The Sun Also Rises (VRC 2007)

Vor ein oder zwei Jahren habe ich mal im Rahmen eines Seminars zum chinesischen Film Zhang Yimous Rotes Kornfeld gesehen. “Verstanden” habe ich das farbintensive Regiedebüt nicht wirklich, schließlich lief der Film auf Grund technischer Probleme im chinesischen Originalton ohne Untertitel.

Dennoch kam ich nicht umhin, gefesselt zu werden von diesem roten Bilderrausch, von den wallenden Feldern, der glänzenden Sonne und natürlich der wie immer überragenden Gong Li in ihrer ersten Kinorolle. Jiang Wen, einer der wichtigsten Schauspieler Festlandchinas, hatte auch mitgespielt in Rotes Kornfeld und scheint seinen Meisterregisseur genau bei der Arbeit beobachtet zu haben.

20 Jahre später hat er – nun selbst Regisseur – mit The Sun Also Rises einen Film gedreht, der mir nach der zweiten Sichtung noch unergründlicher war als nach der ersten. Trotz englischer Untertitel. Jiang Wens dritter Film ist das erst. Sein letzter, Devils on the Doorstep von 2000, bescherte ihm den Großen Preis der Jury in Cannes und ein Berufsverbot als Regisseur in China für sieben Jahre. Die japanische Besetzung chinesischer Dörfer während des Zweiten Weltkrieges war das Thema gewesen.

Mit der Geschichte seines Landes befasst sich Jiang Wen nun wieder, doch verschwinden konkrete historische Ereignisse hinter der reichhaltigen Verdichtung der Symbole und Metaphern, die alle vier Episoden dieses Films gemein haben. “The madness“, “the love“, “the gun” und “the dream” hat Jiang selbst in einem Interview die vier miteinander verwobenen Kapitel von The Sun Also Rises bezeichnet. Das hilft aber nur bedingt weiter beim Verständnis.

China im Jahre 1976: Die Kulturrevolution geht auf ihr chaotisches Ende zu, während in einem abgelegenen Dorf die Mutter eines 18 jährigen Jungen beginnt, verrückt zu werden. Sie klettert auf Bäume, gräbt den ganzen Tag irgendwelche Steine aus und tut eben all das, was man so macht, wenn man verrückt ist. Ihr Sohn muss ihre seltsamen Eskapaden hilflos mitansehen, während er verzweifelt versucht, herauszufinden, wer sein Vater ist.

Etwa gleichzeitig wird ein Lehrer Opfer der Massenhysterie, als er während einer Filmvorstellung als “Perverser”beschimpft und vom Mob in einer der kreativsten Verfolgungsjagden, die ich jemals gesehen habe, gnadenlos durch die Stadt gehetzt wird. Er soll eine Frau unsittlich berührt haben. Das Resultat ist eine bizarre Nacht im Krankenhaus, während der eine Frau nach der anderen ihm ihre Liebe (oder ist es Verlangen?) gesteht.

Der Freund dieses Lehrers namens Tung – gespielt vom Regisseur selbst – bildet die Brücke zur dritten Geschichte. Mit seiner Frau wird er aufs Land geschickt, um von der Dorfbevölkerung zu lernen, darunter auch dem Sohn aus der ersten Geschichte. Da er ein Gewehr besitzt wird Tung zum Jäger, schart jeden Tag die Jugend um sich und zieht durch die Wälder. Seine vernachlässigte Ehefrau wendet sich währenddessen dem 18 jährigen Sohn zu.

Das letzte Kapitel springt 20 Jahre in die Vergangenheit, in das Jahr 1958 und bringt die Hauptfiguren, die schwangere Mutter, den Lehrer, Tung, seine Ehefrau à la Fellinis 8 1/2 zusammen, mitten in der Wüste, im nirgendwo.

Die Irrationalität der Verrücktheit, die die erste Episode kennzeichnet, verschwindet nie ganz aus dem Film und erlebt ihren Höhepunkt an dessen Ende. Andere Regisseure würden eine Zusammenkunft aller Figuren zur Klarstellung der Verhältnisse und Beziehungen nutzen. Jiang Wen legt gegen Ende neue Fährten zur Interpretation und wirft damit neue Rätsel auf, während er andere Fragen scheinbar beantwortet. Das geht soweit, dass man sich wundert, ob es sich überhaupt um dieselben Personen handelt.

