Red Cliff I (VRC 2008)

Um die wichtigste Frage gleich vorweg zu beantworten: Ja, in John Woos neuem Film Red Cliff tauchen strahlend weiße Tauben auf. Es sind mindestens vier oder fünf, um genau zu sein. Die Entwicklung von Woos Filmografie könnte man glatt mit der hochinteressanten Evolution seines Taubeneinsatzes gleichsetzen. Aus dem spirituellen (christlichen) Symbol  (etwa in The Killer) wurde noch zu Hongkonger Zeiten das Markenzeichen des Regisseurs; gleichberechtigt neben dem Mexican Standoff und Chow Yun-Fat, der in Zeitlupe mit zwei Knarren über den Boden schlittert oder durch die Luft fliegt. Schießend natürlich.

In Hollywood schließlich wandelte sich das von Woo in Interviews so oft verteidigte Symbol zum rein ästhetischen Beiwerk. So mögen in Face/Off, seinem einzigen US-“Klassiker”, die umher flatternden Tauben in einer (katholischen) Kirche auftauchen, doch letztendlich wird ihre Funktion darauf reduziert, Nicolas Cage zum Sterben cool aussehen zu lassen. Anders als noch Chow Yun-Fat darf Cage in diesem Film aber nicht das Zeitliche segnen. Er ist der (amerikanische) Held, auch wenn er das falsche Gesicht trägt. Die Emotionalität, der Fatalismus und die damit verbundene latente Homoerotik, die in beträchtlichem Maße zum Kultstatus seiner Hongkonger Filme beigetragen hatten, mussten in einem anderen kulturellen Kontext zwangsläufig reduziert werden. Woos stilbildende Symbolwelt litt darunter, wurde ausgehöhlt und bedeutungslos.

Was in “Face/Off” noch den Coolness-Faktor wie ein explodierendes Motorboot in die Höhe schießen lässt, verdeutlicht  wenig später die Traurigkeit der Selbstparodie, die sich Mission: Impossible II nennt. Als hätte Tom Cruise als der auf dieser Erdkugel am wenigsten für eine Woo-Zeitlupe geeignete Schauspieler nicht gereicht. Die Fans wandten sich gepeinigt ab. Und recht bald auch das amerikanische Publikum.

Woo war anders als seine Regiekollegen, die sich ebenfalls auf amerikanischem Parkett versucht haben, dort zumindest zeitweise künstlerisch und kommerziell erfolgreich. Tsui Hark (“Once upon a Time in China”) dagegen gab nur ein kurzes Gastspiel für zwei Van Damme-Filme (u.a. “Knock Off”), hat seitdem allerdings selbst in seiner Heimat nicht mehr zu alter Form oder auch nur Kohärenz zurück gefunden. Ringo Lam (“City on Fire”) entkam der Van Damme-Falle nicht so schnell und vergeudete sein Talent in diversen Direct-To-Video-Produktionen.

Anno 2008 befand sich die Hongkonger Actiontrias der glorreichen 80er Jahre offensichtlich in einem erbärmlichen Zustand. Fünf Jahre nach seinem letzten Spielfilm packte Woo entweder diese Erkenntnis oder die pure Nostalgie. Den wirtschaftlichen Bedingungen der Gegenwart entsprechend, zog es ihn in die Volksrepublik China, um sein gigantisches  zweiteiliges Epos Red Cliff zu drehen. Mit Chow Yun-Fat wollte er wieder arbeiten und mit Tony Leung Chiu-Wai; das Hard-Boiled-Dream Team wieder vereint. Ersterer sagte kurz vor Drehbeginn ab. Leung wollte zunächst nicht, übernahm in letzter Minute jedoch die für seinen Kollegen vorgesehene Rolle.

Um v.a. das ostasiatische Publikum endgültig für das teuerste chinesische Filmprojekt aller Zeiten zu gewinnen, wurden außerdem Kassenmagneten wie Takeshi Kaneshiro (“Chungking Express”), Chang Chen (“Tiger and Dragon”) und Vicki Zhao Wei (“Shaolin Soccer”) verpflichtet. Red Cliff ist allein dank der Besetzung der feuchte Traum aller Asia-Film-Fans. Schöne Gesichter in schönen Kostümen dabei zu beobachten, wie sie sich durch tragische historische Stoffe quälen – das kommt zur Zeit auch sehr gut an in den stetig zunehmenden Kinos der Volksrepublik.

