Oriental Western

Dass die Amerikaner kein Monopol auf Western mehr besitzen, bewiesen schon die unzähligen Italowestern der 60er und 70er. Dass auch das asiatische Kino dem im nichts nachsteht, deutet der Trailer des koreanischen Streifens The Good, The Bad and The Weird an, der die asiatischen Superstars Song Kang-ho (Sympathy for Mr. Vengeance) und Lee Byung-hun (A Bittersweet Life) auf der Leinwand vereint und wohl nicht nur deswegen derzeit einen Haufen Kohle an den heimischen Kinokassen scheffelt.

Den englisch untertitelten Trailer des Films von Kim Ji-woon (A Tale of Two Sisters) gibt es unten oder bei Twitch.

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Der unglaubliche Hulk [FSK 12] (USA 2008)

Sicher, man kann eine herkömmliche Kritik über den aktuellen Leinwandauftritt des grünen Monsters schreiben. Nach den unvermeidlichen zwei oder drei Sätzen zum Inhalt, ginge es dann um die Fehlbesetzung, die Liv Tyler in der Rolle einer Wissenschaftlerin darstellt. Daran anknüpfend könnte man darüber sinnieren, dass Jennifer Connelly in Ang Lees Version nicht nur intelligenter, sondern auch stärker gewirkt hatte als eine Betty Ross, die nicht nur durch ihre Liebe zum Helden definiert wird.

Dann würde man wahrscheinlich zum Held selbst kommen, dessen Darsteller Edward Norton zwar nicht fehl am Platz ist, der aber größtenteils zuviel leidet, um wirklich für Unterhaltung zu sorgen. Diesem Argumentationsstrang folgend, würde nach einer schwerfälligen Überleitung ausgeführt werden, dass die Problematik unterdrückter Aggressionen, welche das (oliv-)grüne Monster eigentlich verkörpert, ausgehöhlt wird durch die Reduktion der Gründe für die Verwandlung auf einen steigenden Puls.

Das alles ist natürlich hoch interessant, doch die Existenzberechtigung einer solchen Kritik wird an dieser Stelle in Frage gestellt, wenn das Filmerlebnis durch die Willkür des Verleihs (Concorde, Asche auf dein Haupt!) ruiniert wird. Eine Kritik zum ebenfalls geschnittenen Iron Man war noch möglich gewesen, da die Schnitte mir nicht mal aufgefallen waren. Die Unglaublichkeit des Kinoerlebnisses Hulk besteht jedoch im Grade der Beleidigung eines jeden mit einem Sehsinn gesegneten Zuschauers.

Nachdem dieser das rasante, an die Bourne-Trilogie erinnernde erste Drittel in den Favelas Brasiliens gegen einen zähen, langweiligen Mittelteil eintauschen muss, bleibt nur noch das “großes grünes Monster kämpft gegen hässliches braunes Monster”- Finale, um den Film zu retten.

Doch nichts da! Ungeachtet überflüssiger Worte wie Spannung oder Continuity wurde der Climax des Films dermaßen massakriert, dass man glaubt, er habe seine Ferien in einer slowakischen Jugendherberge verbracht. Als hätte der verantwortliche Concorde-Schnittmeister das Hackebeil genommen und die angesammelte Wut über sein 200€ -Praktikum am Film ausgelassen.

Vielleicht wollte er auch nur in die Fußstapfen Jean-Luc Godards treten. Wie sonst sind all die Jump Cuts zu erklären? Der Hulk nimmt eine Kette in die Hand, im nächsten Moment würgt er seinen Gegner. Wie er dorthin gekommen ist, muss der Zuschauer sich dazu denken. Hat er eben Pech gehabt.

Da die Orientierung der Concorde-Mitarbeiter wohl eher zum Kommerz, nicht zur Avantgarde, neigt, muss man die Schnitte am ganz und gar nicht Unglaublichen Hulk schlicht als das ansehen, was sie sind: Ein kläglicher Versuch, die Kinokassen durch eine niedrige Altersfreigabe klingeln zu lassen. Nicht nur ist dies eine offenkundige Missachtung der Intelligenz der zahlenden Zuschauer, sondern ein Schlag ins Gesicht all derer, die den Kinobesuch als einzig wahres Filmerlebnis anpreisen.