Klar ist von Beginn an, dass The Sun Also Rises keine klassische Narration verfolgt, mit einem Anfang, einer Mitte, einem Ende. Die Episoden wirken in sich abgeschlossen und sind aber dank ihrer ellyptischen Erzählweise nicht zur Gänze verständlich, sind es doch Geschichten, die selbst auch wieder aus Episoden bestehen. Nicht zufällig zerstört die verrückt gewordene Mutter in einer Szene einen Abakus. Die Logik wird wortwörtlich aus dem Fenster geworfen.

Das Chaos der Kulturrevolution versinnbildlicht Jiang Wen in Gestalt dieser Mutter und offenbart dennoch durch diese Figur und ihre Umgebung, dass seine vier Geschichten nicht auf Basis der Realität ablaufen, sondern märchenhafte Züge tragen. Da fallen Schafe aus Bäumen, da sprechen wilde Vögel die Wörter vergangener Liebhaber usw.

Die letzte Episode trägt den Titel “the dream“, doch durchziehen traumartige Bilder den ganzen Film. Alles scheint Metapher, alles trägt einen verborgenen Sinn, der vielleicht nur vom Künstler selbst, dem Auteur, vollständig dekodiert werden kann. Als schlafe man des Nachts und die eigenen, unterbewussten Erinnerungen vermengen sich im Traum zu fantastisch irrationalen Geschichten.

Für Arthousekinos und Festivals scheint The Sun Also Rises gedreht, doch die Anziehungskraft dieses Films übertrifft die der meisten anderen “Avantgarde”-Werke. Man kann Jiang Wen Selbstverliebtheit vorwerfen, wenn er einen größtenteils undurchschaubaren Film dreht, mit sich selbst in einer dankbaren Hauptrolle. Übersehen wird dann, wie viel Spaß The Sun Also Rises macht. Diesen Figuren möchte man zusehen, ihr unverständliches Handeln täuscht nicht darüber hinweg, dass sie ergreifend lebensecht gespielt sind.

Das vereinigende Element ist die Musik, sind russische und chinesische Volkslieder und der Score von Joe Hisaishi, Stammkomponist japanischer Regiegrößen, wie Kitano und Miyazaki, welche die Rahmung der mit einer selten gesehenen visuellen Pracht erzählten Episoden bildet.

Im Vergleich etwa zum traditionell erzählten The Painted Veil glänzt The Sun Also Rises ebenfalls mit seinen Äußerlichkeiten, gewinnt den Zuschauer aber durch seine sympathisch gespielten Charaktere und letztendlich durch die Geheimnisse, die nicht preisgegeben werden. Man kann diesen Film nie ganz fassen, man will es nicht, verliert doch jedes Rätsel sein Mysterium, ist es einmal gelöst. Genau das macht den Film sehenswert.

Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street (USA/GB 2007)

Think about it! Lots of other gentlemen’ll soon be comin’ for a shave, won’t they? Think of all them pies!

Das “Lange Neunzehnte Jahrhundert” hatte dem aufmerksamen Zuschauer einiges zu bieten gehabt. Vom “Vollender der Revolution”, dem kleinen Korsen Napoléon Bonaparte, bis zum Einheitskanzler Bismarck. Vom Niedergang des Osmanischen Reiches bis zum Risorgimento Italiens. Vom “Verräterischen Herz” bis zum “Kapital”. In der Literatur stand Zolas Sozialrealismus dem Ästethizismus Oscar Wildes gegenüber, Widersprüche in den Kunstauffassungen als verzerrtes Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen, geprägt von proletarischer Massenarmut, bürgerlicher Wirtschaftsexpansion, Hand in Hand gehend mit dem Bedeutungsschwund des Adels als Zielgruppe staatlicher Politik. Die Schützengräbe vor Sewastopol maschinisierten die Gewalt, das Menschenleben, ein weiterer Produktionsschritt in der Fabrik des Krieges.

For what’s the sound of the world out there? Those crunching noises pervading the air! It’s man devouring man, my dear! And who are we to deny it in here?

Die Grausamkeit des Schönlings Dorian Gray fand ihr Ebenbild in den Mordgeschichten der penny dreadfuls. Barbiere, die zu Serienkillern wurden, die Überreste ihrer Opfer den hungrigen Kunden auf den Esstisch brachten. Eher ungewöhnliche Themenkost für ein Musical, handelt dieses künstlichste aller Spielfilmgenres doch eher von frisch Verliebten, die im Regen tanzen, ihr Glück der ganzen Welt bekundend, während dem Zuschauer ein wohliges Gefühl vollkommener Zufriedenheit durchfährt.

