Trailer Deux: Sherlock Holmes

Von Arthur Conan Doyles ursprünglicher Schöpfung sieht man auch im zweiten Trailer von Sherlock Holmes nicht viel, aber einem großen actionreichen Spaß versprechen die zwei Minuten dennoch. Robert Downey Jr. (als Meisterdetektiv) und Jude Law (als Dr. Watson) tun ihr übriges in diesem Guy Ritchie-Film, der am 28. Januar 2010 in den deutschen Kinos startet. Rachel McAdams gibt das love interest, Mark Strong den Bösewicht mit dem passenden Namen Lord Blackwood.

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Bologna '09: Tag 1

Flight (USA 1929)

Was tun, wenn man zum Witz der Nation geworden ist? Natürlich, man meldet sich beim Marine Corps, wird Pilot und stellt während der Invasion zentralamerikanischer Länder seine Männlichkeit wieder her. Jener Logik folgt Ex-Footballer ‘Lefty’ Phelps (Ralph Graves), nachdem er bei einem Spiel einen Touchdown errungen hat – nur leider für die gegnerische Mannschaft. Mit dem Ausbilder ‘Panama’ Williams (Jack Holt) verbindet ihn bald eine enge Freundschaft, doch spätestens in Nicaragua kommt es zu Komplikationen, als beide des Faktes gewahr werden, dass sie in die selbe Dame verliebt sind. Frank Capras “Flight” ist nicht gerade eine Ausgeburt liberaler Außenpolitik. Der Film, der als recht amüsante Komödie losgeht und sich dann gen Actiondrama wendet, kann aber durchaus die ein oder anderen Pluspunkte für sich verbuchen. Zum einen sind das – bedenkt man das Entstehungsjahr – ziemlich beeindruckende Doppeldeckerflüge, welche entsprechend dynamisch und schwindelerregend als Ton- wie Bildattraktion eingefangen werden. Einzig die Landungen kommen nicht ohne unfreiwillig komische Modell-Action aus. Zum anderen beweist sich Capra schon hier als Regisseur mit einem feinfühligen Auge für die unterdrückten und doch ausgedrückten Emotionen seiner Figuren. Der misslungene Heiratsantrag Jack Holts allein lohnt schon, die 110 Minuten für den Film aufzuwenden.

Track of the Cat – Spur in den Bergen (USA 1954)

Ödipale Komplexe, eine Variation des Western-Genres, eine auffällige Farbgestaltung und zu allem Überfluss noch Robert Mitchum: William A. Wellmans “Track of the Cat” bietet alles, was das (Kritiker-)Herz begehrt. Nicht zuletzt deswegen wird der Film hier noch näher besprochen werden, daher soviel erstmal vorab: Kammerspiel und Frontierdrama samt unerbittlicher Natur kombiniert der Regisseur zu einer aufreibenden Studie einer Familie, die noch immer unter dem Schatten ihrer Schuld, verkörpert durch einen Panther in den Wäldern, lebt. Die innerfamiliäre Dynamik, geprägt von der dominanten Mutter und einem tyrannischen Sohn (Mitchum) kontrastiert Wellman mit den drohenden Bergen vor der Haustür, die eigentlich nur eines sagen: Ihr gehört hier nicht her. Die Abrechnung mit dem Gründungsmythos der USA ist nur ein weiterer Beleg für die künstlerische Größe des unterschätzten Wellman (“The Public Enemy”).

Rain or Shine (USA 1930)

Ein zerhäckseltes Vergnügen ist “Rain or Shine”, der zweite frühe Capra des Tages. Die Tonfilmfassung wurde überstürzt aus dem ursprünglich als Stummfilm gedachten Film und wahllos aneinandergereihten Dialogeinlagen zusammengeschnitten. So endet der Film unvermittelt, ohne – wie es sich für das klassische Hollywoodkino eben gehört – auch nur einen Konflikt aufgelöst zu haben. Dabei besitzt “Rain or Shine” durchaus das Potential, als eine akzeptable, wenn auch flache, Zirkuskomödie mit melancholischen Untertönen abzuschneiden. Kern und eigentlicher Hauptdarsteller des Films ist der Broadway-Star Joe Cook, ein fulminanter Alleinunterhalter allererster Güte. Nicht nur die gewagtesten Drahtseilakte und andere akrobatische Leistungen meistert der Alleskönner, sondern ein Händchen für flinke Dialoge und das wichtigste von allem – die Schauspielerei – hat er auch noch. Einen traurigen Clown spielt der Mime, der es im Kino seltsamerweise nie zum Star gebracht hat, nämlich, einer der die ewig scherzende Fassade fast zwanghaft nicht ablegen kann, selbst wenn er seine insgeheim Angebetete damit abstößt.

