als Inspektor Clouseau verlangt weiträumige Einstellungen, die bei Edwards meist statisch ausfallen. Diese unterschlagen jedoch nicht die für den komischen Effekt unerlässliche Mimik von Sellers und seinem verwunderten Gesprächspartner George Sanders.

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Krieg der Welten (USA 2005)

Auch in Blockbustern ist der komplexe Einsatz der Mise en Scène zu finden. Der vorliegende Ausschnitt aus Steven Spielbergs Krieg der Welten zeichnet sich besonders durch die Kombination eines detaillierten Dekors mit einer auffälligen Lichtsetzung aus.

***Warnung: Spoilergefahr***

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Shanghai Express (USA 1932)

Josef von Sternberg darf natürlich auch nicht fehlen. Die Art und Weise, wie seine Hauptdarstellerin Marlene Dietrich von einem Lichtkranz umgeben durch den Zug schlendert, mit dem Blick des Zuschauers spielt und dann in einer ihrer berühmtesten Aufnahmen festgehalten wird, ist typisch für den Regisseur.

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Literatur:

Borstnar, N./Pabst, E./Wulff, H.J.: Einführung in die Film- und Fernsehwissenschaft, Konstanz 2002

Koebner, T. (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films, Stuttgart 2002

Monaco, J.: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien, Hamburg 2002