Oscars 2009 – Die Preisträger

Die Oscars 2009 sind passé, die Kanne Schwarztee ebenso. Was fehlt? Die Gewinner für alle, die der Veranstaltung auf Grund normaler Schlafrhythmen fern geblieben sind. Da ein ausführlicher Post zur Qualität der Show nach einem Nickerchen noch folgen wird, hier erstmal die rund dreieinhalbstündige Veranstaltung in drei Sätzen kurz und knapp zusammengefasst:

Slumdog Millionär gewinnt wie erwartet alle relevanten Preise (8), “Der Seltsame Fall des Benjamin Button” nicht.

Sean Penn hat ab heute zwei Oscars, Kate Winslet einen daheim stehen.

Domo Arigato, Mr. Roboto!

Die Gewinner sind im Folgenden fett markiert:

(Quelle: Variety)

BEST MOTION PICTURE OF THE YEAR
“The Curious Case of Benjamin Button”
“Frost/Nixon”
“Milk”
“The Reader”
“Slumdog Millionaire”

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A LEADING ROLE
Richard Jenkins in “The Visitor”
Frank Langella in “Frost/Nixon”
Sean Penn in “Milk”
Brad Pitt in “The Curious Case of Benjamin Button”
Mickey Rourke in “The Wrestler”

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A LEADING ROLE
Anne Hathaway in “Rachel Getting Married”
Angelina Jolie in “Changeling”
Melissa Leo in “Frozen River”
Meryl Streep in “Doubt”
Kate Winslet in “The Reader”

ACHIEVEMENT IN DIRECTING
Danny Boyle for “Slumdog Millionaire”
Stephen Daldry for “The Reader”
David Fincher for “The Curious Case of Benjamin Button”
Ron Howard for “Frost/Nixon”
Gus Van Sant for “Milk”

PERFORMANCE BY AN ACTRESS IN A SUPPORTING ROLE
Amy Adams in “Doubt”
Penelope Cruz in “Vicky Cristina Barcelona”
Viola Davis in “Doubt”
Taraji P. Henson in “The Curious Case of Benjamin Button”
Marisa Tomei in “The Wrestler”

ORIGINAL SCREENPLAY
“Frozen River”; Written by Courtney Hunt
“Happy-Go-Lucky”; Written by Mike Leigh
“In Bruges”; Written by Martin McDonagh
“Milk”; Written by Dustin Lance Black
“WALL-E”; Screenplay by Andrew Stanton, Jim Reardon; Original story by Andrew Stanton, Pete Docter

ADAPTED SCREENPLAY
“The Curious Case of Benjamin Button” Screenplay by Eric Roth; Screen story by Eric Roth and Robin Swicord
“Doubt”  Written by John Patrick Shanley
“Frost/Nixon”  Screenplay by Peter Morgan
“The Reader” Screenplay by David Hare
“Slumdog Millionaire” Screenplay by Simon Beaufoy

BEST ANIMATED FEATURE FILM OF THE YEAR
“Bolt”  Chris Williams and Byron Howard
“Kung Fu Panda” John Stevenson and Mark Osborne
“WALL-E” Andrew Stanton

BEST ANIMATED SHORT FILM
“La Maison en Petits Cubes”
“Lavatory – Lovestory”
“Oktapodi”
“Presto”
“This Way Up”

ACHIEVEMENT IN ART DIRECTION
“Changeling” Art Direction: James J. Murakami, Set Decoration: Gary Fettis
“The Curious Case of Benjamin Button” Art Direction: Donald Graham Burt, Set Decoration: Victor J. Zolfo
“The Dark Knight” Art Direction: Nathan Crowley, Set Decoration: Peter Lando
“The Duchess” Art Direction: Michael Carlin, Set Decoration: Rebecca Alleway
“Revolutionary Road”  Art Direction: Kristi Zea, Set Decoration: Debra Schutt

ACHIEVEMENT IN COSTUME DESIGN
“Australia”  Catherine Martin
“The Curious Case of Benjamin Button” Jacqueline West
“The Duchess” Michael O’Connor
“Milk”  Danny Glicker
“Revolutionary Road”  Albert Wolsky

