Kurtz & Knapp II

Der Eiskalte Engel (F/I 1967):

Sicher wurde noch nicht alles über diesen Film gesagt, doch an dieser Stelle erscheint mir eine ellenlange Kritik als redundantes Unterfangen, das nichts neues mehr preisgeben kann. Dieser Film gehört zum Pflichtstoff eines jeden Cineasten. Alain Delon glänzt in einer seiner besten Rollen als Profikiller Jeff Costello, der von der Polizei und den eigenen Auftraggebern zur Strecke gebracht werden soll.

Jean-Pierre Melvilles Film ist in seiner kalten Stilsicherheit ein Archetypus des modernen Gangsterfilms, der Regisseure, wie Martin Scorsese, John Woo oder Johnnie To beeinflusst hat. Unverständlich ist einzig, dass dieser Film in Deutschland bisher keine DVD-Auswertung erfahren hat.

Verführung (GB/USA/F 1995):

Eine der weniger bekannten Jane Austen-Verfilmungen nach dem Roman Persuasion, die ursprünglich für das britische Fernsehen gedreht wurde, was man ihr leider auch anmerkt. Die Inszenierung samt verstärktem Handkameraeinsatz ist zwar recht ungewöhnlich, wirkt in der ersten Hälfte aber zu behäbig, um zum Vergleich mit den großen Kinoverfilmungen der letzten Jahre – Sinn und Sinnlichkeit (1995) und Stolz und Vorurteil (2005) – überhaupt einzuladen. Einzig die unbestreitbare Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern – Ciarán Hinds (der Caesar in der TV-Serie Rom) und Amanda Root (Jane Eyre) – hält vom Wegdösen bei Tageslicht ab.

Chungking Express (HK 1994):

Noch so ein Film, über den man ganze Bücher schreiben kann. Für Filmwissenschaftler interessant ist sein Umgang mit (erlebter) Zeit, gerade im Kontext der nahenden Rückgabe Hongkongs an China. Wong Kar-Wais Film ist damit ein Paradebeispiel all jener Autoren, die am 1997-Syndrom hängen, wie der vergammelte Post-it an der Bürotrennwand. Alle anderen ergötzen sich an der visuellen Gestaltung und den extravaganten Dialogpartnern, von Kuscheltieren und Seifenresten bis hin zu Handtüchern. Ein Film, der ein Lächeln auf die traurigsten Lippen zaubert.

Organized Crime & Triad Bureau (HK 1994):

An sich ein konventioneller Hongkong-Actioner von Kirk Wong (Crime Story), der sich allerdings durch seine ausgewogene Figurenzeichnung von vielen seiner Genrekollegen abhebt. Danny Lee (The Killer) spielt – wie wohl in jedem anderen seiner Filme auch – einen Cop, der diesmal auch vor der Misshandlung von Gefangenen nicht zurückschreckt, um seine Ermittlungen voranzubringen. Anthony Wong (Infernal Affairs) gibt – wie so oft in den 90ern – den Bösewicht, doch ist er ausnahmsweise nicht der metzelnde Psycho, sondern ein liebender Vater, loyaler Bandenchef und rücksichtsloser Verbrecher.

Schwarz und Weiß gibt es hier nicht. Unsere Sympathien schwanken stets zwischen den brutalen Vertretern von Recht und Ordnung und den wie die Tiere gehetzten Gangstern. Allesamt sind sie Menschen, nicht nur Typen. So hinterlässt das an Heat erinnernde Finale nach dem Abspann ein Gefühl, als hätte die Lieblingsmannschaft ein Spiel gewonnen. Und dennoch ist man bedrückt.

Brotherhood (ROK 2004):

Ein koreanischer Soldat James Ryan soll Brotherhood sein. Das ist Segen und Fluch zugleich. Segen, weil das koreanische Kino sich seit einigen Jahren hinsichtlich des technischen Aufwandes auch vor Hollywood nicht verstecken muss. Fluch, weil die pathetische Erzählung über zwei Brüder in den Wirren des Koreakrieges alle gängigen Erwartungen an das Hollywoodkino bedient. Innovativ oder sehenswert wird ein Film dadurch nicht.

X-Files: I Want to Believe

Für alle deutschen Fans der Abenteuer der FBI Agenten Fox Mulder und Dana Scully wird der 24. Juli 2008 ein Tag einhelliger Freude sein, denn X-Files: I Want to Believe, der zweite Kinofilm des Akte-X Teams, wird an diesem Tag in den heimischen Kinos anlaufen.