Ein Mann, der seinen Rassiermessern ein Liebeslied widmet, über die Ungerechtigkeit der Welt erbost, von Rache zerfressen, tritt er nicht im Kampfe für die Unterdrückten auf. Er wird selbst zum Inbegriff tödlicher Willkür, die doch von seinem Erzfeind, dem Richter, verkörpert wird. Musikalische Themen, in ihrer komplexen Eingängigkeit suchen sie in der Musicalgeschichte ihresgleichen, erzählen uns die Geschichte des zu Unrecht eingekerkerten Barbiers Benjamin Barker (Johnny Depp), der Frau, Kind, sein Bilderbuchleben an diesen Richter (Alan Rickman) verliert. Nach fünfzehn Jahren Freiheitsberaubung ist Vergeltung sein Lebenselixier, ist er Sweeney Todd. Im Moloch London findet er seine Helferin (Helena Bonham Carter) und verkennt doch völlig ihre Beweggründe. Der Zorn vernebelt seinen Blick für alle übrigen menschlichen Gefühlsregungen.

Now we all deserve to die. Even you Mrs. Lovett…even I. Because the lives of the wicked should be made brief. For the rest of us death will be a relief.

Ist der erste Mord mit seiner kannibalischen Verschleierung noch improvisiert, mischt sich schon bald der schwarze Rauch, der von Mrs. Lovetts Pie Shop ausgeht, in den dreckigen Dunst der Fabrikschlote. Hätte es im Neunzehnten Jahrhundert Fließbänder gegeben, hätte Todd seinen Hinrichtungsablauf noch effizienter gestalten können. So muss er auf den Stuhl zurückgreifen, der seine Opfer nach ihrer letzten, tödlichen Rasur kopfüber in den Keller befördert, wo schon ein gewaltiger Fleischwolf auf sie wartet. Ein ewiger Kreislauf der Produktionsschritte. Das Geschäft im Pie Shop boomt, leidet doch die restliche Stadt unter einem Fleischmangel. Die Toten sind gesichtslose Zutaten. Todd erledigt sie ohne jede Leidenschaft, routiniert wie eine Guillotine, die ihre Arbeit auf einem französischen Marktplatz der Revolutionszeit verrichtet.

Anstatt mit seiner noch lebenden Tochter Johanna Kontakt aufzunehmen, wartet er auf sein letztes Opfer, den Richter, ihren Vormund, der sie eingesperrt hat in Foggs Asylum, weil sie ihn nicht heiraten will. Was man nicht haben kann, zerstört man. Die einzige Hoffnung der Jugend ist die Jugend, der Seemann Anthony, der den vielversprechenden Nachnamen “Hope” trägt. Todd wird selbst zum Herrn über Leben und Tod, es ist kein Wunder, dass einer der Höhepunkte des Films sein Duett “Pretty Women” mit dem Todfeind ist. Hinter der Harmonie der beiden sich vereinigenden Stimmen verblasst der Antagonismus.

And if you’re beautiful, what then. With yellow hair, like wheat? I think we shall not meet again — My little dove, my sweet Johanna…

Die Obsession des Sweeney Todd schmückt Regisseur Burton wie einen Horrofilm der Dreißiger Jahre aus. In den fast schwarz-weißen Bildern sticht das Rot des Blutes hervor, sein übertriebener Fluss, das Spritzen und Sprudeln der aufgeschnittenen Kehlen untermalt Todds ebenso überzogenen Eifer. Die typisch Burton’sche Oberflächlichkeit in der Figurenentwicklung wird hier durch die musikalische und textliche Vorlage wettgemacht. Sweeney Todd springt nicht von Attraktion zu Attraktion, er ist, dank der Lieder, Erzählung pur. Diese Logik muss dazu führen, Schauspieler, nicht Sänger, in den Hauptrollen zu besetzen. Perfektion in der gesanglichen Präsentation ist immer auch Attraktion, ist Stillstand der Narration. Der Film hält nicht an, um zur Bühne des Solisten zu werden.

Selbst die große Geste “Epiphany” wird ironisch hinterfragt. Der Humor verlässt Burton zu recht erst am Ende, wenn das verbrecherische Geschehen im Pie Shop erstmals durch die Augen der unschuldigen Jugend gesehen wird. Dabei ist das hier betriebene Geschäft nur die Überspitzung dessen, was draußen vor der Tür in viktorianischer Zeit abläuft. Sweeney Todd verlässt nie den Rahmen artifizieller Darstellung, ist am Ende mehr Edgar Allan Poe als Zola, also typisch für seinen Macher. Dieses blutige Musical, tief verankert in der urbanen und lebensweltlichen Umwälzung des kapitalistischen Neunzehnten Jahrhunderts, ist Tim Burtons bester Film seit Ed Wood.