Wie andere chinesische Historienepen der letzten Jahre dreht sich Woos Ausflug in die Geschichte um ein in der Bevölkerung höchst populäres, reichlich sagenumwobenes Ereignis: Der Schlacht am Roten Felsen. Im Jahr 208 (das riecht nach einem Jubiläum) hatte diese stattgefunden und für allerhand Wirbel in der chinesischen Geschichtsschreibung gesorgt. Für den in fernöstlicher Historiographie unbewanderten Cineasten genügt eine kurze Zusammenfassung:

Der mächtige Premierminister der Han, Cao Cao (Zhang Fengyi), überredet den schwächlichen Kaiser zu einem Kriegszug gegen zwei Kriegsherren im Süden, um China zu vereinigen. Davon Nachricht erhaltend verbünden sich die beiden Widerständler Liu Bei und Sun Quan dank der Vermittlungversuche von Liu Beis taktischem Berater (Takeshi Kaneshiro) und Sun Quans General (Tony Leung). Mit mehreren hunderttausend Mann bestückt, segelt Cao Caos Flotte auf dem Jangtse südwärts, um die zahlenmäßig unterlegenen Kriegsherren zu zermalmen.

Da ein Film nicht nur aus einer Schlacht bestehen sollte (siehe “300”), aber die vielen in die Vorgeschichte verstrickten Figuren den Zuschauer innerhalb der Laufzeit von zwei Stunden womöglich überfordern würden, entschied sich Woo für eine Zweiteilung des Films. Vielleicht wollte er auch nur sicher gehen, dass die Produktionskosten unabhängig von der Vermarktung im Westen wieder eingespielt werden. Wie dem auch sei, den Figuren – eigentlich nicht gerade die Stärke des Regisseurs – konnte es nur zu Gute kommen.

Im hier besprochenen ersten Teil wird die Vorgeschichte der berühmten Schlacht erzählt. Von der Kriegserklärung Cao Caos über die Verhandlungen zwischen den Verbündeten und einer ersten Schlacht zu Lande. Die große Dramatik ist also noch nicht zu erwarten. Dennoch ist der Film mehr als nur ein fader Prolog.

Wie bei Woo nicht anders zu erwarten, ist der Auftakt von “Red Cliff” eine Schlacht, die hier sozusagen den Shootout ersetzt. Eine handfeste sogar mit reichlich Dreck und fetten Blutspritzern. Sofort fühlt man sich an seine ganz und gar nicht zahmen Heroic Bloodshed-Filme erinnert, die ihrer Genrebezeichnung ja in jeder Hinsicht gerecht werden. Wenn Hu Jun (“Infernal Affairs II”) zuerst mit einer Lanze dutzende gegnerische Kämpfer durchbohrt, während sein ehemals weißer, nun blutbespritzter Mantel in Zeitlupe durch das Bild flattert und er wenig später selbst mit einem Baby im Arm die Body Count in die Höhe treibt, ist das John Woo-Action in ihrer Reinform.

In den Achtzigern wurden die Kung Fu-Helden der Shaw-Filme durch Regisseure wie Woo mitsamt ihrer Ehrenkodizes in moderne Großstädte verfrachtet, um fortan ihre blutigen Tänze mit Schusswaffen und Armani-Anzügen auszuüben. Nun, nachdem die heimische Zuschauergunst für das Gangstergenre geschwunden ist, katapultiert Woo seine heroischen Kämpfer in die frühe chinesische Geschichte. Und sich selbst zurück in die erste Riege internationaler Actionregisseure.

In dem hierzulande eher unbekannten Hu Jun, der nicht einmal zu den Protagonisten gehört, hat Woo gleich noch einen hochkarätigen Ersatz für Chow Yun-Fat gefunden. Nach dieser ersten Schlacht keimt schon die Hoffnung auf, dass Hu, dem Chows Bodenständigkeit und physische Präsenz zu eigen sind, eine größere Rolle im Film spielen wird. Sehr bald wendet sich Woo allerdings den eigentlichen Stars des Films zu: Tony Leung und Takeshi Kaneshiro. Dass ausgerechnet diese beiden im Vergleich zum Rest der Schauspielergarde etwas enttäuschen, bleibt ein unbedeutender Wermutstropfen, da ihre “Chemie” durchaus genügt, wenn auch ihr Auftritt nicht gerade nach Preisen schreit.