The Night of Counting the Years – Al-mummia (ET 1969)

An Avantgarde im weitesten Sinne erinnert der vom Ägypter Shadi Abdel Salam gedrehte “Al-mummia”, welcher in seinem Stil an europäische “Kunst”filme der 60er Jahre erinnert. Antonioni hätte seine Freude an den langen Einstellungen und den vielen beobachtenden, nicht erzählenden “Zeitbildern” gehabt. Den Zuschauer entfremdet und fasziniert der Niedergang eines Wüstenclans, welcher von dem Verkauf alter Pharaonenschätze lebt, zugleich. Basierend auf einer wahren Geschichte meditiert der Film über das Aufkommen der Moderne und die damit einhergehenden Generationskonflikte, die eskalieren, als der junge Hauptdarsteller nicht länger am exploitierenden Lebensunterhalt seiner Ahnen teilhaben will. Selbst wenn der Film (besonders für europäische Zuschauer) nicht bis ins letzte zu entschlüsseln ist, deswegen als anstrengend in Erinnerung bleibt, fällt es schwer die Augen wegzureißen von der flimmernden, archaischen Wüstenlandschaft, die selbst wie eines der vielen Gräber wirkt, welche sie beherbergt.

Kritische Jahre – Anni difficili (I 1948)

Es muss nicht einfach gewesen sein, diesen Film im Nachkriegs-Italien zu drehen. Noch schwieriger aber war es wohl für die Italiener damals, den symbolischen Zeigefinger von Luigi Zampa zu ertragen, ohne zusammen zu zucken. “Kritische Jahre” ist eine Anklage von Opportunimus und Nichtstun, gegen die Mitläufer und Wendehälse des Mussolini-Regimes. Aus der Sicht einer sizilianischen Familie erzählt die Satire über den Vater, der in die Partei eintritt, um seine Rente zu sichern und in Lächerliche gezogene faschistische Rituale mitmachen muss; die Stupidität der Masse, immer der aus den Lautsprechern schallenden Stimme des Duce lauschend (im ganzen Film gibt es nur eine Großaufnahme des Diktators); den Hinterzimmer-Kommunisten, denen andauernde Diskussionen alles sind, Zivilcourage aber zu aufwendig scheint. Ihr alle tragt die Schuld – das ist die Lehre des Films; und dass keiner gedenkt, die Rechnung zu zahlen. Zunächst eine reine Satire, kann sich “Kritische Jahre” nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht mehr der Tragik der unweigerlich zu verkraftenden Opfer verschließen. Die Familie Piscitello muss den Preis des Faschismus bezahlen, während ihre Umgebung in die kollektive Ignoranz verfällt. Was Zampas Regie auszeichnet, ist seine Vermeidung der ausdrücklichen Verachtung für seine Figuren. Letztere schließt so ein filmischer Vorwurf nicht gerade von vornherein aus. Einen liebevollen Blick wirft er stattdessen auf ihre kauzigen Eigenheiten und das macht alles noch viel schlimmer.

gelb! #2 [Stephan Wengler]

Mit fast einer Woche Verspätung gibt’s die neue Folge von gelb!, meiner freizeitlichen Beschäftigungstherapie bei Campus TV Jena. In gelb! werden Jenaer Künstler vorgestellt und nach der Indie-Band The New Economy haben wir für die zweite Ausgabe einen Ausflug in das Atelier des Bildhauers Stephan Wengler unternommen. Der Ort an sich hätte schon genügend Bildmaterial für eine zweistündige Doku ermöglicht, weshalb er dann auch zu einem Schlaraffenland für meine Wenigkeit hinter der Kamera geworden ist.  Die üblichen Podiumsdiskussionen und Bachelorberichte sind schließlich nicht gerade der feuchte Traum selbstverliebter Kamerafrauen und -männer.