ACHIEVEMENT IN MAKEUP
“The Curious Case of Benjamin Button” Greg Cannom
“The Dark Knight” John Caglione, Jr. and Conor O’Sullivan
“Hellboy II: The Golden Army” Mike Elizalde and Thom Floutz

ACHIEVEMENT IN CINEMATOGRAPHY
“Changeling”  Tom Stern
“The Curious Case of Benjamin Button” Claudio Miranda
“The Dark Knight” Wally Pfister
“The Reader” Chris Menges and Roger Deakins
“Slumdog Millionaire” Anthony Dod Mantle

BEST LIVE ACTION SHORT FILM
“Auf der Strecke (On the Line)”
“Manon on the Asphalt”
“New Boy”
“The Pig”
“Spielzeugland (Toyland)

PERFORMANCE BY AN ACTOR IN A SUPPORTING ROLE
Josh Brolin in “Milk”
Robert Downey Jr. in “Tropic Thunder”
Philip Seymour Hoffman in “Doubt”
Heath Ledger in “The Dark Knight”
Michael Shannon in “Revolutionary Road”

BEST DOCUMENTARY FEATURE
“The Betrayal (Nerakhoon)”
“Encounters at the End of the World”
“The Garden”
“Man on Wire”
“Trouble the Water”

BEST DOCUMENTARY SHORT SUBJECT
“The Conscience of Nhem En”
“The Final Inch”
“Smile Pinki”
“The Witness – From the Balcony of Room 306”

ACHIEVEMENT IN VISUAL EFFECTS
“The Curious Case of Benjamin Button” Eric Barba, Steve Preeg, Burt Dalton and Craig Barron
“The Dark Knight” Nick Davis, Chris Corbould, Tim Webber and Paul Franklin
“Iron Man”  John Nelson, Ben Snow, Dan Sudick and Shane Mahan

ACHIEVEMENT IN SOUND EDITING
“The Dark Knight” Richard King
“Iron Man” Frank Eulner and Christopher Boyes
“Slumdog Millionaire” Tom Sayers
“WALL-E” Ben Burtt and Matthew Wood
“Wanted” Wylie Stateman

ACHIEVEMENT IN SOUND MIXING
“The Curious Case of Benjamin Button” David Parker, Michael Semanick, Ren Klyce and Mark Weingarten
“The Dark Knight” Lora Hirschberg, Gary Rizzo and Ed Novick
“Slumdog Millionaire” Ian Tapp, Richard Pryke and Resul Pookutty
“WALL-E” Tom Myers, Michael Semanick and Ben Burtt
“Wanted” Chris Jenkins, Frank A. Montaño and Petr Forejt

ACHIEVEMENT IN FILM EDITING
“The Curious Case of Benjamin Button”  Kirk Baxter and Angus Wall
“The Dark Knight” Lee Smith
“Frost/Nixon” Mike Hill and Dan Hanley
“Milk” Elliot Graham
“Slumdog Millionaire” Chris Dickens

ACHIEVEMENT IN MUSIC WRITTEN FOR MOTION PICTURES (ORIGINAL SCORE)
“The Curious Case of Benjamin Button” Alexandre Desplat
“Defiance” James Newton Howard
“Milk” Danny Elfman
“Slumdog Millionaire” A.R. Rahman
“WALL-E” Thomas Newman

ACHIEVEMENT IN MUSIC WRITTEN FOR MOTION PICTURES (ORIGINAL SONG)
“Down to Earth” from “WALL-E” Music by Peter Gabriel and Thomas Newman; Lyrics by Peter Gabriel
“Jai Ho” from “Slumdog Millionaire” Music by A.R. Rahman; Lyrics by Gulzar
“O Saya” from “Slumdog Millionaire” Music and Lyrics by A.R. Rahman and Maya Arulpragasam