Zugegeben, man ist selbst schuld, gibt man wissentlich Geld für einen geschnittenen Film aus. Und dennoch, der Hulk hat in der ersten Woche nur 100.000 Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt. Angesichts dieser kommerziellen Enttäuschung, kann the gaffer nur noch die weisen Worte des unvergleichlich eloquenteren Nelson M. zitieren und aus vollem Herzen sagen: HA! HA!

Achja, und Ang Lees Hulk war sowieso viel besser…


Zum Weiterlesen:

Was the gaffer über den wesentlich besseren Iron Man zu sagen hat.

Ein Artikel über den geschnittenen Hulk bei CineKie, der u.a. Kinos auflistet, welche die 16er Fassung zeigen.

Watchmen Trailer

Gestern The Spirit, heute Watchmen. Als gäbe es hier noch nicht genug Trailer für Comicverfilmungen, kommt nun noch einer dazu. Aber nicht irgendein Comic hat Zack Snyder (300) hier verfilmt.

Watchmen von Alan Moore (Text) und Dave Gibbons (Zeichnungen) gilt als eines der besten aller Graphic Novels, hat zahlreiche Preise gewonnen und landete als einziges Comic auf der Liste der vom Time Magazine ausgewählten 100 besten englischsprachigen Romane seit 1923.

Soviel zu den Lorbeeren. Ein paar Worte noch zum Inhalt:

“Watchmen” is set in an alternate 1985 America in which costumed superheroes are part of the fabric of everyday society, and the “Doomsday Clock” – which charts the USA’s tension with the Soviet Union – is permanently set at five minutes to midnight. When one of his former colleagues is murdered, the washed-up but no less determined masked vigilante Rorschach sets out to uncover a plot to kill and discredit all past and present superheroes. As he reconnects with his former crime-fighting legion – a ragtag group of retired superheroes, only one of whom has true powers – Rorschach glimpses a wide-ranging and disturbing conspiracy with links to their shared past and catastrophic consequences for the future. Their mission is to watch over humanity…but who is watching the watchmen? (Quelle: ComingSoon.net)

Patrick Wilson, Billy Crudup und Jacky Earle Haley werden Nite Owl, Doctor Manhattan und Rorschach verkörpern.

Leider läuft Watchmen erst am 5. März nächsten Jahres in den deutschen Kinos an. Bis dahin kann man ja den fabelhaften Trailer in Endlosschleife bestaunen oder das Comic lesen.

Bei EmpireOnline, Apple.com und MovieMaze ist der Trailer in guter Qualität zu sehen. Nicht nur das Lied “The End is the Beginning is the End” der Smashing Pumpkins macht ihn sehenswert. Dieses stammt übrigens vom Batman & Robin (!) Soundtrack.

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Zum Weiterlesen:

Fanboys beherbergen die Redaktion von EmpireOnline, das beweisen ihre Features ein ums andere Mal. Ein Special zur Watchmen-Verfilmung, das eine gute Einführung in die Story bietet, gibt es auf der Seite. Noch dazu haben die Redakteure die Comicvorlage mit dem Trailer verglichen.

Wow! The Spirit hat einen Trailer

Über Kino, TV und Co bin ich mal wieder auf einen neuen Trailer gestoßen. Und was für einer das ist! Ähnelte der erste Teaser von Frank Miller’s The Spirit noch dem Look von Sin City, zeigt der erste lange Trailer des Films, dass die visuelle Gestaltung in eine andere Richtung geht. Wie eine Mischung aus Film Noir und Drogenhalluzination wirken die ersten Ausschnitte.

Gabriel Macht, Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson und Eva Mendes werden im ersten von Frank Miller allein inszentierten Kinofilm zu sehen sein. Ihre Figuren tragen so geheimnisvolle Namen wie The Octopus, Sand Saref oder Silken Floss.

Am 25. Dezember läuft der auf den Comics von Will Eisner basierende Film in den deutschen Kinos an. the gaffer ist schon mal mehr als gespannt.

Bei MovieMaze steht der Trailer zum Download bereit.

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Fokabular: Mise en Scène

Da mir im Verlauf meiner Hancock-Kritik mal wieder aufgefallen ist, in welchem Ausmaß ein filmwissenschaftliches Studium zum überhand nehmenden Fremdwörtergebrauch führt, wird hiermit eine neue Rubrik aus der Taufe gehoben: Das Fokabular.