Nachdem wir den Termin bereits einmal wegen Regens verschieben mussten, bot dann jeder noch so winzige Sonnenstrahl Anlass zu Freudentänzen und musste sofort filmisch ausgenutzt werden. Dass jedoch nicht der Dreh, sondern der Schnitt die eigentliche Herausforderung sein würde, hatten wir zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht geahnt. Vor- und Abspann waren schließlich schon für die letzte Folge fertig geschnitten. Doch nichts da! Erst galt es, dafür neue Musik zu finden, weil Jena TV seit kurzem ohne GEMA-Gebühr auskommt (was man leider auch hört), dann musste das Ganze (inkl. der s/w/gelb -Effekte) neu geschnitten werden, denn “asymmetrische Kommunikation” innerhalb der Redaktion hatte dazu geführt, dass das Schnittprojekt gelöscht worden war.

Nicht nur eine neue Folge ist hier also zu finden, sondern als kostenloses Sonderangebot noch neue Credits inkl. neuer Gema-freier Musik gesponsert vom mysteriösen Musikmaestro pbmr. Gelb! ist jetzt übrigens auch bei MySpace zu finden.

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Vergessen, wiedergefunden, restauriert: Il Cinema Ritrovato 2009

Die Nebenwirkungen des Kinos sind unerträgliche Kopfschmerzen, permanente Schweißausbrüche, marternder Muskelkater, ermattende Müdigkeit, stets schwankende Stimmungen und in die Höhe schießende Cholesterinwerte. Zumindest wenn man ein Filmfestival in Italien besucht. Von einer Bahn zur nächsten geht es da, dann ab ins Flugzeug, wieder der Bus und als Abrundung nochmal die Bahn. All das nicht etwa um die äußerst schöne, mit Arkadengängen und einem zuverlässigen Sommerwetter gesegnete Stadt zu erkunden, sondern den ganzen Tag in dunklen Höhlen eine Wand anzustarren. Filmfestivals können offensichtlich zur grausamen Tortur ausarten, für deren Besuch man eigentlich bezahlt werden müsste.

Ein klitzekleines bisschen dramatisiert mag das erscheinen, doch nach zwölf bis dreizehn Stunden Anreise, die nachts um drei ihren Anfang nahm, kann eigentlich nur eine Ansammlung von Ausrufezeichen das Gefühl der Ankunft am Ziel adäquat beschreiben. Das seltsame an der Sache ist nur, dass es sich nach all dem wieder einmal gelohnt hat.

Wie auch seine 22 Vorgänger hat sich diese Ausgabe von “Il Cinema Ritrovato” in Bologna der Bewahrung des internationalen Filmerbes verschrieben. Vor allem das Fachpublikum (Filmwissenschaftler, Restauratoren, Archivare) hat sich vom 27. Juni bis zum 4. Juli in der italienischen Stadt eingefunden, um frisch restaurierte Kopien von Klassikern ebenso wie vergessenen Werken zu betrachten und jeden Abend auf der Piazza Maggiore mit den Bewohnern der Stadt Meisterwerke zu genießen. In drei Kinos (zwei Sälen der Cineteca und dem Cinema Arlecchino) wurden tagsüber Filme aus den verschiedensten Reihen gezeigt.

Letztes Jahr war es Josef von Sternberg, dieses Jahr Frank Capra, der zum Director in Focus erkoren wurde. Mr. Capra Goes to Town hieß die Reihe und bot die seltene Möglichkeit, die frühen Stumm- und Tonfilme des Meisters zu sehen, darunter seine Arbeiten mit Barbara Stanwyck. Gerade diese war eine außergewöhnliche Entdeckung, rettete sie mit ihrer bloßen Präsenz doch so manch unglaubwürdiges Happy End über die Spielzeit. Capras bekannteste Filme aus dieser Zeit – “The Bitter Tea of General Yen” und “Platinum Blonde” – wurden ihrem Ruf gerecht, doch überstrahlt wurden beide von “Forbidden”, welcher die für den Regisseur typische unterschwellige Melancholie und seine melodramatischen Elemente nahezu perfekt mit dem üblichen Capra-Witz verbindet. Alles in allem reichte die Qualität der Filme zwar nicht an die der Sternberg-Reihe heran, schließlich wurden die Amerika-Trilogie (über Mr. Smith, Mr. Deeds und John Doe) und andere übliche Verdächtige aus gutem Grund ausgespart. Die Sternberg-Reihe hatte sich jedoch letztendlich als qualitativ konsistenter erwiesen, denn dessen Stummfilme konnten Seite an Seite mit den berühmten Dietrich-Filmen brillieren.