There was a barber and his wife. And she was beautiful. A foolish barber and his wife. She was his reason and his life. And she was beautiful. And she was virtuous. And he was, naive.


Zum Weiterlesen:
Weitere Einträge zum Thema Sweeney Todd.
Eine äußerst lesenswerte Kritik mit einem längst überfälligen Plädoyer bezüglich einer unterrepräsentierten Gattung des gemeinen Kinogängers bei Kino, TV und Co.

Saw IV (USA 2007)

[Warnung: Diese Kritik könnte mittlere Spoiler enthalten für Saw III und IV. Wer letzteren noch nicht gesehen hat, sollte sich glücklich schätzen.]

Vielleicht kann man die abnehmende Qualität einer Filmreihe an der abnehmenden Qualität der dahinsterbenden Castmitglieder erkennen.

Nehmen wir Saw I aus dem Jahre ’04: Danny Glover (Lethal Weapon), Cary Elwes (Dracula, Mel Brooks’ Robin Hood), Monica Potter (Con Air, Im Netz der Spinne).

Nehmen wir Saw IV aus dem Jahre ’07: Costas Mandylor (hä?), Scott Patterson (ah, der Typ aus Gilmore Girls!), Lyriq Bent (wow, Lyriq ist ein cooler Name).

Zugegeben, Horrorfilme leben oftmals davon, dass wir die Schauspieler nicht kennen, also nicht einschätzen können, wer auf Grund seiner Popularität den Fängen des Killers entkommt und sich seiner verbliebenen Gliedmaßen erfreuen kann. Das kann in seelenlose Teenagermetzeleien ausarten oder in atmosphärisch dichte, weil gut gespielte, Gruselfilmchen.

Ich sage gleich vorweg: Saw I hat mir nie besonders gefallen. Der Film von James Wan wirkte auf mich wie ein für Epileptiker nicht geeigneter Abklatsch von Sieben. Spannend war der Film, weil fähige Charakterdarsteller uns am grausamen Schicksal ihrer Figuren haben mitfühlen lassen.

An dieser Stelle fangen die Probleme von Saw IV an. Die Liste ist endlos…
Was tun, wenn der Killer im vorherigen Teil stirbt?

Keine weitere Fortsetzung drehen? Nein, wir sind in Hollywood, wir brauchen die Eintrittsgelder gewaltversessener Teenies und Mittzwanziger!

Ein Prequel drehen? Nein, wir haben Star Wars: Die Dunkle Bedrohung gesehen!

Drehen wir doch ein Sequel, rekrutieren ein paar TV-Stars und montieren parallel zu unserem Storypuzzle, das so kompliziert ist, dass wir selbst während des Drehbuchschreibens bei Wikipedia die Inhalte der anderen Teile nachschlagen müssen, noch Flashbacks aus der Frühphase unseres Killers ein, die zwar die Story nicht voranbringen, aber eben unser Trademark, unseren Killer, zeigen!

So funktioniert Saw IV, denn der Jigsaw Killer a.k.a. John Kramer (Tobin Bell) hat Teil Drei nicht lebend überstanden. Eine Filmreihe, die stetig ihre Hauptfiguren tötet, hat irgendwann ein Problem. Glücklicherweise hat Jigsaw anscheinend so viele Azubis, dass die Reihe für die nächsten zwei, drei Teile ausgesorgt hat.

Polizist Rigg will nun seinen Kollegen aus den Händen eines solchen Lehrlings befreien, muss dabei aber eine kranke Prüfung nach der anderen überstehen. Meist geschehen diese in Form der Entscheidung über Leben und Tod irgendeines fremden Opfers, das mit irgendeinem tödlichen Mechanismus verbunden ist und sich nur durch eine recht unsentimentale Haltung gegenüber den eigenen Körperteilen/ Gesichtspartien/ Teilen der Kopfhaut befreien kann.

Diese Folterapparate sind die Hauptattraktion der Saw-Reihe, da der Zuschauer sich an Blut und Tränen erfreuen und gleichzeitig beim Gedanken, was er in dieser oder jener Situation tun würde, erschaudern kann. Der Begriff “Gewaltporno” wurde u.a. durch diese Filme geprägt, auch Teil IV weiß ganz genau, was er ist.