Der gewählte Begriff sagt schon alles über den für die Konzeption dieses filmwissenschaftlichen Vokabulars erbrachten Zeitaufwand. Er war jedenfalls nicht groß. Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Wettbewerb der billigsten Titel von Filmblogrubriken, wer weiß…

Die hier veröffentlichten Begriffsklärungen sollen jedenfalls dazu dienen, Filme hinsichtlich der Nutzung ihrer formalen Mittel, wie der Farbgestaltung, Kameraarbeit etc. zu untersuchen, also eine eventuell ungewohnte, neue Betrachtungsweise beim ein oder anderen Zuschauer anzuregen.

Den Anfang der Erklärungen macht der ominöse, weil gern genutzte und selten definierte, Begriff der Mise en Scène. Die deutsche Übersetzung, etwas “in Szene zu setzen”, trifft schon den Kern der Sache.

Die Mise en Scène, die man durchaus als Gegenpol zur Montage betrachten kann, umfasst die Organisation des Bildinhalts. Ihre Analyse fragt letztendlich danach, was im Bild gezeigt und wie es inszeniert wird.

Nehmen wir ein klassisches Motiv des Krimis: Ein Mann sitzt am Schreibtisch. Der Mörder schleicht sich von hinten an, um ihn umzubringen. Wenn man so will, gibt es zwei Arten, das Erzählte filmisch aufzulösen. Der eine verlässt sich auf die Montage, der andere eher auf die Mise en Scène.

Beispiel 1:

Shot – Ein Mann sitzt am Tisch, das Gesicht dem Zuschauer zugewandt, im Hintergrund die Tür.

Schnitt zur Tür, die sich langsam öffnet.

Schnitt zur Ansicht des Mannes am Schreibtisch, der uns den Rücken zugewandt hat.

Schnitt zum Mörder, der sich auf sein Opfer zubewegt. Wir sehen z.B. seine rechte Hand, die ein Messer hält.

Schnitt zum Mann am Schreibtisch von vorn. Hinter ihm steht der Mörder, hebt seinen Arm, sticht zu. Es gibt ein blutiges Gemetzel, dass in der deutschen Fassung verstümmelt wird, damit der Film eine FSK 12-Freigabe erhält usw.

Beispiel 2:

Shot – Ein Mann sitzt am Schreibtisch, das Gesicht dem Zuschauer zugewandt. Im Hintergrund öffnet sich langsam die Tür. Der Mörder tritt ein, während das Opfer unbekümmert weiterarbeitet. Der Mörder im Bildhintergrund nähert sich weiter an. Aus dem Dunkel des Raumes scheint seine erhobene Hand mit dem Messer im Lichtkegel der Schreibtischlampe auf. Sie saust nieder, auf ihr Opfer einstechend…

Während also die Montage den Mord in Einzelaufnahmen aufspaltet, wird er im zweiten Beispiel in einer einzigen Aufnahme gezeigt. Beide Szenen leben jedoch von der gleichen Spannung, da der Zuschauer einen Wissensvorsprung gegenüber dem Opfer besitzt (wir wissen, dass sich hinter ihm jemand mit einem Messer anschleicht).

Eine ungeschnittene Einstellung, die dem von mir oben beschriebenen Beispiel ein wenig ähnelt, nutzt M. Night Shyamalan in seinem Film Unbreakable. Man achte auf die Kamera, die sich während des Kampfes von der Untersicht hin zur Vogelperspektive bewegt.

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Die Komplexität der Mise en Scène im zweiten Beispiel entsteht durch die Organisation der beiden Figuren im Bild, die Positionierung der Kamera, die Licht- und Schattengestaltung. Mit einer einzigen Einstellung muss der Film uns alle für den Spannungsaufbau notwendigen Informationen mitteilen.

Die Montage ermöglicht dagegen einen schnellen Wechsel des Blickpunktes. Dieser kann schließlich vom Opfer zur Tür und wieder zurück zum Opfer springen, ohne Verwirrung beim Zuschauer zu stiften.

Die Mise en Scène lebt im genannten Beispiel v.a. von der Raumtiefe. Im Bildvordergrund sehen wir das Opfer. Währenddessen öffnet sich im Bildhintergrund die Tür. Der Mörder tritt ein und bewegt sich im Verlauf der Szene vom Hintergrund in den Bildmittelgrund und am Ende zum Opfer in den Vordergrund.