BEST FOREIGN LANGUAGE FILM OF THE YEAR
“The Baader Meinhof Complex” Germany
“The Class” France
“Departures” Japan
“Revanche” Austria
“Waltz with Bashir” Israel

Tonight is gonna be a short one

Zehn Jahre sind es schon. Die 71. Academy Awards waren es nämlich. Das große ES. Meine erste Oscarverleihung. Damals waren die Oscars noch etwas erhabenes, ein ritualisierte Erlebnis des nächtlichen Kampfes gegen die Müdigkeit von quasi-religiöser Natur. Vielleicht lag es nur daran, dass das Ereignis so groß war im glitzernden L.A. und ich so klein im fernen Gera. Vielleicht war es nur die Naivität der Jugend, der selbst Whoopi Goldbergs Moderation, Gwyneth Paltrows unverdienter Oscar und der völlige Untergang von Terrence Malicks “Der Schmale Grat” nichts anhaben konnten. Dieser eigentlich zutiefst enttäuschende Abend war der Beginn einer zehn Jahre währenden Hassliebe, bei der die Gewinner schon mal ausgebuht werden und nach jeder Lebenswerk/Gedenk – Montage eine kleine Träne an der Wange klebt.

Sentimentalität – das konnten die Oscars wie kaum eine andere Großveranstaltung transportieren. Die sentimentale Liebe zur Kinogeschichte, welche einfach gestrickte Filmsüchtige wie mich von Jahr zu Jahr aufs neue bewegt. Nun nach all der Zeit, in der sich  – wohl mit dem Alter – ein gewisser Grad an Objektivität in der Beurteilung der Veranstaltung entwickelt hat, nun soll sich alles ändern. Die 81. Academy Awards werden modernisiert, für die Werbekunden wieder salonfähig gemacht. Das wurde für den heutigen Abend zumindest angekündigt. Die Dankesreden werden wohl gekürzt – seltsam bei einer Preisverleihung, in der sich theoretisch alles um die Gewinner drehen sollte; statt der Standup – Comedians wird mit Hugh Jackman ein bei den Tonys erprobter Showmaster und einfach dashing aussehender Star engagiert. Ob der jedoch an Billy Crystal herankommt, ist fraglich. Die Präsentation der für den Besten Song nominierten Künstler wird auf ein kurzes Medley reduziert werden. Was den nominierten Peter Gabriel zur Absage und mich als PG-Fan zur Fluchtirade bewegt hat. Doch wir wollen optimistisch bleiben. Die Oscars besitzen noch immer das Potential zur Sentimentalität und auch das zur großen Geste. Solange Jessica Alba nicht den Preis für den Besten Film verleiht, können die Oscars noch immer erhaben erscheinen.  Doch so wie damals vor zehn Jahren wird es wohl nie wieder sein.

The Chaser = Woah!

Gestern habe ich mir endlich mal den koreanischen Thriller The Chaser (2008) gegeben und was soll ich sagen? Mir fehlen mal wieder die Worte.

In meiner xls-DVD-Liste stehen nicht nur der Originaltitel, Regisseur etc., sondern auch ausgefeilte Kommentare zu den jeweiligen Filmen. Die reichen dann von hä? (z.B. bei “Pi”) bis zu Woah! (“Die Nacht des Jägers”) oder lauten in seltenen Fällen auch mal Hä? Aber Woah! (“The Sun Also Rises”).

The Chaser hat jedenfalls ein deutliches Woah! verdient. Wer hätte gedacht, dass dem Serienkillergenre nach all den schlechten “Sieben”-Kopien noch soviel Suspense abzuringen ist und dies ganz ohne die möchtegern-düstere visuelle Masturbation, die dem Genre seit den Neunzigern anhaftet (Hallo “Saw”, mein Finger zeigt auf dich!). Absolute Sehempfehlung!

