The Machine Girl (J/USA 2008)

Noch vor Einsetzen des Vorspanns von Noboru Iguchis The Machine Girl künden die reißerische Inszenierung und der verschwenderische Umgang mit vollkommen übertriebenen Blutfontänen vom Wesen der folgenden 96 Minuten. Nein, es ist keine feministisch angehauchte Science-Fiction-Meditation. Auch handelt es sich nicht um einen sozialkritischen Film über ausgebeutete Arbeiterinnen in Top Ramen-Fabriken. “The Machine Girl” ist stattdessen ein Trashfilm, wie ihn wohl nur die Japaner auf die Leinwand bringen können. Während anderen Regisseuren die Idee, ein Schulmädchen mit einem Maschinenpistolenarm auf eine tödliche Vendetta zu schicken, für einige unterhaltsame Geschmacklosigkeiten genügt hätte, baut Noboru Iguchi aus Spaß an der Freude Yakuza, Ninjas(!) und sogar eine fliegende Guillotine ein. Da verwundert es nicht, dass der Trailer des Films seine Attraktionen der Tradition von B- und C-Filmen entsprechend anpreist. Mit fetten gelben Buchstaben, das versteht sich.

Die recht platt gestrickte Geschichte erzählt von der Schülerin Ami (Minase Yashiro), die den Mord an ihrem Bruder rächen will, dabei ihren Arm verliert und mit Hilfe von einem KFZ-Mechanikerpärchen zur ihrer protzigen Wunderwaffe kommt. Ein Mädchen – natürlich die ganze Zeit ihre knappe Schuluniform tragend – das mit ihrer Protese Horden von Yakuza-Kiddies niedermäht; die Idee an sich ist High Concept à la carte, wie sie ein guter Trashfilm sich nur wünschen kann. Die von vornherein veranschlagte Einfachheit kann als ein erster Trumpf des Films gesehen werden. Iguchi gibt gar nicht erst vor, auf eine Sinn ergebende Story aus zu sein. Warum sollte er auch, schließlich stehen ihm Kampfszenen zwischen peinlich verkleideten Ninjas und einem mordlustigen Mädel zur Verfügung. Trumpf Nummer Zwei ist sein Verzicht darauf, sich nach der Einführung seiner Heldin einzig auf den Unterhaltungsfaktor von Blutfontänen zu verlassen. Der ist auf Dauer schließlich begrenzt.

Stattdessen beweist der Film bei den unzähligen Tötungs- und Verstümmlungsszenen seine ungebremste Phantasie. Abgetrennte Köpfe im Mittagessen und Sushi aus menschlichen Fingern sind da noch die konventionelleren Ausprägungen. Wenn hingegen ein Arm im Tempura-Stil frittiert wird, läuft der Zuschauer Gefahr, sein Bier vor Lachen über den Vordermann im Kinosaal zu versprühen. Ausgangsbasis des Unterhaltungspotenzials ist natürlich eine gewisse Offenheit gegenüber den Freuden des schlechten Geschmacks. Bei wem angesichts von Teenagern, die sich gegenseitig die Gliedmaßen abhacken, die Alarmglocken der Political Correctness läuten, mag der Genuss des Films höchstens zu einem besorgten Stirnrunzeln führen. Pflegt man allerdings einen Faible für intentional gedrehten Trash, der seine schlechten Gore-Effekte und die diversen abwegigen Einfälle mit Stolz vor sich her trägt, ist The Machine Girl absolut empfehlenswerte Kost.

Einziger Kritikpunkt sind ein paar der wenigen lang geratenen Passagen, die sich nicht gerade für eine bierselige Mitternachtsvorstellung eignen. Da Iguchi die melodramatischen Momente jedoch immer wieder ironisch bricht und die Heldin uns zuweilen zuzuzwinkern scheint, als wäre sie sich über den Spaßfaktor ihrer traurigen Story bewusst, fallen die wenigen Längen von “The Machine Girl” nicht weiter ins Gewicht. Man möchte ihr vielleicht nicht auf der Straße begegnen, aber man kann nur hoffen, dass das Machine Girl eine europäische DVD-Auswertung erhält. Am besten ist der Film wie seine Genregenossen in Anwesenheit von Freunden blutiger Ausschweifungen zu genießen.


Zum Weiterlesen:
Beiträge zum Exground Filmfest 2008 in Wiesbaden.

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