Woos Vorliebe für die komplizierte Freundschaft zweier ehrenvoller Männer findet in der Beziehung Leungs und Kaneshiros ihren Ausdruck. Teil 1 von Red Cliff erzählt daher vom Entstehen ihrer Freundschaft mit Hilfe einer ausgedehnten “Musiziersequenz”, in der beide einander die Meisterschaft in ihrem Hobby beweisen (das sieht genauso homoerotisch aus, wie es klingt). Einigermaßen selbstverliebt ist das alles und der Charakterisierung der Figuren fügt  das Duell an der Zither nichts neues hinzu. Es ist aber auch typisch für den Regisseur, das Anbändeln der beiden Helden dermaßen offensichtlich auszubreiten, weshalb es ihm an dieser Stelle nachgesehen wird. Was tut man nicht alles, um einen 100%igen John Woo-Film zu bewundern?

“Red Cliff” ist genau das und noch vielmehr. Auch wenn die Freundschaft noch durch eine extrem kitschige Pferdegeburt (!) gefestigt werden muss, Tony Leung erschöpft und gelangweilt daher kommt und Takeshi Kaneshiro zweieinhalb Stunden lang nur amüsiert lächelt oder konzentriert nachdenkt. Vielmehr drücken seine hübschen Gesichtszüge in diesem Film leider nicht aus.

Über das Zitat seiner eigenen Markenzeichen in der Figureneinführung hinaus, fesselt Woo den Zuschauer durch das, was er am besten kann: Die extrem abwechslungsreiche Inszenierung komplizierter Actionsequenzen. Ein Film, der mit einer Schlacht beginnt, mit einer Schlacht endet und nur die Vorgeschichte eines Filmes erzählt, der sich um eine Schlacht drehen wird, könnte auf Dauer langweilig sein. Was Woo in “Red Cliff” abzieht ist glücklicherweise alles andere als das.

Vorbereitet durch eine brillante Parallelmontage der taktischen Diskussionen auf beiden Seiten, welche die Spannungsschraube noch einmal anzieht, schafft der Film es durch die Betonung einzelner Elemente der Taktik, einer fast zwanzigminütigen Schlachtensequenz die drohende Routine zu nehmen. Schon die Idee, drei große Krieger (einer davon Hu Jun) nacheinander allein auf die feindliche Armee loszulassen, um ihre Kampfkraft unter Beweis zu stellen macht Spaß. Ein wenig erinnert es an den Wettkampf des Zwergen Gimli mit dem Elben Legolas in Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme. Eine humoristische Auflockerung des Geschehens ist es in jedem Fall.

Dass die geschilderte Schlacht den Handlungsverlauf nicht weiter beeinflusst und eher wie ein erzwungener Klimax wirkt, ist völlig egal. Schließlich reißt Tony Leung mit einem Pfeil einen gegnerischen Soldat vom Pferd. Mit einem Pfeil, den er sich gerade aus der Schulter gezogen hat. Ohne Bogen! Das Bild sollte man sich nochmal auf der Zunge zergehen lassen (sofern das physisch möglich ist).

Wie diese nicht enden wollende Kritik schon andeutet, hat Woo in Red Cliff auf bekanntem Terrain zu alter Stärke zurück gefunden. Die Selbstsicherheit merkt man ihm auch in den unblutigen Handlungsabschnitten an, etwa bei der Einführung von Tony Leungs Figur. Ganze drei Minuten lang neckt Woo den Zuschauer mit Leungs Hinterkopf, seiner Hand, seinen Augen, bevor er endlich das Gesicht seines Stars präsentiert und alle weiblichen Fans verzückt aufseufzen.

Überraschend ist Woos Sicherheit bei der Inszenierung des wichtigsten Elementes der Vorgeschichte: der Figurencharakterisierung. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass er sich auf die hochkarätige Riege der Nebendarsteller verlassen kann. Andererseits ist die vielleicht beste Szene des Films gerade nicht blutgetränkt. Der durchaus charismatische “Bösewicht” Cao Cao lässt sich Tee servieren. Das war es auch schon. Trotzdem genügen die wenigen Minuten, um dem Geisteszustand und den damit verbundenen Motiven der von Zhang Fengyi porträtierten Figur habhaft zu werden. Zhang (“Der Kaiser und sein Attentäter”) sticht deutlich, aber auf eine erfreulich subtile Weise aus dem an Konkurrenz nicht armen Ensemble heraus.