Kurtz & Knapp VI

Dumplings (HK 2004)

Fruit Chan ist so etwas wie das einsame Zugpferd der Hongkonger Indieszene und noch dazu verantwortlich für einen der besten HK- Filme überhaupt (“Made in Hong Kong”). Bezeichnenderweise sind seine Filme nicht gerade für ihre Linearität oder Zuschauerfreundlichkeit bekannt. Dumplings markiert nun seinen gelungenen Schritt zum Mainstream – oder sagen wir lieber zu geradlinigen Narrationsformen. Denn der Film glänzt mit einer selbst für Hongkong- Verhältnisse recht geschmacklosen Prämisse: Ex- TV Star Mrs. Lee (Miriam Yeung) hadert mit dem Alter und v.a. den dazugehörigen Falten. Um Mr. Lee (Tony Leung Ka-Fai) nicht endgültig an junge Konkurrentinnen zu verlieren, wendet sie sich an die ‘Köchin’ Mei (Skandalnudel Bai Ling), deren Teigtaschen ein wundersames Verjüngungsmittel bereit halten: menschliche Föten.

Ist man den asiatischen Umgang mit menschlichem Leben aller Altersstufen nicht gewohnt, erscheint die angewiderte Abwendung von diesem Filmschmankerl als gerechtfertigte Reaktion. Leicht bekömmlich ist dieser Film offensichtlich nicht. Vertragen die filmischen Geschmacksnerven aber auch härtere Kost, kann man “Dumplings” durchaus als Hybrid aus Psychothriller und Satire empfehlen. Dabei beweisen Regisseur Chan und DoP Christopher Doyle (“In the Mood for Love”) ihr Können v.a. in den Momenten der unangenehmen Andeutung, die nicht nur Miriam Yeung zwischen Faszination und Abscheu erstarren lassen.

2046 (VRC/HK/D/F 2004)

Christopher Doyle die Zweite: Die Entwicklung kaum eines Regisseurs ist so eng mit seinem Kameramann verbunden wie die von Wong Kar-Wai. Zwar arbeitete Wong auch mit anderen Größen wie Andrew Lau (später Regisseur von “Infernal Affairs”) zusammen, doch seit “Days of Being Wild” (1990), stellte Doyle fraglos das perfekte Auge seines zugleich farbintensiven wie düster- melancholischen Stils dar. Und keiner filmt rauchende Divas wie Chris Doyle. Dafür legt Wongs vorerst letztes HK- Werk 2046 erneut Zeugnis ab. Als lose Fortsetzung von “In the Mood for Love” konzipiert, haben wir erneut am Schicksal des Journalisten und Autoren Chow (Tony Leung Chiu-Wai) teil, der die Nachwirkungen seiner gescheiterten Affaire aus dem tragisch schönen Liebesfilm von 2000 noch zu verarbeiten sucht. So erscheint “2046” weniger als “ultimativer Liebesfilm”, wie ihn die deutsche Werbung anpreist, treffender wäre da das Etikett als “ultimativer Liebeskummerfilm”. 2046, das ist schließlich der Ort der Erinnerung in Chows Sci-Fi- Romanen, von dem niemand je zurückgekommen ist. Im Jahr 2046 wird Hongkong außerdem seinen Sonderverwaltungsstatus verlieren und nach Ansicht vieler Pessimisten seine verbliebenen Freiheiten an die Volksrepublik China abgeben. Davon weiß Chow reichlich wenig, schließlich spielt der Film wie auch schon der Vorgänger im Hongkong der 60er Jahre.

Einen häufig verwirrenden Flickenteppich aus Schicksalen webt Wong um die Geschichte, welche von unser aller Lieblingsmelancholiker Leung getragen wird, der gleich drei asiatische Diven zur Seite gestellt bekommt: die göttliche Gong Li, die feenhafte Faye Wong und die alles überragende Zhang Ziyi. Von dem eher kurzen Auftritt von Leungs Ehefrau Carina Lau ganz zu schweigen. Das fragmentarisch angelegte Figurenkarussell ist wohl das hervorstechende Symptom der endlosen Produktionszeit des Films. Dass “2046”, eine 126 Minuten lange, visuelle Extravaganz eines ohnehin nicht gerade erzählerisch begabten Regisseurs, dennoch sowohl berauscht, als auch befriedigt, darf als kleines Wunder betrachtet werden. Wie genau der höchst eigenwillige Film das schafft, ist mir allerdings nach der ersten Sichtung noch nicht aufgegangen.

