#208 – Independence Day von Roland Emmerich (Moderne Blockbuster)

Vom verhältnismäßig subtilen Einsatz der Computereffekte in GoldenEye geht es in unserer Reihe über das moderne Blockbuster-Kino zum Krachmacher Roland Emmerich. In Independence Day aus dem Jahr 1996 finden grandiose Miniaturen und digitale Effekte zusammen, um die Zerstörung von Metropolen durch eine Alien-Invasion effektiv zu inszenieren. Wir sprechen im Podcast über das megalomanische Raumschiff-Design, aber auch die geduldige Einführung von Blockbuster-Star Will Smith und fragen uns, warum Independence Day 2 diesen Erfolg – anders als etwas Top Gun: Maverick – nicht wiederholen oder gar übertreffen konnte. Viel Spaß!

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Wollmilchcast #95 – 1917 und Bad Boys for Life

Mit nur einem sichtbaren Schnitt hetzt 1917 durch den Ersten Weltkrieg. Im Podcast sprechen wir über die Entscheidung, einen Kriegsfilm mit der Übersichtlichkeit und Eleganz zu drehen, die Plansequenzen und Steadycams gewähren. Wie fasst sich die One-Shot-Ästhetik ins Genre ein und welchen Effekt hat sie auf die Darstellung des Krieges allgemein und besonders dieses Krieges? Im zweiten Teil drehen wir uns wie die Kameras um die Recken Will Smith und Martin Lawrence, die Bad Boys for Life bleiben, diesmal allerdings ohne Michael Bay auf dem Regiestuhl. Viel Spaß!

Shownotes:

  • 00:01:15 – 1917 von Sam Mendes und Roger Deakins (2019) (Spoiler!)
  • 00:46:34 – Bad Boys for Life von Adil El Arbi und Bilall Fallah (2020) (Spoiler!)
  • 01:15:11 – Verabschiedung
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Wollmilchcast #49 – Die Filme von Tony Scott

Tony Scott: Man on Fire

Vor sechs Jahren ist Tony Scott gestorben. Aus diesem Anlass blicken wir im neuen Wollmilchcast zurück auf die Filmografie des Regisseurs. 1983 gab der gelernte Maler sein Langfilmdebüt mit The Hunger und sollte in den kommenden Jahrzehnten einige der prägenden Blockbuster und auch Kultfilme seiner Zeit drehen, von Top Gun bis hin zu True Romance. Im Podcast sprechen Matthias von Das Filmfeuilleton und ich über die vielen, sich überschneidenden Phasen der Karriere des Tony Scott, diskutieren, wann unser “Lieblings-Scott” zum Vorschein kommt (erst nach True Romance!) und fragen uns, was von dem Filmemacher hinsichtlich seines Einflusses geblieben ist, auch in den Filmen seines Bruders Ridley. Viel Spaß beim Zuhören!
Shownotes:

Hört euch den Wollmilchcast an:

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Der Wollmilchcast bei Twitter: @Beeeblebrox + @gafferlein.
Der Wollmilchcast als Feed und bei iTunes.


Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)
Copyright Titelbild: Paramount

Wollmilchcast #5 – Matthias & Jenny reden über After Earth von M. Night Shyamalan

After Earth
(c) Sony

Nach der missratenen Sci Fi-Romanze Seelen nehmen wir uns im fünften Wollmilchcast einer weiteren von Kritikern gescholtenen Zukunftsvision an. Aber hat After Earth von M. Night Shyamalan seinen erbärmlichen Rotten Tomatoes-Durchschnitt tatsächlich verdient? Verbirgt sich nicht vielleicht sogar ein annehmbares Abenteuer hinter dem ganzen Angst-Geschwurbel von Will Smith? Werdet selbst Zeuge, wie Matthias von Das Filmfeuilleton und ich uns im Streit um After Earth an die Gurgel gehen. Also zumindest fast. Also  eigentlich gar nicht. Wie dem auch sei, weniger auditives Blutvergießen gibt es in der Schilderung unserer Erwartungen an Expendables 3, und der Besprechung von so unterschiedlichen Filmen wie Lee Daniels  The Paperboy und Helmut Käutners Ludwig II. Aber hört selbst!

Shownotes:

00:00:01 – Unsere Erwartungen an Expendables 3.

00:14:10 – After Earth! Jetzt neu mit Inhalt!

01:03:00 – Über Helmut Käutners Ludwig II.

01:11:40 – Lee Daniels The Paperboy oder wie Nicole Kidman… ach, ihr wisst schon.