Im Rahmen der jährlichen Reihe Ritrovati & Restaurati sowie der Präsentationen der von Martin Scorsese gegründeten World Cinema Foundation fanden sich dagegen unzählige Highlights wie z.B. eine neue, vollständige Fassung von Die Ferien des Monsieur Hulot, die großartige Tragiksatire Kritische Jahre über den italienischen Faschismus, der vierstündige Cut von Edward Yangs “A Brighter Summer Day” mit dem jungen Chang Chen in der Hauptrolle und “Al-mummia”, der einzige Film des Ägypters Shadi Abdel Salam.

Am leichtesten lassen sich die Ergebnisse der Restauration für Laien wohl an der Farbe erkennen. Dementsprechend erscheint es nur logisch, dass In Search of the Color of Film sich allein diesem Thema widmete. Als Lieferant für allerhand Festival-Höhepunkte erwies sich diese Reihe, schließlich wurde im dafür ausgewählten Cinemascope-Kino Arlecchino nicht nur Godards “Pierrot le Fou” gezeigt. Gerade die weniger bekannten Werke stellten sich als wahre Perlen des Festivals heraus. Zu den besten Filmen zählten William Wellmans Frontier-Drama Track of the Cat mit Robert Mitchum, John Fords erster Farbfilm Drums along the Mohawk, in dem sich Henry Fonda und Claudette Colbert gegen Indianer und John Carradine erwehren müssen und Albert Lewins Pandora & the Flying Dutchman, der Ava Gardner und James Mason als mythisches Liebespaar vor einem surrealistischen Hintergrund vereint.

Gekrönt wurden die Kinotage von den täglich ab 22 Uhr beginnenden Vorstellungen auf der Piazza Maggiore. So zeigte King Vidor am Dienstag die urbane Massengesellschaft der 20er Jahre in “The Crowd”, am Donnerstag war an Hand von drei Kurzfilmen ein unmittelbarer Vergleich zwischen Charlie Chaplin und Buster Keaton möglich (Keaton hat gewonnen) und am Freitag konnte man Alida Vallis und Farley Grangers Hassliebe in “Senso” bewundern.

Mit Hilfe von Unmengen an Espressos, Cola-Dosen und italienischen Spezialitäten galt es tagtäglich den Energiehaushalt aufzufrischen. Neun Uhr morgens standen nämlich die ersten Vorstellungen an und zumeist endete der Tag auch erst Mitternacht, anschließendes Beisammensein samt Bierchen nicht mit eingerechnet. Filmfestivals sind eben kein Pappenstiel und vor allem nichts für Langschläfer, besonders wenn einem die Anreise noch drei Tage später in den Knochen steckt. Soviel zur um Mitleid heischenden Dramatisierung der Reise. Schlussendlich verliert das alles aber an Bedeutung, wenn man die seltene Möglichkeit geboten bekommt, vier bis fünf Filme am Tag zu sehen, von denen 60-70% bisher nicht einmal eine DVD-Auswertung erhalten haben und ein nicht geringer Teil diese wohl gar nicht erhalten wird. Bologna ist nicht zuletzt deswegen eine äußerst empfehlenswerte Destination für Cineasten und Cinephile, die verloren geglaubtes Kino wiederfinden wollen und das in einem einzigartigem intimen Kinoambiente abseits der kommerziellen Erwägungen von Filmmärkten und Gala-Premieren.

Alle beim Festival in Bologna gesehenen Filme werden, wie schon vor einem Jahr, demnächst an dieser Stelle mehr oder weniger ausführlich besprochen werden. Beiträge zur letzten Ausgabe findet man nach etwas Gescrolle hier.