Jerichow (D 2008)

Ali hat es geschafft. Die Stolpersteine der Immigration und ihrer Folgen hat er hinter sich gelassen, denn Ali (Hilmi Sözer) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Als Besitzer einer Kette von mehr als vierzig Imbissbuden scheint er angekommen zu sein in einem Deutschland, das sich beständig über gescheiterte Integrationsbemühungen echauffiert. Doch Alis perfektes Leben ist eine Illusion. Die Fassade beginnt zu bröckeln, als der Ex-Soldat Thomas (Benno Fürmann) von ihm als Fahrer eingestellt wird. Prompt fühlt der sich nämlich zu Alis Frau Laura (Nina Hoss) hingezogen.

Nach Motiven von James M. Cains Kriminalroman „The Postman Always Rings Twice” legt Regisseur Christian Petzold Jerichow als als eine ruhige, aber nichtsdestotrotz spannende Charakterstudie an, die nur vordergründig mit den Konventionen des Genres spielt. So lässt er sich beispielsweise nicht dazu verleiten, sein Werk allzu häufig mit den stilistischen Spielereien des Film Noir anzureichern. Viel Raum gibt er hingegen den Schauspielern. Besonders Benno Fürmann hat allerdings mit den vielen langen Einstellungen zu kämpfen. In der Rolle des stoischen, wortkargen Einzelgängers ist dem hölzernen Fürmann die latente Überforderung deutlich anzumerken, kann er doch spätestens nach der ersten halben Stunde seiner Figur keinerlei neue Facetten hinzufügen.

Womöglich trägt die Schuld daran aber auch der überragende Hilmi Sözer, der sich mit dem Portrait des self-made man Ali endgültig aus dem Komödien- Ghetto vergangener Jahre befreit. Sözer trägt schließlich souverän den Film. Den Hang zur Selbstzerstörung scheint Ali in jeder Zelle seines Körpers zu tragen. Es ist ein Leben am Abgrund, was Petzold mit einer z.T. allzu platten Bildsprache auch dem letzten Zuschauer klar zu machen versucht. Ali ist ein eifersüchtiger Trinker, der seine Frau nur durch Geld an sich binden kann. Dieser Imbissimperator hält seine Angestellten einzig mit Gewalt, nicht Respekt, unter Kontrolle und sein mühsam erarbeitetes Eigenheim steht versteckt irgendwo in den Wäldern des menschenleeren Nordostens Deutschlands. Er ist eben doch nicht Teil der deutschen Mittelklasse geworden und wird auf ewig ein Außenseiter bleiben. Daran wird auch sein wirtschaftlicher Aufstieg nichts ändern.

Sözers jovialem Äußeren liegt jedoch eine tiefe Melancholie und damit die Erkenntnis seines Scheiterns zu Grunde. Sein betrunkener Tanz am Meer, begleitet von türkischer Musik, ist wohl der beste Ausdruck seiner Unfähigkeit, dauerhaft in diesem Land Fuß zu fassen. Seine Präsenz rettet Jerichow vor dem eigentlich verdienten Schicksal im Eisschrank der Filmgeschichte. Denn Petzolds gemächliche Inszenierung und seine recht oberflächliche Handhabung der anderen beiden Hauptfiguren, deren weitgehend unglaubwürdige Beziehung mit einem Hang zur aufgesetzten Leidenschaft einhergeht, hätten Jerichow durchaus zu einem nichtssagenden, hochgradig unterkühlten Krimi verkommen lassen können. Dass dies nicht geschieht, verdankt er – aber auch der Zuschauer – einzig Sözer, der Seele des Films, gegen den überraschenderweise selbst Petzolds Stammmuse Nina Hoss glanzlos verblasst.

Erstmals erschienen in einer gekürzten Fassung am 11.02.2009 in der interkulturellen Hochschulzeitschrift Unique Jena.