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Hancock (USA 2008)

HanockGanz auf die Starpower von Will Smith und das ausgeprägte Marketing vertrauend, haben die Macher von Hancock es tatsächlich geschafft, ohne Comicfanbase einen Box Office-Hit zu drehen. Zwar ist Hancock die Geschichte eines Superhelden, wenn auch der etwas anderen Art, doch basiert der Film auf einem Originaldrehbuch, keiner Vorlage von Marvel oder DC.

Dieses Drehbuch hebt Hancock zwar nicht über den Superheldendurchschnitt hinaus, sorgt aber für eine größtenteils abwechslungsreiche Unterhaltung. John Hancock ist nämlich ein rüder Säufer. Zugegeben, er ist mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, aber an seiner misanthropischen Haltung ändert das wenig. Wer ihm begegnet, wird mindestens mit einer Beleidigung, im ungünstigen Fall mit einem millionenteuren Sachschaden davon kommen.

Da verblüfft es wenig, dass Hancock in L.A. wenig beliebt ist, schließlich sind seine Heldentaten eher von der groben Sorte. PR-Idealist Ray (Jason Bateman), dessen Leben der Trinker gerettet hat, will genau daran etwas ändern. Ein Imagewandel muss her, also überredet er Hancock zu einer Entschuldigung vor aller Öffentlichkeit und den freiwilligen Gang in den Knast. Soll die Stadt der Engel doch selbst sehen, wie sie ohne ihren unpopulären Helden zurechtkommt.

Die Grundidee des unkonventionellen (Anti-)Helden ist nicht neu. Tony Stark alias Iron Man ist vor kurzem eine weitere Inkarnation dieses Typs gewesen. Die Figur des Hancock ist sozusagen der John McClane der Lüfte. Eine Revolution ist das ganze Geschehen also nicht, auch wenn Smiths Beleidigungen für einen Blockbuster ein recht beträchtliches Maß annehmen.

Ungewöhnlicher sind das noch die Figuren seiner Kollegen. Batemans Ray ist das eigentliche Superheldengewissen des Films. Er träumt davon, die Welt zum besseren zu ändern, indem er Großunternehmen ein Charity-Projekt aufschwatzt. Der Vorstadtdad, der zur Abwechslung mal nicht um die Anerkennung seines Sohnes kämpfen muss, macht aus Hancock erst einen Superhelden von Format, ein schnittiges Kostüm eingeschlossen.

Rays Frau Mary, gespielt von Charlize Theron, entspricht zunächst dem Typus der besorgten Ehefrau, entwickelt allerdings sehr bald ein verblüffendes Eigenleben. Alles andere wäre auch eine eklatante Verschwendung des Könnens der Oscarpreisträgerin gewesen. Zugegeben, mit dem Bedeutungsgewinn Marys beginnt der Plot zunehmend auseinanderzubröseln. Anders ausgedrückt: Die Löcher desselben nehmen gigantische Ausmaße an.

Dafür deuten die weiteren Wendungen des Films auf die für einen Superheldenfilm ungewöhnliche Bedeutungsverlagerung des Regisseurs Peter Berg hin. Da der einhändige Bösewicht des Films zu keiner Zeit an Lächerlichkeit verliert und ebenso wenig an Bedrohlichkeit gewinnt, verliert der Film nie seine Fokussierung auf die Einsamkeit der Figur Hancocks.

Hilfreich ist da die Masse der Close-ups, welche, ausgenommen die Actionszenen, fast die ganze Mise en scène ausmachen. Mit inszenatorischem Können hat es nicht mehr viel zu tun, wenn Regisseure ausschließlich auf Detail- und Großaufnahmen zurückgreifen und Figurengruppen kaum mehr in Halbtotalen zu dirigieren in der Lage sind. Der vermeintliche Realismus dieser auf Räumlichkeit verzichtenden, flachen Handkamerabilder gerät in Hancock in krassen Widerspruch zu einigen überstilisierten Bildern, die auch in einen Davidoff-Werbespot hätten integriert werden können.

Ob er durch seine an Gesichtern orientierte Inszenierung nun die Starpersonas puschen oder dem Genre etwas ungewohnten Realismus injizieren will, sei dahingestellt. Fakt ist, dass Peter Bergs Hancock ungeachtet des pathetischen Finales, unausgegorenen Spezialeffekten und einiger überstrapazierter running gags 90 Minuten sinnfreies Vergnügen liefert. Der Siegeszug des Will Smith an der Box Office wird wohl noch einige Zeit anhalten.


Zum Weiterlesen:
Der Trailer des Films.
Was Equilibrium zu Hancock zu sagen hat.
Das Filmmagazin Schnitt gibt auch noch seinen Senf dazu.
Der zum wiederholten Male auftauchende Fremdwörterfetischismus bei the gaffer führt zwangläufig zur berechtigten Frage: Was zum Teufel ist die Mise en scène?