Hier sind meine sämtlichen filmkritischen Ergüsse in der OFDb unter dem nickname bluebottle zu finden.
Zur den bisher besprochenen Filmen zählen:
Harry Potter and the Order of the Phoenix
Hallam Foe
Dr. Strangelove Or: How I learned to stop worrying and love the bomb
Brick
und und und…
Peter Sellers [1955-1959]
Denkt man an Peter Sellers so werden die Swinging Sixties immer das Jahrzehnt sein, welches zuerst in den Assoziationen auftaucht. Mit Filmen, wie Dr. Strangelove (1964), Lolita (1962) oder The Pink Panther (1963) wurde er nicht nur zum erfolgreichsten Komiker dieser Jahre neben Jerry Lewis.
Er schuf auch die Figuren, die noch heute seine Unsterblichkeit zementieren: Den unfähigen Inpektor Clouseau, den verdorbenen Clare Quilty und natürlich den manischen Dr. Strangelove himself. Betrachtet man den Verlauf seiner Karriere von der anonymen Radiostimme zum Superstar dutzender Kinofilme, so liegen alle entscheidenden Ereignisse, die ihn vom Erfolg in einem Medium zum Erfolg im nächsten führten, in den langweiligen, prüden, die Welt mit identischen Vororten verseuchenden Fünfziger Jahren.
Zwischen 1951 und 1960 revolutionierte er zusammen mit Spike Milligan und Harry Secombe die britische (Radio-)Comedyszene mit der ebenso verrückten, wie satirischen Welt der Goon Show.
Zur gleichen Zeit entwickelte er sich vom klassischen britischen Charakterdarsteller, der dem “Hintergrund” eines Filmes Farbe verleiht, zum Star internationaler Produktionen.
5 Filme, die diese Phase seiner Karriere definieren:
1. The Ladykillers (1955) Regie: Alexander Mackendrick
Die letzte große Komödie, die den Zusatz “Ealing-” verdient. Fünf Gangster ziehen bei einer alten Dame ein, um einen Überfall zu planen. Alles scheint glatt zu gehen, doch Mrs. Wilberforce hat da noch ein Wörtchen mitzureden…
Angeführt vom genialen Alec Guinness, glänzt Sellers in seiner ersten größeren Nebenrolle als Teddyboy Harry in diesem Klassiker der schwarzen Komödien.
2. The Smallest Show on Earth (1957) Regie: Basil Dearden
Ein, im besten Sinne des Wortes, “sentimentaler” Film, in dem ein Ehepaar ein altes Kino – inkl. der drei Angestellten – erbt und es wieder auf Vordermann bringt. Die drei mürrischen älteren Herrschaften werden gespielt von Sellers, Bernard Miles und Margaret Rutherford. Eine Ensemblekomödie ohne Stars, im Geiste der Ealingfilme. Kein Klassiker, aber eine der erinnerungswürdigeren Komödien dieser Zeit.
3. The Naked Truth (1957) Regie: Mario Zampi
Entertainer Wee Sonny MacGregor (Sellers) wird vom Herausgeber eines Skandalmagazins erpresst. Zusammen mit anderen “Opfern” versucht er sich des Erpressers (Dennis Price) zu entledigen. Der Erfolg ist nicht gerade vorprogrammiert.
Sellers übernimmt in dieser Krimikomödie erstmals den Part des Protagonisten und spielt sogleich (und nicht zum letzten Mal) seinen Filmpartner Terry-Thomas an die Wand.
Eine weitere Neuheit: Sein Charakter schlüpft von Mordversuch zu Mordversuch in immer neue Rollen, um seinen Gegner zu überlisten. Sellers legt hier die – noch nicht gänzlich erfolgreiche – Grundlage für sein späteres Markenzeichen: Mehrere Charaktere in einem Film zu spielen.
4. I’m All Right Jack (1959) Regie: John Boulting
Der erste wirkliche Höhepunkt in der Filmkarriere des Peter Sellers. Einen BAFTA-Award gabs für die Rolle des inkompetenten sozialistischen Gewerkschaftlers Fred Kite in dieser Satire der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen der Fünfziger. Kite wird mit einem etwas zu fleißigen, weil naiven Arbeiter (Ian Carmichael) aus der Oberschicht konfrontiert, dessen Arbeitsmoral die Fabrik in den Streik stürzt. Der korrupten Geschäftleitung kommt dieser nicht ungelegen.
Der überragende Sellers wird mit der nuancierten Darstellung des Fred Kite in die erste Liga der britischen Schauspieler katapultiert. Anstatt den Gewerkschafter zum karikaturartigen Hassobjekt verkommen zu lassen, spielt Sellers ihn sympathisch menschlich.
Mit von der Partie sind Dennis Price, Richard Attenborough, Margaret Rutherford und Terry-Thomas.
5. The Mouse that Roared (1959) Regie: Jack Arnold
Sellers’ internationaler Durchbruch ist diese Satire auf den Kalten Krieg. Ein Zwergstaat erklärt den USA den Krieg, um an finanzielle Hilfe zu gelangen (beim Marshall-Plan hat’s doch auch funktioniert!) und … gewinnt.
Sellers mimt erstmals drei vollkommen verschiedene Charaktere in einem Film: Großherzogin Gloriana, Premier Mountjoy und Tully Bascombe, den eigentlichen Protagonisten. Erstere ist allerdings der heimliche Star des Films. Natürlich fehlt diesem Film der Biss und (noch) die schauspielerische Perfektion eines Dr. Strangelove, unterhaltsam ist er jedoch allemal.