Bei all den positiven Worten, bleibt abzuwarten, ob Woo seiner gereiften Herangehensweise auch im zweiten “Red Cliff”-Teil treu bleibt. Ob seine Rückkehr nach China auch eine Rückkehr zur Hyperemotionalität seiner Hongkonger Tage bedeutet, die Filme wie “The Killer” unfreiwillig komisch wirken ließ. Ob Takeshi Kaneshiro seinen verlorenen dritten Gesichtsausdruck wiederentdeckt. Ob eine weiße Taube das zu erwartende Flammenmeer zieren wird. Nach Sichtung der ersten Hälfte von Red Cliff darf äußerst befriedigt festgestellt werden: Willkommen zurück, Herr Woo!


Weitere Infos:

Red Cliff, der gewaltigen Schlacht erster Teil, ist in Hongkong als 2-Disc Edition im Mandarin-Original mit englischen Untertiteln erschienen. U.a. bei YesAsia.com kann man diese All Region-DVD bestellen.

Ob “Red Cliff” als Zweiteiler oder in einer zusammengeschnittenen, kürzeren Version in Deutschland anlaufen wird, scheint bisher nicht klar zu sein. Ich prophezeie schon mal letzteres. Laut Constantin wird der Film im ersten Quartal 2009 hierzulande die Kinos erobern.

In China startet der zweite Teil im Januar.

*#!ß%@$???

Am 5. März ist es endlich soweit. Nach Jahrzehnten, in denen die Verfilmung von Alan Moores Comic-Klassiker Watchmen in der development hell gefangen war, in denen kaum jemand noch zu hoffen wagte, die Geschichte rund um Rorschach, Silk Spectre II und Doctor Manhattan auf der großen Leinwand bewundern zu können, läuft der Film von Zack Snyder endlich in den deutschen Kinos an.

Endlich werden sich die Fans weltweit das Maul zerreißen können über das Sakrileg, nur gut aussehende C-Stars als abgehalfterte Ex-Superhelden zu besetzen. Oder Snyder wird als neuer Christopher Nolan in den Olymp der Comicverfilmungen verfrachet.

Oder es passiert nichts von alledem.

Einem Richter in Los Angeles ist der vorweihnachtliche Geschenkemarathon anscheinend nicht gut bekommen, so dass er à la Ebenezer Scrooge seinen ganzen Frust an Millionen von Watchmen-Jüngern auslassen musste. Vielleicht ist der verantwortliche Produzent bei Warner Bros. aber einfach nur unfähig, blind, ein Analphabet oder ein unfähiger, blinder Analphabet.

Wie dem auch sei, besagter Richter entschied vor wenigen Tagen, dass nicht Warner Bros. die Rechte am Verleih der “Watchmen”-Verfilmung besitzt, sondern 20th Century Fox. Die hatten nämlich geklagt, dass Warner nie das Copyright inne gehabt hatte. Theoretisch gehört der Film also Fox und damit auch die Entscheidung über den Starttermin etc. Und das obwohl Warner laut IMDb rund 100 Millionen Dollar in den Film investiert hat.

Der Hintergrund: Ursprünglich, d.h. nach Erscheinen des Comics in den 80ern, hatte Fox die Urheberrechte daran besessen. Da aus dem Projekt damals nichts wurde, wanderte die Option auf die Rechte dank des Produzenten Lawrence Gordon bei Warner. Fox warf nun Warner vor, dass Gordon nie seinen Vertrag erfüllt und damit nie die Copyrights an Watchmen besessen habe. Mit dem Urteil in Los Angeles wurde 20th Century Fox darin Recht gegeben.

Wie sieht nun die Zukunft des Films aus? Noch im Sommer hatte Fox damit gedroht, den Film verbieten lassen zu wollen, ihn also irgendwo in den Archiven dem Staub Preis zu geben. Das käme einer gigantischen Geldverbrennung gleich und dürfte wohl niemandem irgendeinen Profit bringen. Vielleicht akzeptiert Fox aber auch eine Schadensersatzzahlung für die Verletzung der Copyrights und die Fans weltweit können aufatmen. In etwa so lang bis sie den Film sehen und total enttäuscht den Kopf von Zack Snyder auf einer Lanze verlangen. Wer weiß? Genaues ist zur Zeit noch nicht bekannt.