Unter der Regie des Serienerfinders Chris Carter werden David Duchovny und Gillian Anderson wieder auf der Leinwand vereint sein. Bei IGN.com kann man nun den ersten offiziellen Trailer sehen.

Wer nähere Infos zum Film sucht, sollte mal den englischen Wiki-Artikel aufsuchen, der allerhand Infos zur Produktion bereitstellt.

Starttermin von The Spirit vorverlegt

In einem Artikel mit dem ersten Teaser für Frank Millers neuen Film The Spirit habe ich meinen Unmut über den späten Starttermin der Comicverfilmung bereits geäussert. BeyondHollywood.com berichtet nun, dass der US-Starttermin von Lionsgate vom 16. Januar 2009 auf den 25. Dezember 2008 vorverlegt wurde.

Der Hollywood Reporter schreibt:

Of the move, Lionsgate president of theatrical films Tom Ortenberg said: “Comic-Con fans (in New York in March) resoundingly confirmed what we felt in our bones about ‘The Spirit’: this is a great film and an irresistible piece of entertainment. … For all of us, it was an easy decision.”

MovieMaze.de hat sogar schon einen Setreport. Laut dieses Reports gibt es einen deutschen Starttermin, den 19. März 2009. Das ist verdammt lang hin…

Lese- und Lachstoff

Intellektuelle Stimulation und einen Einblick in die Resultate des professionellen Filmjournalismus bieten die folgenden Artikel, auf die ich mal wieder in Momenten ungebetener Langeweile gestoßen bin:

Ein erhellender Artikel zur abwechslungsreichen Karriere von Iron Man Star Robert Downey Jr. findet sich auf der Onlinepräsenz der Zeitschrift epd Film. Das ganze in einem Stil, der unter der Konkurrenz noch immer seinesgleichen sucht:

Dazu dieses Gesicht, das in zwei Hälften zerfällt. Die murmelrunden braunen Augen, die fast überlaufen vor einer Melancholie, die sich kaum deuten lässt, darunter der Mund, der gegen die übergroße Traurigkeit der oberen Gesichtshälfte anredet. Eine geradezu verstörende Widersprüchlichkeit, die es Downey ermöglicht, mit den Lippen zu lügen und mit dem Blick die Wahrheit zu sagen. Diese Ambivalenz zwischen einer schon depressiven Weltverneinung und rhetorischem Charme, zwischen tatsächlichem Böse- und möglichem Gutsein, zwischen Erlösungssehnsucht und Verführung zum Abgrund lässt sich in vielfach schillernder Weise für sein Rollenrepertoire ausbeuten.

Vielleicht nicht die beste Kritik aller Zeiten, aber ein schöner Vorwand zur Werbung für die Zeitschrift, ist der Beitrag zu Iron Man auf der Homepage des Magazins Schnitt. Die Synthese von hintersinnigen Filminterpretationen und unterhaltsamen Kritiken ist nur einer der vielen Gründe, diese vierteljährig erscheinende Zeitschrift zu lesen.

Die New York Times Autorin Manohla Dargis beschäftigt sich in ihrem Artikel “Is There a Real Woman in This Multiplex” mit der Abwesenheit von weiblichen Hauptrollen in den Blockbusterfilmen des Sommers. Angeblich hat sogar der Chef von Warner vor nicht allzu langer Zeit entschieden, keine Filme mehr mit Frauen in den Hauptrollen zu produzieren. Die machen eben kein Geld…


Vom vergeistigten Feuilletonjournalismus nun zu den harten Themen des Lebens: Filmpiraterie. Ein recht wirkungsvoller Clip der britischen Sitcom The IT Crowd lässt uns allen die Lust am Filmklau vergehen:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=MTbX1aMajow]

The Dark Knight – Ein neuer Trailer

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Chris Nolan uns zuviel vom Joker (Heath Ledger) zeigt. Wird ein Bösewicht nicht umso wirkungsvoller, je weniger man im voraus von ihm sieht? Andererseits will jeder (und ich meine JEDER) Ledger als Batmans verrückten Gegenspieler sehen, so dass man allerorten nach den Bildern seiner letzten vollständig realisierten Rolle lechzt.

Ich mache es kurz:

Der aktuelle, über zwei Minuten lange Trailer von The Dark Knight ist bei WhySoSerious.com zu sehen oder hier:

[youtube=http://de.youtube.com/watch?v=ZCxtHISTRM4]
Harvey Dent hat wirklich einen schönen, vielsagenden Satz zu sagen in diesem Trailer…