Der Begriff der Mise en Scène umfasst also sowohl den gewählten Bildausschnitt als auch die Bildkomposition. Auffällige, meist voneinander abhängige bildkompositorische Elemente sind die Ausprägung der Perspektive (die Tatsache, dass ein Filmbild räumlich gesehen flach oder tief wirkt), der Einsatz symmetrischer Formen (oft vorhanden in den Filmen Stanley Kubricks), die Beleuchtung und die Anordnung von Objekten und Figuren im Raum.

In Gosford Park dirigiert Robert Altman eine Vielzahl von Personen, die sich überall im Bild verteilen. Die einen verlassen den Raum, andere betreten ihn.

Währenddessen werden ständig vielsagende Blicke ausgetauscht, die dem Wahrheitsgehalt des eigentlichen Dialoges weit überlegen sind.

Abgesehen von den bereits genannten Komponenten gehört auch die Bewegung der Kamera selbst (im obigen, zweiten Bsp. ist sie statisch) und, wie bereits angedeutet, die Bewegung vor der Kamera (der Mörder bewegt sich in den Bildvordergrund) zur Mise en Scène.

Wenn diese ausgetüftelt und komplex ist, kann sie parallel zur Vermittlung handlungsrelevanter Informationen ein Filmbild um unzählige Deutungsebenen bereichern. Im einfachsten Fall werden Aussagen über den seelischen Zustand der Figuren von ihr abgeleitet.

Dem gegenüber steht die für Kritiker und Filmwissenschaftler interessante Einordnung eines Werkes in den jeweiligen kulturellen Kontext. So kann man beispielsweise die Bildkomposition chinesischer Filme in Zusammenhang mit der klassischen chinesischen Malerei stellen.

Manchmal genügen jedoch diese simplen Momente der Ehrfurcht vor dem Können der Filmemacher im Kinosaal. Schließlich sind extreme Formen der Mise en Scène, wie minutenlange, ungeschnittene Plansequenzen, immer auch technische Herausforderungen. Wenn Orson Welles Im Zeichen des Bösen mit einer nicht enden wollenden Kamerafahrt beginnt oder sich in Children of Men eine Plansequenz an die nächste reiht, wird man schlicht zum Zeuge einer perfekten Meisterung des Mediums Film.

Eine erschöpfende Aufzählung aller möglichen Elemente der Mise en Scène kann dieser Artikel leider nicht liefern. Stattdessen soll zum Abschluss noch einmal auf ein paar Spielarten derselben verwiesen werden, die in den folgenden Filmausschnitten zum Ausdruck kommen:

American Beauty (USA 1999)

Der berühmte Spargeldialog. Die emotionale Distanz der Familie Burnham wird von Sam Mendes durch eine Kombination von Montage und Mise en Scène verbildlicht. Erst sehen wir die Familie aufgereiht wie auf einer Theaterbühne voneinander entfernt am Tisch sitzen. Während des Dialoges werden Lester und Co. dann mittig in den breiten, ansonsten leeren Bildern positioniert. Die Isolation ist perfekt.

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A Shot in the Dark (GB/USA 1964)

Was die Mise en Scène für den Slapstick bedeutet, lässt sich kaum besser verdeutlichen als am Werk des Meisters des Genres, Blake Edwards. Die körperbetonte Spielweise von Peter Sellers als Inspektor Clouseau verlangt weiträumige Einstellungen, die bei Edwards meist statisch ausfallen. Diese unterschlagen jedoch nicht die für den komischen Effekt unerlässliche Mimik von Sellers und seinem verwunderten Gesprächspartner George Sanders.

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Krieg der Welten (USA 2005)

Auch in Blockbustern ist der komplexe Einsatz der Mise en Scène zu finden. Der vorliegende Ausschnitt aus Steven Spielbergs Krieg der Welten zeichnet sich besonders durch die Kombination eines detaillierten Dekors mit einer auffälligen Lichtsetzung aus.

***Warnung: Spoilergefahr***

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Shanghai Express (USA 1932)

Josef von Sternberg darf natürlich auch nicht fehlen. Die Art und Weise, wie seine Hauptdarstellerin Marlene Dietrich von einem Lichtkranz umgeben durch den Zug schlendert, mit dem Blick des Zuschauers spielt und dann in einer ihrer berühmtesten Aufnahmen festgehalten wird, ist typisch für den Regisseur.

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Literatur:

Borstnar, N./Pabst, E./Wulff, H.J.: Einführung in die Film- und Fernsehwissenschaft, Konstanz 2002

Koebner, T. (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Films, Stuttgart 2002

Monaco, J.: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien, Hamburg 2002