Die Nachricht findet man jedenfalls bei der Variety (passenderweise am 24. Dezember veröffentlicht). Auf Deutsch berichtete Moviepilot darüber.

Näheres zum Streit um die Rechte, der für den Laien nur schwer nachzuvollziehen ist, findet man auf diesem Blog, der sich allein dem obigen Thema widmet.

Filmstöckchen

Es ist mal wieder Stöckchenzeit in der Filmblogosphäre. Bei Fincher hab ich das folgende gefunden. Wer sich nach all dem Einkaufsstress in letzter Minute zur Entspannung auf seine eigene Cinephilie besinnen will, kann es sich gern ausleihen.

1. Ein Film, den Du mehr als zehnmal gesehen hast?

“American Beauty”, weil er gut ist. Aus akademischen Anlass: “Infernal Affairs” und “Magnolia”. Die beide auch ziemlich gut sind.

2. Ein Film, den du mehrfach im Kino gesehen hast?

“Der Herr der Ringe: Die Gefährten”. Ganze vier Kinobesuche. Noch so ein Film, den ich mehr als zehnmal gesehen habe. Hauptsächlich weil er, nun ja, gut ist. Ansonsten: “Der Untergang”, “Die Mumie”, die meisten “Harry Potter”-Filme und einige andere.

3. Nenne eine/n Schauspieler/in, wegen dem/r Du eher geneigt wärst, einen Film zu sehen.

Anthony Wong Chau-Sang, obwohl 70% seiner rund 200 Filme ziemlich besch***en sind. Die Highlights: “Erotic Ghost Story 2” und “Raped By an Angel 4: The Raper’s Union” in der grandiosen Rolle als “Human Milk Drinking Doctor”. Langweiler wie De Niro und Pacino träumen doch heimlich von solchen Glanzlichtern einer jeden Filmografie. Das inoffizielle Ziel, diesen schrecklich guten Schauspieler in jedem zweiten Post zu erwähnen, wurde dieses Jahr leider nicht erreicht. Aber das kann nächstes Jahr ja noch werden.

Bei den Damen: Cate Blanchett und Meryl Streep. Erklärungen dafür sind wohl nicht nötig.

4. Nenne eine/n Schauspieler/in, wegen dem/r Du weniger geneigt wärst, einen Film zu sehen.

Leonardo DiCaprio. Zumindest, wenn er einen Bart trägt. Im übrigen Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Dolph Lundgren und andere Steroiddosen. Von Männern ohne Bart und Muskeln: Will Ferrell. Weil nicht nur dumm, sondern auch dumm, unlustig und generell überschätzt.

Keira Knightley wäre eine weibliche Kandidatin, ob ihres mangelhaften Gewichts (wer will sich während eines Films über die Gesundheit eines Darstellers Sorgen machen?) oder ihrer angeborenen unsympathischen Art wegen. Die spielt aber leider in zu vielen sehenswerten Filmen mit.

5. Ein Film aus dem Du regelmäßig zitierst?

Über ein bissel “Monty Python” komm ich nicht heraus. Aber was nützt selbst das, wenn man dazu tendiert, mitten im Zitat die Pointe/das Ende zu verwechseln/zu vergessen. Also lass ich’s lieber.

6. Ein Musical, von dem Du alle Texte der darin gesungenen Songs auswendig weißt?

Kein Musical hat bei mir je ein solches Interesse geweckt. Nicht mal “Sweeney Todd”.

7. Ein Film, bei dem Du mitgesungen hast?

Äh, singen? Ach ge!

8. Ein Film, den jeder gesehen haben sollte?

So ziemlich jeder Film von Johnnie To. Weil der halt Gott ist und so… Im übrigen “Casablanca”, weil die Welt mit ein paar mehr Rick Blaines eine bessere, wenn auch betrunkenere und zynischere wäre.

9. Ein Film, den Du besitzt?

Seit kurzem: “Blade Runner – Final Cut”. Der steht jetzt neben 265 anderen DVDs. Die VHS-Kassetten gammeln derweil ungezählt vor sich hin.