So beginnt er mit einer genussvoll gefilmten Obduktionsszene, deren Relevanz für die Story keine solche Ausführlichkeit der Darstellung rechtfertigt. Wen interessiert’s? Wir wollen sehen, wie einer Leiche die Kopfhaut abgezogen wird!

Andere Splatterfilme unterhalten mit solchen Szenen durch ihre Selbstironie, ihr Bewusstsein für die eigene Übertreibung. Saw IV ist todernst, langweilt aber auf Dauer durch die hanebüchen konstruierte Aneinanderreihung von Extremsituationen.

Einziger Lichtblick der miserabel geschnittenen Zwickmühlen des Grauens sind die Flashbacks, ist die Erzählung, wie aus dem perfektionistischen John Kramer der menschenfeindliche Jigsaw Killer geworden ist. Bell ist eben der einzige im Cast, der durch sein Charisma so etwas wie Sympathie bei uns erzwingt. Wir verstehen nun seine Motivation. Mit dem Restfilm hat das allerdings wenig zu tun.

Saw IV leidet erheblich unter der uninspirierten CSI-Optik. Hier haben wir mal wieder einen Film, der die Unfähigkeit seiner Macher, eine gruselige Atmosphäre aufzubauen, geschweige denn, nervenaufreibende Schockmomente zu liefern, mit einem undurchdachten Staccatoschnitt überdecken will. Das hält zwar wach im Kinosaal, so wie eine grelle Neonröhre an der Bushaltestelle wachhält. Mit Spannung hat das aber nichts zu tun.

Warum vergleiche ich nun ständig Saw I und IV? Ich habe die anderen beiden Teile nicht gesehen. Das ist ein Grund. Die neue Ausgeburt der Saw-Schmiede lädt durch sein hemmungslos von Teil Eins abgekupferten Twist am Ende aber auch zum Vergleich ein. Der qualitative Abstieg der Reihe ist nun unaufhaltsam.

Saw IV ist nur noch für Kenner – nicht Gelegenheitsgucker – der ersten drei Teile empfehlenswert. Das wussten die Macher auch und haben ihren Film für die Stammzuschauer inszeniert, so dass alle anderen angesichts der fehlenden Erklärungen der diversen Handlungsstränge einen Großteil des Geschehens nicht einordnen können. Wer die Vorgeschichte von Rigg und Co. herbeten kann, also im Stoff steht, wird sich auch Saw V, Saw VI usw. anschauen. Für alle anderen ist der langweilige, blutige Müll, der sich Saw IV nennt, Verschwendung wertvoller Lebenszeit. Als würde man auf einen Bus warten, der nicht kommen wird.

The Painted Veil (VRC/USA 2006)

The Painted Veil kam bei uns gar nicht in die Kinos, obwohl man die ganze Erhabenheit der wunderbaren Naturaufnahmen nur auf der großen Leinwand richtig genießen kann. Mit Edward Norton und Naomi Watts ist das im China der 20er Jahre angesiedelte Ehedrama sehr gut besetzt. Dazu spielt Klaviervirtuose Lang Lang die Musik.

Ein sicherlich sehens- und hörenswerter Film, dessen weibliche Hauptfigur leider ziemlich unsympathisch ist.

Meine Kritik zum Film hab ich mal wieder in der OFDb veröffentlicht, weil es dort noch keine gab.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=n_iB8BcaL24]

Gosford Park (GB/USA/I 2001)

Eigentlich wollte ich diese Kritik schon gestern schreiben, doch dann bin ich aufgewacht (gegen Zwölf Uhr mittags), hab gefrühstückt und danach in einem Wahn, der Adrian Monk alle Ehre gemacht hätte, die ganze Wohnung sauber gemacht. Hinterher waren meine Finger so hinüber, dass keine Tastatur in ihre Nähe gelangen durfte.

Aber nun zu wichtigeren Dingen. Auf Wunsch eines einzelnen Herren habe ich meine Kritik zu Gosford Park in der OFDb veröffentlicht. Einfach hier klicken und lesen.

Der Film von Robert Altman ist allen Fans britischer Schauspieler im allgemeinen zu empfehlen, denn hier spielt wirklich jeder mit. Und ich meine JEDER (!). Eine Dosis Koffein ist vorher aber dringend zu empfehlen. Das ist ein Film, bei dem der Zuschauer selbst nach der x-ten Sichtung noch neue Facetten entdeckt. Man sitzt dann einfach nur noch völlig baff da und sabbert vor Bewunderung für Mr. Altman auf die Chips.