10. Nenne eine/n Schauspieler/in, die ihre Karriere nicht beim Film startete und die dich mit ihren/seinen schauspielerischen Leistungen positiv überrascht hat.

Will Smith in “Ali”. Seitdem eher weniger.

11. Hast Du schon einmal einen Film in einem Drive-In gesehen?

Nein. Gibt’s die überhaupt im Osten?

12. Schon mal in einem Kino geknutscht?

Ja, war der Wirkung des Films (unverdient) abträglich.

13. Ein Film, den Du schon immer sehen wolltest, bisher aber nicht dazu gekommen bist?

“A Chinese Ghost Story”. Warum kommt der eigentlich nie im Fernsehen???

14. Hast Du schon jemals das Kino verlassen, weil der Film so schlecht war?

“Die Grüne Wolke”, einer der schlimmsten Kinderfilme wo gibt. Auf einem Kinderfilmfestival.

15. Ein Film, der Dich zum Weinen gebracht hat?

“München” und “Die Farbe Lila”. Das ist bestimmt kein Zufall.

16. Popcorn?

Ach nee, Nachos rascheln lauter (in der geschmuggelten Tüte natürlich).

17. Wie oft gehst Du ins Kino?

Einmal in der Woche. Das Konto freut’s.

18. Welchen Film hast Du zuletzt im Kino gesehen?

“Death Race”. Du bist Jason Statham!

19. Welches ist Dein Lieblingsgenre?

Gangsterfilme. Am besten ist aber ein Mix, da es sich mit Überraschungen etwas spannender leben lässt. Daher der hier gern gepflegte Faible fürs asiatische Kino.

20. Was war Dein erster Film, den Du im Kino gesehen hast?

Vielleicht “Die Unendliche Geschichte 2”? Keine Ahnung, ob ich da überhaupt im Kino war. Mein erster Multiplex-Film war allerdings “Rush Hour”.

21. Welchen Film hättest Du lieber niemals gesehen?

“Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”. Weil der einfach schlecht ist. Und weder Anthony Wong, noch Meryl Streep mitspielen. Cate Blanchett allein kann die Jugenderinnerungszerstörungsmachinerie von Lucas und Spielberg nicht aufhalten. Ihre Domina-Frisur ist das beste am ganzen Film und war das Eintrittsgeld und das Stottern an der Kasse leider nicht wert.

22. Was war der merkwürdigste Film, den Du mochtest?

“Zabriskie Point”. Wer “Blow Up” komisch findet, sollte Antonionis Nachfolger anschauen. Am Ende reisst’s das Ende raus (was für ein Wortspiel!). Wenn man glaubt, man hat alles gesehen, legt Antonioni immer noch einen drauf und raubt einem den Atem.

23. Was war der beängstigendste Film, den Du je gesehen hast?

Ich hasse Horrorfilme. Die machen mir Angst. In Sachen beängstigender Atmosphäre gewinnt aber “Blue Velvet” klar vor “The Ring”. Lynchs Psychoetwas hab ich irgendwann abgebrochen. Da guck ich doch lieber “Eraserhead”. Der ist ein Kinderspiel dagegen.

In letzter Zeit: “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”. In der letzten halben Stunde wurde mir Angst und Bange um Spielbergs gegenwärtigen Geisteszustand.

24. Was war der lustigste Film, denn Du je gesehen hast?

“Sterben für Anfänger” erntete bisher die meisten Lacher. Auf Dauer am lustigsten sind aber “Das Leben des Brian” und “Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben”.

Ausreden, mal wieder

An alle, die sich wundern, warum hier in den letzten Tagen so wenig los war:

Nein, es ist nicht der Weihnachtsstress. Wie immer bin ich mit meinem Geschenkekauf viel zu spät dran, was keine Ausrede für die seit Jahren herrschende Ideenlosigkeit der Präsente sein soll. Die ist Tradition.

Lily Chou-Chou ist  aber Schuld an der Pause. Eigentlich sollten hier Kritiken zum CAT III-Kultfilm “Sex & Zen” (der Name sagt schon alles) und zur “Capote”-Konkurrenz “Infamous” gepostet werden. Und dann kam Lily. Das wiederum sagt schon alles über Shunji Iwais Film aus. Ein bisschen verdirbt er einem halt den Magen. Im positivsten Sinne natürlich.

Zurück zum Alltag…